Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

2 VORKOMMEN UND DERZEITIGER ZUSTAND MARINER KULTURDENKMÄLER

2.1 Bekannte und erfaßte Schiffswracks in der Baggertrasse

Die einzelnen nach den oben genannten Methoden untersuchten Strecken sind in den Abbildungen A-1 bis A-18 dargestellt. Eine Übersicht über das gesamte Gebiet bietet Abbildung 1.

Die aufgeführten Positionsangaben beziehen sich auf das BSH-Register aus dem Jahre 1995. Mit der Veröffentlichung des gleichen Registers im Jahre 1996 wurde das Bezugsdatum für die Koordinaten von dem seit 1950 bis 1984 geltenden Datum (ED50) auf das seit 1984 eingeführte Datum (WGS84) umgestellt. Durch diese neue Ortsumrechnung ergibt sich ein scheinbarer Versatz von ca. 180 m.

2.1.1 Wrack BSH-Nummer 1489

Hölzerner Schiffskörper Länge: 12 m, Breite: 5 m.
Position: Siehe Hinweis im Inhaltsverzeichnis
Tiefe: NN -21,7 m.

Sonar dokumentiert; keine Betauchung und Probennahme, da das Wrack deutlich unterhalb der angestrebten, neuen Fahrrinnentiefe liegt. Es wird hier der Vollständigkeit halber genannt.

2.1.2 Wrack BSH-Nummer 966

Hölzerne Tjalk. Länge: 23 m, Breite: 5 m.
Position: Siehe Hinweis im Inhaltsverzeichnis (Lageplan Abb. A-21).
Tiefe: NN -17,6 m.

Sonar befahren; kein eindeutiger Kontakt; zusätzlich taucherische Prospektion durchgeführt. Am Seegrund sind verrollte Hölzer vorhanden, deren Zuordnung zur Wrackstelle jedoch zweifelhaft ist (vgl. Kap. 4.1.1.1).

Archäologische Einordnung: Eine archäologische Einordnung kann nicht erfolgen, da Probenmaterial nicht vorliegt. Im Register des BSH wird das Wrack als Tjalk geführt. Worauf diese Zuordnung beruht, geht aus den Berichten nicht hervor. Als Tjalk werden flachbodige Überwattfahrer verschiedener Größe bezeichnet, die häufig Seitenschwerter aufwiesen. Dieser Schiffstyp war vom 18. bis zum 19. Jahrhundert in Gebrauch.

2.1.3 Wrackstelle Wittenbergen

Verstreute Schiffs- und Ladungsreste.
Position: Siehe Hinweis im Inhaltsverzeichnis
Geringste Tiefe vor teilweiser Entnahme: ca. 13 m (aus den Unterlagen geht nicht hervor, ob es sich um NN oder KN bezogene Werte handelt).

Sonar befahren; kein eindeutiger Kontakt; zusätzlich taucherische Prospektion durchgeführt. Kein Fundmaterial an der Oberfläche aufgefunden (vgl. Kap. 4.1.1.2).

Archäologische Einordnung: Das Schiffswrack von Wittenbergen erbrachte bisher einzigartige Aufschlüsse und Fundstücke zum Seehandel und Warenverkehr um 1600. Es handelt sich um das bisher älteste Wrack aus der Elbe, von dem umfangreichere Ladungsbestände bekannt sind. Teile des Fundmaterials werden im Museum für Hamburgische Geschichte ausgestellt.

2.2 Schiffswracks am Rinnenrand und an der unmittelbaren Rinnenperipherie

Eine unmittelbare Gefährdung durch die geplante Baumaßnahme besteht für Wracks, die im Baggerbereich liegen. Bei Wrackstellen an Böschungskanten und an der Peripherie von Abböschungen ist die Sachlage komplexer (vgl. Kap. 4.2). Hölzerne Schiffskörper, die sich in unmittelbarer Trassennähe befinden, wurden in die Bestandsaufnahme einbezogen.

 

2.2.1 Wrack BSH-Nummer 611

Hölzerner Schiffskörper.
Position: Siehe Hinweis im Inhaltsverzeichnis.
Geringste Tiefe: NN -10,2 m.

Sonar befahren; kein Kontakt. Keine Betauchung, da das Wrack wohl bei früheren Baumaßnahmen zerstört wurde.

