Allwördener Außendeich - Mitte
Verantwortlich für die Planung, Ausführung und Erfolgskontrolle:
Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee, Moorweidenstr. 14, 20148 Hamburg
Grundeigentümer:
Bundeswasserstraßenverwaltung vertreten durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee
Lage:
Landkreis Stade, Gemeinden Wischhafen und Freiburg (Elbe)
Größe Maßnahmengebiet:
121,38 ha (lt. LBP/E = 121,43 ha)
Anrechenbarer Kompensations- und Kohärenzumfang
Kompensation: 140,99 ha
Kohärenz: 81,23 ha
Umgesetzte Kompensation- und Kohärenzsicherungsmaßnahmen
- Extensivierung der Grünlandnutzung
- Neuanlage von Prielen
- Anschluss von Senken
- Einstellung der Grüppenentwässerung
- Bau von Fluchtwurten
- Entwicklung von Auengehölzen
- Einrichtung eines Eigenjagdbezirkes
Beschreibung der Maßnahme
Entwicklungsziele
Erfolgskontrolle
Weiterführende Informationen
Abbildung 1: Natürliche Sukzession am Ufer in Blickrichtung Norden (2020) Quelle: WSA Elbe-Nordsee
Beschreibung der Maßnahme
Auf den beiden Flächen im Allwördener Außendeich (Mitte und Süd) stehen als ökologische Ziele die Verbesserung ästuartypischer Lebensräume für Pflanzen und Tiere im Fokus. Dies wertet auch den Gesamtlebensraumtyp Elbeästuar mit allen Wechselwirkungen seiner Elemente auf.
Um das zu erreichen, wird der Tide mehr Einfluss gegeben. So finden Wat- und Wasservögel bessere Rast- und Brutbedingungen. Auch das artenreiche feuchte und wechselfeuchte Marschgrünland kann sich leichter entwickeln. Integraler Bestandteil des Konzepts ist die bereits laufende extensive Gründlandbewirtschaftung einschließlich Beweidung.
Die Flächen liegen im Naturschutzgebiet Elbe und Inseln, sind als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen und gehören zum FFH-Gebiet Unterelbe. Geschützt sind sie auch als Feuchtgebiet internationaler Bedeutung und sie sind Teil einer der letzten größeren zusammenhängenden Außendeichsbereiche an der Unterelbe.
Im Allwördener Außendeich Mitte entstand auf 121,4 ha ein abwechslungsreiches Tide-Biotop mit einem neuen Prielsystem. Tidetümpel bilden attraktive Wasserflächen mit großem Einfluss der Gezeiten, Kleingewässer in den höher gelegenen Flächen dagegen Lebensraum mit geringerer Tidewirkung. Ganz sich selbst überlassen (natürliche Sukzession) wird ein Streifen entlang der Elbe.
Abbildung 2: Umgesetzte Maßnahmen (2020) Quelle: WSA Elbe-Nordsee
Im Detail ergänzen zwei Prieläste den vorhandenen Marschpriel zu einem Prielsystem, das auf die ganze Fläche wirkt. Um der Tide mehr Raum zu geben, wurden einige Gräben aufgeweitet, vertieft und Grüppen an sie angeschlossen, andere Gräben dagegen nicht mehr unterhalten oder abgedämmt. Sechs Kleingewässer mit jeweils mehr als 25 m² Wasserfläche und vier Tidetümpel entstanden auf der Fläche. Uferbefestigungen aus lose geschütteten Ziegel- und Betonsteinen wurden entfernt. Neue Grabenüberfahrten, die Erhöhung der Triftwege und der Ersatz einer Brücke im Süden stellen die Bewirtschaftung der Fläche und Fluchtwege für das Vieh bei Hochwasser sicher. An zwei Stellen wurde die Grabenüberfahrten so gestaltet, dass Graben bzw. Priel ungehindert darunter hindurch fließen können.
Die Priele und Gräben werden im Maßnahmengebiet bis auf die Deichentwässerungsgräben des Hauptdeiches zukünftig nicht mehr unterhalten. Durch die teilweise Abdämmung wird der Tidestrom konzentriert.
Entwicklungsziele
Für das Gebiet Allwördener Außendeich-Mitte wurden folgende Ziele bzw. Maßnahmen festgelegt: [1]
Auf der Fläche geht es um die Verbesserung ästuartypischer Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Dies wertet auch den Gesamtlebensraumtyp Elbeästuar mit allen Wechselwirkungen seiner Elemente auf.
Abbildung 3: Sommerdeichöffnung und Grüppenanschlüsse (2024) Quelle: WSA Elbe-Nordsee
Im Detail wurden für das Maßnahmengebiet Allwördener Außendeich-Mitte in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde des Landkreises Stade folgende Ziele vereinbart:
- Erhalt und Entwicklung mesophiler, artenreicher feuchter und wechselfeuchter, Marschgrünländer
- Verbesserung des Bruterfolges und der Eignung als Rastlebensraum für Wat- und Wasservögel
- Erhöhung des Tidehochwassereinflusses für die Entwicklung von ästuartypischen Lebensräumen
- Entwicklung von Auengehölzen in freier Sukzession
- Verbesserung des Erhaltungszustandes des Lebensraumtyps Ästuare (LRT 1130)
Abbildung 4: Tidetümpel und Sukzessionsstreifen (2024) Quelle: WSA Elbe-Nordsee
Erfolgskontrolle
Als Kontroll- und Steuerungselement zur Sicherung der oben genannten Erhaltungs- und Entwicklungsziele, werden vegetationskundliche, avifaunistische, fischfaunistische und landschaftsökologische Daten vom Ist-Zustand vor der Maßnahmenumsetzung sowie Daten aus Kartierungen nach der Umsetzung der Maßnahmen herangezogen.
