Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

2.7 Folgeproduktion Nebenflüsse

2.7.1. Benthos

Der Schwerpunkt der Untersuchungen zum Ist-Zustand lag in der Tideelbe, da dort auch die für die Maßnahme notwendigen Baggerungen vorgenommen werden. In den Nebenflüssen war mit einer geringeren Auswirkung der Baumaßnahme zu rechnen. Durch eine zweimalige Beprobung der Nebenflüsse sollte ein Überblick über das vorkommende Arteninventar und die Abundanzen geschaffen werden. Es ist aber zu bedenken, daß hiermit nicht unbedingt alle vorkommenden Arten erfaßt worden sind.

2.7.1.1 Untersuchungsjahre und Literaturvergleich

Betrachtet man alle acht Nebenflüsse zusammen, wurden insgesamt 53 verschiedene Arten(gruppen) gefunden (Tab. 2.7.1.1). Den Hauptanteil davon machen die Oligochäten aus, die mit 21 Arten(gruppen) vertreten waren. Bei den Tubificiden sind nur die adulten Tiere bestimmbar. Die juvenilen wurden als juvenile Tubificiden ohne und mit Haarborsten gezählt. Bei den Tubificiden ohne Haarborsten handelt es sich um Vertreter der Gattung Limnodrilus sowie um Potamothrix moldaviensis. Zu den Tubificiden mit Haarborsten gehören die Gattung Tubifex, Ilyodrilus templetoni, Psammoryctides barbartus und Potamothrix hammoniensis. In Kap. 2.6.2.1.1 sind die gefundenen Taxa und ihre regionale Verbreitung bereits ausführlich beschrieben worden, so daß sich eine Beschreibung ihrer Autökologie erübrigt.

Im Folgenden werden die Ergebnisse der einzelnen Nebenflüsse nacheinander dargestellt. Die Daten der quantitativen Auswertung wie z.B. Gesamtindividuenzahlen, Biomasse, aschefreies Trockengewicht etc. befinden sich im Anhang (Tab. A 2.7.1.1 und A 2.7.1.2). Bei allen Gesamtindividuenzahlen blieben die Cladoceren und Copepoden unberücksichtigt, da es sich nicht um Sedimentbewohner handelt. In den Abbildungen der Zonierung der Organismen sind sie der Vollständigkeit halber mit erfaßt. Wenn in den Zonierungsgraphiken bei einigen Organismen Unterbrechungen in der Verteilung auftreten, bedeutet das nicht unbedingt, daß die jeweiligen Arten nicht vorhanden sind. Bei nur zweimaliger Probenahme besteht die Möglichkeit, daß nicht das vollständige Artenspektrum in den Proben repräsentiert ist.

Die Biomasseangaben beinhalten die in Tab. 2.2.2.1 genannten Organismengruppen.

Tab. 2.7.1.1: Liste der nachgewiesenen Taxa und ihr Vorkommen in den Nebenflüssen

Nebenflüsse Ilme. Este Lühe Sch. Oste Pinn. Krü. Stör
Taxa Art                
Foraminifera                 x
Coelenterata           x      
Cnidaria:Hydrozoa  
Polypengeneration  
  Hydrozoa indet. x              
  Cordylophora caspia (PALL.) x         x    
Rotatoria indet.       x          
Nematoda indet.   x x x x x x x x
Turbellaria indet.   x   x   x x x x
Mollusca  
Bivalvia  
  Dreissena polymorpha FALL. x              
  Pisidium sp.           x    
  Sphaeriidae indet.. x              
                   
Articulata  
Annelida  
Clitellata:

Oligochaeta

                 
adulte Tubificidae                 x
  Limnodrilus hoffmeisteri CLAP. x x x x x x x x
  Limnodrilus claparedeanus RATZ.   x x x x x x x
  Limnodrilus profundicola (VERR.)     x x x x x x
  Limnodrilus udekemianus CLAP.   x x     x x x
  Potamothrix moldaviensis (VEJ.&MRAZ.)   x x x x x x x
  Psammoryctides barbatus (GRU.)   x x     x    
  Tubifex tubifex (MUELL.)     x x x x x  
  Tubifex ignotus (STOLC.)     x     x    
  Potamothrix hammoniensis (MICH.)   x x   x x x  
  Ilyodrilus templetoni (SOUTH.)     x          
juv. Tubificidae ohne HB   x x x x x x x x
juv. Tubificidae mit HB   x x x x x x x x
  Oligochaeta indet. x              
Lumbriculidae Lumbriculidae indet.                
Aeolosomatidae  
  Aeolosoma hemprichi EHRENB.       x        
Naididae       x       x  
  Naididae indet. x              
  Nais elinguis MUELL.     x          
  Nais variabilis PIG.     x          
  Paranais frici HRA.   x       x    
  Vejdovskjella intermedia (VEJ.) x x x     x x  
Propappidae  
  Propappus volki MICH. x x x     x x x
Enchytraeidae  
  Enchyraeidae indet. x              
  Enchytraeus spp.   x x     x   x
Hirudinea Hirudinea indet. x              
Polychaeta                  
  Polychaeta indet.     x          
  Capitella capitata (FABR.)         x      
  Marenzelleria viridis (VERR.)         x x   x
Acari                 x
  Hydracarina indet. x              
Crustacea   x     x        
Phyllopoda   x x x x x x x x

Fortsetzung Tab. 2.7.1.1

Nebenflüsse Ilme. Este Lühe Sch. Oste Pinn. Krü. Stör
Copepoda   x x x x x x x x
Ostracoda   x         x x  
Malacostraca  
  Eriocheir sinnensis x              
Amphipoda  
  Bathyporeia pilosa LIND.               x
  Gammarus duebeni LILJ.     x   x      
  Gammarus spp. x              
Insecta  
Insecta indet.     x x     x x x
  Polypedilum spp. x              
  Tanypodinae indet. x              
Ceratopogonidae indet.   x              
Chironominae indet.   x              
Chironomidae indet.   x x x x x x x x
  Chironumus/Einfeldia spp. x              
Diptera indet.   x              

Ilme.: Ilmenau Sch.: Schwinge Pinn.: Pinnau Krü.: Krückau

2.7.1.1.1 Este

In der Este wurden 17 Arten(gruppen) gefunden. Am stärksten waren die Tubificiden durch acht Arten vertreten, mit Limnodrilus hoffmeisteri, L. claparedeanus und Potamothrix moldaviensis als wichtigsten Vertretern (Tab. 2.7.1.1). Die Gesamtindividuenzahlen an den einzelnen Probestellen lagen zwischen rund 1000 und 19000 Individuen m-2, die Artenzahlen zwischen drei und acht ( Abb. 2.7.1.1). Zur Quelle hin nahmen die Abundanzen ab. Deutliche Unterschiede zwischen der Frühlings- und der Herbstbeprobung traten nur am Probeort NE V auf, wo die Individuendichte der Frühlingsprobe um eine Zehnerpotenz über der im Herbst lag. Die Biomasse verhielt sich analog dazu (Abb. 2.7.1.2). In fast allen Proben waren die Tubificiden die dominante Gruppe, wobei es sich meist um juvenile, nicht bestimmbare Tubificiden ohne Haarborsten handelte, die wohl die drei oben genannten Arten beinhalten. Eine Ausnahme bildet die Frühlingsprobe an der Stelle NE II. Dort stellten die Propappiden mit Propappus volki die dominante Gruppe (vgl. Abb. 2.7.1.3). Der Naidide Paranais frici machte im Frühling an NE I 39 % der Abundanz aus.

Nur die drei schon erwähnten Arten Limnodrilus hoffmeisteri, L. claparedeanus und Potamothrix moldaviensis zusammen mit den juvenilen Tubificiden ohne Haarborsten wurden an allen fünf Probestellen gefunden. Die Propappidae mit Propappus volki kamen nur an den Stationen mit Mittel-Feinsand vor (NE II-IV ). Nach MICHAELSEN (1916) ist Propappus volki ein limnischer Bewohner von Feinsänden. Das Vorkommen der anderen Arten während der zweimaligen Beprobung ist aus der Abb. 2.7.1.4 ersichtlich.