2.2.2 Wrackstelle Neumühlen

Hölzernes Wrackteil.

Position: nicht genau bestimmbar, im Umkreis von ca. 150 m von Siehe Hinweis im Inhaltsverzeichnis. Westlich der Landestelle beim Museumshafen Övelgönne (vgl. Abb. A-24).

Geringste Tiefe: unbekannt.

Sonar befahren; dabei verschiedene Kontakte, die jedoch nicht zwingend das Vorliegen eines Wrackes anzeigen. Da Hinweise zum Vorliegen eines Wrackteiles erst kurz vor Abschluß der Meßfahrten eingingen, war eine Betauchung nicht mehr durchführbar. Die auf Februar 1996 verschobene taucherische Prospektion mußte wegen des dort bestehenden starken Schiffsverkehrs entfallen (vgl. Kap. 4.2.1.1).

Archäologische Einordnung: Laut Beschreibung von Arbeitern der Stackmeisterei Finkenwerder wurde in diesem Jahr ein 3 m langes hölzernes Wrackteil aufgefunden, in das Kupferbolzen oder -nägel eingelassen waren. Das Fundstück wurde beim Heben eines Tonnensteines durch das Suchgeschirr erfaßt und geborgen, jedoch nicht aufbewahrt.

Vor Neumühlen lag im Mittelalter ein Ankerplatz. Der Untergang eines Schiffes auf der Reede vor Neumühlen infolge einer Explosion ist für das Jahr 1622 urkundlich erwähnt. Ob zwischen diesem Unglücksfall und dem Wrackteil ein Zusammenhang besteht, ist ungewiß. Die Kupfernägel deuten darauf hin, daß das Schiff vor dem 19. Jahrhundert gebaut wurde.

2.2.3 Wrack BSH-Nummer 1475

Hölzerner Schiffskörper; Länge: 15-20 m, Breite: ca. 6 m.
Position: Siehe Hinweis im Inhaltsverzeichnis (Lageplan Abb. A-22).
Geringste Tiefe: NN -12,8 m.

Sonar dokumentiert; taucherische Prospektion mit Probennahme (vgl. Kap. 4.2.1.2).

Archäologische Einordnung: Eine dendrochronologische Bestimmung war nicht möglich, da es sich bei dem geborgenem Schiffsteil um Birkenholz handelt. Einige freigespülte Fundgegenstände ermöglichen aber eine grobe Datierung. Eine eiserne Gliederkette, möglicherweise eine Ankerkette, verweist auf einen Benutzungszeitraum, der nach 1820/30 liegen muß. Ein Teil der Fracht bestand aus Steinkohle, deren Ursprung englische Kohlereviere gewesen sein dürften. Die Blütezeit des Steinkohleimportes aus England lag zwischen 1800 und 1890.

Der Schiffskörper ist nach Ausweis der Sonaraufzeichnung nahezu vollständig erhalten. Auch Teile des Decks dürften noch vorhanden sein, wie eine 8 m lange Decksplanke belegt. Mithin ist nicht auszuschließen, daß ein großer Teil der Ladung noch vorhanden ist. Dies ist um so bedeutsamer, als derartige Schiffe neben der Steinkohle zumeist auch englische Manufakturwaren transportierten.

2.2.4 Wrack BSH-Nummer 1556

Hölzerner Schiffskörper; Länge: 25 m, Breite: ca. 5 m.
Position: Siehe Hinweis im Inhaltsverzeichnis.
Geringste Tiefe: NN -11,7 m.

Sonar dokumentiert.

Archäologische Einordnung: Eine taucherische Untersuchung war aus zeitlichen Gründen nicht möglich. Aus diesem Grund kann das Wrack auch nur soweit beschrieben werden, wie es das Sonarbild zuläßt: Es liegt ein hölzernes Wrack unbekannter Zeitstellung vor. Das Wrack ragt mit zumindest einer Bordwand über die gesamte erfasste Länge von 25 m aus dem Sediment heraus. Für die Archäologische Einordnung als Kulturdenkmal ist somit nur ein Faktor vorhanden, nämlich der Umfang des Bestandes. Eine nachträgliche Betauchung, um eine Datierung zu erhalten, wäre für die Archäologische Einordnung dringend notwendig.

