Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

Schwarztonnensander Nebenelbe

Verantwortlich für die Planung, Ausführung und Erfolgskontrolle:
Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee, Moorweidenstr. 14, 20148 Hamburg

Grundeigentümer:
Bundeswasserstraßenverwaltung vertreten durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee

Lage:
Landkreis Stade, Gemeinde Drochtersen

Größe Maßnahmengebiet:
200,00 ha (lt. LBP-2008)

Anrechenbarer Kompensations- und Kohärenzumfang
Kompensation:         460,94 ha
Kohärenz:                  143,10 ha

Umgesetzte Kompensation- und Kohärenzsicherungsmaßnahmen

  • Durchgehende Vertiefung der Schwarztonnensander Nebenelbe auf Solltiefe von NHN -3,0 m
  • Schaffung von ca. 77 ha Watt auf NHN -3,0 m (Flachwasser)
  • Schaffung von ca. 29 ha verlandetes Flachwasser auf NHN - 3,0 m

Beschreibung der Maßnahme

Entwicklungsziele

Erfolgskontrolle

Weiterführende Informationen

Das Bild zeigt den Blick bei Ebbe vor der Baumaßnahme über die Schwarztonnensander Nebenelbe Richtung Osten (2020) Schwarztonnensander Nebenelbe - Blick bei Ebbe vor der Baumaßnahme Richtung Osten Abbildung 1: Blick bei Ebbe vor der Baumaßnahme über die Schwarztonnensander Nebenelbe Richtung Osten (2020) Quelle: WSA Elbe-Nordsee

Beschreibung der Maßnahme

Die aquatische Kompensations- und Kohärenzsicherungsmaßnahme setzt sich aus den Teilmaßnahmen Schwarztonnensander Nebenelbe, Barnkruger Loch und die Uferschlenze am Ufer des Asseler Sandes zusammen. Das neue große und hochwertige Flachwasserbiotop erschließt einen artenreichen und ausstrahlungsfähigen „biologischen Stützpunkt“ für die gesamte Tideelbe und bietet mobilen Tierarten wichtigen Rückzugsraum, insbesondere Wasserlebewesen und Zug­ und Rastvögeln.

Die Baggerarbeiten erfolgten von Süden aus, und zwar mit Rücksicht auf die benachbarten Naturschutzgebiete durch besonders präzise und schonend arbeitende Löffelbagger auf Stelzenpontons. Es waren maximal 4 Bagger gleichzeitig im Einsatz. Das Baggern war anfangs in jeder Tide nur ca. 4 Stunden rund um das Hochwasser möglich, weil der Wasserstand noch nicht ausreichte. Schuten transportierten das Baggergut zur Unterwasserablagerungsfläche Scheelenkuhlen.

Die stark verlandete Schwarztonnensander Nebenelbe wurde durchgehend zwischen dem südlichen und nördlichen Ufer auf Normalhöhennull (NHN) -3,00 m und im Randbereich zwischen NHN -1,60 m und NHN -2,50 m vertieft und besser an den Hauptstrom angebunden. Eine neue Strömungsrinne von 6 km Länge und mind. 100 m Breite entstand. Damit wurden bisher trocken fallende Gebiete in ihrem stromauf gelegenen Abschnitt, wie in Abbildung 1 zu sehen, wieder während des gesamten Tidezyklus überflutet.

Das Bild zeigen den Peilplan des östlichen Endes der Schwarztonnensander Nebenelbe nach Fertigstellung der Baumaßnahmen (2021) Peilplan des östlichen Endes der Schwarztonnensander Nebenelbe Abbildung 2: Peilplan des östlichen Endes der Schwarztonnensander Nebenelbe nach Fertigstellung der Baumaßnahmen (2021) Quelle: WSA Elbe-Nordsee

Entwicklungsziele

Grundlegendes Ziel der Kompensations- und Kohärenzmaßnahme ist die nachhaltige Entwicklung der Nebenelbe als Flachwassersystem und biologisches Ausbreitungszentrum für aquatische Lebensgemeinschaften inklusive der positiven Wechselwirkungen für andere biotische Schutzgüter. Dabei soll die Förderung von Durchgängigkeit bzw. Durchströmbarkeit der Flachwassergebiete diese zu guten (Teil-) Lebensräumen für etliche ästuartypische Tier- und z. T. auch Pflanzenarten aufwerten.

