Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

2.7.2 Fische

Gemessen an den Kenntnissen zur Ichthyozönose der Tideelbe, ist das Wissen um die Fischgemeinschaften der Nebenflüsse der Tideelbe eher dürftig. Verwertbare Angaben zu den Abundanzen und Biomassen der Fischarten sind nicht vorhanden, sieht man von inzwischen nicht mehr aktuellen Angaben zu den dominanten Fischarten der Stör (ARZBACH, 1987) und einer kürzlich abgeschlossenen Studie ab, die sich allerdings nur kleinräumig mit der Fischgemeinschaft im Mündungsbereich der Oste befaßt (THIEL, 1994b).

Aus den Arbeiten von ARZBACH (1987) und THIEL (1994b) geht hervor, daß das in den gezeitenbeeinflußten Mündungsbereichen der Nebenflüsse anzutreffende Fischartenspektrum im wesentlichen mit der Artenzusammensetzung in den angrenzenden Bereichen der Tideelbe übereinstimmt. Diese Beobachtung gilt vor allem auch für das Vorkommen mariner Fischarten in den Mündungsgebieten von Oste und Stör. Deshalb wird auf eine nochmalige Aufzählung der bereits in Tabelle 2.6.3.1 angegebenen, für die Tideelbe nachgewiesenen marinen Arten verzichtet, und es wird auf die beiden oben erwähnten Arbeiten sowie auf die Studie von THIEL et al. (1995a) verwiesen.

2.7.2.1 Fischarteninventar in den nördlichen Nebenflüssen

Qualitative Angaben zur Fischfauna der nördlichen Nebenflüsse der Tideelbe unterhalb Hamburgs sind in ARZBACH (1987), DEHUS (1990), DIERCKING & WEHRMANN (1991), GAUMERT & KÄMMEREIT (1993), HARTMANN (1987) und NELLEN & DEHUS (1985) enthalten.

Danach wurden in den nördlichen Nebenflüssen der Tideelbe (Stör, Krückau, Pinnau) bisher insgesamt 24 limnische und zehn euryhaline Fischarten nachgewiesen (Tabelle 2.7.2.1). Die höchste Artenzahl wurde in der Pinnau mit insgesamt 32 Arten festgestellt. Hier gibt es offenbar auch eine Restpopulation der im Einzugsgebiet der Tideelbe stark zurückgegangenen Quappe. Für die Krückau ist ein Arteninventar von 16 Arten bekannt, und für die Stör werden 26 Fischarten angegeben.

Allochthone Fischarten werden für die Krückau nicht aufgeführt. In der Pinnau kommen zwei Fremdfischarten vor. Die höchste Anzahl von Neozoen (N=4) existiert in der Stör. Hier wurden die Kleine Maräne, der Karpfen, der Giebel und die Regenbogenforelle gefangen.

Tab. 2.7.2.1: Gegenwärtige Artenzusammensetzung der Fischgemeinschaften (ohne marine Arten) in den nördlichen Nebenflüssen der Tideelbe (Stör, Krückau, Pinnau) - nach Angaben von ARZBACH (1987), DEHUS 1990), DIERCKING & WEHRMANN (1991), GAUMERT & KÄMMEREIT (1993), HARTMANN (1987), NELLEN & DEHUS (1985).

Nr. FISCHARTEN Deutsche Bezeichnung Stör Krückau Pinnau
  Limnische Arten        
1 Gymnocephalus cernuus (L.) Kaulbarsch X X X
2 Stizostedion lucioperca (L.) Zander X X X
3 Abramis brama (L.) Brassen X X X
4 Aspius aspius (L.) Rapfen X X X
5 Rutilus rutilus (L.) Plötze X X X
6 Blicca bjoerkna (L.) Güster X X X
7 Perca fluviatilis L. Flußbarsch X X X
8 Leuciscus idus (L.) Aland X X X
9 Pungitius pungitius (L.) Neunstachl. Stichling X X X
10 Abramis ballerus (L.) Zope X   X
11 Lampetra planeri (Bloch) Bachneunauge     X
12 Scardinius erythrophthalmus (L.) Rotfeder X   X
13 Tinca tinca (L.) Schleie     X
14 Esox lucius L. Hecht X   X
15 Carassius carassius (L.) Karausche X   X
16 Leucaspius delineatus (Heckel) Moderlieschen     X
17 Leuciscus leuciscus (L.) Hasel     X
18 Lota lota (L.) Quappe     X
19 Gobio gobio (L.) Gründling     X
20 Alburnus alburnus (L.) Ukelei     X
21 Misgurnus fossilis (L.) Schlammpeitzger     X
22 Coregonus albula L. Kleine Maräne X    
23 Cyprinus carpio L. Karpfen X   X
24 Carassius auratus gibelio (Bloch) Giebel X    
  Euryhaline Arten        
25 Osmerus eperlanus L. Stint X X X
26 Pleuronectes flesus (L.) Flunder X X X
27 Anguilla anguilla (L.) Aal X X X
28 Gasterosteus aculeatus L. Dreistachl. Stichling X X X
29 Alosa fallax (Lacépède) Finte X X X
30 Lampetra fluviatilis (L.) Flußneunauge X X X
31 Salmo trutta L. Meerforelle X X X
32 Petromyzon marinus L. Meerneunauge X   X
33 Salmo salar L. Lachs X   X
34 Oncorhynchus mykiss (Walb.) Regenbogenforelle X   X
  Artenzahl   26 16 32

 

2.7.2.2 Fischarteninventar in den südlichen Nebenflüssen

In den südlichen Nebenflüssen der Tideelbe unterhalb Hamburgs (Oste, Schwinge, Lühe, Este) ist das Arteninventar im Vergleich zu den nördlichen Nebenflüssen insgesamt größer (Tabelle 2.7.2.2).