Die Este ist von den sieben bearbeiteten Nebenflüssen der am besten untersuchte. Es liegen Daten von SCHUHMACHER (1961) vor, der im Auftrag des Wasser- und Schiffahrtamtes die südlichen Nebenflüsse der Elbe beprobte und von STEEGE (1991), der im Rahmen einer Diplomarbeit die Este untersuchte. Die Ergebnisse von STEEGE basieren auf einer einmaligen qualitativen Beprobung (drei Probestellen im Abschnitt km 1 bis 12), die von SCHUHMACHER auf quantitativen Probenahmen (sieben Probestellen im Abschnitt km 1 bis 12), wobei die Häufigkeit der Probenahme nicht erwähnt wird. Die quantitativen Aussagen beschränken sich bis auf eine Ausnahme auf Angaben anhand von Häufigkeitsstufen. Somit ist ein Vergleich der Abundanzen nur bei den Tubificiden möglich. Tubificiden stellten auch in den Untersuchungen von SCHUHMACHER mit Individuendichten von 2500 - 75000 Ind. m-2 mengenmäßig den bedeutesten Anteil der Benthosbesiedlung und übertrafen allein damit schon die für das Untersuchungsjahr 1993 oben erwähnten Gesamtindividuenzahlen um ca. das Vierfache. Leider wurden die Tubificiden von SCHUHMACHER nicht näher bestimmt, so daß kein Vergleich der Arten möglich ist. Dichte Besiedlung gab es noch an einigen Probestellen mit dem Süßwasserschwamm Spongilla lacustris sowie mit der Muschel Pisidium. Die Abb. 2.7.1.4 zeigt die Verbreitung der anderen Arten an.

In den Untersuchungen von STEEGE wiesen die Tubificidae und die Brackwasserarten Gammarus zaddachi (Amphipoda) und Cordylophora caspia (Hydrozoa) hohe Abundanzen auf. Limnodrilus claparedeanus und Psammoryctides barbatus waren die einzigen übereinstimmenden Arten, die auch im Rahmen der UVU in der Este gefunden wurden. Die weiteren Ergebnisse von STEEGE sind aus der Abb. 2.7.1.4 ersichtlich.

Abb. 2.7.1.1: Gesamtindividuen- und Artenzahlen an den fünf Probestellen der Este

Abb. 2.7.1.2: Gesamtbiomasse an den fünf Probestellen der Este

 

Abb. 2.7.1.3: Gerundeter prozentualer Anteil der einzelnen Benthosorganismengrup-pen an der Gesamtabundanz an den fünf Probestellen der Este (jeweils rechts unten in der Ecke ist Gesamtindividuenzahl m-2 angegeben).

 

Abb. 2.7.1.4: Zonierung der Benthosarten in der Este

 

2.7.1.1.2 Lühe

Die Lühe gehört mit 27 Arten(gruppen) zusammen mit der Ilmenau zu den artenreichsten Gewässern der untersuchten Nebenflüsse. Auch hier stellten die Tubificiden die meisten Arten, mit Limnodrilus hoffmeisteri, L. claparedeanus, L. profundicola, Potamothrix moldaviensis und Tubifex tubifex als wichtigsten Vertretern (Tab. 2.7.1.1). Die niedrigsten Abundanzen (625 Ind. m-2) wurden im Herbst an der Probestelle NL III gefunden, ansonsten schwankten die Gesamtabundanzen zwischen rund 800 und 36.000 Individuen m-2. An den Probeorten NL I und NL II waren recht große Unterschiede in der Besiedlung im Frühling im Vergleich zu der im Herbst zu erkennen (Abb. 2.7.1.5). Die Biomasseergebnisse spiegeln den Verlauf der Gesamtindividuenzahlen wider (Abb. 2.7.1.6). An allen Probestellen waren die Tubificiden die dominanten Benthosorganismen. Auch hier, wie schon an der Este, überwogen im wesentlichen die juvenilen Tubificiden ohne Haarborsten (Abb. 2.7.1.7). Die Naididae mit den Arten Nais elinguis, N. variabilis und Vejdovskjella intermedia stellten im Frühling an der Station NE V 38 % der Abundanz. Tubifex tubifex war als einziger Benthosorganismus über das gesamte Untersuchungsgebiet der Lühe verteilt, während die Limnodrilus-Arten hoffmeisteri, claparedeanus, profundicola, udekemianus und Potamothrix moldaviensis an vier der fünf Stationen vorhanden waren (Abb. 2.7.1.8).

