Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

7.4.2. Terrestrische Lebensgemeinschaften Im Rahmen der UVU wurden von KURZ und Mitarbeitern umfangreiche Untersuchungen zu den terrestrischen Lebensgemeinschaften durchgeführt (vgl. MATERIALBAND VI). Der hier betrachtete Bereich des Untersuchungsgebiets umfaßt im wesentlichen den Raum zwischen der Hauptdeichlinie und der Grenze zum vegetationslosen Watt. Zusätzlich werden die vegetationslosen Wattflächen in den Karten dargestellt, ohne jedoch vertiefend behandelt zu werden (vgl. Kap. 7.4.1). Die folgenden Ausführungen basieren auf MATERIALBAND VI. 7.4.2.1. Flora Die Untersuchungen zur terrestrischen Flora des Untersuchungsgebietes gliedern sich in:

eine flächendeckende Biotoptypenkartierung,

eine flächendeckende Kartierung der gefährdeten Pflanzenarten sowie

die Kartierung elbufertypischer Stromtalmoose an 30 ausgewählten Stellen. Biotoptypen Die Basis für Aussagen zum Schutzgut Tiere und Pflanzen im terrestrischen Teilbereich des Untersuchungsgebietes bildet eine flächendeckende Biotoptypenkartierung im Maßstab 1:5.000. Die Kartierungen wurden im Zeitraum von 1993 bis 1996 durchgeführt, wobei der größte Teil der Kartierung 1994 erfolgte. Verfügbare aktuelle Kartierungen wurden übernommen. Für jeden Biotoptyp (außer den Siedlungsbiotopen) wurde mindestens eine Artenliste erstellt. Die Kartierung wurde entsprechend dem Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen vorgenommen (NLÖ 1995). o Zusammenfassende Darstellung der Biotoptypen Die Biotoptypenkartierung wird in MATERIALBAND VI ausführlich dokumentiert und erläutert. Diese Kartierung bildet eine fundierte Grundlage für die Bearbeitung der UVU. Um jedoch eine bessere Übersicht und Vergleichbarkeit zu gewährleisten, die aufgrund der Größe des Untersuchungsgebietes im Originalmaßstab der Kartierung (1:5.000) erschwert ist, wurde daraus eine Zusammenfassende Darstellung der Biotoptypen im Maßstab 1:25.000 erstellt (vgl. Karte 7.4 - 2). Diese Karte bildet gleichzeitig die Informationsgrundlage für die anderen auf dieser Maßstabsebene bearbeiteten Schutzgüter. Die ca. 180 Biotoptypen der detaillierten Kartierung wurden dabei zu 29 Obertypen zusammengefaßt (vgl. Tab. 7.4 - 12). Tab. 7.4 - 12: Zuordnung der Biotoptypen der detaillierten Biotoptypenkartierung (vgl. MATERIALBAND VI) zu den Obertypen der Karte 7.4 - 2
 

Obertypen der Zusammenfassenden Biotoptypendarstellung Biotoptypen der detaillierten Kartierung (Kürzel entsprechend dem Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen)
Gehölze
Auwald § WHA WHB

Hartholzauwald im Überflutungsbereich §

Eichen-Mischwald in nicht mehr überfluteten Bereichen der Flußaue §

WWS WWT

Sumpfiger Weiden-Auwald §

Tide-Weiden-Auwald §

Laubwald WMT WU WPB WXH WXP WJL

Mesophiler Buchenwald des Tieflands

Erlenwald entwässerter Standorte Birken- und Zitterpappel-Pionierwald Laubforst aus einheimischen Arten Hybridpappelforst Laubwald-Jungbestand

Nadelwald WZF WZK WJN

Fichtenforst

Kiefernforst Nadelwald-Jungbestand

Auengebüsch § BAT BAS BNR

Typisches Weiden-Auengebüsch §

Sumpfiges Weiden-Auengebüsch § Weiden-Sumpfgebüsch nährstoffreicher Standorte §

Gebüsch BAZ Sonstiges Weiden-Ufergebüsch (§)
BM BRS BRX HFS HFM HN HX BZE BZN HSE HSN KVX

Mesophiles Gebüsch

Sonstiges Sukzessionsgebüsch Standortfremdes Gebüsch Strauchhecke Strauch-Baumhecke Naturnahe Feldgehölze Standortfremde Feldgehölze Ziergebüsch aus überwiegend einheimischen Gehölzarten Ziergebüsch aus überwiegend nicht heimischen Gehölzarten Siedlungsgehölz aus überwiegend einheimischen Baumarten Siedlungsgehölz aus überwiegend nicht einheimischen Baumarten Sonstiger Gehölzbestand auf künstlicher Sandvorspülung

Salzwiese
Obere Salzwiese § KHO KHI KHB

Obere Salzwiese, naturnah §

Obere Salzwiese, intensiv genutzt § Obere Salzwiese des Brackübergangs §

Untere Salzwiese § KHU KHW

Untere Salzwiese, naturnah §

Untere Salzwiese, beweidet §

Küstenwatt mit Vegetation höherer Pflanzen § KWQ KWG KWG/Q

Queller-Watt §

Schlickgras-Watt § Queller-Schlickgras-Watt §

Salzwiese der Ästuare § KHF Salzwiese der Ästuare §
Röhricht, Uferstaudenflur und Sumpf
Brackwasserröhricht § KBR KRP KRS

