Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

2.2 Bodendenkmale

Bodendenkmale sind mit dem Boden verbundene oder im Boden verborgene Sachen, Sachgesamtheiten und Spuren von Sachen, die von Menschen geschaffen oder bearbeitet wurden oder Aufschluß über menschliches Leben in vergangener Zeit geben und deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Bedeutung von öffentlichem Interesse ist.

Schleswig-Holstein

Als Bodendenkmale finden sich im schleswig-holsteinischen Teil des Untersuchungsgebietes sowohl historische Deiche als auch untergegangene Siedlungen und Warften/Wurten (nachfolgend nur als Wurten [nordd.] bezeichnet). Die Daten zu den Bodendenkmalen wurden vom Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein in Text und Karte übermittelt.

Niedersachsen

Die Ausführungen zu den Bodendenkmalen im niedersächsischen Teil des Untersuchungsgebietes stützen sich auf schriftliche Mitteilungen und Karten des niedersächsischen Institutes für Denkmalpflege Außenstelle für den Regierungsbezirk Lüneburg. Es handelt sich überwiegend um historische Deiche, Wurten und Siedlungsstellen. Geowissenschaftliche Objekte sind der Karte der Schutzwürdigen Geowissenschaftlichen Objekte 1:200.000, Blatt CC 3118 Hamburg West entnommen.

Hamburg

Die Ausführungen zu den Bodendenkmalen im Hamburger Teil des Untersuchungsgebietes stützen sich auf eine schriftliche Mitteilung des Hamburger Museums für Archäologie und die Geschichte Harburgs - Helms Museum - Abteilung Bodendenkmalpflege sowie dem Denkmalschutzamt Hamburg.

Die Bodendenkmale im Untersuchungsgebiet werden zur besseren Übersicht den folgenden Objekttypen zugeordnet. Diese Objekttypen fassen Kulturgüter mit gleicher oder ähnlicher Ausprägung zusammen. Eine einzelne Beschreibung der Bodendenkmale erfolgt in der Tabelle A-2 im Anhang.

o Historische Deiche:

Die ersten Deiche im Untersuchungsgebiet werden allgemein für das 12. bis 14. Jahrhundert angenommen. Sie sind an das Vorhandensein einer ehemaligen geschlossenen Deichlinie gebunden. Im Schutz zusammenhängender Schutzdeiche setzte alsbald eine rege Siedlungstätigkeit ein, denn nur in diesem Schutz konnte sie ihre kolonisationsfördernde Wirkung erfüllen. Der heutige Landesschutzdeich an der Elbe überlagert vielfach den mittelalterlichen Elbdeich. Auch diese unter dem heutigen Elbdeich liegenden Deichreste sind Kulturdenkmale (teilweise in das Denkmalbuch eingetragen).

Abb. 17: Historische Deiche: Elbdeich, z.T. mit Berme und Graben, von Wischhafen bis Wethe (vgl. Nr. 264 in Tab. A-2 im Anhang)

 

o Wurten/Warften:

Hierbei handelt es sich um aufgeschüttete oder aufgehöhte Erdhügel, die als Wohnplatz dienten oder dienen. Sie boten durch die erhöhte Lage Schutz vor Sturmfluten. Sie geben Zeugnis von der frühen Siedlungsgeschichte in den betreffenden Bereichen. Nachfolgend werden Wurten und Warften (nur nordfriesisch) als Wurten (allg. nordd.) bezeichnet.

Abb. 18:Wurt, westlich der Wischhafener Süderelbe (vgl. Nr. 255 in Tab. A-2 im Anhang)

 

o Untergegangene Siedlungen:

Aus alten Quellen bekannte Kirchspiele, die durch Hochwasser ständig bedroht waren oder überflutet wurden. Kirchspiel sind eine regionale, insbesondere in Norddeutschland übliche Bezeichnung für Pfarrgemeinde, Gemeinde als unterste Stufe der kirchlichen Territorialgliederung. Der Begriff wurde früher im Sinne von Amt/Gemeindeverband verwendet, nachfolgend wird der Begriff Siedlung benutzt. Die Siedlungen wurden entweder vor einer drohenden Überflutung aufgelassen oder direkt durch ein Hochwasserereignis zerstört. Es finden sich heute noch einige Siedlungsgegenstände, wie Gebrauchsgüter, Grundmauern und Wälle, die Aufschluß über historische Lebensweisen geben können. Innerhalb des Untersuchungsgebietes liegen untergegangene Siedlungen teils über, teils unter MThw, die ebenfalls als Bodendenkmale eingestuft werden. Auf die unter Wasser befindlichen Fundbereiche und -horizonte wird im Gutachen zu den marinen Kulturgütern (MATERIALBAND XI) gesondert eingegangen.

