Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

3 PROGNOSE DER ENTWICKLUNG DER ALLGEMEINEN NUTZUNGEN OHNE VERWIRKLICHUNG DES VORHABENS ("NULLVARIANTE")

Im Rahmen des Fachgutachtens wird eine Prognose zur Entwicklung der Nutzungen ohne Verwirklichung der Maßnahme beschrieben, die auf der Kenntnis des Ist-Zustandes (Kap. 2) basiert. Dabei werden konkret bekannte zukünftige Maßnahmen Dritter berücksichtigt und als Nullvariante beschrieben, sofern sie Auswirkungen auf die allgemeinen Nutzungen haben könnten. Als Grundlage dienen die von den TdV erarbeiteten Studien über Klima- und Meeresspiegeländerungen sowie geplante Baumaßnahmen im Bereich der Elbe (AMT STROM- UND HAFENBAU 1996, 1995 a, b; WASSER- UND SCHIFFAHRTSAMT 1996)

Nach Prognosen der Klima- und Meeresforschung (vgl. auch AMT STROM- UND HAFENBAU 1995a) werden in Zukunft weltweit die Meereswasserstände steigen, verursacht von der zunehmenden globalen Erwärmung, die auf dem Anstieg von Kohlendioxid und anderen "Treibhausgasen" in der Atmosphäre beruht. In den nächsten 10 Jahren wird von rd. 1 cm Meeresspiegelanstieg auszugehen sein (AMT STROM- UND HAFENBAU 1996). Dies bedeutet einen Anstieg vom MThw um 2 bis 3 cm und vom MTnw um 0 bis 7 cm. Diese Werte sind noch mit großen Unsicherheiten behaftet, wie die Abbildung 6 zeigt.

Abb. 6: Szenarien des Meeresspiegelanstiegs ( aus LOZÁN; KAUSCH 1996, verändert)

Die Häufigkeit hoher Sturmfluten in Cuxhaven ist seit rd. 150 Jahren etwa konstant, die Anzahl mittelhoher Sturmfluten (1,5 bis 2,5 m über MThw) hat sich in den letzten Jahrzehnten erhöht. Mit einer geringfügig steigenden Anzahl mittelhoher Sturmfluten im nächsten Jahrzehnt ist somit zu rechnen (AMT STROM UND HAFENBAU 1996). Aus den Wasserstandsänderungen resultieren gegebenenfalls Veränderungen, die sich besonders auf Siedlungsnutzung auswirken könnten.

Im Bereich der Freien und Hansestadt Hamburg wird es zu noch nicht benennbar großen Vordeichslandverlusten aufgrund der Erhöhung und Verstärkung aller Hauptdeiche und des Vordeichs Finkenwerder kommen (AMT STROM- UND HAFENBAU 1995 b). Im Bereich Glückstadt Süd wird es durch eine Vordeichung auf einer Strecke von 4 km ebenfalls zu Vordeichsflächenverlusten kommen. Hydraulische Auswirkungen sind nur bei sehr hohen Hochwassern zu erwarten.

Nach Angaben des Amtes für Land- und Wasserwirtschaft Itzehoe (ALW; zitiert in WSA 1996) ist eine Wiederaufnahme der Reetnutzung vorgesehen. Inwieweit und wann diese umgesetzt wird, ist nach mündlicher Mitteilung (ALW) derzeit noch nicht festgelegt.

Durch die Ausübung der Jagd wird es weiterhin zu Störungen im gesamten bejagten Gebiet kommen. Diese Störungen können besonders in den Außendeichsgebieten gravierende Folgen haben, da die hier vorkommenden Vögel, auch große Bestände rastender Zugvögel und "Wintergäste", durch die Jagdausübung immer wieder aufgeschreckt werden. Die Landesregierungen verfolgen deshalb langfristig eine Einschränkung der Jagd in den Vordeichsflächen. Ähnliche Bestrebungen existieren auch für den besonderen Fall der Jagd in Naturschutzgebieten (vgl. LANDES RAUMORDNUNGSPROGRAMME (LRP) und REGIONALE RAUMORDNUNGSPROGRAMME (RROP) der Kreise und Länder).

Einschränkungen sind auch für die Sportschiffahrt im Bereich der Nationalparke geplant, um den Schutz der dort lebenden Tiere zu verbessern (LANDESAMT FÜR DEN NATIONALPARK SCHLESWIG-HOLSTEINISCHES WATTENMEER 1996)

Die behandelten Nutzungen, mit Ausnahme der Siedlungsnutzung, sind stark saison-, jahreszeit- und wetterabhängig. Es wird somit weiterhin zu starken Schwankungen in der Quantität der Nutzungen kommen. Damit verbunden sind unterschiedlich große Betroffenheiten der Nutzungen.

Über die quantitative Gesamtentwicklung der Nutzungen und insbesondere der Freizeit- und Erholungsnutzung können im Rahmen dieses Gutachtens aufgrund der vielfältigen Variablen keine eindeutigen Aussagen getroffen werden.