Röhricht des Brackwasserwatts §

Schilf-Röhricht der Brackmarsch § Strandsimsen-Röhricht der Brackmarsch §

Röhricht/Uferstaudenflur § FWR Flußwatt-Röhricht §
NRS NRG NRW NRR NRZ VER KNR

Schilf-Landröhricht §

Rohrglanzgras-Landröhricht § Wasserschwaden-Landröhricht § Rohrkolben-Landröhricht § Sonstiges Landröhricht § Verlandungsbereich nährstoffreicher Stillgewässer mit Röhricht § Röhricht der Dünentäler und Dünenrandzonen §

  NUT Uferstaudenflur der Stromtäler §
Sumpf § NSG NSS

Seggenried nährstoffreicher Standorte §

Staudensumpf nährstoffreicher Standorte §

  NPR Pioniervegetation nasser, nährstoffreicher Standorte § 
Sandstrand und Wattflächen ohne Vegetation höherer Pflanzen
Sandstrand KSN KSB KSI

Naturnaher Strand

Sandbank Intensiv genutzter Badestrand

Wattfläche ohne 

Vegetation §

KWO KBO FWO

Küstenwatt ohne Vegetation höherer Pflanzen §

Brackwasserwatt ohne Vegetation höherer Pflanzen § Flußwatt ohne Vegetation höherer Pflanzen §

Gewässer
Fließgewässer § KPH KPB KPS FFM

Salzwasser-Marschpriel §

Brackwasser-Marschpriel § Süßwasser-Marschpriel § Naturnaher Marschfluß §

Fließgewässer KYH KYF FXM FZT FZS FZV FZH FGM FGS

Hafenbecken im Küstenbereich

Fahrrinne im Wattenmeer Mäßig ausgebauter Bach Mäßig ausgebauter Flußunterlauf mit Tideeinfluß Stark ausgebauter Fluß/Flußabschnitt Völlig ausgebauter Fluß/Flußabschnitt Hafenbecken an Flüssen Marschgraben Salzreicher Graben

Stillgewässer § SEF SEN SEA SEZ STG STZ SSK

Kleines naturnahes Altwasser §

Sonstiges naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer natürlicher Entstehung § Naturnahes nährstoffreiches Abbaugewässer § Sonstiges naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer § Wiesentümpel (§) Sonstiger Tümpel (§) Naturnahes salzhaltiges Kleingewässer des Küstenbereichs §

Stillgewässer SRF SRA SXN SXF SXK SXG SXZ KST

Großes naturnahes Altwasser

Naturnaher nährstoffreicher Baggersee Naturfernes Stillgewässer natFCrlicher Entstehung Naturferner Fischteich Naturferner Klär- und Absetzteich Zierteich Sonstiges naturfernes Stillgewässer Strandsee /-tümpel

Sonstige Bereiche ohne Nutzung
Magerrasen § RSS RSZ

Silbergras-Flur §

Sonstiger Sand-Magerrasen §

Dünenvegetation § KDV KDW KDR

Binsenquecken-Vordüne §

Strandhafer-Weißdüne § Ruderalisierte Küstendüne §

Dünenvegetation  KVV KVW KVR

Binsenquecken-Vordüne auf künstlicher Sandvorspülung (§)

Strandhafer-Weißdüne auf künstlicher Sandvorspülung (§) Ruderalisierte Küstendünen-Vegetation auf künstlicher Sandvorspülung (§)

Ruderalflur URF URT UHF UHM UHT

Ruderalflur frischer bis feuchter Standorte

Ruderalflur trockenwarmer Standorte Halbruderale Gras- und Staudenflur feuchter Standorte Halbruderale Gras- und Staudenflur mittlerer Standorte Halbruderale Gras- und Staudenflur trockener Standorte

Grünland
Intensivgrünland GIT GIM GIA GA GW

Intensivgrünland trockenerer Standorte

Intensivgrünland der Marschen Intensivgrünland der Auen Grünland-Einsaat Sonstige Weidefläche

Grünland weniger intensiv GMF GMM GMZ

Mesophiles Grünland mäßig feuchter Standorte

Mesophiles Marschengrünland mit Salzeinfluß Sonstiges mesophiles Grünland

Grünland weniger intensiv § GNR GNF GFB GFS GFF

Nährstoffreiche Naßwiese §

Seggen-, binsen- oder hochstaudenreicher Flutrasen § Wechselfeuchte Brenndolden-Wiese § Sumpfdotterblumen-Wiese (seggen-, binsen- und hochstaudenarme Ausprägung) § Flutrasen §

Deichrasen G..d Alle Grünländer auf Deichen (d.h. mit Zusatz d)
Acker und Obstbau

Acker

 

AS AT EL

Sandacker

Basenreicher Lehm-/Tonacker Landwirtschaftliche Lagerfläche

EGG Gemüse-Gartenbaufläche
Obstbau EOB Obstbaum-Plantage
HO Obstwiese
Sonstiges
Offenbodenbereich/Baustelle DOP OX

Vegetationsarmes Spülfeld

Großbaustelle (Deichbau)

Siedlungsflächen einschließlich städtischer Grünflächen PHO PHG PHZ PHN PHH PKR PKG PAL PAI PAN PFR PSP PSB PSC PSZ TDR OBL OZ OEF ODL ONZ

Obst- und Gemüsegarten

Hausgarten mit Großbäumen Neuzeitlicher Ziergarten Naturgarten Heterogenes Hausgartengebiet Strukturreiche Kleingartenanlage Grabeland Alter Landschaftspark Intensiv gepflegter Park Neue Parkanlage Sonstiger gehölzreicher Friedhof Sportplatz Freibad Campingplatz Sonstige Sport-, Spiel- und Freizeitanlage Reet-/Strohdach Lückige Bebauung Zeilenbebauung Ferienhausgebiet Ländlich geprägtes Dorfgebiet Sonstiger Gebäudekomplex

