Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

8 ENTWICKLUNGSPROGNOSE DES UMWELTZUSTANDES OHNE VERWIRKLICHUNG DES VORHABENS ("NULL-VARIANTE")

Die Strukturierung des vorliegenden Kapitels entspricht grundsätzlich der von Kapitel 7, d.h. die Darstellung der Entwicklungsprognose der Umwelt ohne die Verwirklichung des Vorhabens erfolgt separat für die einzelnen Schutzgüter bzw. relevanten Umweltnutzungen (vgl. Kap. 8.2 - 8.2.14). Dabei werden die wesentlichen Ergebnisse der in den Materialbänden I-XV ausführlich dargestellten Prognosen zur Null-Variante zusammengefaßt. Vorangestellt (vgl. Kap. 8.1) werden Ausführungen zur Vorgehensweise und zur Definition der für den Prognosezeitraum relevanten Rahmengrößen. 8.1 Vorgehensweise und Datengrundlage Im Rahmen der Beurteilung der Auswirkungen UVP-pflichtiger Vorhaben auf die Umwelt hat es sich als zweckmäßig erwiesen, auch den zukünftigen Zustand der Umwelt ohne die Verwirklichung des Vorhabens - die sogenannte "Null-Variante" - darzustellen. Damit wird der über die Zulässigkeit des Vorhabens entscheidenden Behörde - neben der Analyse des Ist-Zustandes und der Entwicklungsprognose bei Verwirklichung des Vorhabens - eine weitere Beurteilungsgrundlage zur sachgerechten Einstellung der Umweltbelange in ihre Abwägungsentscheidung an die Hand gegeben. Der Unterschied zwischen der Analyse des Ist-Zustandes der Umwelt und der Darstellung der Nullvariante besteht in der Länge des Erfassungszeitraumes. Während der ermittelte Ist-Zustand eine aktuelle Momentaufnahme der Umweltsituation des Untersuchungsgebietes liefert, werden bei der Darstellung der Null-Variante zukünftige Wirkfaktoren mit berücksichtigt und die sich daraus ergebenden Umweltveränderungen prognostiziert. Als Prognosezeitraum wird dabei i.d.R. ein Zeitraum in der Größenordnung von 10 und mehr Jahren gewählt. Die Beschreibung des zukünftigen Umweltzustandes ohne die mit der Anpassung der Fahrrinne verbundenen Auswirkungen erfolgt somit zum einen auf der Grundlage der zur Erfassung des Ist-Zustandes herangezogenen Daten und ermittelten Wirkungszusammenhänge, darüber hinaus sind jedoch die sich zukünftig auswirkenden Maßnahmen zu beachten. Dabei handelt es sich um

bauliche Eingriffe und Umweltnutzungen,

Auswirkungen infolge eines Anstiegs des Meeresspiegels und

sonstige Rahmenbedingungen. Als Prognosegrundlage werden folgende Unterlagen herangezogen:

Die HT-Studie Nr. 75 "Übersicht über geplante Baumaßnahmen im Bereich des Hamburger Hafens als Grundlage für die Erstellung der Null-Variante der UVU" (AMT STROM- UND HAFENBAU 1995b),

die SB4-Studie Nr. 2 "Übersicht über geplante Baumaßnahmen im Bereich der Bundeswasserstraße Elbe und ihre voraussichtlichen Wirkungen als Grundlage für die Beschreibung der Nullvariante im Rahmen der Umweltverträglichkeitsuntersuchung" (WSA HAMBURG 1996),

die HT-Studie Nr. 81 "Über die Wirkung der Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe auf die Hydrologie der Tideelbe vor dem Hintergrund möglicher Klima- und Meeresspiegel-Änderungen" (AMT STROM- UND HAFENBAU 1995c) sowie

der MATERIALBAND I, Zusammenfassendes Gutachten Hydromechanik. Die in diesen Studien beschriebenen Maßnahmen und Prozesse werden bei der Betrachtung der Nullvariante berücksichtigt, sofern Auswirkungen auf das Untersuchungsgebiet nicht ausgeschlossen werden können. Bauliche Eingriffe und Umweltnutzungen In den folgenden Tabellen sind alle Maßnahmen mit ihren potentiellen Auswirkungen auf das Untersuchungsgebiet dargestellt. Ausführliche Informationen lassen sich den beiden ersten Studien entnehmen. Tab. 8 - 1: Vorhaben im Bereich der tidefreien Elbe
 

