Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

5 ERGEBNISSE DER UMWELTVERTRÄGLICHKEITSUNTERSUCHUNG

Die Umweltverträglichkeitsprüfung umfaßt die Ermittlung, Beschreibung und Bewertung der Auswirkungen eines Vorhabens auf die Schutzgüter Menschen, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft, einschließlich der jeweiligen Wechselwirkungen sowie auf Kultur- und sonstige Sachgüter.

Zur Bewertung der Umweltsituation im Ist-Zustand und bei Verwirklichung des geplanten Vorhabens wurde ein gebietsbezogenes Zielsystem entwickelt, das den aus umweltschutzfachlicher Sicht formulierten Optimalzustand des Untersuchungsgebietes darstellt.

Für jedes Schutzgut wurde die Abweichung vom jeweiligen Optimum bzw. Zielzustand definiert, d.h. je höher die Belastung, desto weiter ist das Schutzgut von dem unter umweltschutzfachlichen Aspekten formulierten Optimalzustand entfernt.

Die umfassende Bestandsaufnahme zum Ist-Zustand ergab, daß das Untersuchungsgebiet durch zahlreiche, überwiegend durch den Menschen verursachte Eingriffe sehr stark verändert wurde und in einigen Bereichen sehr weit von dem unter umweltschutzfachlichen Gesichtspunkten optimalen Zustand entfernt ist.

Systemzusammenhänge

Zum Verständnis der Wirkungen, die das geplante Vorhaben auf den Landschaftsraum und die ihn prägenden Gezeiten ausübt, werden im folgenden die grundsätzlichen Zusammenhänge des Systems und die voraussichtlichen Auswirkungen erläutert.

Die Wasserstände und Strömungsgeschwindigkeiten der Tideelbe werden durch verschiedene Faktoren gesteuert. Dies geschieht zum einen durch den Wasserzufluß über das Wehr Geesthacht (Oberwasserzufluß), die Tideverhältnisse in der Deutschen Bucht sowie meteorologischen Einflüssen. Die Einflüsse weisen jeder für sich bereits eine große natürliche Spannweite auf. Ferner wird das Tidegeschehen insbesondere durch Wassertiefen, Querschnittsweiten und Fluträume (die Systemgeometrie) geprägt.

Durch die geplante Vertiefung und Veränderung der Fahrrinnenbreiten in einigen Bereichen wird in der Unter- und Außenelbe das Tidegeschehen beeinflußt. Die von der Nordsee in die Tideelbe einschwingende Tidewelle "verliert" bei einer vertieften Fahrrinne weniger Energie durch die Bodenreibung, so daß sie mit größerer Kraft in den inneren Flußbereich vordringt und dort zu einer Zunahme des Tidehubes (Absinken des Tideniedrigwassers und Anstieg des Tidehochwassers) führt. Als Folge davon steigen die mit jeder Ebbe und Flut hin und her schwingenden Tidewassermengen. Ferner werden die Eintrittszeiten des Hoch- und Niedrigwassers (Tidelaufzeiten) und die Zeiten der Strömungsstillstände (Strömungskenterung) verschoben. Diese Veränderungen des Tidegeschehens beeinflussen die Strömungs- und Transportvorgänge und somit die Entwicklung des Flußbettes. Ausbaubedingte Veränderungen des Tidegeschehens treten nicht nur örtlich im Bereich der Ausbaustrecke auf, sondern beeinflussen mit unterschiedlicher Intensität den gesamten Tidebereich der Unter- und Außenelbe.