Folgende Indikatoren dienen dabei neben dem Nachweis des Erfolgs der Maßnahmen auch der Sicherung der Kohärenz des Lebensraumtyps 1130 (Ästuarien):
- Zunahme der regelmäßig von der Tide erreichten Flächen und der Bereiche mit episodischen Überstauungen
- Erhöhung der Dynamik an bestehenden und neu geschaffenen Gräben und Prielstrukturen
- qualitative Entwicklung des Marschengrünlands
- Zunahme weiterer ästuartypischer Biotoptypen, wie beispielsweise Röhricht, Hochstaudenfluren und Auwald im Bereich der Uferlebensräume
- positiver Trend in der Bestandsentwicklung der floristischen Indikatorarten
- positiver Trend in der Bestandsentwicklung von typischen Wiesen-Brutvögeln und Bruterfolg ausgewählter Arten
- positive Entwicklung der charakteristischen Fischarten in Hinblick auf die Arten-zusammensetzung, Abundanzen und Dominanzstruktur
- extensive landwirtschaftliche Nutzung
- ungenutzte Bereiche unter ungestörter Sukzession
Für die Aufnahme der Daten nach Umsetzung der Maßnahmen wird im Zeitraum März-April in jedem Untersuchungsjahr eine Befliegung durchgeführt. Die Luftbilder werden im Zuge der dynamischen Funktionskontrolle visuell zur zeitnahen Steuerung und Optimierung von Vernässungsmaßnahmen genutzt. Für die weiteren Funktionskontrollen erfolgt eine quantitative Auswertung.
Die bestehende Vermessung an Prielstrukturen und Gräben wird im 4. und 10. Jahr nach Maßnahmenumsetzung wiederholt. Bei zwischenzeitlichen Begehungen der Gebiete werden unerwünschte Verlandungstendenzen dokumentiert.
Für die Aufnahme der vegetationskundlichen Indikatioren werden in den Jahren 1, 3, 5, 7 und 10 nach Umsetzung der baulichen Maßnahmen Vegetationsaufnahmen auf Probeflächen durchgeführt und die Nutzungsintensität eingeschätzt. Zeitgleich dazu wird die Vegetation auf Linientransekten und Parzellen Dauerflächen erfasst.
In den Jahren 1, 5, und 10 nach Umsetzung der baulichen Maßnahmen wird eine flächendeckende Biotoptypenkartierung durchgeführt und zusätzlich die Vegetation ausgewählter Gräben- und Kleingewässer dokumentiert.
Abbildung 5: Elemente der vegetationskundlichen Funktionskontrollen im Maßnahmengebiet. Kartengrundlage nach SWECO (2016a, b). Quelle: WSA Elbe-Nordsee
Für die Aufnahme der avifaunistischen Indikatoren wird jährlich eine punktgenaue Revierkartierung (fünf Tag- und zwei Dämmerungs- bzw. Nachtbegehungen) aller anwesenden Brutvogelarten durchgeführt.
In den Jahren 2, 3, 4 und 5 nach Umsetzung der Maßnahmen erfolgt außerdem im Zeitraum von Anfang Mai bis etwa Mitte Juli 1x pro Woche die Ermittlung des Bruterfolgs der drei repräsentativ ausgewählten Wiesenlimikolenarten Uferschnepfe, Kiebitz und Rotschenkel.
Für die Aufnahme der fischfaunistischen Indikatoren erfolgt alle zwei Jahre bis ins 10. Jahr die Erfassung der juvenilen Stadien im Frühjahr und Sommer, sowie die Erfassung der adulten Stadien über das Frühjahr bis in den Herbst hinein mittels Senknetz, bzw. per Elektrobefischung an insgesamt 8 Streckenabschnitte mit einer Länge von ca. 200 m.
Abbildung 6: Übersicht der Monitoringstationen- und strecken im Maßnahmengebiet. Kartengrundlage nach SWECO (2016a). Quelle: WSA Elbe-Nordsee
Das weitere Vorgehen sowie Anpassungen an den Maßnahmen wird in Abstimmung mit den zuständigen Naturschutzbehörden in einer Arbeitsgruppe (AG) Erfolgskontrolle konkretisiert.
Innerhalb der AG werden Handlungsoptionen zum Erreichen bzw. zur Wiederherstellung der Kompensations- und Kohärenzziele ausgetauscht, wobei der Fokus auf Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen liegt. Diese müssen den Belangen des Naturschutzes dienen.
Über eventuell notwendige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen wird gemeinsam entschieden. Handlungsoptionen können sich nur auf Pflegemaßnahmen am Gewässerprofil und auf die Sicherung der Durchgängigkeit / Durchströmbarkeit beziehen.
Weiterführende Informationen
Zum Flyer.
Zu den Videos.
Zu den Berichten über die Ergebnisse aus der Erfolgskontrolle.
Die im Rahmen der Erfolgskontrolle erhobenen GIS-Daten können über das Portal Tideelbe abgerufen werden.
Quelle:
[1] LBP/E (IBL 2010a), Ergänzungsstudie der FFH-Verträglichkeitsprüfung (IBL 2010b), Landschaftspflegerische Ausführungspläne (LAPs) (SWECO 2016a, b)