Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

7.2 Grundwasser

Das Schutzgut Grundwasser erfüllt als Naturkörper eine Vielfalt an Umweltfunktionen und steht in enger Wechselwirkung mit anderen Schutzgütern. Es leistet als Bestandteil des Naturhaushaltes einen unentbehrlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung der natürlichen Nährstoffkreisläufe. Aufgrund seiner Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften dient es zugleich als Abbau- und Ausgleichsmedium für stoffliche Einwirkungen. Die hydrogeologischen Verhältnisse des Untersuchungsgebiets wurden im Rahmen des Fachbeitrags Grundwasser durch die AHU - BÜRO FÜR HYDROGEOLOGIE UND UMWELT GMBH - BÜRO STOLPE anhand verfügbarer Daten und Unterlagen untersucht, dargestellt und bewertet (MATERIALBAND IV). Ziel der Untersuchungen war es, den Ist-Zustand zu ermitteln und auf dieser Grundlage die Auswirkungen der geplanten Fahrrinnenanpassung auf die Grundwasserbeschaffenheit und die Grundwasserstände zu prognostizieren. Darüber hinaus sollten Art und Umfang möglicher Nutzungskonflikte mit grundwasserabhängigen Nutzungen und Naturfunktionen ermittelt werden. Das Untersuchungsgebiet umfaßt die gesamten Elbmarschen bis zum Geestrand von Cuxhaven (Strom-km 730 A) bis Geesthacht (Strom-km 586 A) (vgl. Abb. 7.2 - 1 und Kap. 4). Die Elbmarschen stellen eine flach geneigte Ebene dar, die von ca. NN +2 m im Osten bei Geesthacht auf ca. NN -1 m im Westen im Bereich der Wilster Marsch und des Kehdinger Landes abfällt. Seitlich werden die Marschen in unterschiedlicher Entfernung durch die Geest begrenzt. Im Bereich Hamburg grenzt die Geest stellenweise unmittelbar nördlich an die Elbe, im Bereich des Kehdinger Landes erst in über 20 km Entfernung. Im Verlauf der Untersuchung wurde eine umfangreiche Datenrecherche bei zahlreichen Behörden und Institutionen durchgeführt. Die Auswertung der Daten erfolgte hinsichtlich

des hydrogeologischen Aufbaus,

der Elb-, Nebenfluß- und Grundwasserstände,

der Grundwasserströmungen sowie

der Salzgehalte in Elb- und Grundwasser. Des weiteren wurden die Nutzungen und grundwasserabhängige Biotope einschließlich der ausgewiesenen Naturschutzgebiete im Untersuchungsgebiet aufgenommen. Die Bearbeitung des Untersuchungsgebietes erfolgte im Maßstab 1:25.000. Um die Zusammenhänge zwischen Elbwasserständen, Grundwasserständen und -strömungen, Salinität der Elbe und des Grundwassers nachzubilden, wurde ein Grundwassermodell (schematisches Prinzipmodell) eingesetzt. Mit diesem Modell wurden verschiedene prinzipielle Grundwassersituationen mit und ohne Grundwasserförderung simuliert, die als Ergebnis unterschiedliche Strömungspfade und Fließzeiten aufzeigen. Auf der Grundlage einer Übersichtserfassung der empfindlichen grundwasserabhängigen Nutzungen und Naturfunktionen und einer hydrogeologisch/wasserwirtschaftlichen Übersichtserhebung wurde das Untersuchungsgebiet in 15 hydrogeologische Gebietseinheiten unterteilt (vgl. Abb. 7.2 - 1). Die Gebietseinheiten stellen aufgrund ihrer hydraulischen Unabhängigkeit und besonderen Charakteristik eigenständige Raumeinheiten dar. Sie orientieren sich am Verlauf der Elbe und der Nebenflüsse sowie am Geestrand. Die Einteilung ermöglicht es, die hinsichtlich der geplanten Maßnahme als empfindlich anzusehenden Gebietseinheiten zu identifizieren, um für diese in der Prognose detaillierte Aussagen über die Auswirkungen des Vorhabens auf das Grundwasser zu treffen. In Abhängigkeit von der Empfindlichkeit der potentiell betroffenen grundwasserabhängigen Nutzungen und Naturfunktionen wurden den Gebietseinheiten unterschiedliche Prioritäten zugeordnet (hoch, mittel, gering), aus denen sich wiederum für die nachfolgenden Bearbeitungsschritte die jeweilige Bearbeitungstiefe ergab. So erfolgte die Hauptbearbeitung der Gebiete hoher Priorität (A) mit einer größeren Untersuchungstiefe sowie der Gebiete B und C mit geringerer Untersuchungstiefe. In Abbildung 7.2 - 1 sind die 15 hydrogeologischen Gebietseinheiten und die ihnen zugeordnete Untersuchungstiefe dargestellt. Die abschließende Bewertung der Gebietseinheiten erfolgte einerseits hinsichtlich der Em- pfindlichkeit der Nutzungen und Naturfunktionen unter Berücksichtigung der bestehenden hydrologischen und hydrochemischen Situation. Darüber hinaus wurde nach den Vorgaben des UVU-Gutachters unter Berücksichtigung des in Kapitel 6 beschriebenen Leitbildes eine schutzgutbezogene Bewertung hinsichtlich der Natürlichkeit des Grundwasserhaushalts und der Grundwassergüte durchgeführt (vgl. Kap. 7.2.9). Abb. 7.2 - 1: Das Untersuchungsgebiet und die hydrogeologischen Gebietseinheiten

7.2.1. Allgemeiner hydrogeologischer Aufbau des Untersuchungsgebietes Die Deckschichten über dem oberen quartären1) Grundwasserleiter bestehen zumeist aus undurchlässigen Böden aus Klei, Mudde und Torf (sogenannte Weichschichten) mit Mächtigkeiten zwischen 2 und 20 m. Sie verringern die Grundwasserneubildungsrate zwar in hohem Maße, stellen zugleich aber eine schützende Abdeckung des Grundwasserleiters vor Stoffeinträgen durch versickerndes Niederschlagswasser bzw. Flußwasser nach Überschwemmungen dar.   Die Mächtigkeiten nehmen zum einen entlang der Elbe von Westen nach Osten sowie senkrecht zur Elbe ab. In elbnahen Bereichen bei Brunsbüttel und Glückstadt im Westen des Untersuchungsgebietes liegen die Mächtigkeiten bei 15 bis 20 m und in den Vier- und Marschlanden nur bei 2 bis 4 m. Im Geestrandbereich fehlen die Weichschichten ganz und werden durch die Sande der Vorgeest ersetzt (vgl. Abb. 7.2 - 2). Abb. 7.2 - 2: Schematischer hydrogeologischer Querschnitt durch das Elbtal bei Geesthacht (verändert nach MATERIALBAND IV)