2.3 Weitere archäologische Quellen

2.3.1 Archäologische Ausgangslage

Im gesamten Bereich der Unter- und Außenelbe sind bei Baggerungen, anderweitigen Baumaßnahmen und auf Spülfeldern zahlreiche archäologische Gegenstände aufgefunden worden. Ihre zeitliche Spannweite reicht vom Paläolithikum (Altsteinzeit) bis in die Neuzeit. In der Mehrzahl handelt es sich jedoch um mesolithische und frühneolithische Fundstücke (ca. 8000-4000 v. Chr.).

Ein besonders intensiver Fundniederschlag ist für die Elbe im Gebiet von Hamburg belegt, während zur Elbmündung hin die Fundstellenhäufigkeit deutlich abnimmt. Dies dürfte auf geologische Faktoren, aber auch stärkere denkmalpflegerische und bauliche Aktivitäten im Hamburger Stadtgebiet zurückzuführen sein.

Die Geschichte des Elbtales als archäologische Fundlandschaft ist stark mit der Landschaftsgeschichte verzahnt, da die Morphologie seit der Weichseleiszeit einem ständigen Wandel unterworfen war. Landschaftsgestaltende Faktoren waren einerseits der Meeresspiegelanstieg, andererseits die wechselnde Erosions- und Akkumulationsdynamik des Flusses. Nicht zu vergessen sind auch klimatische Veränderungen und die verschiedenen Stadien der Marschenbildung. Im einzelnen läßt sich nicht nachvollziehen, welche Veränderungen im Untersuchungsgebiet der jetzigen Baggertrassen im Lauf der Zeit stattfanden; es ist vielmehr davon auszugehen, daß sich der Flußlauf ständig veränderte.

Für die Untersuchungen kann daher nur auf einen groben geologischen Rahmen zurückgegriffen werden. Für den Bereich der Baggertrasse gilt, daß bis ins Neolithikum Teile dieses Areals noch begeh- oder besiedelbar waren; erst später vernäßten sie und wurden schließlich zum Teil des Flußsystems. Dies bedeutet, daß alle nachneolithischen Funde nur sekundär in die Elbsedimente gelangt sein können. Hierzu zählen Verlustgegenstände oder Opfergaben sowie Teile zerstörter oder verspülter Schiffsladungen, aber auch Funde, die durch Ausspülung ehemals landfester Fundplätze in den Elblauf gerieten.

Für ein derartig heterogenes Material lassen sich methodische Konzepte zur Auffindung nicht erarbeiten, da sowohl Fundlage als auch Sedimenteinbettung dem Zufall unterworfen sind. Verlust- und Streufunde sind, wie die musealen Bestände zeigen, häufig im Baggergut vertreten. Darunter befinden sich Objekte von hohem archäologischem Rang, wie etwa die frühmittelalterlichen Schwerter und Lanzenspitzen, die 1952 bei Baggerungen am Lühesand entdeckt wurden. Auch bei den vorgesehenen Baumaßnahmen sind Funde dieser Art mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten.

Für die flußnahen mesolithischen und neolithischen Siedlungs- oder Rastplätze lassen sich hingegen Möglichkeiten zu ihrer topographischen und geologischen Lokalisierung aufzeigen.

2.3.2 Mesolithische und neolithische Fundstellen

Zwischen Köhlbrand und Blankenese sind bei Baggerungen und auf Spülfeldern zahlreiche Fundgegenstände geborgen worden (Liste 1); weitere Funde liegen aus den westlich hiervon gelegenen Spülfeldern Schweinsand-Schulau, Seestermühe und Wewelsfleth-Hollerwettern vor (TROMNAU 1971). Da es sich zumeist um Bagger- und Lesefunde handelt, gibt es nur in wenigen Fällen verläßliche Informationen zur Fundlage (AHRENS 1966 / SCHINDLER 1960). In die Kartierung (Abb. A-19) wurden nur Fundstücke aus dem Umfeld des Hamburger Stadtgebietes einbezogen, deren Herkunft eng eingrenzbar oder gesichert ist. Darüber hinaus sind größere Mengen steinzeitlicher Geräte vorhanden, die nur die Herkunftsangabe "Elbe" oder "Elbbaggerfund" haben und damit für die wissenschaftliche Kartierung ungeeignet sind.