Bereich Maßnahme Zeitraum Auswirkungen
Tschechischer Bereich - Mittelfristig voraussichtlich keine Veränderung    
Ober- und Mittelelbe zwischen der deutschen Landesgrenze und dem Wehr Geesthacht

(km 0 - km 505,9)

.
km 120,0 - km 230,0 Strombaumaßnahmen in der ca. 100 km langen Erosionsstrecke im Bereich des WSA Dresden - Keine Veränderungen der Wasserqualität
km 320,0 - km 340,0 Strombaumaßnahmen in der Magdeburger Elbestrecke - Möglicherweise geringe Erhöhung der Schwebstofffracht in der Tideelbe während der Baggerarbeiten
km 508,0 - km 521,0 Ausbau der 13 km langen Reststrecke im Bereich des WSA Lauenburg - Keine maßnahmebedingte Veränderung der Schiffsverkehrsstruktur

  Tab. 8 - 2: Vorhaben im Bereich der Tideelbe
 

Bereich Maßnahme Zeitraum Auswirkungen
Obere Tideelbe zwischen Wehr Geestacht und Oortkaten

(km 585,9 A - km 607,5 A)

- mittelfristig keine Maßnahmen geplant
Hamburger Delegationsstrecke

(km 607,5 A - km 638,9 A)

Freie und Hansestadt Hamburg Erhöhung und Verstärkung aller Hauptdeiche sowie des Vordeichs Finkenwerder Beginn: 1995/96; ab 2000: Umgestaltung der Hochwasserschutzwände und Sonderbauwerke  Vorlandverluste durch den teilweise notwendigen wasserseitigen Ausbau der Deiche. 
mittlerer Freihafen (Norderelbe zwischen Köhlbrandmündung und km 624 A, Vorhafen und Kaiser-Wilhelm-Hafen) Vertiefung von NN -12,5 m bzw. NN -12,0 m auf NN -15,0 m Die Maßnahme ist mittlerweile fast vollständig abgeschlossen.  
Süderelbe zwischen Rethe-Schiffswendekreis und Ellerholz Vertiefung auf KN -15,3 m (=NN -16,7 m) (Strombaumaßnahmen im Zuge der Haferweiterung Altenwerder) voraussichtlich 1997-2002 Erhebliche Beeinträchtigung der Zoobenthosorganismen (Wiederbesiedlung nach 1-3 Jahren)
Indiahafen, Vulkanhafen, Griesenwerder Hafen Verfüllung von Hafenbecken im Zuge der Hafenerweiterung nach Innen 1995-2000 Mögliche hydrologische Auswirkungen durch die Verfüllung von Hafenbecken (Abnahme der Wasserfläche um ca. 40 ha). Verringerte Dämpfung des Tidegeschehens hat nach Abschluß der Umstrukturierungen eine lokal begrenzte Tidehuberhöhung von rd. 2 cm zur Folge.
Altenwerder Errichtung von Kaianlagen Voraussichtliche Fertigstellung der Liegeplätze 1 und 2 bis 2001, Liegeplätze 3 und 4 bis 2003 Verlust von hochwertigen Biotopstrukturen Verlärmung während der Bauphase
Alte Süderelbe Öffnung der Alten Süderelbe voraussichtlich 12/1997-2000 Keine Auswirkungen auf Stromelbe, Estezufahrt und Hahnhöfer Nebenelbe. Veränderte Strömungsverhältnisse im Bereich Köhlfleet und Finkenwerder Vorhafen. Großflächige Sedimentationstendenz des Mühlenberger Loches wird nicht beeinflußt.
Este-Mündung Neubau des Sperrwerkes voraussichtlich 4/1996-1999 Strömungsänderungen nur im unmittelbaren Umkreis des Bauwerks
Amtsbereich des WSA-Hamburg (Unterelbe zwischen Tinsdal und St. Margarethen)

(km 638,9 A - km 689,1 A)