Beim oberen, quartären Grundwasserleiter handelt es sich im Elbtal größtenteils um Sande und Kiese, die durch Ton- und Geschiebemergellagen unterbrochen und randlich mit Schluffen durchsetzt sein können. Die Mächtigkeit dieses Grundwasserleiters liegt bei 15 bis 30 m außerhalb der eiszeitlichen Rinnen und bis zu mehreren hundert Metern in Rinnenbereichen. Diese tiefen, eiszeitlichen Rinnen stellen eine besondere Ausprägung des oberen, quartären Grundwasserleiters dar. Sie können mehrere hundert Meter in den tertiären 2) Untergrund eingetieft sein und sind mit Sanden und Kiesen verfüllt (Karte 7.2 - 2). An der Basis des Grundwasserleiters liegen großenteils gering durchlässige Schichten, die im Bereich Hamburgs hauptsächlich aus 50 bis 200 m mächtigen Glimmertonschichten bestehen oder aus Geschiebemergel oberhalb des Glimmertons. In eiszeitlichen Rinnen können sie aus Geschiebemergel oder Lauenburger Ton bestehen. Wo diese undurchlässigen Schichten fehlen, ist ein unmittelbarer hydraulischer Kontakt zu tieferen, tertiären Grundwasserleitern möglich. Tiefere, tertiäre Grundwasserleiter sind die Oberen und Unteren Braunkohlensande, bei denen es sich um ergiebige Wasserleiter handelt. Salzstöcke können die Lagerungsverhältnisse der Schichten verändern. Durch die Aufwölbung der Salzstöcke können die Unteren Braunkohlensande sehr hoch liegen, und es kann in diesem Bereich ein direkter hydraulischer Kontakt zum oberen quartären Grundwasserleiter bestehen. Des weiteren können die abdeckenden Schichten (Glimmerton, Lauenburger Ton) infolge von Erosionsvorgängen fehlen. Im Bereich von Salzstöcken können erheblich erhöhte Chlorid-Gehalte im Grundwasser auftreten. Der Aufstieg salzhaltiger Wässer wird durch hydraulische Kontakte im Bereich der tiefen, eiszeitlichen Rinnen begünstigt (Karten 7.2 - 2 und 7.2 - 3). Des weiteren kann eine Versalzung des Grundwassers durch Nordseewasser auftreten. Diese sogenannte Küstenversalzung ist entweder bei der Sedimentation oder nachträglich durch Eindringen von Meereswasser infolge des Meeresspiegelanstiegs nach der letzten Eiszeit entstanden. Die Salzgehalte im Grundwasser können aufgrund der inzwischen geänderten hydrologischen Verhältnisse wesentlich höher sein als die Salzgehalte in benachbarten Bereichen der Elbe. 7.2.2. Aufbau und Durchlässigkeit der Elbsohle Das Elbtal ist ab NN -30 bis -20 m mit Sanden und Kiesen aufgefüllt, die ab NN -14,5 m von Weichschichten überlagert sein können. Stellenweise grenzt die Elbe auch direkt an Moränenmaterial (z.B. Geschiebemergel am Nordufer in Hamburg, vgl. Abb. 7.2 - 3). Abb. 7.2 - 3: Schematischer hydrogeologischer Querschnitt durch das Elbtal bei Othmarschen mit schematischer Darstellung des Kolmationsprozesses (verändert nach MATERIALBAND IV)

Da die Elbe unterhalb Hamburgs von ihrer ursprünglichen Tiefe von NN -2 bis -3 m auf mittlerweile rund NN -15 m im 200 bis 500 m breiten Fahrrinnenbereich vertieft wurde, also über die Kleischichten hinaus in die grundwasserleitenden Sande und Kiese, ist dort von einem guten Grundwasserkontakt auszugehen. Dieser wird infolge der ständigen Sedimentverlagerung und Unterhaltungsbaggerung aufrecht erhalten. Auch oberhalb Hamburgs ist infolge der geringeren Kleimächtigkeiten sowie der Erosionswirkung der Strömung von einem durchgehenden Grundwasserkontakt auszugehen (Abb. 7.2 - 2). In den Bereichen außerhalb der Fahrrinne ohne direkten Grundwasserkontakt ist der im Verlauf der Fahrrinne herrschende Grundwasserkontakt für das Grundwasserregime maßgebend. Für die meisten Nebenflüsse liegen keine Informationen über das Vorhandensein eines durchgehenden hydraulischen Kontaktes mit dem Grundwasser vor. Im Bereich der Geest und in den Randbereichen zwischen Geest und Marsch besteht Grundwasseranschluß. In Marschbereichen mit größeren Marschmächtigkeiten besteht kein hydraulischer Kontakt. Die Pinnau und die Krückau haben innerhalb des Untersuchungsgebietes keinen Grundwasseranschluß. Abdichtung der Elbsohle durch Kolmation (Abb. 7.2 - 3) Durch Kolmation können durchlässige Sedimente wie z.B. Schotter, Sand oder Kies infolge Ablagerung von Schwebstoffen abgedichtet werden. Solche Kolmationsprozesse werden innerhalb weniger Stunden und Tage wirksam. Die Entfernung der durch Kolmation gedichteten Schicht führt nur zu einer kurzfristigen, höchstens einige Wochen anhaltenden Erhöhung der Durchlässigkeit. Bei Fahrrinnenvertiefungen spielt die Entfernung dieser Schicht für das Grundwasser daher eine untergeordnete Rolle. 7.2.3. Grundwasserströmung Die Grundwasserströmung in der Marsch zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

Es herrscht ein geringes hydraulisches Gefälle von - 0,1 bis 0,5 0/00 ohne Grundwasserförderung - 0,25 bis 3,8 0/00 mit Grundwasserförderung.

Die Strömungsgeschwindigkeiten sind gering und bewegen sich zwischen 2 und 50 m/Jahr.

Der aus der Geest erfolgende Grundwasserzustrom, welcher häufig über marschrandliche Quellbereiche abfließt (in diesen Bereichen finden sich Geestrandmoore), ist deutlich höher als der Zustrom von Elbuferfiltrat und Uferfiltrat von den Nebenflüssen.

In der Marsch zwischen Elbe und Geest bilden sich meist infolge Wasserhaltung nahezu elbparallel sogenannte hydraulische Senken, in denen sich die geestseitigen und elbseitigen Grundwasserströme treffen und die somit gleichzeitig die maximale Reichweite des Elbuferfiltratstromes darstellen. Diese Situation kann im Bereich von Grundwasserförderungen verändert werden. Bei elbnahen Brunnen entsteht ein Gefälle und ein entsprechender Uferfiltratstrom von der Elbe zu den Brunnen. Die Grundwasserströmungspfade mit und ohne Grundwasserförderung sind in den Abbildungen 7.2 - 4 und 7.2 - 5 dargestellt. Der mögliche Einflußbereich der Elbe auf das Grundwasser ist der Karte 7.2 - 1 zu entnehmen.