Für die Lühe gibt es außer der o.g. Untersuchung von SCHUHMACHER (1961) keine weiteren Daten für den tidebeeinflußten Bereich (acht Probestellen im Abschnitt km 1 - 12,3). Von den zuständigen Ämtern werden nur die Oberläufe im tideunbeeinflußten Abschnitt beprobt. Auch SCHUHMACHER nennt als bedeutenste Gruppe die Tubificiden, die über den gesamten Untersuchungsabschnitt mit Individuendichten bis zu 2500 Ind. m-2 vorkamen. Die eigenen Werte der Tubificiden schwankten zwischen rund 600 - 36000 Ind. m-2. Weitere zahlreiche und verbreitete Organismen waren die Pisiden und die Gammariden (Abb. 2.7.1.8).

Die Untersuchungen über das oberflächennahe Zoobenthos der Elbe (ARGE ELBE, 1991) wurden auch an einer Probestelle in der Lühe durchgeführt. Sie lag jedoch oberhalb des tidebeeinflußten Bereiches. Hinzu kommt, daß in der oben genannten Arbeit ausschließlich die Steinschüttungen der Uferbefestigungen durch Abbürsten der Steine beprobt wurden. Somit sind die Daten nicht vergleichbar, geben aber einen Einblick in die Besiedlung der Gewässerufer und runden das Bild der Benthosorganismen ab. Es wurden 28 Arten(gruppen) gefunden. Arten bzw. Gattungen, die mit den in Abb. 2.7.1.8 dargestellten übereinstimmen, sind Cordylophora caspia, Tubifex sp., Nais sp., Turbellaria sp. und Pisidium sp.. Die vollständige Artenliste ist in der Arbeit nachzusehen (ARGE ELBE, 1991 S . 50). Auffällig war an der dortigen Probestelle der Rückgang der Arten im Jahresverlauf, der einherging mit einer zunehmenden Sedimentation von Schlick auf der Uferbefestigung, bedingt durch die gegenüber dem Frühjahr geringere Wasserführung. Dies führte zu Besiedlungsproblemen für Mollusken und Insekten in den verschlammten Uferbereichen.

Abb. 2.7.1.5: Gesamtindividuen- und Artenzahlen an den fünf Probestellen der Lühe

Abb. 2.7.1.6: Gesamtbiomasse an den fünf Probestellen der Lühe

Abb. 2.7.1.7: Gerundeter prozentualer Anteil der einzelnen Benthosorganismengruppen an der Gesamtabundanz an den fünf Probestellen der Lühe (jeweils rechts unten in der Ecke ist Gesamtindividuenzahl m-2 angegeben).

 