GRR GRA

Artenreicher Scherrasen 

Artenarmer Scherrasen

Industrie-/Gewerbegebiet OGI OGG ODP OVH

Industrielle Anlage

Gewerbegebiet Landwirtschaftliche Produktionsanlage Hafen- und Schleusenanlage

OSS OSK OSZ

Sonstige Deponie

Kläranlage Sonstige Ver- und Entsorgungsanlage

Verkehrsfläche OVS OVP OVB DWS

Straße

Parkplatz Bahnanlage Sandweg

Uferbefestigung, Sperrwerksbauten und besonders befestigte Deiche KX OVH

Küsten- und Uferschutzbauwerke

Hafen- und Schleusenanlage (teilweise)

Erläuterungen:

§ besonders geschütztes Biotop (§ 28a,b NNatG) bzw. Obertyp, der sich überwiegend oder ausschließlich aus solchen Biotoptypen zusammensetzt  (§) unter bestimmten Voraussetzungen besonders geschütztes Biotop Anmerkungen: Einzelbäume und Baumreihen werden in der Zusammenfassenden Biotoptypendarstellung nicht mit dargestellt. Uferbefestigungen werden generell als Uferbefestigungen übernommen, auch wenn sie z.B. mit Röhricht oder Gehölzen bewachsen sind. Bei kombinierten Biotoptypen wird in der zusammenfassenden Darstellung das erste Kürzel (der vorherrschende Typ) umgesetzt. Grünland auf Deichen (Kürzel: G..d) wird generell als Deichrasen dargestellt.

o Biotopstruktur Die Tidedynamik ist der Lebensraumfaktor, der im gesamten Untersuchungsgebiet wirksam ist. Insbesondere werden die terrestrischen Lebensgemeinschaften durch die periodischen und aperiodischen Überschwemmungsereignisse geprägt. Ähnlich wie bereits bei den aquatischen Lebensgemeinschaften beschrieben, besteht insbesondere in Ufernähe ein bestimmender Einfluß durch den Salzgehalt des Wassers (Grund- und Überschwemmungswasser) der Elbe. Darüber hinaus werden die terrestrischen Lebensgemeinschaften wesentlich durch die jeweilige Nutzung der Flächen geprägt. In Abhängigkeit von diesen Parametern läßt sich für die terrestrischen Lebensgemeinschaften, ähnlich wie bei den aquatischen Lebensgemeinschaften, folgende Zonierung entlang der Elbe erkennen:

Der Bereich oberhalb des Hamburger Hafens ist charakterisiert durch Süßwasser und das Vorkommen von Arten aus dem kontinental geprägten Bereich der Mittleren Elbe.

Der Bereich des Hamburger Hafens ist stark durch Nutzungen überprägt.

Unterhalb Hamburgs bis etwa Glückstadt wirkt sich der zunehmende Brackwassereinfluß noch nicht erkennbar auf die terrestrischen Lebensgemeinschaften aus. Kontinentale Artenelemente treten nicht mehr auf.

Unterhalb Glückstadts schließt sich der deutlich durch Brackwasser beeinflußte Bereich an.