In der Marsch liegt häufig ein sogenanntes Leakage-System3) vor, bei dem ein vertikaler Austausch von Grundwasser und Oberflächenwasser stattfindet.

Im allgemeinen ist die Marsch durch geringe Wasserumsätze gekennzeichnet, die jedoch durch Grundwasserförderung erhöht werden. In den Abbildungen 7.2 - 4 und 7.2 - 5 sind die Grundwasserströmungspfade schematisch dargestellt. In Abbildung 7.2 - 4 befindet sich die hydraulische Senke, also der niedrigste Grundwasserstand, ungefähr in der Mitte zwischen Elbe und Geest. In Abbildung 7.2 - 5 befindet sich die hydraulische Senke beim Brunnen und der Grundwasserstand steigt dort kreisförmig vom Brunnen ausgehend an. Diese Absenkungstrichter weisen ein größeres hydraulisches Gefälle als die hydraulischen Senken der Wasserhaltung und somit auch höhere Strömungsgeschwindigkeiten auf. Abb. 7.2 - 4: Schematische Darstellung der Grundwasserströmungspfade in einem hydrogeologischen Schnitt bei Wasserhaltung in der Marsch (nach MATERIALBAND IV)

Abb. 7.2 - 5: Schematische Darstellung der Grundwasserströmungspfade in einem hydrogeologischen Schnitt bei Grundwasserförderung in der Marsch (nach MATERIALBAND IV)

7.2.4. Tidebedingte Grundwasserstandsschwankungen Infolge des durchgehenden hydraulischen Kontaktes der Elbsohle mit dem Grundwasserleiter sind die Grundwasserstände von der Elbe, bereichsweise aber auch von den Nebenflußwasserständen (wenn Grundwasseranschluß vorhanden), beeinflußt (vgl. Karte 7.2 - 1). Die Grundwasserstände in der Marsch sind gespannt bis artesisch4) . Die Grundwasserstandsschwankungen machen sich durch Druckdifferenzen (unterschiedliche Potentiale) bemerkbar. Die Druckpotentiale schwanken je nach Entfernung von der Elbe (bzw. von den tideoffenen Nebenflüssen 5) ) in unterschiedlicher Intensität mit den Tidewasserständen (vgl. Abb. 7.2 - 6). Im Nahbereich der Elbe wirken sich die kurzzeitigen Tidewasserstände (zusammen mit klimatisch bedingten Hoch- und Niedrigwassersituationen) auf die höchsten und niedrigsten Grundwasserstände aus. Der kurzzeitige Tideeinfluß nimmt mit zunehmender Entfernung von der Elbe ab. Bei den tidebedingten Grundwasserstandsschwankungen handelt es sich um reine Druckschwankungen, welche nicht grundwasserströmungswirksam sind. Grundwasserströmungswirksam sind die langfristig gemittelten Wasserstände (z.B. mittleres Tidehalbwasser). Insgesamt weisen die Grundwasserstandsganglinien gegenüber den Elbwasserstandsganglinien in der Schwankungsbreite einen gedämpften Verlauf auf. Darüber hinaus liegt der mittlere Grundwasserstand zumeist unter dem mittleren Elbwasserstand bzw. dem mittleren Tidehalbwasser (MT1/2w). In Elbnähe (1 km) liegt er im Durchschnitt 0,2 m unter MT1/2w der Elbe und in größerer Entfernung oder in durch Wasserhaltung und Grundwasserförderung beeinflußten Bereichen tiefer. Die Schwankungen der monatlichen mittleren Grundwasserstände in der Marsch liegen in der Größenordnung von 0,5 bis 1,0 m. In den meisten Fällen wird der Elbeinfluß auf die Grundwasserstände durch Wasserhaltung und Grundwasserförderung in der Marsch überprägt; d.h. die Schwankungen werden bei nur geringer Reichweite des Elbeinflusses gedämpft. Niederschläge und Grundwasserneubildung spielen eine untergeordnete Rolle. Wie weit der Einfluß von extremen Elbwasserständen reicht, die über die letzten 25 Jahre betrachtet eine maximale Differenz von zehn Metern zwischen dem höchsten Thw und niedrigsten Tnw aufweisen, ist nicht bekannt. Abb. 7.2 - 6: Schematische Darstellung der Grundwasser-Hydrologie im Bereich von Tidegewässern

7.2.5. Hydrochemische Verhältnisse Die Erfassung der hydrochemischen Verhältnisse des Grundwassers dient zunächst der allgemeinen Beurteilung der Grundwasserqualität und vor diesem Hintergrund der Beurteilung des Einflusses der Elbe auf die Grundwasserqualität. Geogene Vorbelastung (Salzgehalte) Die geogen bedingte Grundwassergüte in der Marsch zeichnet sich durch unterschiedlich hohe Salzgehalte 6) aus, die im wesentlichen von den folgenden Faktoren abhängen (vgl. Karte 7.2 - 3):

Dem Salzgehalt des Elbwassers 7) und des Wassers der Nebenflüsse (Uferfiltrat),

dem Zustrom von gering salzhaltigem Geestgrundwasser,

dem Einfluß von Salzstöcken sowieo der sogenannten Küstenversalzung.In der Marsch lassen sich anhand der Salzgehalte drei geogen geprägte Grundwassertypen unterscheiden (vgl. Tab. 7.2 - ): Tab. 7.2 - 1: Grundwassertypen in der Marsch (nach MATERIALBAND IV)
 

InhaltsstoffGrundwassertyp III Marschgrundwasser, stärker salzhaltig Grenzwert der TVO    
Chlorid < 50 50 - 250 > 250 250
Sulfat < 100 100 - 200 > 200 200
Natrium < 30 30 - 100 > 100 150
Calcium < 150 50 - 150 > 100 400
Magnesium < 10 10 - 20 > 20 50
Vorkommen geestnahes Grundwasser in der Marsch elbbeeinflußte Bereiche in der Marsch Bereiche mit Salzstöcken oder Küstenversalzung  

Erläuterungen:TVO Trinkwasserverordnung

Alle Konzentrationsangaben in mg/l. Der für die Klassifizierung maßgebliche Parameter ist der Chlorid-Gehalt. Für die übrigen Parameter werden als Information die möglichen Größenordnungen angegeben.