     
Amtsbereich ALW Itzehoe Wiederaufnahme der Reetnutzung   Mögliche Auswirkungen auf Flora, Fauna und Gewässergüte lassen sich aufgrund der vorliegenden Unterlagen nicht abschätzen.
Bereich Glückstadt-Süd Vordeichung auf einer Strecke von 4 km (Bereich ALW Itzehoe) Baubeginn Herbst 1995 Hydraulische Auswirkungen nur bei sehr hohen Hochwässern.
Nordhafen in Stade-Bützfleth - Vertiefung des Hafenbeckens auf  KN -9 m (NN -10,4 m) - Erweiterung der Kaianlage auf eine Länge von rd. 200 m   Auswirkungen der Maßnahme auf die Verhältnisse in der Elbe bzw. im Vordeichland lassen sich an Hand der vorliegenden Unterlagen nicht abschätzen (möglicherweise kleinräumige Strömungsveränderungen).
Amtsbereich des WSA Cuxhaven (Unter- und Außenelbe zwischen St. Margarethen und Nordsee)

(km 689,1 A - km 727,2 A)

     
Ostemündung Verlegung des Fahrwassers zur Sicherung des "Osteriff-Stacks" (Buhnen) Baubeginn 1998 vgl. derzeit in Überarbeitung befindliche UVS (BFG 1990), u.a.: - vorübergehende Beeinträchtigungen der Wasserbeschaffenheit, - vorübergehende Beeinträchtigungen der Fauna, insbesondere der Avifauna (Mauserplätze der Eiderenten).
Cuxhaven - Sohlbefestigung im Bereich der Neuen Seebäderbrücke voraussichtlich 1997  (Bauzeit 8-10 Monate) keine dauerhaften, großflächigen Auswirkungen
  - Bau der Mehrzweckumschlagsanlage (Ausbau des Amerikahafens) Baubeginn 05.03.1994 - 1997 Die erwarteten Auswirkungen auf die Wasserinhaltsstoffe durch Einbringung von Baggergut aus dem Amerikahafen lassen sich aufgrund der vorliegenden Unterlagen nicht abschätzen.
Bereich des Leitdamms Kugelbake und der Mittelrinne Kurvenabflachung und Breitenreduzierung der Fahrrinne   Veränderung des Strömungsregimes in der Elbmündung (vgl. MATERIALBAND I): Verstärkung der parallel zur Fahrrinne verlaufenden Strömung.

Auswirkungen infolge eines Anstiegs des Meeresspiegels Aus den Wasserstandsmessungen der letzten knapp 100 Jahre ergibt sich für den Pegel Cuxhaven-Steubenhöft ein Anstieg des Meeresspiegels von rund 15 cm, wobei bislang keinerlei Beschleunigungstendenzen feststellbar sind. Gleichwohl gehen aktuelle Untersuchungen von einem Anstieg des Meerespiegels von ca. 25 cm in den nächsten 100 Jahren aus, was folgende Änderungen der Wasserstände in der Tideelbe zur Folge hätte (AMT STROM- UND HAFENBAU 1995b): Tab. 8 - 3: Einfluß des Meeresspiegelanstiegs von 25 cm auf die Tidescheitelwerte der Elbe
 

Pegel Thw D Thw Tnw D Tnw Thb
Brunsbüttel +25 0 +23,5 1,5 + 1,5
Krautsand +26 +1 +25 0 + 1
Stadersand +27 +2 +22 3 + 5
Hmb.-St. Pauli +29 +4 +21,5 3,5 + 7,5
Bunthaus +28 +3 +22 3 + 6
Zollenspieker +25,5 +0,5 +21,5 3,5 + 4
Erläuterungen:

D Thw Veränderung des Tidehochwassers abzüglich des prognostizierten Meerespiegelanstiegs D Tnw Veränderung des Tideniedrigwassers abzüglich des prognostizierten Meerespiegelanstiegs Alle Angaben in cm.

Zusammenfassend lassen sich folgende Rahmenbedingungen formulieren:

Es wird von einem Anstieg des Meeresspiegels von 25 cm in den nächsten 100 Jahren ausgegangen (AMT STROM- UND HAFENBAU 1995b); dabei ist bei einem Prognosezeitraum von 10 Jahren von einem Anstieg von etwa 2,5 cm auszugehen.

Innerhalb eines Prognosezeitraums von 10 Jahren werden sich die Salzgehalte in der Tideelbe infolge des Meeresspiegelanstiegs nicht ändern.

