Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

4.6 Landschaftsbildraum 6: Nebenfluß

Dieser Landschaftsbildraum besteht aus acht Teilbereichen: Ilmenau, Este, Lühe, Schwinge, Pinnau, Krückau, Stör und Oste. Trotz dieser Zersplitterung überwiegt die Gemeinsamkeit der kleinen Dimensionierung die Unterschiede in der Flußbreite und der Ausstattung mit Landschaftsbildelementen. Die Wasserfläche des Flusses ist nicht, wie bei der Elbe, breit genug, um eine grundsätzlich mit den Landflächen kontrastierende Wirkung der Weite zu zeigen.

Der Landschaftsbildraum "Nebenflüsse" ist 4313 ha groß und in 21 Landschaftsbildbereiche gegliedert. Die größte Breitenklasse ist zusammen 2534 ha groß. Die Breitenklasse zwischen 200 und 500 m ist 644 ha groß. Der Mündungsbereich der Wedeler Au wurde aufgrund seiner geringen Größe innerhalb des Landschaftsbildraumes 3 behandelt.

Raumstruktur und Formenschatz

Die Bewertung der Landschaftsbildbereiche in diesem Landschaftsbildraum umfaßt den gesamten Bewertungsrahmen.

Der grundlegende Unterschied zwischen den einzelnen Nebenflüssen liegt in ihrer Breite, wobei sich Oste und Stör (Breite an der Mündung ca. 200 m) deutlich von den kleineren, weiter elbaufwärts gelegenen Flüssen Krückau, Pinnau, Schwinge, Lühe, Este und Ilmenau unterscheiden. Auf den schmalen Flächen zwischen Deich und Ufer der sechs schmalen Nebenflüsse kann sich keine Kammerung durch Elemente der Vegetation oder der Bebauung ausprägen. Um dennoch der durch Deiche und Ufer bewirkten Kleinteiligkeit der Landschaft gerecht zu werden, sind die schmalen Abschnitte hier mit der Flächenwertstufe 2 ("Grobe Kammerung") bewertet worden. Als Ausnahmen sind die Este (Landschaftsbildbereich 6.4) und Teile der Krückau ("Elmshorn" (6.12), "Seesteraudeich" (6.13)) zu nennen, wo durch die zwischen den Deichen vorhandene abwechslungsreiche Struktur aus Bebauung, Gehölzen, Röhrichten und Grünland die Flächenwertstufe 1 ("Feine Kammerung") auftritt.

Anders ist die Situation in den breiteren Mündungsbereichen und entlang von Stör und Oste. Intensive Grünlandnutzung, Röhrichte und Gruppen oder Reihen von Gehölzen erzeugen abwechselnd Situationen "Großer Weite" und "Grober Kammerung".

Als Großobjekte sind an den Nebenflüssen die sie überspannenden Hochspannungsleitungen beeinträchtigend wirksam.

Sehr gute Voraussetzungen für das Erleben von Raumstruktur und Formenschatz bieten drei der 21 Landschaftsbildbereiche: "Este" (6.4), "Elmshorn" (6.12) und "Stör Mündung" (6.18). Gute Voraussetzungen bieten zehn Landschaftsbildbereiche: "Ilmenaukanal" (6.1), "Winsen" (6.2), "Ilmenau Mündung" (6.3), "Este Mündung" (6.5), "Stade" (6.7), "Wöhrdener Außendeich" (6.8), "Pinnau Mündung" (6.11), "Seesteraudeich" (6.13), "Krückau Mündung" (6.14) und "Oste Mündung" (6.21).

Naturnähe

Die Nebenflüsse erhalten durchgehend mittlere bis niedrige Bewertungen, womit sie sich im Kriterium "Naturnähe" deutlich von den übrigen Landschaftsbildräumen unterscheiden. Dabei ist keine grundlegende Differenzierung zwischen den einzelnen Nebenflüssen zu beobachten.

Während die Gewässer selbst weitgehend mit der Flächenwertstufe 3 ("Landschaftsraumtypische Biotopobertypen mit geringem anthropogenem Einfluß") bewertet wurden, sind die sie umgebenden Flächen zumeist landwirtschaftlich intensiv genutzt oder sogar bebaut, gehören also zu den Flächenwertstufen 4 ("Biotopobertypen mit geringer Naturraumbindung und/oder deutlicher anthropogener Prägung") oder 5 ("Biotopobertypen mit starker anthropogener Prägung"). Den größten Flächenanteil nimmt dabei die Grünlandnutzung ein, mit deutlichem Abstand folgen Ackerbau, Obstbau sowie Besiedelung. Die Flächenwertstufe 2 ("Naturraumtypische Biotopobertypen") wird hauptsächlich für die Röhrichte vergeben, die an jedem der Nebenflüsse vorhanden sind. Da sie überwiegend als schmale, linienhafte Bestände entlang der Ufer vorkommen, sind sie von geringem Gewicht in der flächenabhängigen Bewertung. Als Ausnahme können hier nur der Landschaftsbildbereich "Ilmenaumündung" (6.2) und die Este nahe Buxtehude ("Este" (6.4)) mit bedeutenden flächenhaften Röhrichtbeständen gelten.