Die hydrochemischen Eigenschaften der Grundwässer in der Marsch variieren stark. Das von der Geest in die Marsch strömende Grundwasser (Typ I) unterscheidet sich hinsichtlich der Konzentrationen der Inhaltsstoffe deutlich von den anderen Grundwassertypen in der Marsch. Beim Grundwassertyp II ist im allgemeinen anhand der Cl-Gehalte ein wenige hundert Meter in die Elbmarschen reichender Uferfiltrateinfluß der Elbe erkennbar (vgl. Karte 7.2 - 1). Im Bereich von Grundwasserförderungen mit Elbzustrom sind weiter reichende erhöhte Cl-Gehalte möglich. Hinweise hierauf gibt es insbesondere in der Haseldorfer Marsch und in der Seestermüher Marsch. Die natürlichen (geogenen) Salzgehalte (Grundwassertyp III) können insbesondere im Bereich von Salzstöcken und von Küstenversalzung sehr hoch und über den Maximalwerten der Elbe liegen. Änderungen bzw. Anstiege der Salzgehalte des Grundwassers können z.B. durch die Grundwasserförderung hervorgerufen werden, indem salzhaltiges Wasser aus größeren Tiefen in oberflächennahe Grundwasserbereiche verlagert wird. Anthropogene Vorbelastung Eine Bewertung der Belastung des Grundwassers im Untersuchungsgebiet nach anthropogen eingetragenen problematischen Stoffen wie z.B. organischen Verbindungen und Schwermetallen ist flächendeckend nicht möglich. Sie wird auch nicht notwendig, da für diese Stoffe keine erkennbaren Auswirkungen durch die geplante Maßnahme zu erwarten sind. 7.2.6. Wasserhaltung und Grundwasserförderung Wasserhaltungsmaßnahmen (Wasserhaltung mittels Gräben, flachen Dränagen, Tiefendränagen usw. in Verbindung mit Schöpfwerken und Deichsielen) senken den natürlicherweise hohen Grundwasserstand in der Marsch. Die Gräben und Drainagen schneiden jedoch nicht den Grundwasserleiter an. Wasserhaltungsmaßnahmen stellen die Voraussetzung für die landwirtschaftlichen Nutzungen des Untersuchungsgebietes dar, die wiederum den Bodeneigenschaften und jeweiligen Nässeverhältnissen angepaßt sind. In der Marsch dominiert die Grünlandnutzung mit Polderwasserhaltung, wobei das Entwässerungssystem auch umgekehrt genutzt werden kann, so daß Wasser zu Bewässerungszwecken zur Verfügung steht. Insbesondere im Rahmen des Obst- und Gemüseanbaus finden Wasserentnahmen für die Frostschutzberegnung und für die Bewässerung aus Oberflächengewässern, aber auch aus dem Grundwasser, statt. Eindeichung und Wasserhaltung ermöglichen auch die Schaffung von Siedlungsflächen in der Marsch. Grundwasserentnahmen dienen zum einen der landwirtschaftlichen Nutzung (s.o.), aber auch der industriellen und gewerblichen Nutzung als Brauchwasser sowie der Trinkwassergewinnung. Die Trinkwassergewinnung findet in der Marsch sowie im Geestrandbereich in 18 öffentlichen Wassergewinnungsanlagen (Wasserwerken) statt (vgl. Karte 7.2 - 1). Gefördert wird aus dem oberen, quartären Grundwasserleiter, aus tieferen Grundwasserleitern, die mit dem oberen, quartären Grundwasserleiter in Verbindung stehen und aus tieferen Grundwasserleitern, die nicht mit diesem in Verbindung stehen. Zum Schutz des Trinkwassers bestehen 16 rechtlich ausgewiesene Wasserschutzgebiete und 4 weitere befinden sich im Verfahren. Darüber hinaus befinden sich in einzelnen Gebieten auch Hausbrunnen zur Trinkwasserversorgung. 7.2.7. Grundwasserabhängige Biotope In der Marsch sind viele grundwasserabhängige Biotope wie Stillgewässer (Bracks, Teiche mit vermutetem Grundwasseranschluß) und Grünland mit Moorböden vorhanden. Diese Biotope befinden sich häufig innerhalb von Naturschutzgebieten (vgl. Karte 7.2 - 1). 7.2.8. Bewertungskonzept Bewertung der Nutzungen und Naturfunktionen Die Bewertung der Empfindlichkeit der Nutzungen und Naturfunktionen wird auf der Grundlage einer dreistufigen Skala durchgeführt (vgl. Tab. 7.2 - ). Über die Anzahl der Nutzungen und Naturfunktionen mit hoher, mittlerer und geringer Empfindlichkeit werden die hydrogeologischen Gebietseinheiten in fünf Empfindlichkeitsstufen eingestuft (vgl. Tab. 7.2 - ). Zu berücksichtigen ist die derzeitig bestehende hydrochemische und hydrologische Situation in den hydrogeologischen Gebietseinheiten. Dies betrifft zum einen die geogene Versalzung des Grundwassers, welche über die Grundwassertypen erfaßt wird, und zum anderen die bereits bestehenden Oberflächenwasserstands- und Grundwasserstandsschwankungen im Marschbereich. Die Bewertung der Nutzungen und Naturfunktionen erfolgt vor dem Hintergrund einer naturnahen Kulturlandschaft im Küstenbereich. Das bedeutet:

Es ist ein weitflächig eingedeichter Marsch- bzw. Auebereich mit Geländehöhen oberhalb der mittleren Elbwasserstände vorhanden.

Es besteht eine intensive Wasserhaltung als Voraussetzung für eine überwiegend landwirtschaftliche Nutzung.

Die Elbe verläuft in einem festen Flußbett innerhalb von Deichen. Bei Hochwasser können die Nebenflüsse durch Sperrwerke abgesperrt werden. Für die in Tabelle 7.2 - dargestellten Empfindlichkeiten der Nutzungen und Naturfunktionen gelten folgende grundsätzliche Einstufungen.

Hohe Empfindlichkeit Im Zusammenhang mit Änderungen der Grundwassergüte werden Nutzungen mit einer besonderen Bedeutung für die menschliche Gesundheit und Grundwasser als Ressource in Gebieten mit dem Grundwassertyp I hohe Empfindlichkeiten zugewiesen. Im Zusammenhang mit Änderungen der Grundwasserstände ergeben sich aufgrund der hydrologischen Verhältnisse in der Marsch keine hohen Empfindlichkeiten.

Mittlere Empfindlichkeit Im Zusammenhang mit Änderungen der Grundwassergüte werden hier Nutzungen, an die sich ein hoher materieller Wert knüpft, eingestuft. Naturfunktionen mit besonderem Schutzstatus, die in Gebieten mit Grundwassertyp I vorkommen, werden hier ebenfalls eingestuft. Grundwasser als Ressource wird bei Vorkommen in Gebieten mit Grundwassertyp II als mittel eingestuft. Im Zusammenhang mit Änderungen der Grundwasserstände ergibt sich diese Einstufung nur für marschtypische Naturschutzgebiete.

