Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

IV.2 Biotische Untersuchungsparameter

Terrestrische Biotope

Ausbaubedingte Veränderungen auf die Entwicklung gefährdeter terrestrischen Biotoptypen und Arten können zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht festgestellt werden. Die Gründe dafür sollen nachfolgend für die einzelnen Aspekte Befliegungsergebnisse, Transektuntersuchungen und Entwicklung des Schierlings-Wasserfenchels dargestellt werden. Die Auswertungen werden zurzeit durchgeführt bzw. mit den Auswertungen kann begonnen werden, sobald die entsprechenden Daten zur Verfügung gestellt werden.

Befliegungsergebnisse

Ein Vergleich der Biotoptypenkartierungen aus den Befliegungen der Jahre 2000 und 2002 lässt sich gegenwärtig noch nicht anstellen, da die ausgewertete Biotoptypenkartierung der Befliegung 2002 noch nicht vorliegt.

Aus den vorläufigen Ergebnissen des Vergleichs der UVS-Kartierung mit den Befliegungsergebnissen des Jahres 2000 lässt sich allerdings ableiten, dass beobachtbare Veränderungen sehr differenziert hinsichtlich ihrer Ursachen interpretiert werden müssen, z. B. hinsichtlich der Änderung der Tidewasserstände, Nutzungsänderungen, natürliche Sukzession usw..

Transektuntersuchungen

Bei den Transektuntersuchungen in den 4 Bereichen Eschschallen, Heuckenlock, Osterwiesen (Ilmenaumündung) und Overhaken liegt ein erster Vergleich der für die einzelnen Profile aufsummierten Längen der Vegetationstypen vor. Diese ersten Ergebnisse zeigen keine signifikanten Hinweise auf ausbaubedingte Veränderungen. Jedoch ist der Untersuchungszeitraum zu kurz, um derartige Auswirkungen abschließend ausschließen zu können.

Entwicklung des Schierlings-Wasserfenchels

Beim Schierlings-Wasserfenchel zeigen sich starke jährliche Schwankungen der Populationen an den einzelnen Fundorten. Da über die genauen Lebensraumansprüche dieser Pflanzenart noch relativ wenig bekannt ist, lassen sich auch über die Gründe für diese Schwankungen - seien sie natürlicher oder anthropogener Art - noch keine Aussagen treffen.

Die Standortansprüche dieser Pflanze werden im Rahmen eines E+E-Vorhabens, das auf 5 Jahre angelegt ist, näher untersucht. Zurzeit können deshalb noch keine Aussagen über ausbaubedingte Veränderungen der Populationen des Schierlings-Wasserfenchels getroffen werden.

Makrozoobenthos

Baggergutablagerungsfläche (BAF) Twielenfleth

Nach der Baggergutablagerung und der randständigen Sicherung des Baggergutes sind die Flächen in 2002 durch Makrozoobenthos-Organismen wieder besiedelt, weisen allerdings noch Unterschiede vor allem qualitativer und z. T. auch quantitativer Art zum IST-Zustand (1998) auf.

Trotz hoher räumlicher und zeitlicher Variabilität der faunistischen Besiedlung (1000µm- und 250 µm-Fraktion)auf der Ablagerungsfläche und den Seitenbereichen, lassen sich diese Unterschiede als Hinweise auf noch bestehende Wirkeffekte der Baumaßnahme auf die Wirbellosengemeinschaft, insbesondere auf die Oligochaetenfauna (250 µm-Fraktion), werten

Fahrrinne der Unterelbe im Bereich von km 647-653

Schon in 1999, also vor dem Ausbau, konnten quantitative Unterschiede in der Makrozoobenthos-Besiedlung zwischen den Untersuchungsgebieten (Baggerstrecke und Referenz) mit einer deutlich höheren Organismendichte im Bereich der Baggerstrecke dokumentiert werden. Diese räumlichen Unterschiede waren in 2002 zwar geringer, blieben aber tendenziell erhalten. Bezüglich der Dominanzstrukturen zeigten sich Unterschiede zwischen den Teilbereichen, die vermutlich auf deren unterschiedliche Sedimentstrukturen zurückzuführen sind. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Sedimentverhältnisse wird die Aussagekraft der räumlichen Vergleiche zwischen Baggerstrecke und Referenz eingeschränkt.

