Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

3. Ergebnisse

3.1 Geschichtliche Entwicklung der Elbfischerei

Die Fischerei auf der Tideelbe läßt sich bis ins Jahr 1100 zurückverfolgen, als erstmals die hamburgische Heringsfischerei urkundlich erwähnt wurde (Rönnau, 1987). Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich daraus eine umfangreiche Fischerei, die ein breites Spektrum an Fischarten nutzte (Rönnau, 1987). Im Jahre 1870 wurde von 400 bis 420 Fischereifahrzeugen berichtet (Nellen, 1992), die auf der Tideelbe fischten. Gesicherte Daten zu Anlandungsmengen und genutzten Arten liegen ab der Jahrhundertwende (1886 - 1910) vor. In diesem Zeitraum fand auf der Tideelbe eine gezielte Fischerei auf Stör und Lachs statt (Riedel-Lorjé & Gaumert, 1982) statt. Ferner wurden Neunaugen, Finten, Stinte, Aale, Kaulbarsche, Quappen und Flundern fischereilich genutzt (Möller et al., 1992). Die Stör- und Lachsfischerei brach zwischen 1910 und 1920 zusammen (Möller et al. 1992). Seither ist der Aal der wichtigste Nutzfisch im Bereich der Tideelbe. Im genannten Zeitraum wurde von rund 200 Fischern eine hauptberufliche Aalfischerei durchgeführt (Riedel-Lorjé & Gaumert, 1982). Um 1910 wurden allein von den Altenwerder Fischern rund 100 t Satzaale jährlich angelandet (Riedel-Lorjé & Gaumert, 1982).

Die Gesamtanlandungen aus dem unteren Elbeabschnitt beliefen sich im Jahre 1918 auf 2.000 t Frischfisch, sowie 8.000 t Heringe und Sprotten und 1.400 t Krabben (Nellen, 1992). Die hier genannten Anlandungsmengen entsprechen einem Ertrag von 500 kg / Hektar (zum Vergleich: der durchschnittliche Ertrag pro Hektar in der Nordsee beläuft sich auf 40 kg!), was die enorme Bedeutung des Elbeästuars für die damalige Fischerei unterstreicht (Nellen, 1992).

Seither mußte ein starker Rückgang der Elbfischerei verzeichnet werden. Die Hauptursachen für den starken Rückgang sind sowohl in einer Überfischung der Bestände (besonders bei Stör, Lachs und Finte) zu sehen, sowie in menschlichen Eingriffen in das Ökosystem Elbeästuar, wobei strombaulichen Maßnahmen (Verbauung der Laich- und Nebengewässer) und Einleitungen von Abwässern (hierbei besonders die Hamburger Sieleinleitungen seit Anfang dieses Jahrhunderts), und den Einleitungen von Schadstoffen aus industriellen Betrieben die größte Bedeutung zukommt (Riedel-Lorjé & Gaumert, 1982; Nellen, 1992; Rönnau, 1987).

Derzeit sind im Bereich der Tideelbe nur noch 42 Haupterwerbsfischer, sowie 49 Nebenerwerbsfischer tätig. Gesamtanlandungsmengen belaufen sich auf 42,7 t Frischfisch, zuzüglich 19,4 t Satzaale, sowie 808 t Speisekrabben. Auf die aktuellen Anzahlen der Elbfischer, sowie auf die aktuellen Anlandungsmengen wird im Folgenden noch näher eingegangen.