Abb. 2.7.1.8: Zonierung der Benthosarten in der Lühe

2.7.1.1.3 Schwinge

In der Schwinge konnten 1993 nur 13 Arten(gruppen) nachgewiesen werden, wobei die Tubificiden mit sieben Arten(gruppen) den Haupanteil ausmachten (Tab. 2.7.1.1). Die wichtigsten Vertreter waren die Limnodrilus-Arten hoffmeisteri, claparedeanus und profundicola sowie Potamothrix moldaviensis. Die Gesamtindividuenzahlen an den einzelnen Probestellen lagen zwischen 0 und rund 52.000 Ind. m-2 und zeigten damit große Schwankungen. Am Probeort NS II und NS III war die Individuendichte der Herbstprobe wesentlich größer als in der Frühlingsprobe (Abb. 2.7.1.9). Der Grund hierfür könnte in den vorausgegangen Unterhaltungsbaggerungen liegen. Die Schwinge ist der einzige der untersuchten Nebenflüsse, in dem während des Untersuchungszeitraumes Unterhaltungsbaggerungen durchgeführt wurden. Die Probestellen NS II und III waren vor der Frühlingsbeprobung durch Baggertätigkeit beeinflußt, bei der Herbstbeprobung hatten sich die Bestände schon wieder etwas erholt. Am Probeort NS V war vierzehn Tage vor der Frühlingsbeprobung gebaggert worden. Hier scheint der Einfluß der Baggertätigkeit am größten, denn es wurden keine Tiere gefunden. Auch im Herbst wurden nur sehr geringe Individuendichten festgestellt, denn im Bereich der Schwinge zwischen km 1 - 0 war am intensivsten gebaggert worden, auch noch nach der Frühjahrsprobenahme. Die Biomassen zeigen den gleichen Verlauf wie die Abundanzen (Abb. 2.7.1.10). Dominante Gruppe mit teilweise bis zu 100 Prozent waren an allen Stellen die Tubificiden, mit den juvenilen Tubificiden ohne Haarborsten, die wohl die oben genannten vier Arten beinhalten und Limnodrilus hoffmeisteri (Abb. 2.7.1.11). An der Probestelle NS II wurde im Frühling nur Potamothrix moldaviensis gefunden. Nur die juvenilen Tubificiden ohne Haarborsten waren an allen fünf Probeorten vertreten. Die Zonierung der anderen Arten ist in der Abb. 2.7.1.12 zu sehen.

Die Untersuchungen von SCHUHMACHER (1961) liefern auch für die Schwinge die einzigen Literaturdaten (fünf Probestellen im Abschnitt km 0,2 - 5). Nach SCHUHMACHER besteht die Fauna am Gewässergrund, der mit einem dicken Belag von Faulschlamm bedeckt ist, nur aus Tubificiden. Er nennt Individuendichten von 250000 - 450000 Ind. m-2. Diese hohen Werte wurden in keinem der sieben Nebenflüsse im Rahmen der UVU gefunden, nicht einmal als Gesamtindividuenzahlen. Leider wurden auch hier die Tubificiden nicht näher bestimmt, so daß kein Vergleich zwischen den früher dort lebenden und den heute gefundenen Arten möglich ist. Außer den Tubificiden fand er nur noch Chironomidenlarven und auf den Steinen der Uferbefestigung einige zerstreute Kolonien von Cordylophora caspia (Abb. 2.7.1.12).

 

Abb. 2.7.1.9: Gesamtindividuen- und Artenzahlen an den fünf Probestellen der Schwinge

Abb. 2.7.1.10: Gesamtbiomasse an den fünf Probestellen der Schwinge

Abb. 2.7.1.11: Gerundeter prozentualer Anteil der einzelnen Benthosorganismengruppen an der Gesamtabundanz an den fünf Probestellen der Schwinge (jeweils rechts unten in der Ecke ist Gesamtindividuenzahl m-2 angegeben).

 

Abb. 2.7.1.12: Zonierung der Benthosarten in der Schwinge

 

