Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

4.4 Landschaftsbildraum 4: Breiter Strom in der Marsch

Die Wasserfläche weitet sich auf 1-3 km und ergibt zusammen mit den weiten Biegungen weiträumige Sichtbeziehungen. Von der angrenzenden Marsch wirken nur vereinzelt große Bauwerke in das Untersuchungsgebiet hinein, ansonsten schirmen die Deiche visuelle Einflüsse von außen ab. Im Strom liegen mehrere Inseln, die die Wasserfläche gliedern. Der überall entlang der Elbe anzutreffende, gegensätzliche visuelle Eindruck der unterschiedlich deutlich strukturierten Landflächen und der Wasserfläche des Flusses wird hier ergänzt durch ist die verschiedenartige Ausprägung landschaftsbildbeeinflussender Merkmale auf breiten Landflächen wie Twielenflether Sand, Asseler Sand, Krautsand, Allwördener Außendeich sowie auf den Elbinseln Lühesand, Auberg/Drommel, Pagensand, Schwarztonnensand und Rhinplatte.

Der Landschaftsbildraum 4 ist 7535 ha groß. Er ist in 23 Landschaftsbildbereiche gegliedert. 801 ha entfallen auf Landschaftsbildbereiche der Breitenklasse < 200 m, 1173 auf die Breitenklasse 200-500 m. 5560 ha entfallen auf die Breitenklasse über 500 m.

Raumstruktur und Formenschatz

Die Bewertung der Landschaftsbildbereiche in diesem Landschaftsbildraum umfaßt den gesamten Bewertungsrahmen und weist in ihrer Verteilung keine räumlichen Auffälligkeiten auf.

Im Landschaftsbildraum "Breiter Strom in der Marsch" wird die Flächenwertstufe 1 ("Feine Kammerung") zunehmend von Elementen der Bebauung - hier besonders durch die Siedlung Krautsand - und seltener durch die Vegetation gebildet. Im Verlauf der nördlichen Hälfte des Landschaftsbildraumes werden Gehölze im Außendeichsbereich immer seltener, das seewärts letzte Auengebüsch steht im Landschaftsbildbereich "St. Margarethen" (4.8). Die Röhrichte werden somit die einzigen Vegetationselemente, die eine Kammerung der Flächen bewirken können. Das Fehlen der Gehölze im Vordeichland markiert auch den Übergang zwischen den zwei grundsätzlich verschiedenen raumstrukturellen Qualitäten des Untersuchungsgebietes: Die Flächenwertstufe "Feine Kammerung" tritt seltener auf und auch "Grobe Kammerung" verliert im Vergleich zu den weiter elbaufwärts gelegenen Landschaftsbildräumen an Bedeutung, weil ein großer Teil der sie bewirkenden Landschaftsbildelemente (Baumreihen, Auwälder, Auengebüsche) nicht mehr vorkommt. An ihre Stelle tritt bei ausreichender Breite des Deichvorlandes die Flächenwertstufe "Große Weite", die als raumstrukturelles Landschaftsmerkmal schon eher der Küste als dem Binnenland zuzuordnen ist.

Die Flächenwertstufe 1 ("Große Weite") ist in diesem Landschaftsbildraum Merkmal des größten Teils der hochbewerteten Flächen. Dies hat seine Ursache in der Breite der Vordeichländer. Bei landwirtschaftlicher Nutzung kann eine offene, ebene Landschaft mit weiten Sichtbeziehungen entstehen. Die Qualität "Große Weite" ist insbesondere im Landschaftsbildbereich "Krautsand" (4.13) stark ausgeprägt.

Eine große Zahl von Großobjekten beeinträchtigt das Raumerleben in der weiten Marschenlandschaft, insbesondere in den Bereichen Stade-Lühesand ("Wedeler Watt" (4.2), "Bützflether Außendeich" (4.12), "Lühesand" (4.20)) und Brunsbüttel ("St. Margarethen" (4.8), "Brunsbüttel" (4.9)).

In diesem Landschaftsbildraum bieten 2 der 23 Landschaftsbildbereiche sehr gute Voraussetzungen für das Erleben von Raumstruktur und Formenschatz: "Krautsand" (4.13) und "Baljer Außendeich Ost" (4.17). Gute Voraussetzungen bieten sieben Landschaftsbildbereiche: "Fährmannssander Watt" (4.1), "Julsand - Drommel - Auberg" (4.3), "St. Margarethen" (4.8), "Baljer Außendeich West" (4.18), "Pagensand Süd" (4.20), "Pagensand Nord" (4.21), sowie "Schwarztonnensand" (4.22).

Naturnähe

Die Landschaftsbildbereiche dieses Landschaftsbildraumes bieten mehrheitlich gute bis sehr gute Voraussetzungen für das Erleben der Naturnähe.

Der größte Flächenanteil der naturraumtypischen Biotopobertypen im Landschaftsbildraum entfällt auf die Wattflächen, die besonders in den Landschaftsbildbereichen "Wedeler Watt" (4.2), "Julsand-Drommel-Auberg" (4.3), "Eschschallen" (4.4), "Brokdorf" (4.7), "Krautsand" (4.13), "Stellenfleth Außendeich" (4.16), "Baljer Außendeich Ost" (4.17) und "Baljer Außendeich West" (4.18) großflächig vorhanden sind.