Geringe Empfindlichkeit Im Zusammenhang mit Änderungen der Grundwassergüte werden hier die übrigen Nutzungen und Naturfunktionen sowie Grundwasser als Ressource bei Vorkommen in Gebieten mit Grundwassertyp III eingestuft. Im Zusammenhang mit Änderungen der Grundwasserstände ergibt sich diese Einstufung für alle übrigen Nutzungen und Naturfunktionen. Tab. 7.2 - 2 Empfindlichkeit der grundwasserabhängigen Nutzungen und Naturfunktionen gegenüber relativ geringen Änderungen der Grundwasserstände und der Grundwassergüte
 

Grundwasserabhängige Nutzungen und Naturfunktionen Empfindlichkeit gegenüber relativ geringen Änderungen der
Grundwasserstände Grundwassergüte
  Grundwassertypen
  I II III
Grundwasser und Grundwassergewinnung
Grundwasser als Ressource gering hoch mittel gering
Wasserwerksbrunnen gering hoch hoch -
Hausbrunnen gering hoch hoch -
Brauchwasserbrunnen gering mittel mittel mittel
Landwirtschaft, landwirtschaftliche Grundwassernutzung
Ackerbaugebiete gering mittel mittel gering
Obstbaugebiete gering mittel mittel gering
Grünland gering gering gering gering
Naturschutz
Naturschutzgebiete (ausgewiesen) mittel mittel gering gering
Stillgewässer gering mittel gering gering
Siedlung, Industrie und Gewerbe
Siedlung, Industrie, Gewerbe, Einzelgebäude gering gering gering gering
Feuerlöschbrunnen gering gering gering gering
Sonstiges
Sonderbauwerke gering gering gering gering

  Tab. 7.2 - 3 Matrix zur Einstufung der hydrogeologischen Gebietseinheiten in Abhängigkeit der empfindlichen Nutzungen und Naturfunktionen
 

Empfindlichkeitsstufen der hydrogeologischen Gebietseinheit Anzahl der Nutzungen und Naturfunktionen mit hoher, mittlerer und geringer Empfindlichkeit
1 sehr hohe EmpfindlichkeitMindestens 1 hoch und 5 mittel empfindliche 
2 hohe EmpfindlichkeitMindestens 1 hoch empfindliche
3 mittlere EmpfindlichkeitMindestens 4 mittel empfindliche
4 geringe EmpfindlichkeitMindestens 1 mittel empfindliche
5 sehr geringe EmpfindlichkeitNur gering empfindliche

Schutzgutbezogene Bewertung Die schutzgutbezogene Bewertung erfolgt anhand einer fünfstufigen Skala für die Natürlichkeit des Grundwassers getrennt nach Grundwasserhaushalt und Grundwassergüte. Als Leitbild werden "Natürliche Grund- und Oberflächenwasserverhältnisse" zugrunde gelegt, und die gewählten Bewertungskriterien lassen das Maß an anthropogenen Eingriffen und Beeinträchtigungen erkennen. Die Kriterien dienen als Grundlage für die Einstufung in den Bewertungsrahmen. Das Leitbild läßt sich folgendermaßen charakterisieren:

Die Elbe ist nicht eingedeicht und mäandriert frei im Bereich der heutigen Elbmarschen. Sie hat eine Vielzahl von Neben- und Seitenarmen, Inseln und Sandbänken. Die Brackwasserzone reicht nur in den Mündungsbereich bis maximal in die Gegend des heutigen Glückstadt. Der Tideeinfluß reicht bis in die Vier- und Marschlande.

Eine Nutzung der Elbaue ist nicht oder nur saisonal als extensive Weidewirtschaft möglich.

Das Grundwasser ist bereichsweise unmittelbar von den Elbwasserständen abhängig, aber auch durch mächtige Kleischichten von den Elbströmen getrennt. Es ist hinsichtlich der Wasserstände sowie der Inhaltsstoffe anthropogen unbeeinflußt. Küstenversalzung sowie Versalzung durch Salzstöcke sind bereichsweise vorhanden. Tab. 7.2 - 4 Bewertungsrahmen zur Bewertung der Natürlichkeit des Schutzgutes Grundwasser: Grundwasserstände
 

Schutzgut- und raumbezogener Zielzustand Bewertungsrahmen (Optimum - Pessium)
Zielformulierung Kriterien zur Bewertung Bewertung je hydrologischer Gebietseinheit nach folgendem Bewertungsrahmen
Wertstufe Beschreibung der Einstufung
natürlicher Grundwasser- haushalt

- Veränderung des Grundwasserhaushaltes durch hydraulischen Kontakt zwischen Elbsohle und Grundwasserleiter

- Veränderung des natürlichen Grundwasserhaushaltes durch Förderung (> 100.000 m³/a) - Veränderung des natürlichen Grundwasserhaushaltes durch Wasserhaltung / Beregnung

1

Gebietseinheit mit natürlichem Grundwasserhaushalt:

- kein hydraulischer Kontakt zwischen Elbsohle und Grundwasserleiter - keine Förderung (> 100.000 m3/a) - keine Wasserhaltung und/oder Beregnung

2

Gebietseinheit mit gering beeinflußtem Grundwasserhaushalt:

- hydraulischer Kontakt zwischen Elbsohle und Grundwasserleiter vorhanden - keine Förderung (> 100.000 m³/a) - keine Wasserhaltung und/oder Beregnung

3

Gebietseinheit mit mäßig beeinflußtem Grundwasserhaushalt:

- hydraulischer Kontakt zwischen Elbsohle und Grundwasserleiter vorhanden - Förderung (> 100.000 m³/a) vorhanden - keine Wasserhaltung und/oder Beregnung

4

Gebietseinheit mit stark beeinflußtem Grundwasserhaushalt:

- hydraulischer Kontakt zwischen Elbsohle und Grundwasserleiter vorhanden - keine Förderung (> 100.000 m³/a) vorhanden - Wasserhaltung und/oder Beregnung vorhanden

5

Gebietseinheit mit sehr stark beeinflußtem Grundwasserhaushalt:

- hydraulischer Kontakt zwischen Elbsohle und Grundwasserleiter vorhanden - Förderung (> 100.000 m³/a) vorhanden - Wasserhaltung und/oder Beregnung vorhanden

Tab. 7.2 - 5 Bewertungsrahmen zur Bewertung der Natürlichkeit des Schutzgutes Grundwasser: Grundwassergüte
 

Schutzgut- und raumbezogener Zielzustand Bewertungsrahmen (Optimum - Pessium)
Zielformulierung Kriterien zur Bewertung Bewertung je hydrologischer Gebietseinheit nach folgendem Bewertungsrahmen
Wertstufe Beschreibung der Einstufung
Grundwassergüte auf dem Niveau der natürlichen Hintergrundbelastung (Küstenversalzung, Salzstöcke usw.)