Nicht kartiert wurden die drei oben genannten Fundstellen (TROMNAU 1971) außerhalb der Hamburger Delegationsstrecke, da sie für das Gutachten keine Bedeutung haben. Der Fundplatz Wewelsfleth-Hollerwettern hatte zwar einen der größten Fundbestände, dürfte aber inzwischen durch Baggerungen und erosive Ausräumung zerstört sein.

Die Analyse des kartierten Fundbestandes zeigt, daß nur bestimmte großformatige Artefakte wie Hirschgeweihäxte, Steinbeile und Steinäxte erkannt und geborgen wurden. Erfahrungsgemäß ist die Möglichkeit, daß bei großtechnischen Bau- und Baggerungsarbeiten unscheinbare und kleinformatige Fundobjekte gefunden werden, sehr gering. Die größeren Fundobjekte repräsentieren daher mit hoher Wahrscheinlichkeit Reste umfangreicherer Artefaktkonzentrationen, möglicherweise sogar Siedlungsstellen oder Rastplätze. Da aus dem Meso-lithikum und dem Neolithikum im Arbeitsgebiet nur wenige intakte Befunde bekannt sind, kommt diesen Objekten ein wichtiger Quellenwert zu. In einzelnen Fällen belegen sie sogar Feuchterhaltung, daß heißt, daß auch organische Gegenstände jener Zeit in bestimmten Fällen erhaltungsfähig waren. Fundstellen mit derartigen Erhaltungsbedingungen sind von überregionalem Rang.

Liste 1: Mesolithische und neolithische Fundstellen im Arbeitsgebiet (vgl. Abb. A-19)

1. Wewelsfleth-Hollerwettern
Fundort: bei Tonne 72, Höhe Strom-km 681,5 (A); ca. NN -12,2 bis -13,2 m.
Fundmaterial: Geweihgeräte, mehrere hundert Flintgeräte, mehrere Felsgesteinbeile.
(Hinweis: Die Fundstelle liegt außerhalb des Bereichs der Abb. A-19.)

2. Schulau
Fundort: Strom-km 641-641,3 (A); ca. NN -10 m.
Fundmaterial: Geweihgerät.

3. Hamburg-Blankenese
Fundort: a; am Falkensteiner Ufer.
Fundmaterial: 3 Geweihhacken.

4. Hamburg-Blankenese
Fundort: g; Höhe Schweinsand.
Fundmaterial: Geweihhacke.

5. Hamburg-Blankenese
Fundort: 3, d.
Fundmaterial: Geweihhacke.

6. Hamburg-Blankenese
Fundort: 8, e; vor der Landungsbrücke Blankenese.
Fundmaterial: Steinbeil.

7. Hamburg-Blankenese
Fundort: 10, f; 500 m oberhalb der Landungsbrücke Blankenese.
Fundmaterial: Steinbeil.

8. Hamburg-Blankenese
Fundort 12, h; 100 m oberhalb der Landungsbrücke Blankenese.
Fundmaterial: Felsgesteinbeil.

9. Hamburg-Blankenese
Fundort: i; Falkensteiner Ufer in Höhe des Wasserwerks Altona; aus 12-14 m Tiefe. Fundmaterial: Großer Gerätebestand, Geweihgeräte, Feuersteingeräte.

10. Hamburg-Nienstedten
Fundmaterial: Felsgesteinbeil.

11. Hamburg-Othmarschen (Övelgönne)
Fundmaterial: 3 Hirschgeweihäxte.

12. Hamburg-Altona
Fundmaterial: 4 Hirschgeweihäxte.

13. Hamburg-Finkenwerder
Fundmaterial: Geweihhacke.

14. (Hinweis: Die Nummer wurde in der Abbildung nicht vergeben.)

