Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

3 ENTWICKLUNGSPROGNOSE BEI MARINEN KULTURDENKMÄLERN OHNE VERWIRKLICHUNG DES VORHABENS

Der jetzige Ausbauzustand (13,5 m Ausbau) der Fahrrinne der Unter- und Außenelbe läßt sich aus archäologischer Sicht als schon erheblich dezimierte Fundlandschaft bezeichnen. Für die noch verbliebenen archäologischen Quellen besteht ohne Verwirklichung des Bauvorhabens jedoch keine erhebliche Bedrohung. Zwar sind bei Wrackkörpern erosive Schädigungen durchaus möglich, sie werden aber kaum zu einem vollständigen Verlust derartiger Kulturdenkmäler führen. Sollte etwa ein in der Baggertrassensohle liegender Schiffskörper freikommen, dürfte dies kurzfristig nicht zu größeren Schäden führen; hierbei spielen lokal wirksame Prozesse, wie etwa die Strömungsgeschwindigkeit, eine wesentliche Rolle. Ohne menschliche Eingriffe dürfte das Wrack synchron mit der Sedimenterosion absinken. Nur in wenigen Gebieten ist allerdings eine langfristige Erosion zu beobachten, da sich abgetiefte Zonen häufig verlagern (vgl. WSA HAMBURG 1996, Abb. 5.1). So geht aus den Berichten im Wrackregister des BSH hervor, daß Holzwracks im Untersuchungsgebiet nicht über mehrere Jahre hinweg freiliegen, sondern ein unregelmäßiger Wechsel zwischen Freikommen und Sedimentbedeckung stattfinden kann (vgl. z.B. Wrack BSH-Nummer 966, Kap. 4.1.1.1).

Aus Gebieten mit geringeren Erosionstendenzen sind für hölzerne Schiffskörper keine längerfristigen Zustandsbeobachtungen dokumentiert. Langfristige Lagerung kann aber in einer Wechselwirkung von biogenen und erosiven Einflüssen die Holzsubstanz erheblich angreifen.

Bei Siedlungsschichten oder Artefaktkonzentrationen, die im Sediment eingebettet sind, kann durch Abspülung und Abrutschen von Seitenflanken ein Substanzverlust eintreten. Durch natürliche Erosion besonders gefährdet sind solche Prallhanglagen, in denen aufgrund des anstehenden Bodenmaterials starke Umlagerungs- und Abtragsraten zu erwarten sind.

Verglichen mit den Unterhaltungsbaggerungen sind die hier aufgeführten natürlichen Bedrohungsfaktoren als gering einzuschätzen. Es bedarf sicherlich keiner Erklärung, daß Wracks, die durch Verlagerung oder Abrutschen in die Fahrrinne gelangen, im Baggerbereich vollständig zerstört werden.