Bei den Biotopobertypen auf den Landflächen im Landschaftsbildraum handelt es sich größtenteils um landwirtschaftlich genutzte Flächen, die mit der Flächenwertstufe 4 ("Biotopobertypen geringer Naturraumbindung und/oder deutlicher anthropogener Prägung") bewertet wurden. Den nächstgrößeren Anteil haben Flächen der Flächenwertstufe 3 ("Landschaftsraumtypische Biotopobertypen mit geringer anthropogener Prägung"), wobei es sich meist um wenig intensiv genutzte Grünländer und Ruderalflächen handelt. Der Landschaftsbildbereich "Krautsand" (4.13) nimmt hier wieder eine Sonderstellung ein, da die ehemalige Insel durch den Deichbau dem Sturmfluteinfluß entzogen wurde und damit eine intensivere Landwirtschaft möglich ist. Die naturraumtypischen Biotopobertypen (Flächenwertstufe 2) befinden sich - wie schon in den bereits beschriebenen Landschaftsbildräumen - in den Uferzonen und unterhalb der MThw-Linie. Auf festem Land können sie sich nur in einzelnen Bereichen etablieren, wenn auch teilweise in bedeutender Größe. Hier sind besonders die großen Auengebüsch- und Röhrichtbestände auf Auberg und Drommel (im Landschaftsbildbereich 4.3), aber auch die Röhrichte in den Landschaftsbildbereichen "Eschschallen" (4.4), "Glückstadt Süd" (4.6) und "Rhinplatte" (4.23) zu nennen.

Auf den Inseln Schwarztonnensand (4.22) und Pagensand (4.20, 4.21) können sich trotz weitgehendem Fehlen aktueller Nutzungen nur in Ufernähe naturraumtypische Biotopobertypen bilden, da die große Geländehöhe vieler aufgespülter Flächen und der hohe Anteil sandiger Fraktionen am Substrat nicht den naturräumlichen Bedingungen der Marschenlandschaft entsprechen. Die Besiedlung der Ufersäume zeigt jedoch, daß, wie auch schon für den Landschaftsbildraum "Unterelbe an der Geest" dargestellt, anthropogen entstandene Fläche und Naturnähe des Landschaftsbildes kein prinzipieller Widerspruch sind.

Der Aufwertungsparameter "Bereiche naturraumtypischer Zonierung" ist vorwiegend an den Ufern der Inseln und entlang des Südufers westlich von Freiburg zu finden und macht ca. 10% der Länge der Uferlinie aus.

In diesem Landschaftsbildraum bieten insgesamt 16 der 23 Landschaftsbildbereiche gute oder sehr gute Voraussetzungen für das Erleben der Naturnähe.

Sehr gute Voraussetzungen für das Erleben der Naturnähe sind in den Landschaftsbildbereichen "Julsand-Auberg-Drommel" (4.3), "Eschschallen" (4.4), "Freiburger Außendeich" (4.14), "Stellenfleth Außendeich (4.16), "Baljer Außendeich Ost" (4.17), "Baljer Außendeich West" (4.18) sowie "Rhinplatte" (4.23) zu finden.

Anthropogene Prägung

Historische Kulturlandschaft, also Flächen, die seit 1880 unverändert genutzt werden (Flächenwertstufe 1) sind in diesem Landschaftsbildraum vor allem Grünlandbereiche auf Krautsand, St. Margarethen und Twielenflether Sand. Nach 1955 verändert (Flächenwertstufe 3) wurden das große Buhnenfeld im Wedeler Watt, die ehemaligen Bandreißerkulturen auf dem Twielenflether Sand und Drommel/Auberg. In diesem Zeitraum wurde auch eine größere Landfläche in Nordkehdingen gewonnen und in der Folgezeit als Grünland genutzt. Nach 1955 wurden die Inseln Lühesand, Pagensand, Schwarztonnensand und Rhinplatte in der Elbe aufgespült. In diesem Zeitraum wurde auch das Vorland nach der Eindeichung des Bützflether Sandes stark verändert. Überwiegend nicht anthropogen genutzt (Flächenwertstufe 4) sind die Bereiche des Wedeler Wattes, Auberg und Drommel, Eschschallen, Teile von Pagensand, Schwarztonnensand und Rhinplatte sowie eine aufgespülte Fläche südlich von Glückstadt. Die starke Überprägung dieses Landschaftsbildraumes entsteht durch die großflächigen Aufspülungen, die Deichvorverlegung an der Haseldorfer Binnenelbe, dem Bützflether Außendeich und in Nordkehdingen sowie die baulichen Großobjekte vor allem in Form der Industrieanlagen bei Brunsbüttel, Brokdorf, Bützflether Sand und den über 200 m hohen Hochspannungsleitungsmasten bei Lühesand. Die landschaftliche Eigenart des Landschaftsbildraumes wurde in den letzten vierzig Jahren durch den Bau großer Industrieanlagen und Kraftwerke, die Aufspülung der Inseln im Zuge früherer Elbvertiefungen und durch die umfangreiche Deichvorverlegung an der Haseldorfer Nebenelbe erheblich verändert.