Für die Maßnahme Schwarztonnensander Nebenelbe wurden im Detail folgende Ziele bzw. Maßnahmen vor allem mit Fokus auf die aquatische Lebensgemeinschaften festgelegt[1]:

  • Schaffung von Lebensraumqualität durch die Entwicklung von biologischen Ausbreitungszentren, welche zu einer Vernetzung der Populationen und damit zur Ausbildung einer artenreichen Gemeinschaft führen.
  • Entwicklung des Flachwassersystems als Lebensraum für Makrozoobenthosarten und Schaffung von Wachstumszonen für benthische und planktische Algen.
  • Erhöhung der Individuenzahlen von Fischarten durch die Vergrößerung des Wasserkörpers
  • Stärkung der Funktion als Rückzugsraum für Fische bei z.B. anthropogenen Störungen bzw. bei Sauerstoffmangelverhältnissen im Hauptstrom.
  • Förderung der Jungfischfauna durch die Herstellung von Flachwasserzonen
  • Wiederherstellung von Flachwasserbereichen und einer auch bei mittlerem Tideniedrigwasser durchgängigen, gut durchströmten Nebenelbe, die durch frühere anthropogene Überformungen beeinträchtigt wurde.
  • Schaffung eines störungsfreien Wanderkorridors für Wanderfischarten.
  • Schaffung von Lebensraumstrukturen, die im Elbästuar selten sind, tendenziell abnehmen und eine besonders hohe Bedeutung für die aquatischen Lebensgemeinschaften haben.
  • Überlassung dieser Strukturen der natürlichen Morphodynamik und der Besiedelung durch die aquatischen Lebensgemeinschaften.
  • Verbesserung des Arteninventars dahingehend, dass sich charakteristische Makrozoobenthos- und Fischarten des Tideästuars Elbe ansiedeln.
  • Schaffung von Lebensraumqualität durch die Entwicklung von biologischen Ausbreitungszentren, welche zu einer Vernetzung der Populationen und damit zur Ausbildung einer artenreichen Gemeinschaft führen.
  • Stärkung der gefährdeten Makrozoobenthosarten durch eine bessere Durchströmbarkeit der Nebenelbe in Kombination mit einer Zunahme der Sedimentqualität.
  • Schaffung von Wachstumszonen für benthische und planktische Algen.
  • Verbesserung in Richtung einer Fischfaunastruktur des Tideästuars Elbe mit dem Nachweis der charakteristischen Fischarten.
  • Verbesserung des Nahrungsangebotes und Schaffung von Aufwuchs- und Nahrungshabitaten durch die Renaturierung des Ufers in Verbindung mit der Schaffung von Flachwasserzonen.

Das Bild zeigt den Blick bei Ebbe über die Schwarztonnensander Nebenelbe Richtung Nordwesten (2020) Blick bei Ebbe über die Schwarztonnensander Nebenelbe Richtung Nordwesten (2020) Abbildung 3: Blick bei Ebbe über die Schwarztonnensander Nebenelbe Richtung Nordwesten (2020) Quelle: WSA Elbe-Nordsee

Erfolgskontrolle

 Als Kontroll- und Steuerungselement zur Sicherung der oben genannten Erhaltungs- und Entwicklungsziele, werden Daten zu folgenden Indikatoren erhoben:

  • Topographie: Ausdehnung von Flachwasserbereichen und Volumen des Wasserkörpers
  • Gewässerkennwerte: Sauerstoffgehalt und Temperatur im Vergleich zum Hauptstrom
  • Benthosfauna: Artenzusammensetzung, Abundanzen und Dominanzen
  • Fischfauna: Artenzusammensetzung, Abundanzen und Dominanzen

Im Vergleich mit einem vor der Umsetzung erhobenen Referenzwert sowie den parallel erhobenen Werten im Hauptstrom kann der Soll-Zustand dokumentiert werden. Diese Erfassung erstreckt sich zunächst über einen Zeitraum von zwei Jahren. Eine erneute Durchführung des Monitoringprogrammes nach 5-6 Jahren ist angedacht. Insgesamt läuft die Kompensations- und Kohärenzverpflichtung 25 Jahre.

