Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

4 GEGENWÄRTIGER ZUSTAND

Im folgenden wird der gegenwärtige Zustand des Landschaftsbildes anhand der drei Untersuchungskriterien und auf der Ebene der Landschaftsbildräume dargestellt. Das Untersuchungsgebiet ist in sechs Landschaftsbildräume und 84 Landschaftsbildbereiche gegliedert. Die einzelnen Landschaftsbildräume bestehen aus 4 bis 23 Landschaftsbildbereichen. Die Landschaftsbildbereiche sind zwischen 11 ha ("Sahlenburger Vorland" (5.12)) und 4187 ha ("Krautsand"(4.13)) groß. Die räumliche Verteilung der Flächenwertstufen in den drei Kriterien ist in den Kriteriumkarten "Raumstruktur und Formenschatz", "Naturnähe" und "Anthropogene Prägung" (Maßstab 1:50.000) dargestellt.

Raumstruktur und Formenschatz

Das Untersuchungsgebiet ist grundsätzlich geprägt durch das Gegenüber von Wasser und Land. Diese Zweiteilung zwischen den weiten Wasserflächen und den durch Vegetation, Bauwerke und Kleingewässer strukturierten Landflächen bietet im gesamten Untersuchungsgebiet die Grundvoraussetzung für ein im Vergleich zu Gebieten ohne derartige Makrostrukturen abwechslungsreiches Raum- und Formenerleben. Ein weiteres, das gesamte Untersuchungsgebiet durchziehendes Strukturmerkmal ist die visuelle Abgrenzung des Untersuchungsgebietes nach außen durch Deich und Geestkante.

Naturnähe

Die Naturnähe der Biotopobertypen ist, der Vielfältigkeit des Untersuchungsgebietes entsprechend, sehr unterschiedlich ausgeprägt. Zu niedrigen Bewertungen führt vor allem die hohe Intensität der Nutzungen auf dem Gebiet der Stadt Hamburg. Die hoch bewerteten Flächen stehen dagegen größtenteils unter Tide- oder Sturmfluteinfluß, was die Nutzungsmöglichkeiten stark einschränkt. So konzentrieren sich die naturnahen Bereiche auf die Uferzonen und die unter der MThw-Linie gelegenen Wattflächen. Dabei ist nicht entscheidend, ob diese Uferzonen und Wattflächen durch anthropogenen Einfluß oder natürlich entstanden sind, vielmehr können bei landschaftsgemäßer Ausbildung der Oberflächenform auch auf künstlich entstandenen Flächen Biotope Fuß fassen, die das Landschaftsbild naturnah erscheinen lassen.

Anthropogene Prägung

Bei der anthropogenen Prägung wird die aktuelle Flächennutzung und deren Konstanz bzw. Veränderung in den letzten einhundert Jahren bewertet. Daraus ergibt sich in den meisten Landschaftsbildbereichen ein Mosaik verschiedener Prägungstypen. Hinzu kommt die Bewertung der Überprägungen durch Großobjekte, Deichvorverlegungen und Aufspülungen.

Flächen mit der höchsten Flächenwertstufe "Historische Kulturlandschaft, unverändert seit 1880", finden sich besonders in den Landschaftsbildbereichen mit landwirtschaftlicher Nutzung, vor allem auf schmalen Vordeichsflächen und entlang der Nebenflüsse. In der Regel handelt es sich hierbei um Grünlandbereiche. Nach der in dieser Untersuchung angewendeten Bewertungsvorschrift wurden auch große Bereiche der Stadtgebiete Hamburgs und Cuxhavens (im Zusatzbereich) als "Historische Kulturlandschaft, unverändert seit 1880" bewertet. Bereiche mit der Flächenwertstufe 2, ("Kulturlandschaft, unverändert seit 1955"), treten großflächig in Bereichen mit Landgewinnung im Landschaftsbildraum "Mündung und Wattenmeer" auf und dort, wo ehemalige Ackerflächen im Außendeichsbereich in Grünland umgewandelt wurden. Dies macht vor allem auf breiten Außendeichsflächen einen erheblichen Flächenanteil aus. Große Teile des Hamburger Hafens wurden ebenfalls mit der Flächenwertstufe 2 bewertet. Kleinflächig wirkt sich auch die Aufgabe von zahlreichen Ziegeleien im Außendeichsland aus. Schwerpunkte der Flächenwertstufe 3 ("Kulturlandschaft, stark verändert seit 1955") sind die großen Baggergutdeponien in Form der Inseln und großflächige Veränderungen im Hamburger Hafen. Größere Flächenanteile der Flächenwertstufe 4 ("Nicht anthropogen genutzt") sind in allen Landschaftsbildräumen bis auf "Stadt und Hafen Hamburg" vorhanden. Sie bestehen vor allem aus Röhrichten und Auengehölzen.

Überprägungen sind in drei Vierteln aller Landschaftsbildbereiche vorhanden, sie liegen in 46 Landschaftsbildbereichen oberhalb der Erheblichkeitsschwelle für die Berücksichtigung im 2. Bewertungsschritt und führen in der flächenaggregierten Bewertung in sieben Landschaftsbildbereichen sogar zu einer zweistufigen Abwertung. Deichvorverlegung, Aufspülungen und bauliche Großobjekte führen jeweils bei etwa einem Drittel der 46 Landschaftsbildbereiche zu Abwertungen.

Landschaftsbildbereiche mit sehr guten Voraussetzungen für das Erleben der anthropogenen Prägung befinden sich vor allem in den Landschaftsbildräumen "Nebenflüsse" und "Mündung und Wattenmeer". Dies resultiert in der Regel aus der konstanten Nutzung der großflächigen Außendeichflächen als Grünland. Landschaftsbildbereiche mit guten Voraussetzungen für das Erleben der anthropogenen Prägung sind vor allem die stark landwirtschaftlich geprägten Landschaftsbildbereiche der Breitenklasse über 500 m in den Landschaftsbildräumen "Mündung und Wattenmeer", "Breiter Strom in der Marsch" und "Nebenflüsse". Landschaftsbildbereiche mit durchschnittlichen Voraussetzungen für das Erleben der anthropogenen Prägung sind vor allem die vier Landschaftsbildbereiche des Landschaftsbildraumes "Stadt und Hafen Hamburg" und die auf Grund der Deichvorverlegung abgewerteteten Landschaftsbildbereiche in Nordkehdingen. Landschaftsbildbereiche mit schlechten Voraussetzungen für das Erleben der anthropogenen Prägung treten vor allem im Landschaftsbildraum "Breiter Strom in der Marsch" auf. Es handelt sich zum Teil um Landschaftsbildbereiche mit hohem Flächenanteil der Flächenwertstufe "Nicht anthropogen genutzt", die in der Regel nicht von Überprägungen betroffen sind. Dies gilt z. B. auch für den Landschaftsbildbereich "Scharhörn" (5.15). Landschaftsbildbereiche mit sehr schlechten Voraussetzungen für das Erleben der anthropogenen Prägung sind in der Regel einerseits durch mehrfache Überprägungen gekennzeichnet und andererseits häufig durch einen erheblichen Anteil der Flächenwertstufe "Nicht anthropogen genutzt". Diese Landschaftsbildbereiche treten vor allem im Landschaftsbildraum "Breiter Strom in der Marsch" auf. Hier sind es vor allem die künstlichen Elbinseln.

In den folgenden Kapiteln werden die Voraussetzungen für das Landschaftserleben in den einzelnen Landschaftsbildräumen dargestellt.