Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

Untersuchungen von Miesmuschelansiedlungen in der Tideelbe im Abschnitt km 713 - km 723

Zwischenbericht Ergebnisse 2012

Datum:Juni 2013

Auftraggeber:Wasser- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee
Am Alten Hafen 2
27472 Cuxhaven

Auftragnehmer:BIOCONSULT
Schuchardt & Scholle GbR

Projektleitung:Jörg Scholle

Projektbearbeitung:Dipl.-Biol. Pelle Schlösser
Dipl. Biol. Dr. Eva Brodte
Dipl.- Biol. Birgitta Wilmes
Dipl.-Biol. Detlef Henning

Das Bild zeigt viele Miesmuscheln. Miesmuscheln

Zusammenfassung

Allgemeines

Im Rahmen des laufenden Planfeststellungsverfahrens „Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe“ plant der Vorhabensträger die Umstellung der bisher im Bereich des Glameyer Stacks beantragten Unterwasserablagerungsflächen auf eine Buhnenkette westlich und eine Kombination aus Buhnen und einer Unterwasserablagerungsfläche östlich des Glameyer Stacks. Für das Planfeststellungsverfahren war es erforderlich, die Umweltauswirkungen der neuen Planung zu untersuchen. In jüngerer Vergangenheit wurden u. a. im Bereich der in der Tideelbe geplanten Ufersicherungsmaßnahmen vom Altenbrucher Bogen bis etwa Cuxhaven örtlich Miesmuschelansiedlungen – als besondere Ausprägung des LRT 1130 (Ästuarien) - festgestellt. Aufgrund der Entfernung von der Baumaßnahme wurde unter naturschutzfachlichen Aspekten eine Beeinträchtigung der Miesmuschelansiedlungen aber nicht angenommen. Zur Überprüfung dieser Einschätzung wurde geplant ‚vor’, ‚während’ und ‚nach Abschluss’ der Baumaßnahmen, so weit möglich, die räumliche Ausdehnung und qualitativ/quantitative Ausprägung von Miesmuschelansiedlungen im einem festgelegten Betrachtungsraum zu ermitteln. Dieser Betrachtungsraum ist, basierend auf vorab durchgeführten Seitensichtssonar-Untersuchungen in die Teilgebiete (TG) „K“ (Fläche mit in 2009 nachgewiesen Miesmuschelansiedlungen), „R“ (Referenzgebiet, stromab der Buhnenbaumahmen), „W“ (westliches Gebiet), „M“ (mittleres Gebiet) und „O“ (östliches Gebiet) unterteilt worden.

Im Herbst 2010 erfolgte die erste Untersuchung zur Feststellung des Status quo (BIOCONSULT 2011), im Herbst 2011 (BIOCONSULT 2012) eine erste baubegleitende Untersuchung und im Herbst/Winter 2012 (vorliegender Bericht) die zweite baubegleitende Untersuchung.

Untersuchung

Die Miesmuscheluntersuchungen wurden im Abschnitt von km 713 – 723 auf der südlichen Flussseite der Tideelbe durchgeführt. Methodisch orientierte sich die Untersuchung an der von 2010 und 2011, d. h. in 2012 wurden die gleichen 100 Stationen mittels Van-Veen-Greifer untersucht wie im Vorjahr. Analog wurde für Dregde-Untersuchung (10 Hols) vorgegangen.

Neben en o.g. quantitativen Beprobungen sind auch 2012 (wie in den Vorjahren) ergänzend 10 Greiferproben, die aus Bereichen mit hohen Miesmuschelabundanzen gekennzeichnet waren, entnommen worden und detailliert auf die makrobenthische Besiedlung hin untersucht. Daten zur Begleitfauna liefern gewisse Hinweise auf die Ausprägung der Miesmuschelansiedlung.