Langfristig ist mit einer geringfügigen Verschiebung der Lage der Trübungszone, der oberen Brackwassergrenze und des Schadstoffgradienten stromaufwärts zu rechnen (AMT STROM- UND HAFENBAU 1995b).

Der Meeresspiegelanstieg verursacht einen Anstieg der Sturmflutscheitelwasserstände maximal um weitere 5 cm (HThw = Mean Sea Level (MSL) + 5 cm) (AMT STROM- UND HAFENBAU 1995b). Sonstige Rahmenbedingungen

Der Oberwasserabfluß wird sich nicht ändern und auch zukünftig die derzeitige Schwankungsbreite aufweisen (AMT STROM- UND HAFENBAU 1995b).

Die Häufigkeit hoher Sturmfluten wird sich nicht ändern (AMT STROM- UND HAFENBAU 1995b), jedoch ist ein geringfügiger Anstieg mittelhoher Sturmfluten zu verzeichnen.

Die Sohle der Tideelbe wird sich in ihrem Tiefenniveau nicht wesentlich ändern (WSA HAMBURG 1996).

Die derzeitige Baggerstrategie wird beibehalten und die Intensität der Unterhaltungsbaggerungen sowie die Lage der Unterhaltungsbaggerstellen verändern sich nicht "signifikant" (MATERIALBAND II).

Der Ausbau von Kläranlagen im Einzugsbereich der Elbe wird in dem von der IKSE vorgesehenen Umfang verwirklicht und führt zu einer Abnahme der Nähr- und Schadstofffrachten oberhalb des Wehrs Geesthacht. 8.2 Entwicklungsprognose des Zustandes der Schutzgüter ohne Verwirklichung des Vorhabens 8.2.1 Gewässer-Hydrologie und Morphologie Signifikante hydrographische und morphologische Veränderungen des Gewässerzustandes werden voraussichtlich nicht eintreten. Die wesentlichen Aussagen hierzu lassen sich Kapitel 8.1 "Auswirkungen infolge eines Anstiegs des Meeresspiegels" und "Sonstige Rahmenbedingungen" entnehmen. 8.2.2 Gewässer-Salinität und Schwebstoffverteilung Eine über die bekannten Schwankungsbreiten durch variierende Oberwasserabflüsse hinausgehende Änderung der Brackwassergrenze und der Schwebstoffverteilung ist nicht zu erwarten. Ein sich fortsetzender Trend im Anstieg des Meeresspiegels hätte voraussichtlich zur Folge, daß sich Salinität und Trübungszone weiter stromauf verlagern. 8.2.3 Gewässergüte Anorganische Spurenelemente und organische Spurenstoffe Die Belastung des Gewässers mit anorganischen Spurenelementen und organischen Spurenstoffen wird maßgebend vom Oberwasserzufluß bestimmt. Seit der Wiedervereinigung hat sich die Belastung verringert. Organische Spurenstoffe und anorganische Spurenelemente lagern sich vorwiegend an den Feinstoffen an, die sich in den Sedimenten und dem Schwebstoff der Brackwasserzone konzentrieren. Ein kontinuierlicher Meeresspiegelanstieg und wasserbauliche Maßnahmen, d.h. Vertiefungen des Tide-Ästuars, führen in der Tendenz zu einer stromaufwärtigen Verlagerung dieser Zone. Sauerstoff- und Nährstoffhaushalt Ausgehend von den in Kapitel 8.1 genannten Rahmenbedingungen, daß der Ausbau von Kläranlagen im von der IKSE geforderten Umfang verwirklicht wird, ist eine Verbesserung des Sauerstoff- und Nährstoffhaushaltes in der Elbe oberhalb des Wehrs Geesthacht zu erwarten. Dieser Trend wird sich auch in der Tideelbe zukünftig bemerkbar machen. Einfluß von Baumaßnahmen Meßbaren Änderungen der Gewässergüte in der Tideelbe durch geplante zusätzliche Baumaßnahmen sind nicht zu erwarten. 8.2.4 Sedimente Unter der Annahme, daß sich die Unterhaltungsbaggerungen in der Tideelbe nicht ändern, ist davon auszugehen, daß sich die künftigen Baggermengen innerhalb der bisherigen Schwankungsbreite bewegen werden. Auch für den Oberwasserabfluß werden keine Änderungen erwartet, so daß sich der Sedimenttransport innerhalb der natürlichen Schwankungsbreite bewegen wird. Aufgrund der im Rahmen der IKSE geforderten Maßnahmen zur Verringerung der Schadstoffeinleitungen in die Elbe ist langfristig mit einem weiteren Absinken der Schadstoffbelastungen der Sedimente zu rechnen. 8.2.5 Grundwasser Die hydrologischen Randbedingungen

