Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

Uferrenaturierung des Asseler Sand

Verantwortlich für die Planung, Ausführung und Erfolgskontrolle:
Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee, Moorweidenstr. 14, 20148 Hamburg

Grundeigentümer:
Bundeswasserstraßenverwaltung vertreten durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee

Lage:
Landkreis Stade, Gemeinde Drochtersen

Größe Maßnahmengebiet:
ca. 8,4 ha (lt. LBP-2008) (ca. 3,0 ha nach LAP des TdV)

Anrechenbarer Kompensations- und Kohärenzumfang
Kompensation:           10,52 (3,76) ha
Kohärenz:                      7,56 ha

Umgesetzte Kompensation- und Kohärenzsicherungsmaßnahmen

  • Rückbau vorhandener Uferbefestigungen (Deckwerke auf ca. 600 m Länge)
  • Herstellung von einer Uferschlenze mit Anschluss an Flachwasserbereich der Schwarztonnensander Nebenelbe

Beschreibung der Maßnahme

Entwicklungsziele

Erfolgskontrolle

Weiterführende Informationen

Das Bild zeigt einen Blick über das Ufer der Kompensationsfläche Richtung Süd-Osten (2023) Blick über das Ufer der Kompensationsfläche Richtung Süd-Osten (2023) Abbildung 1: Blick über das Ufer der Kompensationsfläche Richtung Süd-Osten (2023) Quelle: WSA Elbe-Nordsee

Beschreibung der Maßnahme

Die aquatische Kompensations- und Kohärenzsicherungsmaßnahme setzt sich aus den Teilmaßnahmen Schwarztonnensander Nebenelbe, Barnkruger Loch und die Uferschlenze am Ufer des Asseler Sandes zusammen. Das neue große und hochwertige Flachwasserbiotop erschließt einen artenreichen und ausstrahlungsfähigen „biologischen Stützpunkt“ für die gesamte Tideelbe und bietet mobilen Tierarten wichtigen Rückzugsraum, insbesondere Wasserlebewesen und Zug­ und Rastvögeln.

Im an die Schwarztonnensander Nebenelbe angrenzenden Vorland, dem Asseler Sand, wurden auf einem Streifen von 1200 m die Voraussetzungen für eine natürliche Uferentwicklung geschaffen. Dabei wurden 530 m vorhandener Uferbefestigungen rückgebaut. Die übrigen Flächen des Vorlandes wurden natürlichem Bewuchs mit Entwicklung von Hochstaudenfluren und Schilfröhrichten überlassen.

Die neue Uferschlenze weist eine Größe von ca. 19.300 m² auf und hat einen direkten Anschluss an den Flachwasserbereich der Nebenelbe. Diese Uferschlenze bietet damit einen guten Lebensraum insbesondere für Kleinorganismen und laichende Fische.

Die Schlenzensohle liegt ca. 50 cm unter dem mittleren Tideniedrigwasser, die Überlaufschwelle im Zulaufbereich ca. 1,5 m unter und 1,7 m über dem mittleren Tideniedrigwasser. Die Schlenze steht stetig unter Tideeinfluss und fallt dabei aber nicht gänzlich trocken. Im Randbereich sorgt eine Böschungsneigung von 1:10 für differenzierte Lebensräume mit unterschiedlichen Wasserständen bzw. Überflutungszeiten. Die übrigen Flächen des Vorlandes werden natürlichem Bewuchs mit Entwicklung von Hochstaudenfluren und Schilfröhrichten überlassen.

Das Bild zeigt eine Übersicht über die umgesetzten Flächen von Uferrenaturierung und Schlenze Übersicht über die umgesetzten Flächen von Uferrenaturierung und Schlenze Abbildung 2: Übersicht über die umgesetzten Flächen von Uferrenaturierung und Schlenze Quelle: WSA Elbe-Nordsee

Entwicklungsziele

Grundlegendes Ziel der Kompensations- und Kohärenzmaßnahme ist die nachhaltige Entwicklung des Gebiets als Flachwassersystem und biologisches Ausbreitungszentrum für aquatische Lebensgemeinschaften inklusive der positiven Wechselwirkungen für andere biotische Schutzgüter. Dabei soll die Förderung von Durchgängigkeit bzw. Durchströmbarkeit der Flachwassergebiete diese zu guten (Teil-) Lebensräumen für etliche ästuartypische Tier- und z. T. auch Pflanzenarten aufwerten.

Für die Maßnahme Asseler Sand wurden im Detail folgende Ziele bzw. Maßnahmen vor allem mit Fokus auf die aquatische Lebensgemeinschaften festgelegt[1]:

  • Schaffung Entwicklung wasserführender Flachwasserlebensräume mit typischer Zonierung sowie teilweise überschwemmter Schlickflächen mit Schilfröhrichten im Uferbereich
  • Wiederherstellung und Förderung der natürlichen Vielfalt der Vegetationsstrukturen
  • Herstellung einer ökotonen horizontalen und vertikalen Verzahnung des Supralitorals mit dem Eu- und Sublitoral durch die naturnahe Entwicklung der Uferschlenze
  • Förderung des Flachwasserlebensraums als biologischer Stützpunkt für die Ausbreitung und als Lebensstätte für Larvenstadien der Fischarten, schwimmende Krebse (Mysidaceen), Phytoplankton und Makrozoobenthos in Verbindung mit dem Vorhandensein günstiger Lebensbedingungen (gute Sauerstoffverhältnisse; warmes, lichtdurchflutetes Wasser)