Im Detail ergeben sich folgende Erfolgskontrollen:

Einmal jährlich im Frühjahr wurde durch eine Peilung die Gewässertopographie aufgenommen. Eine positive Wirkung im Sinne der Zielerreichung, wurde durch einen Schwellenwert beurteilt. Bei über 20% Abnahme des Flachwasserbereichs würde über ergänzende notwendige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen entschieden. 

Im ersten Jahr nach dem Ausbau wurde eine Messtonne im stromab gelegenen Teil der Nebenelbe ausgelegt, um die Parameter Strömungsgeschwindigkeit, Strömungsrichtung, Trübung (Schwebstoffgehalt), Salinität, elektrische Leitfähigkeit, Wassertemperatur und Sauerstoffgehalt aufzunehmen. Für die Beurteilung der Zielerreichung relevant waren insbesondere Strömungsgeschwindigkeiten und Sauerstoffgehalte im Vergleich zu Messungen im Hauptstrom. Bei über 20% Abweichung würde über ergänzende notwendige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen entschieden. 

Der Ist-Zustand für die Benthosfauna wurde im Jahr 2019 vor der Vertiefung mittels 4 Beprobungen erhoben, um auch die jahreszeitlichen Schwankungen zu berücksichtigen. Nach der Vertiefung wurde in den Jahren 2022 und 2023 der Soll-Zustand aufgenommen, der möglichst eine typische Flachwasserbenthosfauna zeigen soll. 

Die Ist-Zustandserfassung für die Fischfauna erfolgte in den Jahren 2015 und 2017. Für die Beurteilung der Zielerreichung relevant sind insbesondere die Artenzusammensetzung sowie die Abundanzen und Dominanzen der erfassten Fischarten und Altersstadien im Vergleich mit den Ergebnissen aus der Ist-Zustandserfassung. Auch diese Datenaufnahme wurde zunächst 2022 und 2023 über zwei Jahre durchgeführt und wird 2025 durch ein zusätzliches Monitoring auf Basis von Ringnetzproben und „Hamenfängen“ validiert.

Das weitere Vorgehen wird in Abstimmung mit den zuständigen Naturschutzbehören in einer Arbeitsgruppe Erfolgskontrolle konkretisiert. 

Innerhalb der AG werden Handlungsoptionen zum Erreichen bzw. zur Wiederherstellung der Kompensations- und Kohärenzziele ausgetauscht, wobei der Fokus auf Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen liegt. Diese müssen den Belangen des Naturschutzes dienen. Über eventuell notwendige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen wird gemeinsam entschieden. Handlungsoptionen können sich nur auf Pflegemaßnahmen am Gewässerprofil und auf die Sicherung der Durchgängigkeit / Durchströmbarkeit beziehen.

Weiterführende Informationen

Zum Flyer.

Zu den Videos.

Zu den Berichten über die Ergebnisse aus der Erfolgskontrolle.

Die im Rahmen der Erfolgskontrolle erhobenen GIS-Daten können über das Portal Tideelbe abgerufen werden.

Quelle:

[1] nach 1. Planänderungsunterlage (I) Teil 4 Landschaftspflegerischer Begleitplan (LBP) vom 31. Juli 2008 (IBL & IMS 2008), Tabelle 8-2 und 2. Planänderungsunterlage II Teil 4, Fachbeitrag zur Eingriffsregelung (LBPÄnderung) vom 14.12.2009 (IBL 2009), Tabelle 6-1.