Langzeitige Wasserstandsschwankungen der Elbe und der Elbnebenflüsse

Grundwasserströmungsverhältnisse

Reichweite des Elbeinflusses werden sich nicht verändern. Der infolge eines Anstiegs des Meeresspiegels mögliche Anstieg des Tidehalbwassers liegt innerhalb der natürlichen Schwankungsbreite. Aufgrund der großen Schwankungsbreite ist der geringfügige Anstieg vernachlässigbar gering. Da das Tidehalbwasser der maßgebliche Faktor für die Infiltration von Oberflächenwasser ins Grundwasser ist, werden die Auswirkungen als geringfügig angesehen. 8.2.6 Boden Auch ohne Realisierung der Fahrrinnenanpassung wird sich das Untersuchungsgebiet verändern. Besonders betroffen sind hiervon die Vordeichsböden, für deren Entwicklung neben den Tideverhältnissen auch die Schwebstoff- bzw. Sedimentbelastung des Elbwasser und die Salzgehalte bedeutsam sind. Die in Kapitel 8.1 genannten natürlichen Veränderungen bzw. Baumaßnahmen führen im wesentlichen zu folgenden Trends im Bereich der Vordeichsböden: Auswirkungen infolge des Meeresspiegelanstiegs

Durch den Anstieg der MThw-Linie (ca. 5 cm im Prognosezeitraum von 20 Jahren) kann es zu Flächenverlusten kommen, dies betrifft v.a. die ufernahen, tiefliegenden Vordeichsflächen.

Der Anstieg des Thw fördert die Erosion an Abbruchkanten (Kliffs). In Abhängigkeit der Änderung des MThw mit weiteren Faktoren wie z.B. Veränderung der Strömungsgeschwindigkeit, Ufermorphologie sind negative Auswirkungen innerhalb des Prognosezeitraumes v.a. in Bereichen zu erwarten, die bereits heute verstärkt den Abtragungsprozessen unterliegen.

Die Erhöhung des MThw führt zu einer verstärkten Vernässung in bindigen, schlecht drainierenden Vordeichsböden. Dies hat zur Folge, daß es in tieferliegenden, ufernahen Böden vermehrt zu Luftmangelerscheinungen kommt (negative Auswirkungen auf die Vegetation) und auf Teilflächen zu einer Veränderung der Wasserhaushaltstypen führt.

flußaufwärts gerichtete Verschiebung der Brackwasserzone, dadurch weitere Abnahmen von Süßwasserwatten und salzunbeeinflußten Vordeichsböden Auswirkungen infolge von Baumaßnahmen

Hochwasserschutzmaßnahmen Verlust von Vordeichsflächen (> 50 ha im Bereich Hamburgs, ca. 65 ha im Bereich Glückstadt-Süd) infolge der Verstärkung und Erhöhung der Hauptdeichlinien bei wasserseitigem Deichausbau.

Neubau Este-Sperrwerk / Umbau des Hafens von Stade-Bützfleth Verlust von Vordeichsflächen bei der Umgestaltung des Nordhafens in Stade-Bützfleth (ca. 0,5 ha) und 1,3 ha beim Neubau des Este-Sperrwerks

Öffnung der Alten Süderelbe Schaffung neuer Vordeichsflächen (es wird erwartet, daß von den etwa 122 ha im Wasserwechselbereich liegenden Flächen ein Großteil von höherer Vegetation besiedelt werden wird. Sonstige Auswirkungen

Die zunehmende Häufigkeit mittlerer Sturmfluten fördert die Erosion an Abbruchkanten.