- Eintrag von nicht dem Grundwassertyp entsprechenden Stoffen durch hydraulischen Kontakt zwischen Elbsohle und Grundwasserleiter

- Eintrag von nicht dem Grundwassertyp entsprechenden Stoffen durch Landwirtschaft - Eintrag von nicht dem Grundwassertyp entsprechenden Stoffen durch Gewerbe, Industrie und/oder Altlasten

1 bis 2

Gebietseinheit mit nicht bis sehr gering belastetem Grundwasser:

- kein Eintrag durch hydraulischen Kontakt zwischen Elbsohle und Grundwasserleiter - kein Eintrag von Stoffen durch Landwirtschaft - kein Eintrag durch Gewerbe, Industrie und/oder Altlasten

3 bis 4

Gebietseinheit mit gering bis mäßig belastetem Grundwasser:

- Eintrag durch hydraulischen Kontakt zwischen Elbsohle und Grundwasserleiter - Eintrag von Stoffen durch Landwirtschaft - kein Eintrag durch Gewerbe, Industrie und/oder Altlasten

5

Gebietseinheit mit stark belastetem Grundwasser:

- Eintrag durch hydraulischen Kontakt zwischen Elbsohle und Grundwasserleiter - Eintrag von Stoffen durch Landwirtschaft - Eintrag durch Gewerbe, Industrie und/oder Altlasten

7.2.9 Beschreibung und Bewertung der hydrogeologischen Gebietseinheiten In diesem Kapitel erfolgt eine Kurzcharakteristik der Hydrogeologischen Gebietseinheiten nach Grundwasserströmungsverhältnissen, Reichweite des Elbeeinflusses, vorhandenen Nebenflüssen, Grundwasserkontakt der Nebenflüsse, Reichweite des Einflusses der Nebenflüsse, Grundwassergüte mit Einschätzung der anthropogenen Vorbelastung, Grundwassertyp sowie der Nutzungen und Naturfunktionen. Die nutzungs- und naturfunktionsbezogenen Empfindlichkeitsstufen sowie die Wertstufen für die schutzgutbezogene Bewertung der Gebietseinheiten werden ebenfalls aufgeführt (vgl. Abb. 7.2 - 7 und 7.2 - 8). Für die ausführlichen Beschreibungen wird auf den MATERIALBAND IV verwiesen. Es gilt für alle Gebietseinheiten, daß die Elbe Grundwasseranschluß hat und kurzzeitige Schwankungen der Elbwasserstände auf das Grundwasser übertragen werden. Bis auf Nr. 1 und Nr. 15 weisen alle Gebietseinheiten eine von der Elbe ausgehende Grundwasserströmung in die Marsch auf. Tab. 7.2 - 6: Kurzcharakteristik der hydrogeologischen Gebietseinheiten (vgl. Abb. 7.2 - 7 und 7.2 - 8)  
 

