Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

10 ÜBERTRAGUNG DER FESTSTELLUNGEN AUF DEN UNTERSUCHUNGSRAUM

Das Untersuchungsgebiet ist recht einheitlich strukturiert. Beidseitig der Elbe ist ein zwischen 0 und mehrere Kilometer breiter Marschenstreifen vorhanden, der wiederum landeinwärts durch die beginnende Geest begrenzt wird. Der Marschenbereich hat in seiner gesamten Ausdehnung sich zumindest ähnelnde Bodenzusammensetzung. Nach den Untersuchungen der AHU [1996] beeinflußt die Tide der Elbe nach einem Beispiel aus der Süderelbmarsch den Grundwasserstand bis etwa 1000 m landeinwärts nennenswert. Dieser Einflußbereich wird auch für die tidebeeinflußten Elbnebenflüsse angenommen. Aufgrund der sich gleichenden bis ähnelnden Bodenstruktur sind für die gesamte Marsch ähnliche tidebedingte Grundwassereinflüsse anzunehmen. Der Grundwasserstand regelt die Bodenfeuchte, wenn vom Niederschlag und der Verdunstung abgesehen wird und das Grabensystem von der Elbe abgeschottet ist. Der Bodenfeuchte kommt eine zentrale Bedeutung in den Betrachtungen zu, da über sie -wie gezeigt- bei den lokalklimatisch bedeutsamen Wetterlagen die Temperatur modifiziert wird, die ihrerseits wieder auf viele andere meteorologische Parameter ihren Einfluß hat.

Damit wären die kleinklimatischen Änderungen, die durch Bodenfeuchteänderungen verursacht würden, auf ein Gebiet von ca. 1000 m links und rechts der Elbe und seiner Nebenflüsse beschränkt.

Mit der Betrachtung des Raumes Mühlenberger Loch einschließlich der westwärts anschließenden Landflächen wurde ein Gebiet gewählt, das von seiner Bodenzusammensetzung typisch ist, das über ein umfangreiches Grabensystem verfügt (Bedeutung für Spätfrostgefährdung, Änderung der Wasserfläche durch geänderte Wasserstände in den Gräben) und infolge des Obstanbaus besonders auf Klimaänderungen reagiert. Darüber hinaus ist außendeichs eine größere Wattfläche vorgelagert (Änderung der Land/Wasser-Verteilung durch geänderte Überflutungshöhen). Es kommt hinzu, daß gerade für diesen Bereich der Elbe vielfach die größten ausbaubedingten Änderungen in der Tidedynamik (Überflutungszeit, Tidehoch- und -niedrigwasser) prognostiziert wurden. Der Bereich des Mühlenberger Lochs vereinigt also alle die Faktoren, die in dem hier vorliegenden Fall für die Betrachtung von besonderer Bedeutung sind. Wenn also lokalklimatische Änderungen durch die Fahrrinnenanpassung zu erwarten sind, müßten sie zunächst hier nachweisbar sein. Insofern stellen die Ergebnisse für den Bereich des Mühlenberger Lochs den "schlimmsten Fall" dar. Alle anderen Gebiete sind demgemäß weniger betroffen.

Für den Bereich des Mühlenberger Lochs mit den angrenzenden Landflächen wurde nun festgestellt, daß für alle Klimaelemente unter Voraussetzung der prognostizierten Angaben kein oder kein nennenswerter ausbaubedingter Änderungsbetrag zu erwarten ist. Mit dem oben Gesagten kann Entsprechendes auch für die anderen Marschengebiete der Unterelbe angenommen werden.

Für den Bereich der Elbe innerhalb der Deiche ist vor allem die Wassertemperatur der Elbe wichtig. Nach den obigen Überlegungen ist anzunehmen, daß sich die Wassertemperatur durch die Fahrrinnenanpassung nicht ändern wird. Eine Änderung der Klimabedingungen innerhalb der Deiche ist deshalb nicht zu befürchten.

In den städtischen Gebieten wird das Klima durch die Versiegelung in erheblichen Maße modifiziert. Wie erwähnt nimmt die Bodenfeuchte über die Temperatur entscheidend Einfluß auf verschiedene andere meteorologische Parameter. Durch die Versiegelung sind sie von der Bodenfeuchte in großem Umfang abgekoppelt, so daß sie eine Bodenfeuchteänderung noch weniger berührt. Also auch hier gilt, daß die Änderungen im Bereich des Mühlenberger Lochs für die Stadt den Extremfall darstellt. In unmittelbarer Elbnähe könnte die Wassertemperatur noch eine Einfluß auf die Lufttemperatur, die relative Feuchte, den bioklimatischen Wirkungskomplex etc. ausüben. Eine Änderung der Wassertemperatur wurde aber verneint.

Hinsichtlich der Geest können nur solche Gebiete eventuell betroffen sein, die näher als 1 km an die Elbe heranreichen. Grabensysteme sind hier nicht vorhanden, so daß sich hier eine Land/Wasser-Verteilung nicht ändern kann. Eine geänderte lokalklimatisch wirksame Land/Wasser-Verteilung im Bereich des Elbstromes besteht nicht. Somit kann eine geänderte Tidedynamik nur über den Grundwasserstand und die Bodenfeuchte Einfluß auf die meteorologischen Parameter nehmen. Nur wenige Meter von der Elbe zur Geest wächst der Abstand zwischen Erdoberfläche zur Grundwasserkante rasch an. In Blankenese beträgt er nach ein paar Metern bereits 2 bis 5 m und in 400 m Entfernung über 20 m. D.h. eine Änderung in der Tidedynamik der Elbe hat in diesen Gebieten keinen Einfluß. Damit werden sich vom Ausbau der Elbe für die Geestbereiche ebenfalls keine klimatischen Änderungen ergeben.