"Bereiche naturraumtypischer Zonierung" sind nicht vorhanden.

Keiner der Landschaftsbildbereiche bietet gute oder sehr gute Voraussetzungen für das Erleben von Naturnähe.

Anthropogene Prägung

Die Nebenflüsse haben alle einen erweiterten Mündungstrichter mit Sturmflutsperrwerk. Darauf folgt flußaufwärts ein unterschiedlich langer, überwiegend schmaler Flußabschnitt, der durch Deiche in Ufernähe charakterisiert ist. Im Bereich der Geestrandstädte weitet sich die Fläche zwischen den Deichen zumeist noch einmal auf. Die meisten Vordeichsflächen werden zur Zeit als Grünland genutzt. An der Störmündung wurde nach dem Sperrwerksbau Grünland in Acker umgewandelt. Der Anteil der nicht anthropogen genutzten Bereiche ist nur an der Ilmenau umfangreich. Die Nebenflußdeiche werden aufgrund ihrer Lagebeständigkeit und aufgrund der konstanten Grünlandnutzung als "Historische Kulturlandschaft, unverändert seit 1880" (Flächenwertstufe 1) bewertet. Die nach 1962 gebauten Sperrwerke im Mündungsbereich haben in keinem Landschaftsbildbereich zu einer landschaftsbildrelevanten Veränderung der Nutzung geführt, überwiegend blieb die Grünlandnutzung erhalten. Auch der Neubau der Sperrwerke und damit einer zusätzlichen Deichlinie wirkt sich bei der Bewertung der betroffenen Landschaftsbildbereiche nicht negativ aus, da die Länge dieser neuen Deichlinie nicht die für eine Abwertung erforderlichen 50% der gesamten Deichlinie des Landschaftsbildbereiches nicht erreicht.

Insgesamt war der Flächenanteil der Flächenwertstufe 1 in 16 der 23 Landschaftsbildbereiche größer als die Hälfte der jeweiligen Gesamtfläche. Das bedeutet, daß der überwiegende Teil dieses Landschaftsbildraumes durch Flächen geprägt wird, die als Flächenwertstufe "Historische Kulturlandschaft, unverändert seit 1880" (Flächenwertstufe 1) bewertet werden. Die Flächenwertstufe 4, ("Nicht anthropogen genutzt") umfaßt in vier Landschaftsbildbereichen "Ilmenaukanal" (6.1), "Winsen" (6.2), Ilmenau Mündung" (6.3) und "Elmshorn" (6.12) einen Anteil von über 20% der Gesamtfläche des betreffenden Landschaftsbildbereiches. Dies führt bei den Landschaftsbildbereichen (6.2) und (6.3) dazu, daß diese insgesamt als Landschaftsbildbereiche mit durchschnittlicher Voraussetzung für das Erleben der Anthropogenen Prägung eingestuft wurden.

Abwertungen fanden in sechs Landschaftsbildbereichen statt: "Este Mündung" (6.5), "Lühe" (6.6), "Wöhrdener Außendeich" (6.8), "Uetersen" (6.9), "Heiligenstedten" (6.15), "Beidenfleth" (6.17). Die Abwertung erfolgte jeweils auf Grund von baulichen Großobjekten. Deichvorverlegungen wurden zwar in sieben Landschaftsbildbereichen registriert (Sperrwerke), waren für die Bewertung der betreffenden Landschaftsbildbereiche jedoch nicht erheblich. In fünf Landschaftsbildbereichen wurden Aufspülungen bzw. bauliche Großobjekte registriert, die, bezogen auf die Größe der betreffenden Landschaftsbildbereiche, aber unterhalb der Erheblichkeitsschwelle liegen. Sechs Landschaftsbildbereiche sind überhaupt nicht von Überprägungen betroffen: "Ilmenaukanal" (6.1), "Winsen" (6.2), "Ilmenau Mündung" (6.3),"Neuendeich" (6.10), "Seesteraudeich" (6.13) und "Laak" (6.20).

Von den 21 Landschaftsbildbereichen, die den acht Nebenflüsse umfassende Landschaftsbildraum 6 gliedern, wurden fünf Landschaftsbildbereiche mit der höchsten Wertstufe bewertet: "Pinnau Mündung" (6.11), "Seesteraudeich" (6.13), "Stör Mündung" (6.18), "Hemmoor" (6.19) und "Laak"(6.20). Diese Landschaftsbildbereiche bieten sehr gute Voraussetzungen für das Erleben der Anthropogenen Prägung. Weitere elf Landschaftsbildbereiche zeichnen sich durch gute Voraussetzungen für das Erleben der Anthropogenen Prägung aus. Für die Landschaftsbildbereiche "Winsen" (6.2), "Ilmenau Mündung" (6.3), "Este Mündung" (6.5), "Wöhrdener Außendeich" (6.8) und "Beidenfleth" (6.17) wurden durchschnittliche Voraussetzungen für das Erleben der Anthropogenen Prägung ermittelt. In diesem Landschaftsbildraum wurde kein Landschaftsbildbereich mit schlechten oder sehr schlechten Voraussetzungen für das Erleben der Anthropogenen Prägung bewertet.