Mit einem Anstieg des Anteils von zunehmend geringer belasteten Schwebstoffen und Sedimenten ist bei der Ablagerung im Bereich der Vordeichsländer auch eine allmähliche Verringerung der Belastung in den oberen Bodenschichten zu erwarten. 8.2.7 Tiere und Pflanzen - Aquatische Lebensgemeinschaften Die vielfältigen abiotischen Einflußfaktoren, denen die aquatischen Lebensgemeinschaften ausgesetzt sind und die in unterschiedlicher Art, Intensität und Dauer auf sie einwirken, macht eine differenzierte Betrachtung ihres zukünftigen Zustandes erforderlich. Zur besseren Übersicht sind die Ergebnisse für die fünf untersuchten Lebensgemeinschaften (Phytoplankton, Phytobenthos, Zooplankton, Zoobenthos und Fische) in Matrixform in den nachfolgenden Tabellen dargestellt. Tab. 8 - 4: Entwicklungsprognose der aquatischen Lebensgemeinschaften ohne Verwirklichung des Vorhabens ("Null-Variante")
 

Schutzgut Aquatische Lebensgemeinschaften
Schutzgut- Komponenten

Geplante Maßnahmen / Wirkfaktoren

Phytoplankton

 

Phytobenthos

 

Zooplankton

 

Zoobenthos

 

Fische

 

Unterhaltungsbaggerung und Verklappung  
o Unterhaltungsbaggerungen         o Mögliche Auswirkungen infolge Beeinflussungen des Sauerstoffhaushaltes und des Strömungsregimes lassen sich nicht quantitativ abschätzen bzw. beschreiben
o Umlagerung / Verklappung          
- Betrieb der Klappstellen im Mündungsbereich der Unter- und Außenelbe                  
- Umlagerung in Übertiefen (WSA Hamburg)  solange sandiges Material vorherrscht typische Rinnenbiozönose wird erhalten
- Teilweise landseitige Aufspülung des Baggergutes bzw. Verfüllung von Hafenbecken (Delegationsstrecke)       o weniger Störungen der Benthosgemeinschaften

o längere Zeitspannen der Regeneration

 
- Ausschließliche Umlagerung des Baggergutes im Strom (WSV-Strecke)          
Strombaumaßnahmen  
o Ober- und Mittelelbe (tidefreier Bereich)       Beeinträchtigungen möglich, wenn Maßnamen zur Zeit der Frühjahrsblüte des Phytoplanktons durchgeführt werden  
o Hamburger Delegationsstrecke          
- Anpassung des mittleren Freihafens an die Fahrwassertiefe der Unterelbe (annähernd abgeschlossen)     Verschlechterung der Nahrungsgrundlage Keine Veränderung gegenüber dem Ist-Zustand  
- Verfüllung von Hafenbecken Vernichtung von Lebensräumen Abwertung des offenen Systems Stromelbe-Hafenbecken Vernichtung von Lebensraum vollständiger Lebensraumverlust sowie entsprechende Folgewirkungen für die nachfolgende Produktion Vernichtung des Lebensraumes Abwertung des offenen Systems 

Stromelbe-Hafenbecken

o Vernichtung von Lebensraum

o Abwertung des offenen Systems Stromelbe-Hafenbecken

- Hafenerweiterung Hamburg-Altenwerder deutliche Störungen während der Bauzeit. Intensität nicht abschätztbar Auswirkungen sind nicht untersucht worden, insofern ist keine Abschätzung möglich Auswirkungen sind nicht untersucht worden, insofern ist keine Abschätzung möglich o erhebliche Beeinträchtigungen während der Bauphase und für einen mehrmonatigen Zeitraum danach

o mittelfristig keine zusätzlichen Beeinträchtigungen

Auswirkungen sind nicht untersucht worden, insofern ist keine Abschätzung möglich
- Neubau des Estesperrwerkes Erhebliche Beeinträchtigungen während der Bauphase Erhebliche Beeinträchtigungen während der Bauphase deutliche Störungen während der Bauzeit. Intensität nicht abschätzbar   Prognose derzeit nicht möglich
- Öffnung der Alten Süderelbe Auswirkungen können nicht abgeschätzt werden Auswirkungen derzeit nicht abschätzbar Auswirkungen derzeit nicht prognostizierbar Auswirkungen hängen von der Konzeption der Maßnahme ab Prognose derzeit nicht möglich
o Bereich WSA-Hamburg           
- Vertiefung und Verlängerung des Nordhafens Stade-Bützfleth     Informationen zu biologischen Parametern liegen nicht vor. Beurteilung nicht möglich o Beeinträchtigungen lokal und zeitlich begrenzt