Das äußere Ästuar schließlich ist am Nordufer etwa ab Neufeld und am Südufer ab Cuxhaven dem Wattenmeer zuzurechnen. Kennzeichnend für diese Bereiche sind unterschiedliche vorherrschende Biotoptypen. Es besteht ein deutlicher Unterschied zwischen dem Bereich oberhalb des Hamburger Hafens und dem unterhalb Hamburgs. Während unterhalb Hamburgs die Intensivierung der überwiegend landwirtschaftlich genutzten Außendeichsflächen stark vorangeschritten ist und dort zu einer floristischen Verarmung geführt hat, wurden oberhalb des Hamburger Hafens mit dem NSG Heuckenlock, dem NSG Zollenspieker und dem Mündungstrichter der Ilmenau noch sehr interessante und von den Unterelbe-Lebensräumen vollkommen verschiedene Lebensräume gefunden. Im folgenden werden zunächst die wichtigsten Biotopstrukturen des Untersuchungsgebietes erläutert und anschließend die räumliche Verteilung dominierender Biotoptypen im Untersuchungsgebiet anhand der sieben Untersuchungsabschnitte beschrieben. - Erläuterungen zu wichtigen Biotopstrukturen Gehölze wachsen im schleswig-holsteinischen Elbvorland in geschlossenen Beständen nur bis Brokdorf (St. Margarethen) und im niedersächsischen bis Wischhafen. Stromabwärts ist der Salzeinfluß so groß, daß die Gehölze absterben. Auwälder, wie sie natürlicherweise im Überschwemmungsbereich der großen Ströme oberhalb des Röhrichts flächendeckend vorkommen, sind in natürlicher Ausprägung nicht mehr vorhanden. Hartholzauwälder im Überflutungsbereich, die natürlicherweise die höher gelegenen Überflutungsbereiche ohne Salzeinfluß besiedeln, können nur noch an zwei Stellen des Untersuchungsgebietes nachgewiesen werden. Weichholzauwälder, die natürlicherweise große Teile im etwas häufiger überfluteten Teil des Untersuchungsgebietes besiedeln, kommen häufiger vor, sind jedoch kaum noch als typische Weiden-Auwälder ausgebildet. Aus den vielerorts angepflanzten Pappelwäldern hat sich stattdessen ein Tide-Auwald entwickelt, der zumindest in der Ausprägung seiner Krautschicht dem typischen Tide-Auwald sehr nahe kommt. Andere Wälder sind flächenmäßig kaum von Bedeutung. Unter den Gebüschen sind besonders die Weidengebüsche der Auen und Ufer charakteristisch für das Untersuchungsgebiet. Es handelt sich in erster Linie um Gebüsche aus schmalblättrigen Weiden, die meist nur wenig über der MThw-Linie stehen und regelmäßig überflutet werden. Sie stehen als Teil der Weichholzaue oft am wasserseitigen Saum der Weiden-Auwälder, sind häufig aber auch einziger Gehölzbestand entlang des Ufers. Von allen aufgetretenen Gehölztypen sind die typischen Weiden-Auengebüsche die häufigsten im Untersuchungsgebiet. Sie bilden oft einen Randbereich zwischen Grünland bzw. anderen landwirtschaftlichen Nutzungen und dem Elbufer und stehen, auch gemischt mit Röhrichten, ganz vorn an der Grenze zum Watt. Eine Besonderheit des Untersuchungsgebietes stellen die aufgelassenen, teilweise großflächigen, Bandweidenkulturen auf dem schleswig-holsteinischen Ufer zwischen Wedel und der Krückaumündung dar, die seit etwa 20 Jahren nicht mehr genutzt werden. Sie weisen inzwischen große Ähnlichkeit mit den typischen Weiden-Auengebüschen auf. Röhrichte sind die typische Ufervegetation einer unbeeinflußten Stromlandschaft. Im Untersuchungsgebiet treten sie vor allem am Elbufer und am Ufer der Nebenflüsse auf. Sie erstrecken sich sowohl ober- als auch unterhalb der MThw-Linie und besiedeln damit teilweise auch die Wattflächen. Selbst ausgedehnte Röhrichtbestände können von nur wenigen Arten gebildet werden. Unter ihnen dominiert das Schilf, das bei der im Untersuchungsgebiet herrschenden guten Nährstoffversorgung teilweise über 4 m hoch wird. Andere Röhrichttypen kommen eher vorn am Stromufer vor, wo durch das stärkere Tidegeschehen und die höheren Strömungsgeschwindigkeiten Simsen bevorteilt werden. Brackwasserröhrichte lassen sich nicht exakt von den anderen Röhrichten abgrenzen. Kennzeichnend ist vielmehr das gleichzeitige Vorkommen von Salzpflanzen und weniger salzverträglichen Arten. Zum Seewasser hin wandert meist Schlickgras in die Röhrichte ein und zum Süßwasser hin Schilf. Von den Röhrichten des Brackwasserwatts werden die oberhalb der MThw-Linie gelegenen Röhrichte aus Schilf oder Strandsimse unterschieden, die oft staudenreich bzw. von Hochstaudenfluren durchsetzt sein können. Salzwiesen treten in großflächigen, geschlossenen Beständen unterhalb der Ostemündung auf. Sie zeigen eine charakteristische Zonierung, die sich in Abhängigkeit von der Überflutungshäufigkeit ausbildet. Vor den Salzwiesen bildet das Queller- bzw. Schlickgraswatt den Übergang zum vegetationslosen Watt. Die untere Salzwiese (Andelzone) beginnt in Höhe der MThw-Linie. Diese Zone wird mit etwa 225 Überflutungen pro Jahr nur noch von einem Drittel der Überflutungen erfaßt, die die vorgelagerte Quellerzone erreichen. Etwa 30 cm über MThw beginnt der Rotschwingelrasen, der meist weniger als 75 Überflutungen im Jahr ausgesetzt ist. Die abnehmende Salinität ermöglicht einen höheren Artenreichtum, weil