15. Hamburg-Waltershof
Fundort: a; Petroleumhafen.
Fundmaterial: Felsgesteinaxt.

16. Hamburg-Waltershof
Fundort: a; Nordwestseite des Köhlbrands.
Fundmaterial: bearbeitete Geweihstange.

17. Hamburg-Waltershof
Fundort: c; Petroleumhafen.
Fundmaterial: 2 Hirschgeweihhacken.

18. Hamburg-Waltershof
Fundort c; Griesenwerderhafen.
Fundmaterial: Felsgesteinbeil.

19. Hamburg-Steinwerder
Fundort: 1; alter Elbtunnel.
Fundmaterial: Geweihhacke, Knochen.

20. Hamburg-Steinwerder
Fundort: 2.
Fundmaterial: Felsgesteinaxt, 3 Geweihäxte.

21. Hamburg-Steinwerder
Fundort: 3.
Fundmaterial: Felsgesteinbeil.

22. Hamburg-Waltershof
Fundort: Griesenwerder Hafen.
Fundmaterial: mehrere Geweihäxte.

23. Hamburg-Waltershof
Fundort: a; Köhlbrand.
Fundmaterial: Felsgesteinbeil.

2.3.3 Zur geologischen Lage der Fundstellen

Die Lage der mesolithischen und neolithischen Fundstellen bzw. der Fundobjekte wird nur durch die Entstehungsgeschichte des unteren Elbtalbereiches verständlich, der durch glaziale, fluviale und marine Einflüsse geprägt ist. Dies gilt für die Fundstellenkonzentrationen am Nordrand des Elbtales, in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Geesträndern und Dünenzügen, sowie für die Fundstellen im Gebiet zwischen Köhlbrand und Blankenese (vgl. AHRENS 1966) Bedingt durch Entstehungsgeschichte und postglaziale und frühholozäne Erosion liegen die Fundstellen des Mesolithikums und des Frühneolithikums in erheblicher Tiefe.

Zur Lage einzelner Artefakte gibt es allerdings nur wenige zuverlässige Informationen.

Fundlage einzelner Artefakte

1. Hamburg-Blankenese
Fundstelle: 3 (aus Liste 1).
Fundmaterial und -lage: Tüllengeweihacken bei NN -6 m, Torflage.
Datierung: Frühneolithikum.

2. Wewelsfleth-Hollerwettern
Fundstelle: 1 (aus Liste 1).
Fundmaterial und -lage: Hirschgeweihhacke bei NN -12 m; Hirschgeweihhacke bei NN -13 m; bearbeitete Geweihstangen bei NN -12 m und NN -21,5 m, Kiesschicht.
Datierung: Mesolithikum.

3. Schulau
Fundstelle 2 (aus Liste1).
Fundmaterial und -lage: 3 Hirschgeweihhacken bei ca. NN -10 m, Kiesschicht
Datierung: Mesolithikum.

Es bleibt immerhin festzuhalten, daß die Funde in einer Tiefe von NN -10 m bis -13 m liegen. Auch der Umstand, daß die meisten Stücke bei der Rinnenfreihaltung oder früheren Ausbaumaßnahmen zutage kamen, spricht für eine derartige Tiefenlage.

Bedeutsamer sind aber einige stratigraphische Beobachtungen. Diese zeigen, daß jungneo-lithische und mesolithische Funde an Kiesschichten spätglazialen/frühholozänen Ursprungs gebunden sind (HORN 1912); möglicherweise trifft dies auch auf jungpaläolithische Artefakte zu. Dieser Zusammenhang spiegelt sich in einer weiteren Beobachtung wider: Die Bohrpunkte am Rinnennordrand, in denen starke Kiesschichten festgestellt wurden (vgl. AMT STROM- UND HAFENBAU 1994, Abb. 5), decken sich weitgehend mit der Verbreitung der steinzeitlichen Artefakte (vgl. Abb. A-25). Gebiete, in denen bei Bohrungen keine Kiesschichten angetroffen wurden, erweisen sich häufig als fundleer. Die weitgehende Deckungsgleichheit von Fundstellen und Kiesausdehnung läßt sich auch bei den neuen Untersuchungen im Mühlenberger Loch nachweisen. Der gute Erhaltungszustand steinzeitlicher Geräte, die bei Baggerungen gehoben wurden, beweist, daß sie nicht in größerem Umfang verlagert wurden.

Wegen der unruhigen Reliefierung des Elbtaluntergrundes (vgl. PALUSKA 1976) dürfen die oben genannten Tiefenangaben der Fundobjekte nicht als Standardwerte mißverstanden werden. Je nach Geländesituation liegt die Kiesschicht über pleistozänen Vorschüttungssanden oder Geschiebemergeln, teils auch über Tonen, und zwar jeweils in unterschiedlicher Tiefe.

Darüber folgen - stark vereinfacht - Ablagerungen aus Sanden und die charakteristische Schichtung von unterem Klei/Torf/oberem Klei.