o nach Beendigung der Ausbaubaggerung ausgedünnte Wiederbesiedlung

 
o Bereich WSA-Cuxhaven           
- Ausbau des Amerikahafens Cuxhaven (Mehrzweckumschlaganlage) Auswirkungen auf Phytoplankton sind nicht untersucht worden keine Abschätzung möglich direkte Störung des ökologischen Systems abgeschlossen. Ersatzmaßnahmen für Flächenverluste direkte Störung des ökologischen Systems abgeschlossen. Ersatzmaßnahmen für Flächenverluste keine nachhaltigen Auswirkungen Fischuntersuchungen liegen nicht vor Prognose nicht möglich
- Sicherung des Osteriffstacks (Verlegung des Ostefahrwassers nach Süden) Vorhaben gilt als umweltverträglich (BFG 1990) Störung während der Bauzeit leichte Störungen im Bereich des Watt- und Flachwasserbereiche sowie der Buhnenfelder Vorhaben gilt als umweltverträglich (BFG 1990) o grundsätzlich umweltverträglich

o Auswirkungen nicht ganz auszuschließen

- Kurvenabflachung der Fahrrinne im Bereich des Leitdammes Kugelbake Beeinträchtigungen während der Bauzeit durch Veränderung des Schwebstoffgehaltes keine ökologisch relevanten Folgen keine ökologisch relevanten Folgen o Ausräumung während der Bauphase erhebliche Beeinträchtigung

o Nachhaltigkeit des Eingriffs abhängig von der Regenerationsfähigkeit der betroffenen Arten o Beeinträchtigungen durch Unterhaltungsbaggerungen nehmen mittel- und langfristig ab, wenn sich die Selbsträumkraft in der Mittelrinne erhöht.

Beeinträchtigungen während der Bauzeit durchVeränderungen des Schwebstoffgehaltes
Anstieg des Meeresspiegels, Klimaveränderungen          
  o Erhöhung der Schwebstoffgehalte in den Sommermonaten

o Verkleinerung des limnischen Lebensraumes Verkleinerung des Bereichs höchster Produktion o Verschiebungen in der Artenzusammensetzung

Infolge des weiteren Vordringens der Brackwasserzone in den Sommermonaten: Verstärkung des Trends der Verkleinerung des limnischen Lebensraumes Vergrößerung des Lebensraumes der salztoleranten, relativ artenarmen Zooplanktongemeinschaften o Verkleinerung des limnischen Lebensraums

o Verkleinerung der ufernahen Lebensräume in den Röhrichten o Verschiebungen in der Artenzusammensetzung

o Verkleinerung des Lebensraums limnischer Fischarten

o Verlust von Nahrungs-, Stand- und Laichplätzen o Risiko sommerlichen Fischsterbens steigt mit zunehmender Erwärmung o Risiko dauerhafter Ausfälle im Artenbestand o Verschiebungen in der Artenzusammensetzung