Tiere und Pflanzen einwandern können, die weniger salzverträglich sind. Die Salzwiesen werden zum großen Teil von Schafen beweidet und dadurch in ihrem Artengefüge stark verändert. Wattflächen ohne Vegetation höherer Pflanzen ziehen sich in sehr unterschiedlicher Breite entlang großer Teile der Ufer des Untersuchungsgebietes. Die Größe dieser Flächen nimmt vom Wehr Geesthacht Richtung Nordsee deutlich zu. Zunächst nur als schmaler Ufersaum ausgebildet, treten diese Flächen im mittleren Teil des Untersuchungsgebietes besonders in den Nebenelben und einigen Buchten bereits größflächig in Erscheinung, um dann im Mündungsbereich zum bestimmenden Biotoptyp zu werden. Der wesentliche ökologische Faktor der Watten ist der zweimal tägliche Wechsel von Wasserbedeckung und Trockenfallen. Diese Flächen sind im wesentlichen frei von höheren Pflanzen. Auf der Oberfläche leben jedoch verschiedene Algen, vor allem Kieselalgen (vgl. Kap. 7.4.1.1). Grünlandwirtschaft ist die vorherrschende landwirtschaftliche Nutzungsform im Vordeichland. Daher dominiert Grünland in vielen Teilen die terrestrischen Flächen des Untersuchungsgebietes. Grünlandflächen einschließlich Deichrasen nehmen etwa 45% der Fläche der terrestrischen Biotoptypen (ohne vegetationsloses Watt) ein. Die Grünlandflächen unterscheiden sich hinsichtlich der Nutzungsintensität und der Feuchtigkeitsverhältnisse. Den weitaus größten Flächenanteil beanspruchen die Intensivgrünländer mit ca. 30% der Fläche der terrestrischen Biotope (ohne das vegetationslose Watt). Weniger intensiv genutzte Flächen werden als mesophiles Grünland bezeichnet und sind durch einen größeren Artenreichtum gekennzeichnet. In feuchteren Bereichen treten bei extensiver Nutzung Feucht- und Naßwiesen auf, die teilweise ebenfalls durch einen größeren Artenreichtum gekennzeichnet sind. Sand-Magerrasen treten im Untersuchungsgebiet nur auf künstlich veränderten Flächen wie Spülfeldern und Aufspülungen auf. So sind auf den großen durch Aufspülungen entstanden Flächen bei Glückstadt, auf Pagensand, Schwarztonnensand und Hanskalbsand/Neßsand in den trockensten Bereichen großflächige Magerrasen zu finden. Ruderalfluren sind Vegetationen auf Brachflächen ohne wirtschaftliche Nutzung. Sie besiedeln zum einen Flächen, deren Böden umgelagert oder deren Vegetationsdecke vor nicht allzu langer Zeit beseitigt wurde und zum anderen Flächen, auf denen eine Nutzung aufgegeben wurde. Im Untersuchungsgebiet sind Ruderalfluren ebenso wie Magerrasen auf ehemaligen Spülfeldern wie z.B. Pagensand oder aber auf ursprünglich landwirtschaftlich genutzten, heute aber brachgefallenen Flächen, wie z.B. dem Stover Werder am Wehr Geesthacht, zu finden. - Räumliche Verteilung dominierender Biotoptypen im Untersuchungsgebiet Untersuchungsabschnitt I ist überwiegend durch sehr schmale Vordeichflächen gekennzeichnet. Abgesehen von der Insel Stover Werder am Wehr Geesthacht werden nur in Ausnahmefällen (z.B. bei Altengamme, Zollenspieker, Overhaken oder Drage) Breiten von mehr als 200 m erreicht. Der Tidenhub beträgt am Pegel Zollenspieker ca. 260 cm und am Pegel Bunthaus sogar ca. 330 cm. Die Ufer dieses Untersuchungsabschnittes sind zu mehr als zwei Drittel ihrer Länge verbaut. Die terrestrischen Flächen der Stromelbe bestehen in diesem Untersuchungsabschnitt zu etwa 45% aus Grünland (incl. Deichrasen), zu etwa 17% aus Röhricht und zu etwa 8% aus Ruderalfluren. Gehölze nehmen etwa 7% der terrestrischen Flächen ein. Entsprechend der starken Einengung der Vordeichflächen sind viele Uferbereiche im wesentlichen durch Hochwasserschutzanlagen und Ufersicherungen geprägt. Einige breitere Vordeichflächen werden als Feriensiedlungen genutzt. Der tidebeeinflußte Bereich von Ilmenau und Luhe hinter dem Sperrwerk wird mit ca. 40% der terrestrischen Fläche ebenfalls von Grünland beherrscht. Daneben nehmen aber auch Röhrichtflächen mit über 30% einen beträchtlichen Flächenanteil ein. In diesem Untersuchungsabschnitt findet sich die westlichste Verbreitungsgrenze einiger kontinentaler Arten, wie z.B. Sumpf-Brenndolde Cnidium dubium und Schwarzpappel Populus nigra. Untersuchungsabschnitt II ist zu großen Teilen von den Umschlag- und Industrieanlagen des Hafens sowie den zugehörigen Infrastruktureinrichtungen geprägt. Nur ein kleiner Teilbereich zwischen der Bunthäuser Spitze und dem Beginn des Hafens ist sehr ähnlich wie Untersuchungsabschnitt I strukturiert. Der Hafenbereich ist durch Spundwände, Kaianlagen etc. geprägt und weist nur nischenhaft Relikte natürlicher Strukturen auf. So sind die Ufer dieses Abschnittes zu ca. 95% verbaut. Der Tidenhub beträgt am Pegel St. Pauli ca. 360 cm. Als Besonderheit im Hafen ist das Vorkommen von Pflanzenarten aus fernen Ländern zu nennen, die mit Wolle und Ölsaaten hierher gelangen. Untersuchungsabschnitt III ist gekennzeichnet durch die Elbaufweitung des Mühlenberger Lochs, die als Steilufer ausgebildete Geestkante am Nordufer im Hamburger Bereich, die Inselgruppe Neßsand-Hanskalbsand und die Insel Lühesand. Die