Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

4.4 Benthos Nebenflüsse

  1. Durch eine zweimalige Beprobung der Nebenflüsse (im Frühling und Herbst) sollte ein Überblick über das vorkommende Arteninventar und die Abundanzen geschaffen werden. In einem Vergleich wurden die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede in der Benthosbesiedlung der acht Nebenflüsse dargestellt.
  2. Betrachtet man alle acht Nebenflüsse zusammen, wurden insgesamt 53 verschiedene Arten(gruppen) gefunden. Den Hauptanteil davon machten die Oligochäten aus, die mit 21 Arten(gruppen) vertreten waren.
  3. In der Este wurden 17 Taxa gefunden, wovon allein acht Arten zu den Tubificiden gehörten. Die wichtigsten Vertreter waren Limnodrilus hoffmeisteri, L. claparedeanus und Potamothrix moldaviensis. Bis auf die Frühlingsprobe an der Stelle NE I, in der Propappus volki dominierte, waren immer die Tubificiden die dominante Gruppe in den Benthosproben. Die Gesamtindividuenzahlen an den einzelnen Probestellen lagen zwischen rund 1.000 und 19.000 Individuen m-2, die Artenzahlen zwischen drei und acht.
  4. Die Lühe war von den untersuchten Nebenflüssen mit 27 Arten(gruppen) zusammen mit der Ilmenau am artenreichsten. Auch hier stellten die Tubificiden die meisten Arten, mit Limnodrilus hoffmeisteri, L. claparedeanus, L. profundicola, Potamothrix moldaviensis und Tubifex tubifex als wichtigsten Vertretern. An allen Probestellen waren die Tubificiden die dominanten Benthosorganismen. Die Gesamtabundanzen schwankten zwischen rund 800 und 36.000 Individuen m-2.
  5. In der Schwinge konnten 1993 nur 13 Arten(gruppen) nachgewiesen werden, wobei die Tubificiden mit sieben Arten(gruppen) den Haupanteil ausmachten. Die wichtigsten Vertreter waren die Limnodrilus-Arten hoffmeisteri, claparedeanus und profundicola sowie Potamothrix moldaviensis. Dominante Gruppe mit teilweise bis zu 100 Prozent waren an allen Stellen die Tubificiden. Die Gesamtindividuenzahlen an den einzelnen Probestellen lagen zwischen 0 und rund 52.000 Ind. m-2 und zeigten damit große Schwankungen, deren Ursache in den vorausgegangenen Unterhaltungsbaggerungen liegen könnte.
  6. Die Benthosorganismen der Oste waren ebenso wie die der Este mit 17 Arten(gruppen) vertreten. Die Tubificiden stellten auch hier wieder die artenreichste Gruppe dar, mit Limnodrilus hoffmeisteri und Potamothrix moldaviensis als wichtigsten Vertretern. Auch im Hinblick auf die Gesamtabundanzen mit Werten von rund 300 - 19.000 Ind. m-2 und Artenzahlen zwischen zwei und neun traten gleiche Verhältnisse wie in der Este auf. An den mündungsnäheren Stationen NO I und NO II dominierten die Polychäten mit Marenzelleria viridis, an den anderen die Tubificiden.
  7. Bezüglich des Artenreichtums liegt die Pinnau mit 25 Arten(gruppen) an dritter Stelle hinter der Lühe. Wie schon in den anderen Nebenflüssen, waren auch hier die Tubificiden die artenreichste Gruppe der Benthosorganismen, hauptsächlich vertreten durch die Limnodrilus-Arten hoffmeisteri und claparedeanus sowie Potamothrix moldaviensis und Tubifex tubifex. Die Tubificiden waren mit Anteilen von 91 - 100% stets die dominanten Organismen im Benthos. Die Gesamtindividuenzahlen erreichten Werte von rund 5.000 - 40.000 Ind. m-2, die Artenzahlen variierten zwischen sechs und zwölf.
  8. In der Krückau wurden im Untersuchungsjahr 19 Arten(gruppen) nachgewiesen, wobei die Tubificiden mit Limnodrilus hoffmeisteri, L. claparedeanus und L. profundicola als wichtigsten Vertretern wieder die meisten Arten stellten. Das Benthos wurde auch in der Krückau von den Tubificiden geprägt, die stets mit einen Anteil von 96 - 100 % dominant waren. Bei den Gesamtindividuenzahlen wurden mit 198.000 Ind. m-2 die zweithöchsten Abundanzen von allen Nebenflüssen gefunden.
  9. Das Arteninventar der Stör umfaßte 20 Arten(gruppen), von denen allein acht Arten zur Gruppe der Tubificiden gehören, mit Limnodrilus hoffmeisteri, L. profundicola und Potamothrix moldaviensis als wichtigsten Vertretern. Die Abundanzen bewegten sich ähnlich denen in der Lühe in einem Rahmen von rund 600 - 32.000 Ind. m-2, die Artenzahlen lagen zwischen drei und elf. Die Stör ist bezüglich der Dominanzverhältnisse der einzelnen Organismengruppen von allen Nebenflüssen zusammen mit der Ilmenau am abwechslungsreichsten. Außer den Tubificiden, erreichten auch an einigen Terminen die Enchytraeiden (+ Propappidae) mit Enchytraeus spp. und Propappus volki sowie die Crustacea mit Bathyporeia pilosa Anteile von 48 bis 80 %.
  10. Die Ilmenau war mit 29 Arten(gruppen) der artenreichste der untersuchten Nebenflüsse. Nur hier traten an vier der fünf Probestellen Mollusken auf. Sie waren durch die Muschelarten Dreissena polymorpha und Sphaeriidae indet. vertreten. Die Gesamtindividuenzahlen lagen zwischen rund 6000 und 769.000 Ind. m-2, die Artenzahlen der Probestellen schwankten zwischen 7 und 15. Damit weist die Ilmenau sowohl mit dem Minimum- als auch mit dem Maximumwert die höchsten Abundanzen aller untersuchten Nebenflüsse auf. Wie auch schon die Stör ist die Ilmenau bezüglich der Dominanzverhältnisse mit am abwechslungsreichsten von den untersuchten Nebenflüssen. Außer den Proppapiden mit Propappus volki erreichten auch die Nematoda, Turbellaria und Oligochaeta indet. Anteile größer 40 Prozent.
  11. Für einen Vergleich mit früheren Ergebnissen standen nur sehr wenig Literaturdaten zur Verfügung, so daß über die Entwicklung der Benthosbesiedlung in den letzten Jahren kaum Aussagen getroffen werden konnten. Eine vergleichbare Arbeit wurde nur für die südlich der Elbe gelegenen Nebenflüsse von SCHUHMACHER (1961) durchgeführt.