Der interannuelle, bereichsinterne Vergleich zeigt, dass seit 1999 Veränderungen in den untersuchten Teilgebieten eingetreten sind. Eine Veränderung trat in 2002 gegenüber 1999 insofern ein, als hinsichtlich der Makrozoobenthos-Taxazahlen (o. Oligochaeta) ein klarer, z. T. signifikanter Rückgang der mittleren Taxazahl/Station erfolgte. Dieses betraf allerdings nicht nur die Baggerstrecke, sondern auch den Referenzbereich. Auch die 1999 und 2001 festgestellten Besiedlungsdichten wurden in 2002 in beiden Teilgebieten deutlich, z. T. auch rechnerisch signifikant unterschritten. Gründe für die in 2002 geringeren Besiedlungskennwerte sind bislang nicht offensichtlich, können aber u. U. mit einer starken Wiederbesiedlungsdynamik nach wiederkehrenden Störungen (Ausbaubaggerungen, Unterhaltungsbaggerungen) zusammenhängen. Die ausgeprägtere interannuelle Variabilität im Bereich der Baggerstrecke im Vergleich zur Referenz kann ein Hinweis auf einen solchen Zusammenhang sein.

Unter Berücksichtigung der UVU-Prognose lassen die bisherigen Befunde den Schluss zu, dass hinsichtlich funktionaler und struktureller Kriterien das System irgendwann einem dem Status quo ante vergleichbaren Zustand entsprechen wird. Allerdings befindet sich das System, v.a. im Hinblick auf die Oligochaetenfauna immer noch in der Opportunisten-, bzw. in der Postopportunistenphase. Die in der UVU prognostizierte Wiederbesiedelungsdauer scheint weiter plausibel. Durch die vorhandenen Rahmenbedingungen (Ausbauarbeiten und Fahrrinnenunterhaltung, unterschiedliche Sedimente auf Referenz und Baggerstrecke) wird jedoch zum einen die Identifikation der Wirkungen der Ausbaumaßnahme, zum anderen auch die Bestimmung des Zeitpunktes, wann eine Wiederherstellung der Zönose (im Sinne der Prognose s. o.) erfolgt ist, erschwert.

Außenelbe

Die bisherigen Ergebnisse machen deutlich, dass in den untersuchten Abschnitten der Außenelbe die durch Baggerungen oder Verklappungen betroffenen Bereiche in 2002 wieder durch eine ähnliche Gemeinschaft wie in 1999 besiedelt sind. Allerdings zeigen sich, in tendenzieller Übereinstimmung mit den Prognosen der UVU, noch verschiedene Beeinträchtigungen der benthischen Gemeinschaft, die als Folge der Sedimentumlagerungen interpretiert werden müssen. Dieses betrifft v.a. die Klappstelle K-733, die im Hinblick auf Bivalvia (Muscheln) und Polychaeta (Borstenwürmer) im Vergleich zur Referenz verminderte Abundanzen aufwies und auch im bereichsinternen interannuellen Vergleich überwiegend noch nicht wieder das Status-quo-Besiedlungsniveau erreicht hat. Die räumlichen und zeitlichen Unterschiede sind insgesamt aber in 2002 weniger deutlich ausgeprägt als 2001.

In der Fahrrinne sind Wirkungen weniger offensichtlich, da hier anders als im Bereich der Klappstelle keine Reduzierung der Zoobenthosabundanzen erkennbar ist. Im Gegenteil (wie v. a. in 2001): es wurde eine deutliche Erhöhung der Makrozoobenthos-Besiedlungsdichte dokumentiert, die insbesondere durch feinsandliebende Crustacea (Krebstiere) hervorgerufen wurde. Die interannuellen Sedimentveränderungen (2001 und 2002 gegenüber 1999 höhere Feinsandanteile) im Bereich der Baggerstrecke, die u. U. als eine Folge der Vertiefungsarbeiten angesehen werden können, könnten die gegenüber der Ausgangssituation höheren Abundanzen in 2001 und 2002 bedingt haben. Es ist nicht gänzlich auszuschließen, dass die Störungen durch die Baggerungen eine dynamische Neubesiedlung induziert haben, die möglicherweise aber nur temporär auftritt und nicht stabil ist. Ein schwacher Hinweis auf einen solchen Zusammenhang sind die Befunde aus 2002. So reduzierten sich die 2001 festgestellten sehr hohen Crustacea-Dichten in 2002 wieder deutlich, lagen aber auch 2002 noch über dem Niveau von 1999.

Erschwert wird die Analyse durch die räumlich und zeitlich auch außerhalb der eigentlichen Vertiefungsbaggerungen stattgefundenen Unterhaltungsarbeiten und durch die Tatsache, dass die Vertiefungsbaggerungen eine durch die laufende Unterhaltungsbaggerei vorbelastete Gemeinschaft betroffen haben.