In Auswertung der Arbeiten von DIERCKING & WEHRMANN (1991), GAUMERT & KÄMMEREIT (1993), KOMMNICK (1991), TENT (1984) und THIEL (1994b) wurden insgesamt 33 limnische und zehn euryhaline Fischarten für die südlichen Nebenflüsse der Tideelbe ermittelt. Unter den südlichen Nebenflüssen werden die meisten Fischarten für die Este (N=39) angegeben (Tabelle 2.7.2.2). Jedoch ist auch das für die Oste und Lühe bekannte Artenanzahl mit 36 bzw. 35 Fischarten nicht wesentlich niedriger. Dagegen sind für die Lühe nur 29 Fischarten bekannt.

Zum Artenspektrum der südlichen Nebenflüsse gehören vier autochthone Fischarten, die in der Tideelbe trotz umfangreicher fischbestandskundlicher Arbeiten im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 327 "Tide-Elbe" seit 1989 nicht nachgewiesen werden konnten.

So gibt es Bestände der Bachforelle in Oste, Schwinge, Lühe und Este. Die Äsche ist in Oste und Este heimisch. Dagegen tritt die Schmerle nur in der Oste auf, und ein Vorkommen der Elritze wird nur für die Este angegeben. Erwähnenswert ist auch das Vorkommen der Quappe in allen vier näher analysierten südlichen Nebenflüssen der Tideelbe. Es treten in Oste, Schwinge, Lühe und Este insgesamt sechs allochthone Arten, nämlich Karpfen, Giebel, Silberkarpfen, Graskarpfen, Marmorkarpfen und Regenbogenforelle, auf (Tabelle 2.7.2.2).

Tab. 2.7.2.2: Gegenwärtige Artenzusammensetzung der Fischgemeinschaften (ohne marine Arten) in den südlichen Nebenflüssen der Tideelbe (Oste, Schwinge, Lühe, Este) - nach Angaben von DIERCKING & WEHRMANN (1991), GAUMERT & KÄMMEREIT (1993), KOMMNICK (1991), TENT (1984) und THIEL (1994b).

Nr. FISCHARTEN Deutsche Bezeichnung Oste Schwinge Lühe Este
  Limnische Arten          
1 Gymnocephalus cernuus (L.) Kaulbarsch X X X X
2 Stizostedion lucioperca (L.) Zander X X X X
3 Abramis brama (L.) Brassen X X X X
4 Aspius aspius (L.) Rapfen X X X X
5 Rutilus rutilus (L.) Plötze X X X X
6 Blicca bjoerkna (L.) Güster X X X X
7 Perca fluviatilis L. Flußbarsch X X X X
8 Leuciscus idus (L.) Aland X X X X
9 Pungitius pungitius (L.) Neunstachl. Stichling X X X X
10 Abramis ballerus (L.) Zope   X   X
11 Lampetra planeri (Bloch) Bachneunauge X X X X
12 Scardinius erythrophthalmus (L.) Rotfeder X X X X
13 Tinca tinca (L.) Schleie X X X X
14 Esox lucius L. Hecht X X X X
15 Rhodeus sericeus amarus (Bloch) Bitterling       X
16 Carassius carassius (L.) Karausche X X X X
17 Leucaspius delineatus (Heckel) Moderlieschen X X   X
18 Leuciscus leuciscus (L.) Hasel X X X X
19 Leuciscus cephalus (L.) Döbel X X X X
20 Cobitis taenia L. Steinbeißer X      
21 Lota lota (L.) Quappe X X X X
22 Gobio gobio (L.) Gründling X X X X
23 Alburnus alburnus (L.) Ukelei X X    
24 Misgurnus fossilis (L.) Schlammpeitzger X X    
25 Salmo trutta f. fario Bachforelle X X X X

Fortsetzung Tab. 2.7.2.2

Nr. FISCHARTEN Deutsche Bezeichnung Oste Schwinge Lühe Este
26 Cyprinus carpio L. Karpfen X X X X
27 Carassius auratus gibelio (Bloch) Giebel X X   X
28 Thymallus thymallus (L.) Äsche X     X
29 Noemacheilus barbatulus (L.) Schmerle X      
30 Phoxinus phoxinus (L.) Elritze       X
31 Hypophthalmichthys molitrix (Val.) Silberkarpfen   X   X
32 Ctenopharyngodon idella (Cuvier) Graskarpfen X X   X
33 Aristichthys nobilis (Richardson) Marmorkarpfen       X
  Euryhaline Arten          
34 Osmerus eperlanus L. Stint X X X X
35 Pleuronectes flesus (L.) Flunder X X X X
36 Anguilla anguilla (L.) Aal X X X X
37 Gasterosteus aculeatus L. Dreistachl. Stichling X X X X
38 Alosa fallax (Lacépède) Finte X   X X
39 Lampetra fluviatilis (L.) Flußneunauge X X X X
40 Salmo trutta L. Meerforelle X X X X
41 Petromyzon marinus L. Meerneunauge     X X
42 Salmo salar L. Lachs X X   X
43 Oncorhynchus mykiss (Walb.) Regenbogenforelle   X X X
  Artenzahl   36 35 29 39