8.2.8 Tiere und Pflanzen - Terrestrische Lebensgemeinschaften o Auswirkungen auf die Pflanzen und Biotoptypen Die in Kapitel 8.1 genannten Baumaßnahmen werden außer lokalen Einflüssen keine wesentlichen zusätzlichen Belastungen der terrestrischen Biotoptypen der Elbe darstellen. Auch die geplante Reetnutzung hat bei sachgerechter Durchführung nur geringe Auswirkungen auf die Pflanzenbestände. Der Meeresspiegelanstieg und die hierdurch bedingte Veränderung der Tidewasserstände führt zu einer Vorwegnahme der Wirkungen einer Fahrrinnenvertiefung. o Auswirkungen auf die Tiere - Brutvögel Die Situation für brütende Vögel wird sich infolge des Meeresspiegelanstiegs (Verringerung der zum Brüten geeigneten Außendeichsfläche) und der geringfügig steigenden Zahl mittelhoher Sturmfluten (1,5 - 2,5 m über MThw) (Vernichtung von Gelegen bei Sturmfluten in der Brutzeit) verschlechtern. - Rastvögel Der Lebensraum der Unterelbe wird weiterhin seine Funktion als international hochbedeutsames Rastvogelgebiet erfüllen können. Lokal wird sich die Situation verschlechtern: Die Rastbedingungen für Gänse, Gründelenten und Watvögel werden sich infolge der durch die geplanten wasserseitigen Verstärkungen und Erhebungen der Deiche auftretenden Vorlandverluste langfristig verschlechtern. Die geplante Zuschüttung von Hafenbecken (ca. 40 ha) verkleinert den Lebensraum für Tauchenten und fischfressende Vögel. - Eider- und Brandenten Für das Untersuchungsgebiet ist künftig von steigenden, jedoch weiterhin stark schwankenden Beständen auszugehen. - Nachtschmetterlinge Die Situation für Nachtschmetterlinge wird sich infolge des Meeresspiegelanstiegs verschlechtern, da sich die Lebensräume der auf Röhrichte angewiesenen Arten verringern werden. Ebenso wird die zu erwartende stärkere Reetnutzung Auswirkungen auf die in den Schilf- röhrichten lebenden Larven der Nachtschmetterlinge haben, da sehr viele Arten in diesen Stengeln leben und überwintern. Des weiteren wird die Erhöhung der Anzahl der mittleren Strumfluten zu einer Verschiebung des Artenspektrums hin zu überflutungstoleranten Arten führen (Konkurrenzvorteil). - Käfer Der Meeresspiegelanstieg und die damit verbundene Schaffung neuer Abbruchkanten wird sich für Käfer, die auf diesen Strukturen angewiesen sind, positiv auswirken, der Rückgang bestimmter Biotoptypen (z.B. Röhrichte) hingegen negativ. - Seehunde keine Auswirkungen 8.2.9 Klima Die durch langfristige Klimaveränderungen prognostizierten Wasserstandserhöhungen - infolge eines Anstiegs des Meeresspiegels - und damit verbundenen geringfügigen klimatischen Auswirkungen liegen dabei noch deutlich über den durch die geplanten Baumaßnahmen verursachten lokalklimatischen Änderungen. Grundsätzlich wird sich die klimatische Situation des Untersuchungsgebietes in dem für die Prognose zugrunde gelegten Zeitraum von 10 Jahren nicht verändern. 8.2.10. Luftqualität Die geplanten Baumaßnahmen (vgl. Kap. 8.1) haben keine Auswirkungen auf die durch den Schiffsverkehr verursachten Abgasemissionen. 8.2.11 Luft/Lärm Die geplanten Baumaßnahmen (vgl. Kap. 8.1) haben keine Auswirkungen auf die Lärmbelastung der untersuchten Bereiche. 8.2.12. Landschaft Die geplanten baulichen Eingriffe und die prognostizierten Veränderungen infolge eines Anstiegs des Meeresspiegels sind mit keinen signifikanten Auswirkungen auf das Landschaftsbild verbunden. 8.2.13 Mensch Beeinträchtigungen des Wohlbefindens und der Gesundheit sind nicht zu erwarten. 8.2.14 Kultur- und sonstige Sachgüter Kulturgüter Beeinträchtigungen von Kulturgütern sind nicht zu erwarten. Marine Kulturgüter Infolge der Verfüllung des Griesenwerder Hafens wird es zur Überdeckung zweier steinzeitlicher Fundstellen kommen. Sonstige Sachgüter Beeinträchtigungen von Sachgütern sind nicht zu erwarten. 8.2.15 Umweltnutzungen Folgende Auswirkungen bzw. Änderungen sind im Prognosezeitraum zu erwarten:

Auswirkungen auf die Siedlungsnutzung infolge des Meeresspiegelanstiegs und der geringfügig steigenden Anzahl mittelhoher Sturmfluten sind nicht auszuschließen

Verlust von Vordeichsflächen mit den hierauf befindlichen Nutzungen infolge der Erhöhung und Verstärkung der Deiche im Bereich Hamburg (> 50 ha) und Glückstadt-Süd (ca. 65 ha)

voraussichtliche Wiederaufnahme der Reetgewinnung

Es ist langfristig eine Einschränkung der Jagd auf den Vordeichsflächen geplant

Es ist eine Einschränkung der Sportschiffahrt im Bereich der Nationalparke geplant. Über die quantitative Gesamtentwicklung der Nutzung und insbesondere der Freizeit- und Erholungsnutzung kann aufgrund der diese Nutzung bestimmenden vielfältigen Einflußgrößen keine Aussage getroffen werden.