Gebietseinheit Kurzcharakteristik Bewertung
Nr Bezeichnung, Größe, Untersuchungstiefe Nutzungen und Naturfunktionen Wertstufen Schutzgut Grundwasser
1 Winsener Marsch, 136 km², gering Die Elbe hat Vorflutfunktion und somit keinen Einfluß auf die Grundwasserqualität. Im nördlichen Bereich besteht eine Grundwasserströmung von der Marsch in Richtung Elbe, im nordwestlichen Bereich wird eine hydraulische Senke durch Oberflächengewässer zur Elbe entwässert. Der Tideeinfluß der Elbe reicht bis zum Wehr Geesthacht. Die Ilmenau ist bis Fahrenholz und die Luhe bis Winsen tideoffen und beide haben bereichsweise Grundwasseranschluß. Es besteht eine marschentypische Grabenwasserhaltung. Die Grundwasserqualität entspricht dem Grundwassertyp I. Das Grundwasser wird als gering empfindlich eingestuft. Es wird von einer geringen Vorbelastung ausgegangen. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befinden sich keine hoch und mittel empfindlichen Nutzungen oder Naturfunktionen 5 4
3-4
2 Vier- und Marschlande, 170 km², groß Die Strömungsverhältnisse werden im Westen hauptsächlich durch eine hydraulische Senke im Bereich der Marsch und im Osten durch den Absenkungstrichter des Wasserwerkes Curslack geprägt. Im überwiegenden Bereich der hydrologischen Einheit findet marschtypische Grabenwasserhaltung statt. Im Untergrund befinden sich die Salzstöcke Geesthacht und Hohenhorn. Die bis zur Tatenberger Schleuse tideoffene Dove-Elbe hat wahrscheinlich Grundwasseranschluß. Die Gose-Elbe und die Bille sind nicht tideoffen. Die Grundwassergüte entspricht dem Grundwassertyp II. Das Grundwasser wird als mittel empfindlich eingestuft. Im Westen (Hafen) bestehen anthropogene Vorbelastungen durch Altlasten, Industrie und Gewerbe. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befindet sich mit dem Wasserwerk Curslack eine hoch empfindliche Nutzung. Weitere mittel empfindliche Nutzungen und Naturfunktionen stellen Brauchwasserbrunnen, Acker- und Obstbaugebiete sowie die Naturschutzgebiete Kirchwerder Wiesen, Zollenspieker und Kiebitzbrack dar. 1 5
5
3 Neuland, 68 km², mittel Die Grundwasserströmung verläuft ausgehend von der Elbe in Richtung zweier im Mittelbereich der Gebietseinheit gelegenen hydraulischen Senken. Die tideoffenen Nebenflüsse Ilmenau und Luhe haben vermutlich bereichsweise Grundwasseranschluß. Die Seeve ist nicht tideoffen. Es findet marschentypische Grabenwasserhaltung statt. Im tieferen Untergrund befindet sich der Salzstock Meckelfeld. Das Grundwasser im Einflußbereich der Elbe entspricht dem Grundwassertyp II und wird als mittel empfindlich eingestuft. Im Westen (Harburger Hafen) bestehen anthropogene Vorbelastungen durch Altlasten, Industrie und Gewerbe. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befinden sich mit Hausbrunnen für Trinkwasserzwecke hoch empfindliche Nutzungen. Weitere mittel empfindliche Nutzungen und Naturfunktionen stellen Brauchwasserbrunnen, Ackerbaugebiete sowie die Naturschutzgebiete Untere Seeveniederung und Schweensand dar. 2 4
5
4 Wilhelmsburger Insel, 41 km², mittel Im mittleren und südlichen Bereich besteht eine Grundwasserströmung, ausgehend von der Norder- und Süderelbe, in Richtung des Mittelbereiches der Wilhelmsburger Insel. Die Grundwasserströmungsverhältnisse sind durch private Brauchwasserbrunnen (großflächige Absenkungstrichter) bestimmt. Die Hafenbecken haben größtenteils keinen Grundwasseranschluß. Die Reichweite möglicher Elbeinflüsse auf das Grundwasser umfaßt die gesamte Fläche der Wilhelmsburger Insel. Im überwiegenden (mittleren und südlichen) Bereich findet Grabenwasserhaltung statt. Die Grundwassergüte entspricht dem Grundwassertyp II. Das Grundwasser wird als mittel empfindlich eingestuft. Im Norden und Westen (Hafen) bestehen anthropogene Vorbelastungen durch Altlasten, Industrie und Gewerbe. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befinden sich mit Brauchwasserbrunnen, Ackerbaugebieten und den Naturschutzgebieten Heuckenlock und Rhee Nutzungen und Naturfunktionen mittlerer Empfindlichkeit. 3 5
5
5 Süderelbmarsch, 115 km², groß Die Grundwasserströmung verläuft von Norden nach Süden zu den Brunnen des Wasserwerkes Süderelbmarsch (Absenkungstrichter) bzw. im Bereich Süderelbe von Osten nach Westen (ebenfalls zu den Brunnen). Das Wasserwerk wird von der Elbe angeströmt. Im westlichem Mittelbereich befinden sich Tiefendränagen, die in das Grundwasser eingreifen. Sie rufen eine hydraulische Senke hervor, die jedoch bei den meisten Fördersituationen überströmt wird. Es findet außer in den nördlichen und nordwestlichen (aufgehöhten) Bereichen marschentypische Grabenwasserhaltung statt. Die Este hat bereichsweise Grundwasseranschluß. Die Grundwassergüte im Einflußbereich entspricht dem Grundwassertyp I und bereichsweise dem Grundwassertyp II. Das Grundwasser wird als hoch empfindlich eingestuft. Im Norden und Osten (Hafen) bestehen anthropogene Vorbelastungen durch Altlasten, Industrie und Gewerbe. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befinden sich mit dem Wasserwerk Süderelbmarsch sowie Hausbrunnen für Trinkwasserzwecke hoch empfindliche Nutzungen. Weitere mittel empfindliche Nutzungen und Naturfunktionen stellen Brauchwasserbrunnen, Obst- und Ackerbaugebiete, Stillgewässer sowie das Naturschutzgebiet Alte Süderelbe dar. 1 5
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6 Altes Land, 152 km², mittel Die Grundwasserströmung verläuft von der Elbe (wahrscheinlich auch von den Nebenflüssen) in Richtung einer hydraulischen Senke, welche auch die Reichweite des möglichen Elbeeinflusses darstellt. Die Grundwasserstände sind durch Wasserhaltung geprägt. Es sind drei Wasserwerke vorhanden, die jedoch nicht von der Elbe her angeströmt werden. Die Este, Lühe und Schwinge haben bereichsweise Grundwasseranschluß. Im tieferen Untergrund befindet sich der Salzstock Stade. Die Grundwasserqualität entspricht dem Grundwassertyp II, bereichsweise auch Grundwassertyp III. Das Grundwasser wird als mittel empfindlich eingestuft. Es wird zudem von einer geringen anthropogenen Vorbelastung ausgegangen. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befinden sich mit Brauchwasserbrunnen, Obst- und Ackerbaugebieten sowie den Naturschutzgebieten Borsteler Binnenelbe und Großes Brack Nutzungen und Naturfunktionen mittlerer Empfindlichkeit. 2 5
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7 Seestermüher Marsch / Haseldorfer Marsch 118 km², groß Die 3 im Gebiet befindlichen Wasserwerke werden von der Elbe angeströmt und begrenzen mit ihren Absenkungstrichtern die Reichweite des Elbeinflusses. Die Krückau und die Pinnau haben keinen Grundwasseranschluß. Das Grundwasser entspricht dem Grundwassertyp II und wird als mittel empfindlich eingestuft. Es wird von einer geringen anthropogenen Vorbelastung ausgegangen. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befinden sich mit den Wasserwerken Elmshorn-Kühnholz, Uetersen und Haseldorfer Marsch sowie Hausbrunnen für Trinkwasserzwecke hoch empfindliche Nutzungen. Weitere mittel empfindliche Nutzungen und Naturfunktionen stellen Brauchwasserbrunnen, Obst- und Ackerbaugebiete sowie die Naturschutzgebiete Eschschallen, Seestermüher Vorland und Haseldorfer Binnenelbe dar. 1 5
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8 Kehdinger Land Süd, 166 km², mittel Der Elbeeinfluß kann bis zu den hydraulischen Senken in der Marsch reichen (im Mittelbereich). Die zwei vorhandenen Wasserwerke werden nicht von der Elbe angeströmt. Es findet eine marschentypische Grabenwasserhaltung statt. Die Schwinge und die Oste haben bereichsweise Grundwasseranschluß und auch von der Schwinge besteht wahrscheinlich eine Strömung in Richtung Marsch. Das Grundwasser entspricht überwiegend dem Grundwassertyp III und wird als gering empfindlich eingestuft. Es wird von einer geringen anthropogenen Vorbelastung ausgegangen. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befinden sich mit Brauchwasserbrunnen sowie den Naturschutzgebieten Schwarztonnensand,Asselersand, Wasserkruger Moor und Willes Heide Nutzungen und Naturfunktionen mittlerer Empfindlichkeit. 4 5
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9 Kehdinger Land Nord, 321 km², gering Die Grundwasserströmung verläuft von der Elbe zu den hydraulischen Senken in der Marsch. Es besteht wahrscheinlich auch von der Oste eine Strömung in die Marsch, da die Oste bereichsweise Grundwasseranschluß hat. Die gesamte Gebietseinheit liegt im Bereich eines möglichen Elb- bzw. Osteeinflusses. Es findet marschentypische Grabenwasserhaltung statt. Im tieferen Untergrund befinden sich die Salzstöcke Krempe und Süderhastedt. Das Grundwasser im Elbeeinflußbereich entspricht dem Grundwassertyp III und wird als gering empfindlich eingestuft. Es wird von einer geringen anthropogenen Vorbelastung ausgegangen. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befinden sich mit Brauchwasserbrunnen sowie den Naturschutzgebieten Vogelschutzgebiet Hullen, Außendeich Nordkehdingen I und II, Wildvogelreservat Nordkehdingen, Allwördener Außendeich / Brammersand, Oederquarter Moor und Schilf- und Wasserfläche Krautsand / Osteende Nutzungen und Naturfunktionen mittlerer Empfindlichkeit. 4 4
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10 Kremper Marsch, 250 km², groß Im südlichen Bereich verläuft die Strömung von der Elbe in Richtung einer im Mittelbereich gelegenen hydraulischen Senke. Im nördlichen Bereich wird das Wasserwerk Kremper Moor von der Elbe und der Stör angeströmt. Die Stör hat bereichsweise Grundwasseranschluß. Es findet eine marschentypische Grabenwasserhaltung statt. Das Grundwasser im Elbeeinflußbereich entspricht dem Grundwassertyp III und wird als gering empfindlich eingestuft. Es wird von einer geringen anthropogenen Vorbelastung ausgegangen. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befindet sich mit dem Wasserwerk Kremper Moor eine hoch empfindliche Nutzung. Weitere Nutzungen und Naturfunktionen mittlerer Empfindlichkeit treten nicht auf. 2 4
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11 Wilster Marsch, 246 km², mittel Es besteht eine Grundwasserströmung ausgehend von der Elbe in nordöstlicher Richtung in die Marsch. Im westlichen Bereich besteht eine Strömung in Richtung der Absenkungstrichter der Brunnen der Firma ELF diesseits des Nord-Ostsee-Kanals und der Firma CONDEA jenseits des Nord-Ostsee-Kanals. Der Nord-Ostsee-Kanal wird unterströmt. Der Elbeinfluß reicht im Bereich ohne Grundwasserförderung ca. 8 km in die Marsch. Die tideoffene Stör hat bereichsweise Grundwasseranschluß. Es findet marschentypische Grabenwasserhaltung statt. Das Grundwasser im Einflußbereich der Elbe entspricht dem Grundwassertyp III und wird als gering empfindlich eingestuft. Im Bereich der Industrieanlagen dürften anthropogene Vorbelastungen bestehen. Im übrigen Bereich wird von einer geringen anthropogenen Vorbelastung ausgegangen. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befinden sich mit Brauchwasserbrunnen Nutzungen mittlerer Empfindlichkeit. 4 5
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12 Dithmarscher Marsch, 224 km ², mittel Es besteht eine Grundwasserströmung ausgehend von der Elbe in Richtung der Förderung durch die Firma CONDEA in die Marsch. Es findet marschentypische Grabenwasserhaltung statt. Im tieferen Untergrund befindet sich der Salzstock Süderhastedt. Das Grundwasser im Einflußbereich der Elbe entspricht dem Grundwassertyp III und wird als mittel empfindlich eingestuft. Im Bereich der Industrieanlagen dürften anthropogene Vorbelastungen bestehen. Im übrigen Bereich wird von einer geringen anthropogenen Vorbelastung ausgegangen. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befinden sich mit Brauchwasserbrunnen Nutzungen mittlerer Empfindlichkeit 4 5
5
13 Land Hadeln, 78 km², mittel Es besteht eine Grundwasserströmung ausgehend von der tideoffenen Oste, die bereichsweise Grundwasseranschluß hat, in Richtung Marsch. Es findet eine marschentypische Grabenwasserhaltung statt. Im tieferen Untergrund befindet sich der Salzstock Krempe. Das Grundwasser im Einflußbereich der Oste entspricht dem Grundwassertyp III und wird als gering empfindlich eingestuft. Es wird von einer geringen anthropogenen Vorbelastung ausgegangen. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befinden sich mit den Naturschutzgebieten Hadelner- und Belumer Außendeich, Ostemündung und Ostesee Naturfunktionen mittlerer Empfindlichkeit. 4 4
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14 Land Hadeln West, 605 km², gering Es besteht eine Grundwasserströmung ausgehend von der Elbe in Richtung Marsch. Es findet marschentypische Grabenwasserhaltung statt. Im tieferen Untergrund befindet sich der Salzstock Süderhastedt. Das Grundwasser entspricht im Einflußbereich der Elbe Grundwassertyp III und wird als gering empfindlich eingestuft. Es wird von einer geringen anthropogenen Vorbelastung ausgegegangen. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befinden sich mit Brauchwasserbrunnen und dem Naturschutzgebiet Hadelner- und Belumer Außendeich Nutzungen und Naturfunktionen mittlerer Empfindlichkeit. 4 4
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15 Hamburg-Nord, 108 km², gering Die Elbe stellt im gesamten Bereich den Vorfluter für die Grundwasserströmung aus der Geest dar. In dem Gebiet befindet sich das Wasserwerk Baursberg, das mit einer Fördermenge von 6,8 Mio m3/a den Grundwasserhaushalt beeinflußt. Das Grundwasser entspricht Grundwassertyp I und II und wird als gering empfindlich eingestuft. Es wird von einer geringen anthropogenen Vorbelastung ausgegangen. Innerhalb der Reichweite eines möglichen Elbeinflusses befinden sich keine hoch oder mittel empfindlichen Nutzungen oder Naturfunktionen. 5 5
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  Abb. 7.2 - 7: Bewertung des Grundwasserhaushaltes der hydrogeologischen Gebietseinheiten