Zusätzlich wurde das Untersuchungsgebiet mit Hilfe eines Seitensichtsonars auf einer Fläche von 10 km Länge und 0,3 km Breite auf mögliche Hartsubstratstrukturen hin untersucht. Die Ergebnisse sind hier zusammengefasst dargestellt, sind im Detail einem eigenen Bericht zu entnehmen.

Ergebnisse

Im Rahmen der vorliegenden 2. baubegleitenden Untersuchung konnten, wie bereits in 2010 und 2011, mit dem Seitensichtsonar nur sehr eingeschränkt Hinweise auf umfangreiche Hartsubstratvorkommen, respektive auf Vorkommen von Mytilus edulis aus den Ergebnissen abgeleitet werden.

Über die biologische Untersuchung wurden 2012 wie auch in den Vorjahren Miesmuschelansiedlungen festgestellt. Mittels Van-Veen-Greifer und Dredge wurden im Vergleich höhere Besiedlungsdichten für die Teilgebiete „Referenz“ und/oder „K“ nachgewiesen. In diesem Zusammenhang sind der uferferne Bereich des TG K sowie der ufernahe und tiefere Bereich des TG R hervorzuheben.

Im etwa 4 km stromauf von der Referenz befindlichen TG West (W) war die Nachweishäufigkeit und Individuendichte deutlich geringer, aber auch hier wurden in der tieferen Zone noch Miesmuscheln erfasst. Weiter stromauf - im Bereich von Glameyer Stack (Gebiet M) - waren die Miesmuscheldichten bereits sehr gering. Im TG Ost (O), das die stromaufseitige Grenze des Untersuchungsgebietes darstellt, wurden keine Miesmuscheln erfasst.

Vergleich mit 2010 und 2011

Bei den Miesmuschelansiedlungen handelt es sich insgesamt um mehrjährige Bestände. Die Ergebnisse aus 2010 und 2011 unterschieden sich zum vorliegenden Untersuchungsjahr 2012 durch die überwiegend niedrigere (lokale) Abundanz aber einer im Mittel wesentlich größeren Schalenlänge der einzelnen Muscheln. Die Unterschiede sind z.T. von der Tatsache beeinflusst, dass anders als den Vorjahren, 2012 deutlich höhere Dichten an Jungmuscheln in den TG K, R und W festgestellt wurden. Die hohe Abundanz an Jungmuscheln ist wohl auf einen Brutfall 2012 zurückzuführen.

Fazit

Auf der Grundlage der Ergebnisse von bislang drei Untersuchungsjahren ist davon auszugehen, dass es sich im Untersuchungsgebiet um keine großflächigen, sondern eher fleckenhafte, aber z.T. mehrjährige Ansiedlungen von Miesmuscheln handelt, die örtlich, in Bereichen mit höherer Muscheldichte, mit einer typischen Begleitfauna (Wirbellose und Fische) assoziiert sind. Unklar bleibt (bis zu einem gewissen Grad) derzeit jedoch die flächige Ausdehnung der detektierten Ansiedlungen in den TG K, Referenz und West. Eine zuverlässige Side Scan Sonar basierte Identifizierung dieser Strukturen, die sich wahrscheinlich kaum von der Gewässersohle abheben, war aufgrund der lokalen bodentopographischen Gegebenheiten bisher nicht möglich.

Dokumentationen

Untersuchungen von Miesmuschelansiedlungen in der Tideelbe im Abschnitt km 713 - km 723 (PDF, 2 MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Side Scan Sonar Untersuchungen - Ufersicherungsmaßnahme Glameyer Stack (PDF, 958 KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Anlage 1 - Side Scan Sonar Untersuchungen - Ufersicherungsmaßnahme Glameyer Stack (PDF, 3 MB, Datei ist nicht barrierefrei)

Anlage 2 - Side Scan Sonar Untersuchungen - Ufersicherungsmaßnahme Glameyer Stack (PDF, 84 KB, Datei ist nicht barrierefrei)