Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

III.2 Nebenflüsse und Nebengewässer

Tidewasserstände

Die ausbaubedingten Veränderungen der hydrologischen Verhältnisse in der Elbe können sich auch bis in ihre Nebenflüsse hinein fortsetzen, obwohl dort keine Ausbaumaßnahmen vorgenommen wurden. Je nach Lage des Nebenflusses im Elbeästuar wirkt sich die Veränderung der Tidedynamik unterschiedlich deutlich aus. Darüber hinaus weisen die Nebenflüsse hinsichtlich der Tidedynamik unterschiedliche Charakteristiken auf. Der Tideeinfluss ist in der Ilmenau, Este, Schwinge und Oste "künstlich" durch Bauwerke (z. B. Wehre) mit entsprechenden Reflexionswirkungen begrenzt. In der Lühe, Pinnau, Krückau und Stör hingegen wird der Tideeinfluss nicht durch feste Bauwerke begrenzt. Die meisten Elbnebenflüsse sind durch eine starke Gezeitendynamik im Mündungsbereich und stromauf stark abnehmende Wassertiefen geprägt. Die Wassertiefen nehmen zum Beispiel in Ilmenau, Este, Lühe, Pinnau und Krückau oberhalb der Einmündung in die Elbe kontinuierlich auf Werte von rund 2 bis 1 m unter MTnw ab, so dass die von der Elbe einschwingende Tide durch Reibungseinflüsse eine deutliche Dämpfung stromauf erfährt. Diese Reibungseinflüsse wirken in der Niedrigwasserphase aufgrund der dann geringen Wassertiefen in besonders intensiver Weise.

Ein entsprechendes Verhalten zeigen die Nebenflüsse auch hinsichtlich der in der UVU ermittelten ausbaubedingten Veränderungen aus der Tideelbe. Demnach wirken sich die ausbaubedingten Niedrigwasserabsenkungen der Tideelbe an den Mündungen der Elbnebenflüsse in vollem Maße aus, klingen jedoch stromauf deutlich ab. Die ausbaubedingten Veränderungen im Tidehochwasser setzen sich dagegen häufig nahezu in voller Größe stromauf bis zur Tidegrenze durch. Tabelle III.2-1 fasst die Prognosen zu den ausbaubedingten Änderungen der Tidewasserstände aus der UVU für die Nebenflüsse der Elbe zusammen.

Tab. III.2-1: UVU-Prognose der ausbaubedingten Veränderungen der Tidewasserstände in den Elbenebenflüssen

Nebenfluss Bereich Δ Thw [cm] Δ Tnw [cm]
  "worst case"   "worst case"
Ilmenau Ilmenau-Sperrwerk +3 bis +4 +4 -2 bis -3 6
Luhemündung - 1 bis -2 3
Schleuse Fahrenholz 0 0
Este Mündung +4 +5 -5 bis -6 -10
Moorende 1 -2
Buxtehude 1 -2
Lühe Mündung + 4 +5 5 -9
Straßenbrücke Steinkirchen + 4 +5 ±1 ±2
Horneburg + 3 +4 +1 +1
Daudieck (Aue) 0 0 0 0
Schwinge Mündung +3 +4 -4 -7
Straßenbrücke Klappbrücke
Stade -2 -4
Ruthenstrom Mündung +2 +4 -4 -6
Wischhafener Süderelbe Mündung +1 +2 -3 -4
Oste Mündung 0 0 -1 -2
Wedeler Au Mündung +4   -3 bis -5  
Pinnau Mündung + 3 +4 3 -7
Uetersen + 3 +4 0 bis +1 ±1
Pinneberg + 2 +3
Wulfmühle 0 0 0 0
Krückau Mündung +3 bis +4 +4 3 -6
BWStr - km 3,0 0 -1
Straßenbrücke B 5 + 3 3 0 0
Straßenbrücke BAB 23 0 0
Stör Mündung +1 +2 -3 -4
Breitenburg 0 0
Rensing
Hechthausen 0 0