Das Bild zeigt eine Uferschlenze während der Baumaßnahmen Blickrichtung Nord-West (2020) Uferschlenze während der Baumaßnahmen Blickrichtung Nord-West (2020) Abbildung 3: Uferschlenze während der Baumaßnahmen Blickrichtung Nord-West (2020) Quelle: WSA Elbe-Nordsee

Erfolgskontrolle 

Als Kontroll- und Steuerungselement zur Sicherung der oben genannten Erhaltungs- und Entwicklungsziele der Uferschlenze, werden Daten zu folgenden Indikatoren erhoben:

  • Topographie: Ausdehnung von Flachwasserbereichen und Wattflächen
  • Gewässerkennwerte: Sauerstoffgehalt und Temperatur im Vergleich zur Schwarztonnensander Nebenelbe und Hauptstrom
  • Benthosfauna: Artenzusammensetzung, Abundanzen und Dominanzen
  • Fischfauna: Artenzusammensetzung, Abundanzen und Dominanzen
  • Sonstiges: Weitere, nach Bedarf festzulegende Kriterien wie z. B. die Ausdehnung und Qualität ästuartypischer Vegetation

Im Vergleich mit einem vor der Umsetzung erhobenen Referenzwert sowie den parallel erhobenen Werten im Hauptstrom kann der Soll-Zustand dokumentiert werden. Diese Erfassung erstreckt sich zunächst über einen Zeitraum von zwei Jahren. Eine erneute Durchführung des Monitoringprogrammes nach 5-6 Jahren ist angedacht. Insgesamt läuft die Kompensations- und Kohärenzverpflichtung 25 Jahre.

Im Detail ergeben sich folgende Erfolgskontrollen:

Einmal jährlich im Frühjahr wurde durch eine Peilung die Gewässertopographie aufgenommen. Ebenso wurde die flächenhafte Erfassung der Geländehöhen und der Vegetation im Bereich der Schlenze durchgeführt. Eine positive Wirkung im Sinne der Zielerreichung, wurde durch einen Schwellenwert beurteilt. Bei über 30% Verlust der hergestellten dauerhaften Wasserfläche (Flachwasserzone ohne Watt) würde über ergänzende notwendige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen entschieden.

Die Gewässerkennwerte wurden im Rahmen des Monitorings für den gewässerökologischen Kennwert (Fischfauna) mit aufgenommen. Hierbei wurden über mobile Sonden u.a. der Sauerstoffgehalt, die Trübung und der Chlorophyllgehalt gemessen. Relevant war insbesondere der Sauerstoffgehalt im Vergleich mit der Schwarztonnensander Nebenelbe und dem Hauptstrom, um ggf. die Funktion des Gewässers als Rückzugsgebiet für Fische bei Sauerstoffmangelsituationen im Hauptstrom bewerten zu können; evtl. auch die Wassertemperatur, da relativ hohe Temperaturen die Funktion als Reproduktionsgebiet fördern.

Der Ist-Zustand für die Benthosfauna bezieht sich auf die Beprobungen, die im Jahr 2019 vor der Vertiefung für die Maßnahme Schwarztonnensander Nebenelbe mittels 4 Beprobungen erhoben wurden. Nach der Umsetzung wurde in den Jahren 2022 und 2023 entlang eines Transekts mit zwei Stationen zu je drei Parallelproben der Soll-Zustand aufgenommen, wobei bei einem Erfolg der Maßnahme mit einer Zunahme der Individuendichten der elbtypischen Flachwasserarten gerechnet wird.

Das Bild zeigt das Probenahmetransekt Makrozoobenthos in der Uferschlenze (2024) Probenahmetransekt Makrozoobenthos in der Uferschlenze (2024) Abbildung 4: Probenahmetransekt Makrozoobenthos in der Uferschlenze (2024) Quelle: WSA Elbe-Nordsee

Die Erfassung für die Fischfauna erfolgte ebenfalls in den zwei aufeinander folgenden Jahren, wobei pro Jahr an zwei Kampagnen mit zwei Zugnetzhols und vier Ringnetzhols gefischt wird. Für die Beurteilung der Zielerreichung relevant waren insbesondere die Artenzusammensetzung sowie die Abundanzen und Dominanzen der in der Uferschlenze erfassten Fischarten und Altersstadien im Vergleich mit den Ergebnissen aus der Schwarztonnensander Nebenelbe und dem Hauptstrom.

Das weitere Vorgehen wird in Abstimmung mit den zuständigen Naturschutzbehörden in einer Arbeitsgruppe Erfolgskontrolle konkretisiert.

Innerhalb der AG werden Handlungsoptionen zum Erreichen bzw. zur Wiederherstellung der Kompensations- und Kohärenzziele ausgetauscht, wobei der Fokus auf Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen liegt. Diese müssen den Belangen des Naturschutzes dienen. Über eventuell notwendige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen wird gemeinsam entschieden. Handlungsoptionen können sich nur auf Pflegemaßnahmen am Gewässerprofil und auf die Sicherung der Durchgängigkeit / Durchströmbarkeit beziehen.

Weiterführende Informationen

Zum Flyer.

Zu den Videos.

Zu den Berichten über die Ergebnisse aus der Erfolgskontrolle.

Die im Rahmen der Erfolgskontrolle erhobenen GIS-Daten können über das Portal Tideelbe abgerufen werden.

Quelle:

[1] IBL & IMS, 2008 / BRD & FHH, 2010; IBL, 2010