Alle Landschaftsbildbereiche weisen erhebliche Flächenanteile der Flächenwertstufe 3 auf, d.h. diese Flächen wurden nach 1955 stark verändert. Bei sieben Landschaftsbildbereichen beträgt der Flächenanteil dieser Flächenwertstufe über 50%: Mojenhörn (4.11), "Bützflether Außendeich" (4.12), "Freiburger Außendeich" (4.14), "Baljer Außendeich Ost" (4.17), "Baljer Außendeich West" (4.18), "Lühesand" (4.19), "Schwarztonnensand" (4.22). Die Flächenwertstufe 4 "Nicht anthropogen genutzt" wurde in 21 Landschaftsbildbereichen registriert und überwiegt in den Landschaftsbildbereichen "Twielenflether Sand-Drommel-Auberg" (4.3), "Eschschallen" (4.4), "Glücksstadt Süd" (4.6), "Pagensand Süd" (4.20), "Pagensand" (4.21) und "Rhinplatte" (4.23). Hingegen treten Flächen, die als "Historische Kulturlandschaft, unverändert seit 1880" (Flächenwertstufe 1) bewertet wurden, nur in 11 von 23 Landschaftsbildbereichen in nennenswertem Umfang auf, in den Bereichen "Kollmar" (4.5), "St. Margarethen" (4.8), "Brunsbüttel" (4.9), "Krautsand" (4.13) beträgt ihr Flächenanteil an der Gesamtfläche mehr als 50%.

Durch Überprägung abgewertet wurden 19 von 23 Landschaftsbildbereichen. Die Landschaftsbildbereiche "Fährmannssander Watt" (4.1), "Wedeler Watt" (4.2), "Glückstadt Süd" (4.6), "Bützflether Außendeich" (4.12), "Lühesand" (4.19) wurden jeweils um zwei Stufen abgewertet. Die vier nicht abgewerteten Bereiche sind "Eschschallen" (4.4), "Kollmar" (4.5), "Brokdorf" (4.7) und "Krautsand" (4.13). Zur Abwertung führten neunmal Deichvorverlegungen, sechsmal bauliche Großobjekte und neunmal Aufspülungen. Durch die Deichvorverlegungen in Nordkehdingen sind vor allem die Landschaftsbildbereiche 4.14 bis 4.18. (vgl. auch 5.4 bis 5.6) betroffen. Die baulichen Großobjekte wirken sich vor allem im östlichen Bereich des Landschaftsbildraumes mit dem Industriegebiet Stader Sand und den Hochspannungsleitungsmasten Lühesand sowie im Bereich östlich von Brunsbüttel durch das dortige Industriegebiet aus. Durch Abwertung betroffen sind dadurch die Landschaftsbildbereiche "Wedeler Watt" (4.2), "Bützflether Außendeich" (4.12), "Lühesand" (4.19) beziehungsweise "Brokdorf" (4.7) und "St. Margarethen" (4.8). Auf Grund von baulichen Großobjekten ist auch der Landschaftsbildbereich "Glückstadt Süd" (4.6) abgewertet worden. Durch Aufspülung sind vor allem die Landschaftsbildbereiche der Inseln in der Elbe "Lühesand" (4.19), "Pagensand Süd" (4.20), "Pagensand Nord" (4.21), "Schwarztonnensand" (4.22) und "Rhinplatte" (4.23) sowie die Landschaftsbildbereiche "Fährmannssander Watt" (4.1), "Glückstadt Süd" (4.6), "Lühe" (4.10) und "Mojenhörn" (4.11) betroffen. Die starke Überprägung dieses Landschaftsbildraumes wird auch dadurch unterstrichen, daß zudem 18mal eine Überprägung unterhalb der Erheblichkeitsschwelle registriert wurde. In sechs Landschaftsbildbereichen wurden alle drei Arten von Überprägungen registriert.

In diesem Landschaftsbildraum wurde kein Landschaftsbildbereich mit der höchsten Wertstufe bewertet. Lediglich "Kollmar" (4.5), "Brunsbüttel" (4.9) und "Krautsand" (4.13) sind Landschaftsbildbereiche, die gute Voraussetzungen für das Erleben der Anthropogenen Prägung haben. Insgesamt 15 der 23 Landschaftsbildbereiche wurden als Landschaftsbildbereiche mit schlechten oder sehr schlechten Voraussetzungen für das Erleben der Anthropogenen Prägung eingestuft. Die Wertstufe 5 erhielten die Landschaftsbildbereiche "Wedeler Watt" (4.2), "Glückstadt Süd" (4.6), "Bützflether Außendeich" (4.12), "Lühesand" (4.19), "Pagensand Süd" (4.20), "Pagensand Nord" (4.21) und "Rhinplatte" (4.23).