Barnkruger Loch
Krautsander Binnenelbe

Im Rahmen des Beweissicherungsverfahrens zur Fahrrinnenanpassung sind gemäß Planfeststellungsbeschluss auch eine Reihe von Nebenflusspegeln zu betrachten. Eine Übersicht gibt Tabelle A.1.1-2 im Anlagenband. Aus Gründen der Übersichtlichkeit beschränkt sich die rechnerische Ermittlung der ausbaubedingten Wasserstandsänderungen in diesem Bericht zunächst auf die Elbe-Pegel. Generell können die ausbaubedingten Wasserstandsänderungen in den Nebenflüssen nicht größer sein als an ihren Mündungen in die Elbe. Insofern wird hier bezüglich der gemäß Planfeststellungsbeschluss durchzuführenden Schwellenwertbetrachtung der Tidewasserstände (Verfahren nach NIEMEYER, 1995) auf Kapitel III.1.1.1.1 verwiesen.

Weitere Beweissicherungsmessungen im Bereich der Nebenflüsse und Nebengewässer betreffen gemäß PF-Beschluss die Parameter Strömungsgeschwindigkeit (für die Nebenflüsse Este, Lühe, Wischhafener Süderelbe, Pinnau und Krückau) und Topographie (für alle Nebenflüsse).

Strömungen

Strömungsmessungen wurden in den zu betrachtenden Nebenflüssen (s. o.) seit 2000 einmal jährlich für mindestens die Dauer einer Tide an je vier Messpositionen durchgeführt, um anhand von Längsprofilen Veränderungen beschreiben zu können. Die Ergebnisse werden in den nachfolgenden Abschnitten wiedergegeben.

Topographie

Die Untersuchung der Topographie der Nebenflüsse und Nebengewässer geschieht durch Peilungen von Querprofilen im Abstand von ca. 100 m. Diese Peilungen wurden gemäß den Auflagen im PF-Beschluss im 2. Jahr nach Ausbauende (2002) durchgeführt und sind in der Datensammelstelle verfügbar. Darüber hinaus wurden ergänzend für Längsprofilbetrachtungen (jeweils an den tiefsten Stellen der Querprofile) alle verfügbaren Querprofile verwendet. Für die Auswertung der Querprofile wurde eine Auswahl herangezogen, für die möglichst auch Peilungen der vergangenen Jahre vorhanden sind. Da im unteren Bereich der Nebenflüsse und Nebengewässer ausbaubedingte Wirkungen eher zu erwarten sind als im Oberlauf, wurden hier die Abstände der Auswertequerschnitte enger gelegt. Betrachtet werden Querprofile:

  • im Abstand von 0,5 km auf den ersten 5 km ab der Mündung,
  • im Abstand von 1 km auf den Nebenflussabschnitten 5 - 10 km ab der Mündung und
  • im Abstand von 5 km auf den Nebenflussabschnitten 10 km ab der Mündung bis zur Tidegrenze.

Die Darstellungen der Profile (Längs- und Querprofile) sind auf der beiliegenden CD 3 im Einzelnen vorhanden. Eine Interpretation der Ergebnisse, soweit dies nach der ersten Messung im Vergleich zu Altdaten möglich ist, wird in den nachfolgenden Kapiteln gegeben. Dabei ist zu beachten, dass die Lage der Profile der Vergangenheit nicht immer exakt identisch ist mit denen der Peilungen im Jahre 2002. Soweit vorliegende Profilmessungen nicht weiter als 8 m auseinanderliegen, wurden sie in einer gemeinsamen Profilansicht dargestellt. Wenn also größere Differenzen in den Peilungen vorliegen, kann die Ursache u. a. auch sein, dass die Messungen über die Jahre nicht zu 100 % an derselben Stelle stattgefunden haben. Auch ist zu beachten, dass es erst ab 1998 durch den Einsatz von GPS-Messverfahren eine bedeutende Genauigkeitssteigerung in der Ortungstechnik gegeben hat, so dass die Werte ab 1999 insgesamt sehr viel genauer sind als die davor. Weiterhin änderten sich auch die Messverfahren über die Jahre von der Handlotung auf eine Lotung mit Tachymeter und Prismenstab bis hin zur GPS-gesteuerten exakten Echolotpeilung. Es ist daher davon auszugehen, dass nur die jüngeren Daten (nach 2000) als homogen angesehen werden können.