Vordeichflächen sind überwiegend sehr schmal und erreichen nur westlich der Lühemündung einmalig 500 m Breite. Somit weisen die Inseln die mit Abstand großflächigsten Vegetationsstandorte auf. Der Tidenhub am Pegel Schulau beträgt ca. 320 cm. Die Ufer dieses Untersuchungsabschnitts sind auf weniger als der Hälfte der Uferlänge verbaut. Die terrestrischen Flächen der Stromelbe in diesem Untersuchungsabschnitt bestehen zu etwa 19% aus Grünland, zu etwa 19% aus Ruderalflächen sowie zu jeweils etwa 16% aus Röhrichten und Gehölzen. Die terrestrischen Flächen der Nebenflüsse Este, Lühe und Wedeler Au werden zu etwa einem Drittel von Siedlungsbiotopen, Verkehrsflächen sowie Industrie und Gewerbeflächen eingenommen. Obstbauflächen nehmen etwa ein Viertel und Grünländer gut 15% der Flächen ein. Untersuchungsabschnitt IV ist insgesamt sehr stark strukturiert. Hierzu tragen insbesondere die Inseln Auberg/Drommel, Pagen- und Schwarztonnensand sowie Rhinplatte mit den zugehörigen Nebenelben bei. Die Inseln haben alle mehrere km Länge und teilweise mehrere 100 m Breite. Die Breite der Vordeichflächen differiert zwischen nahezu Null (z.B. bei Kollmar) und ca. 1,5 km (z.B. Asseler Sand). Der Tidenhub beträgt am Pegel Glückstadt ca. 280 cm. Unverbaute Uferabschnitte überwiegen in diesem Abschnitt deutlich. Die terrestrischen Flächen der Stromelbe in diesem Untersuchungsabschnitt bestehen zu etwa einem Drittel aus Grünländern, zu etwa 27% aus Röhricht und zu etwa 16% aus Gehölzen. Als Besonderheit sind hier die seit vielen Jahren ungenutzten Bandweidenkulturen im Bereich Auberg/Drommel und Juelssand zu nennen, die sich seitdem naturnah entwickeln. Die fast ausschließlich auf Pagensand und Schwarztonnensand auftretenden Magerrasen nehmen einen Flächenanteil von ca. 7% ein. Die hinter den Sturmflutsperrwerken gelegenen Nebenflußbereiche dieses Untersuchungsabschnittes werden von den Flächen des Kraut- und Gauensiekersandes dominiert. Der Flächenanteil des Grünlandes beträgt hier etwa 70%. Weitere 11% werden von Acker- und Obstbauflächen eingenommen. Untersuchungsabschnitt V ist wesentlich weniger stark strukturiert als der vorhergehende. Das Nordufer weist überwiegend nur sehr schmale Vordeichflächen auf, die nur bei St. Margarethen kleinräumig Breiten von 1 km erreichen. Am Südufer treten insgesamt breitere Vordeichflächen auf, die auch großflächig Breiten von 500 m erreichen. Vor Freiburg (Allwördener Außendeich) werden großflächig Breiten von 1 bis 1,5 km erreicht. Inseln gibt es in diesem Untersuchungsabschnitt nicht, dem Südufer sind jedoch fast durchgängig sehr großflächig Wattflächen vorgelagert. Etwa ein Drittel der Uferlänge ist verbaut. Der Tidenhub am Pegel Brunsbüttel beträgt ca. 280 cm. In diesem Untersuchungsabschnitt werden ca. 68% der terrestrischen Flächen der Stromelbe von Grünländern, ca. 8% von Salzwiesen der Ästuare und ca. 16% von Röhricht (überwiegend Brackwasserröhricht) eingenommen. Gehölze nehmen weniger als 1% der Flächen ein. Die tidebeeinflußten Flächen der hinter dem Sperrwerk gelegenen Stör werden zu etwa 65% von Grünländern eingenommen. Untersuchungsabschnitt VI ist im nördlichen Teil schon ganz dem Wattenmeer zuzurechnen. Hier sind die Vordeichflächen etwa 0,5 bis 1,5 km breit. Vorgelagert sind hier großflächige Watten von mehr als 10 km Breite. Am südlichen Ufer hingegen haben die Vordeichflächen noch Flußcharakter und sind überwiegend nur sehr schmal. Nur unterhalb der Ostemündung erreichen sie Breiten von bis zu 1,5 km, und auch nur hier werden die Wattflächen mehr als 500 m breit. Der Tidenhub am Pegel Cuxhaven beträgt ca. 300 cm. Die Ufer sind zu etwa einem Drittel ihrer Länge verbaut. In diesem Untersuchungsabschnitt werden die terrestrischen Flächen im Vordeichland der Elbe zu etwa 47% von Salzwiesen eingenommen, die fast ausschließlich am nördlichen Elbufer liegen. Der Grünlandanteil beträgt ca. 39%. Diese Flächen liegen fast ausschließlich am Südufer. Der Hauptteil des Belumer Außendeichs ist mit einem Sommerdeich versehen, der fast die Höhe des Hauptdeiches erreicht und Überflutungen praktisch nicht mehr zuläßt. Die tidebeeinflußten Flächen der hinter dem Sperrwerk gelegenen Oste werden zu etwa 56% von Grünland eingenommen. Untersuchungsabschnitt VII ist vollständig dem Wattenmeer zuzurechnen. Vordeichflächen treten zwischen Cuxhaven und Sahlenburg sowie auf Neuwerk, Scharhörn und Nigehörn auf. Die Inseln Neuwerk, Scharhörn und Nigehörn können als sehr naturnah gelten. Die Salzwiesen von Neuwerk werden mit großen Anstrengungen von allzu hohem Beweidungs- und Besucherdruck freigehalten; Nigehörn darf nicht und Scharhörn nur eingeschränkt betreten werden. Hier haben sich außerordentlich seltene Spülsaum- und Primärdünenpflanzen angesiedelt. o Besonders geschützte Biotope Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) stellt mit § 20c bestimmte Biotope unter den besonderen Schutz des Gesetzes. Folgende im Untersuchungsgebiet auftretende Biotope sind dem besonderen Schutz des Gesetzes unterstellt:

Röhrichte

seggen- und binsenreiche Naßwiesen

naturnahe Bach- und Flußabschnitte

naturnahe Kleingewässer und Verlandungsbereiche stehender Gewässer,

Mager- bzw. Trockenrasen

Auwälder

Dünen

Salzwiesen

Wattflächen Es bedarf keiner besonderen Ausweisung dieser Flächen, sondern diese Biotope stehen vielmehr allein aufgrund ihrer Existenz unter dem Schutz des Gesetzes. Maßnahmen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung dieser Biotope führen können, sind unzulässig. Die Bundesländer haben die Möglichkeit, die Liste des BNatSchG zu erweitern oder zu präzisieren. Das Niedersächsische Naturschutzgesetz stellt mit § 28b zusätzlich Grünland auf nassen bis wechselfeuchten Standorten, das von Pflanzengesellschaften der Pfeifengraswiesen, Brenndoldenwiesen, Sumpfdotterblumenwiesen oder Flutrasen besiedelt ist, unter den besonderen Schutz des Gesetzes. Das Landesnaturschutzgesetz von Schleswig-Holstein führt in der entsprechenden Liste zusätzlich sonstige Sukzessionsflächen außerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile, die länger als 5 Jahre nicht bewirtschaftet 4) wurden , auf. Außerdem werden mit § 15b LNatSchG Knicks unter den besonderen Schutz des Gesetzes gestellt. Im Hamburger Naturschutzgesetz werden keine Regelungen zu besonders geschützten Biotopen getroffen. Bei der Erstellung der Karte 7.4 - 2 (Zusammenfassende Darstellung der Biotoptypen) wurden die besonders geschützten Biotope so erfaßt, daß sie separat dargestellt werden können. Auf dieser Grundlage wurde Karte 7.4 - 3 als Übersichtsdarstellung der besonders geschützten Biotope des Untersuchungsgebietes erstellt. Die Einstufung als besonders geschützte Biotope wurde nach § 28a, b des NNatG vorgenommen (vgl. in Tab. 7.4 - 12 die mit "§" gekennzeichneten Einheiten), da die Kartierung nach dem niedersächsischen Kartierschlüssel erstellt wurde. Daher werden z.B. auch in Schleswig-Holstein seggenarme Sumpfdotterblumen- und Brenndoldenwiesen sowie Flutrasen dargestellt, die nach LNatSchG nicht als besonders geschützte Biotope eingestuft werden. Diese Flächen nehmen jedoch nur einen sehr geringen Anteil des Untersuchungsgebietes ein. In Schleswig-Holstein werden zusätzlich Ruderalfluren dargestellt, die nach § 15a LNatSchG als "sonstige Sukzessionsflächen außerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile, die länger als 5 Jahre nicht bewirtschaftet wurden" einzustufen sind. Die Karte 7.4 - 3 erhebt daher nicht den Anspruch für jede einzelne Fläche verbindlich eine Einstufung als besonders geschütztes Biotop vorzunehmen, sondern dient vielmehr als Übersichtsdarstellung zur Veranschaulichung des ungewöhnlich großen Flächenanteils besonders geschützter Biotope im Untersuchungsgebiet. So nehmen potentiell besonders geschützte Biotope ca. 40% der Gesamtfläche des Untersuchungsgebietes ein. Dieser erstaunlich hohe Flächenanteil wird hauptsächlich durch die großen Flächen vegetationslosen Watts begründet (ca. 85% dieser Flächen). Der Anteil der Fläche besonders geschützter Biotope an der Gesamtfläche der terrestrischen Biotoptypen (ohne das vegetationslose Watt) liegt jedoch mit ca. 30% ebenfalls erstaunlich hoch (vgl. Karte 7.4 - 3). Gefährdete PflanzenartenGefährdete Pflanzenarten wurden für das Untersuchungsgebiet flächendeckend erhoben (vgl. MATERIALBAND VI). Die Kartierung wurde in mehreren Durchgängen durchgeführt, um kritische Sippen jeweils in Blüte bestimmen zu können. Der Gefährdungsgrad der Pflanzenarten wird anhand der Roten Listen (RL) der drei beteiligten Bundesländer (GARVE 1993, MANG 1985, MANG 1989, MIERWALD 1990) angegeben. Dabei werden:

vom Wehr Geesthacht bis Finkenwerder die Roten Listen von Niedersachsen (Flachland), Hamburg und Schleswig-Holstein soweit auf Landesfläche,

vom Mühlenberger Loch bis zur Linie Glückstadt-Wischhafen die Roten Listen von Schleswig-Holstein, Niedersachsen (Flachland) und Hamburg,

von Glückstadt/Wischhafen bis zum Ende des Untersuchungsgebietes mit Ausnahme der Inseln die Roten Listen von Schleswig-Holstein und Niedersachsen (Flachland) sowie

für die Inseln Neuwerk, Scharhörn und Nigehörn die Rote Liste Hamburgs, Teil Neuwerk, Scharhörn und die Roten Listen Niedersachsen (Küste) und Schleswig-Holsteins zugrundegelegt. Im Untersuchungsgebiet wurden 184 gefährdete Pflanzenarten gefunden. Sie werden in MATERIALBAND VI aufgeführt und in den Karten der detaillierten Biotopkartierung an den jeweiligen Fundstellen gekennzeichnet (vgl. MATERIALBAND VI). Damit konnten viele der ursprünglich im Untersuchungsgebiet vorkommenden Arten noch gefunden werden. Viele der Arten können jedoch nur noch in geringen Stückzahlen nachgewiesen werden. Die Arten höherer Gefährdung konzentrieren sich vorwiegend auf wenige Gebiete, wie z. B. den Mündungstrichter der Ilmenau und die Elbinseln, während manche weniger gefährdete Arten, wie z.B. die Wibel-Schmiele Deschampsia wibeliana, sich offenbar in Ausbreitung befinden. Die folgende Tabelle zeigt den Anteil der unterschiedlichen Gefährdungsgrade an der Gesamtzahl der gefundenen gefährdeten Pflanzenarten. Um klare Einstufungen vornehmen zu können, werden nur sicher bestimmbare Arten berücksichtigt (175 Arten). Tab. 7.4 - 13: Anteil der Gefährdungskategorien an der Zahl gefährdeter Pflanzenarten (175 Arten in die Auswertung einbezogen)
 