Abb. 19:Untergegangene Siedlungen: Kloster Ivenfleth, südlich der Störmündung (vgl. Nr. 116 in Tab. A-2 im Anhang)

 

o Steinzeitliche Fundplätze:

In erster Linie sind sie aufgrund ihre prähistorischen Stellung von Bedeutung. In bestimmten Horizonten werden immer wieder vorgeschichtliche Artefakte gefunden, die Zeugnis einer früheren Besiedlung ablegen. Das Steilufer bei Wittenbergen, das sogenannte "Schulauer Ufer" ist zusätzlich auch von geologischer Bedeutung.

Abb. 20:Fundplätze: Beispiel für Fundstücke aus dem Untersuchungsgebiet, Flintartefakte

Abb. 21:Fundplätze: Beispiel für Fundstücke aus dem Unter- suchungsgebiet, Geweihgerät (T-Axt)

o Geowissenschaftliche Objekte:

Schutzwürdige geowissenschaftliche Objekte.

Diese Objekttypen der Bodendenkmale innerhalb des Untersuchungsgebietes werden zur Kartendarstellung herangezogen.

Insgesamt sind 92 zu den Bodendenkmalen gehörige Kulturgüter beschrieben (vgl. Tab. A-2) und in der Karte dargestellt. Generell kann gesagt werden, daß diese Zeugnisse menschlichen Handels eines älteren Ursprungs sind als die oben genannten Baudenkmale. Die nachfolgende Tabelle gibt eine Auflistung der Anzahl der Objekttypen an den gesamten erfaßten Bodendenkmalen wieder.

Tab. 2:Anzahl der einzelnen Objekttypen an den Bodendenkmalen

Objekttyp Anzahl der beschriebenen und dargestellten Eintragungen      
  gesamt S-H Nds HH
Historische Deiche 27 Objekte 13 12 2
Wurten 49 Objekte 6 42 1
Untergegangene Siedlungen 14 Objekte 9 5 -
Geowissenschaftliche Objekte 1 Objekt - 1 -
Steinzeitliche Fundstelle 1 Objekt - - 1

Die historischen Deiche im Untersuchungsgebiet befinden sich zumeist an den Nebenflüssen der Elbe. Besonders lange und zusammenhängende Deichstrecken sind an den Flüssen Stör, Lühe und Este im Untersuchungsgebiet zu finden. Durch die umfangreichen Vordeichungen in den 1960er - 70er Jahren entlang der Elbe liegen die ehemaligen (historischen) Elbdeiche, sofern heute noch vorhanden, hinter den Landesschutzdeichen und damit außerhalb des Untersuchungsgebietes. Wurten sind vermehrt in den Mündungsbereichen von Nebenflüssen in die Elbe anzutreffen, da hier besonders günstige Bodenverhältnisse und eine relativ gute "Verkehrsanbindung" vorhanden waren. Die untergegangenen Siedlungen waren meist zu nah an Erosionslagen entlang der Elbe errichtet worden und mußten von den Bewohnern aufgegeben werden oder wurden bei besonderen Hochwasserereignissen zerstört.

Für die Bodendenkmale lassen sich zusammenfassend folgende Schwerpunktbereiche bekannter Kulturdenkmäler nennen:

in Schleswig-Holstein

  • Bereich der Krückaumündung

in Niedersachsen

  • Bereich des Unterlaufs der Oste
  • Bereich Wischhafen / Wischhafener Süderelbe
  • Bereich des Unterlaufs der Ilmenau

in Hamburg

  • keine