2.7.1.1.4 Oste

Die Benthosorganismen der Oste waren ebenso wie die der Este mit 17 Arten(gruppen) vertreten. Die Tubificiden stellten auch hier wieder die artenreichste Gruppe dar, mit Limnodrilus hoffmeisteri und Potamothrix moldaviensis als wichtigsten Vertretern (Tab. 2.7.1.1). Auch im Hinblick auf die Gesamtabundanzen mit Werten von rund 300 - 19.000 Ind. m-2 und Artenzahlen zwischen zwei und neun traten gleiche Verhältnisse wie in der Este auf (Abb. 2.7.1.13). Große Unterschiede zwischen den Frühlings- und den Herbstbeprobungen waren an den Stellen NO I und NO II zu bemerken. Hier lagen die Werte für Individuendichten im Frühling wesentlich höher als im Herbst. Der konträre Verlauf der Biomassedaten an den Probestellen NO III - V (Abb. 2.7.1.14) im Vergleich zu den dort gefundenen Gesamtabundanzen läßt sich durch das dortige Vorkommen der Polychäten Marenzelleria viridis und Capitella capitata erklären. Sie traten nur in den Frühlingsproben auf, wo sie aufgrund ihrer im Verhältnis zu den Oligochäten hohen individuellen Biomasse die Werte für die Gesamtbiomasse trotz niedrigerer Gesamtindividuenzahlen als im Herbst erhöhten. Die Polychäten bewirkten auch die hohen Werte für die Biomasse an den Probeorten NO I und NO II. Dies verdeutlicht ein Vergleich der beiden mündungsnahen Probestellen der Este und der Oste (NE I und NO I): beide haben dieselbe Gesamtabundanz von 19.617 Ind. m-2 ; in der Este entspricht dies einer Biomasse von 52 mg m-2 AFTG (Dominanz von Oligochäten), in der Oste dagegen 1.679 mg m-2 AFTG (Dominanz von Polychäten). An den Probeorten NO III - V waren die Tubificiden, vertreten hauptsächlich von den juvenilen Tubificiden ohne Haarborsten, die wohl im wesentlichen die zwei oben genannten Arten beinhalten, die dominante Gruppe der Benthosorganismen, an den anderen beiden Stellen NO I und NO II waren es die Polychäten mit Marenzelleria viridis (Abb. 2.7.1.15). An vier der fünf Probestellen wurden juvenile Tubificiden ohne Haarborsten und Limnodrilus hoffmeisteri gefunden. Die Verteilung der anderen Arten zeigt die Abb. 2.7.1.16.

In der Literatur konnten auch für die Oste nur in der Arbeit von SCHUHMACHER (1961) Daten gefunden werden (acht Probestellen im Abschnitt km 40 - 77). Die Bodenfauna der Oste ist gekennzeichnet durch eine ausgesprochene Artenarmut (SCHUHMACHER, 1961). An einigen Stellen wurden Tubificidae gefunden, bei km 60 kommen wenige Bathyporeia pilosa vor (Abb. 2.7.1.16). In großen Mengen kommt lediglich die für den oberen Brackwasserbereich typische Uferschnecke Assiminea grayana an den Ufern vor.

Die Beprobungen bei der Untersuchung des Osteriffs (GOSSELCK, 1993) liegen alle außerhalb des hier untersuchten Bereiches der Oste und können so nicht mit herangezogen werden.

Die Untersuchungen über das oberflächennahe Zoobenthos der Elbe (ARGE ELBE, 1991) wurden auch an einer Probestelle in der Oste durchgeführt. Sie lag zwischen km 60 und 70. Die Oste konnte jedoch nur einmal beprobt werden, da aufgrund der hohen Schwebstofführung und der damit verbundenen Ablagerung die Uferbefestigungen vollständig mit Schlick besetzt waren und damit die Oste für diese Art der Beprobung (Abbürsten der Steine der Uferbefestigung) nicht geeignet war. Bei der einmaligen Beprobung wurden sieben Arten(gruppen) gefunden (ARGE ELBE, 1991 S. 50). Der Einfluß des salzhaltigen Elbwassers wird durch die Funde der Brackwasserart Gammarus zaddachi (MOVAGHAR, 1964) und die marine Art Balanus improvius deutlich.

Abb. 2.7.1.13: Gesamtindividuen- und Artenzahlen an den fünf Probestellen der Oste

Abb. 2.7.1.14: Gesamtbiomasse an den fünf Probestellen der Oste

Abb. 2.7.1.15: Gerundeter prozentualer Anteil der einzelnen Benthosorganismengruppen an der Gesamtabundanz an den fünf Probestellen der Oste (jeweils rechts unten in der Ecke ist Gesamtindividuenzahl m-2 angegeben).

Abb. 2.7.1.16: Zonierung der Benthosarten in der Oste