Abb. 7.2 - 8: Bewertung der Grundwassergüte der Hydrogeologischen Gebietseinheiten

  Fußnoten: 1.) Quartär = jüngste und noch andauernde Ära der Erdzeitalter (Beginn vor ca. 1,5 bis 1,8 Mio Jahren). 2.) Tertiär = Zweitjüngstes Erdzeitalter (ca. 65 bis ca. 1,8 Mio Jahren vor heute). 3.) Mit dem Begriff Leakage werden Einsickerungsvorgänge in oder Aussickerungsvorgänge aus einer gering durchlässigen Schicht bezeichnet. 4.) Grundwasserdruckfläche liegt oberhalb der Geländeoberfläche. 5.) Abgesehen von extremen Hochwasserständen, da dann die Sturmflutsperrwerke geschlossen werden. 6.) Der Salzgehalt (Salinität) ist der Summenparameter aller im Wasser enthaltenen Salze. Als Indikator wird jedoch häufig der Einzelparameter Chlorid [Cl-] - Gehalt aufgeführt. 7.) Die z.T. auch stromauf von der oberen Brackwassergrenze bis Geesthacht festgestellten erhöhten Salzgehalte im Elbwasser werden auf Salzbelastungen vor Ort zurückgeführt und nicht auf Nordseewasser. Die obere Brackwassergrenze (0,5 ‰-Grenze) kann sich bei niedrigem Oberwasserzufluß bis Strom-km 653 A verlagern.