Rote-ListeAnzahl der ArtenAnteil in %
Ausgestorben verschollen vom Aussterben bedroht Stark gefährdet Gefährdet Potentiell gefährdet nicht eingestuft6
BRD1 3  0,6 3 1,7 9 5,1 27 15,4 6 3,4 129 73,7
Schleswig-Holstein2 -- 13 7,4 29 16,6 48 27,4 5 2,9 80 45,7
Niedersachsen3 2 1,1 5 2,9 24 13,7 58 33,1 2 1,1 84 48
Hamburg4 8 4,6 33 18,9 53 30,3 41 23,4 3 1,7 37 21,1
Hamburg(incl. Liste Neuwerk5) 9 5,1 38 21,7 56 32 42 24 5 2,9 25 14,3

Erläuterungen:

1 BLAB et al. 1984 2 MIERWALD 1990  3 GARVE 1993 4 MANG 1989 5 MANG 1985 6 Generell wird jede der Arten auf mindestens einer der Roten Listen geführt, die Nichteinstufung bezieht sich nur auf die jeweilige Rote Liste. 

Im Untersuchungsgebiet findet sich an wenigen Stellen noch der endemische, d.h. weltweit nur hier vorkommende und vom Aussterben bedrohte Schierlings-Wasserfenchel (Oenanthe conioides). Diese Art ist in der FFH-Richtlinie der EG als prioritäre Art eingestuft. Im östlichen Teil des Untersuchungsgebietes wurde die Sumpf-Brenndolde (Cnidum dubium), eine typische und stark gefährdete bzw. in Schleswig-Holstein und Hamburg vom Aussterben bedrohte Art der Mittelelbe-Auen nachgewiesen. Diese Art erreicht damit im Untersuchungsgebiet ihre westliche Verbreitungsgrenze an der Elbe. Ähnliches gilt für die Schwarzpappel (Populus nigra). Mit dem Gelben Hornmohn (Glaucium flavum) wurde eine Art erstmalig im Untersuchungsgebiet nachgewiesen, deren Vorkommen in Deutschland bisher nur von Helgoland bekannt war. Stromtalmoose An insgesamt 28 Uferabschnitten des Untersuchungsgebietes wurde das Vorkommen lebensraumtypischer Stromtalmoose auf Hartsubstraten (z.B. Steinschüttungen, Buhnen, im Überflutungsbereich stehende Bäume) untersucht. Jede Untersuchungsfläche wurde auf einer Länge von 50 m befestigter Uferkante begangen. Für zwei weitere Untersuchungsflächen liegen aktuelle Fundangaben vor, die ebenfalls ausgewertet wurden. Die Lage der Untersuchungsflächen zeigt Abb. 7.4 - . Häufige Allerweltsarten wurden nicht mit in die Kartierungen einbezogen. Ergänzend wurden verfügbare Unterlagen ausgewertet. Im Untersuchungsgebiet konnte eine große Zahl (18) charakteristischer Elbtalmoose (z.B. Tortula latifolia, Fissidens crassipes) nachgewiesen werden. Der Hamburger Hafen ist im Uferbereich spärlicher mit Stromtalmoosen besiedelt, als in den stromauf- und abwärts gelegenen Untersuchungsabschnitten. Zum Teil haben sich die Arten erst mit dem zunehmenden Uferverbau entlang der großen Flüsse ausgebreitet. Das Laubmoos Cinclidotus fontinaloides wurde beispielsweise an 6 Untersuchungsflächen angetroffen. Diese submediterrane und ursprünglich auf das südliche Rheintal beschränkte Art wurde erst Ende des 19. Jahrhundertes an der Elbe erstmalig nachgewiesen und breitete sich in den folgenden Jahrzehnten mit großem Erfolg hier weiter aus. Heute gilt diese Art vor allem wegen der Schadstoffbelastung der Flüsse in Schleswig-Holstein und Niedersachsen als stark gefährdet. Viele der vorgefundenen Moosarten sind auf künstliche Uferschutzbauwerke angewiesen. Diese Substrate können zwar grundsätzlich an anderer Stelle wiedergeschaffen werden, sind aber erst nach großen Zeitabständen und vorwiegend durch fruchtende Moose wiederzubesiedeln. Das Wiederbesiedlungspotential von Moosen ist nach heutigem Erkenntnisstand an der Elbe sehr eingeschränkt, weil im Gegensatz zu älteren Literaturangaben viele Arten keine Fruchtkörper mehr ausbilden. Vor allem ältere Deckwerke mit weichkantiger Natursteinschüttung sind als Lebensraum für Moose von besonderer Bedeutung. Auf den Befestigungen bei Grünendeich/Lühe zum Beispiel konnten insgesamt 9 verschiedene Moosarten, darunter auch das in Hamburg und Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Schistidium rivulare und das gefährdete Hygrohypnum luridum, nachgewiesen werden. Als Lebensraum besonders ungeeignet sind vor allem die in letzter Zeit häufig verbauten, scharfkantigen Industrieschlacken mit oder ohne Asphaltüberguß. Abb. 7.4 - 7: Untersuchungsflächen der Stromtalmooskartierung

Fakultativ submers wachsende Moosarten beschränken sich nur auf die noch zeitweilig trockenfallenden Uferbereiche. In tiefer liegenden Bereichen sind sie bereits von dichten Grünalgenbeständen, die von der Nährstofffracht des Wassers profitieren, vollständig verdrängt worden. Alle Stromtalmoose gelten heute zumindest als gefährdet, viele als stark gefährdet oder akut vom Aussterben bedroht. Sie sind als Besiedler überwiegend künstlicher Bauwerke zwar nicht naturraum- aber doch landschaftsraumtypisch für das Untersuchungsgebiet.