Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

A.7                      Probennahme- und Analysemethoden

A.7.1                   Makrozoobenthosuntersuchungen 2004

A.7.1.1                Untersuchungen der BAF Twielenfleth

Die Probennahme im Bereich der Baggergutablagerungsfläche (BAF) wurde am 26. und 28.04.04 durchgeführt. Die Terminierung der Probennahme erfolgte unter Berücksichtigung der Wassertemperaturen (ca. 13°C.), um ähnliche Randbedingungen wie bei den vorangegangenen Probennahmen sicherzustellen. Angaben zum Probennahmedatum, der Position der Stationen (geografische Position), Eindringtiefe des Greifers und Sedimentcharakter sind dem Gutachten selbst zu entnehmen.

 

Lage der Stationen

Insgesamt sind 2003 17 Stationen im Bereich der Baggergutablagerungsfläche (BAF) Twielenfleth beprobt worden. Die Lage der Stationen ist in Abbildung A.7.1-1 dargestellt und mit denjenigen der Status-quo-ante-Untersuchung bis auf zwei Ausnahmen identisch. Die Stationen L1 und L17, die 1999/2001 als Einzelstationen relativ isoliert von der BAF positioniert waren (vgl. BIOCONSULT 1999), wurden ab 2002 nicht mehr beprobt, da sie aufgrund ihrer Rahmenbedingungen als Referenzstationen für die Entwicklung der Benthosgemeinschaft auf der BAF nicht geeignet waren. Um die Anzahl der Stationen für eine genauere Dokumentation der faunistischen Entwicklung auf der Ablagerungsfläche zu erhöhen, ist ab 2002 für den Wegfall der genannten äußeren Stationen jeweils eine zusätzliche Station im östlichen (L17) sowie westlichen (L1) Bereich der Baggergutablagerungsfläche positioniert worden. Die Bezeichnung der Stationen mit L1 und L17 blieb erhalten.

 

Abb. A.7.1.1-1:            Lage der Untersuchungsstationen im Bereich der BAF Twielenfleth

Rot umrandet, Referenz: blau umrandet

 

Probennahme und Probenbearbeitung

Für jede Station wurden die folgenden abiotischen Parameter erhoben: Datum, Uhrzeit, Koordinaten (Gauß-Krüger), Tidephase, Wassertiefe, Temperatur (an einigen Stationen), Sedimentzusammensetzung (Fingerprobe). Die Sedimente wurden wie folgt klassifiziert: Grobsand, Mittelsand, Feinsand, Schlick und Schill bzw. die verschiedenen Mischformen. Der Anteil einer jeweiligen Sedimentfraktion wurde vor Ort für jeden entnommenen Greifer geschätzt. Die Dokumentation ist dem Bericht als Anhang 1b beigefügt.

An jeder der o. g. Stationen wurden 6 Van-Veen-Greifer à 0,1 m² entnommen. Der Befüllungsgrad der verwerteten Greifer betrug mindestens 50 %. Greifer mit geringerer Füllung wurden verworfen. Jedem Greifer wurde mittels Stechrohr eine Unterprobe entnommen (Ø 4,5 cm). Der eigentliche Greiferinhalt wurde in eine Wanne überführt und anschließend über 1000 µm Maschenweite gesiebt. Der Rückstand wurde in 70 %igem Alkohol zur taxonomischen Bestimmung fixiert. Das Material der Stechrohr-Unterproben wurde vor Ort mit Formol (4 %, gepuffert) konserviert und im Labor weiter bearbeitet. Die aus den unterschiedlichen Beprobungsmethoden resultierenden Ergebnisse sind getrennt ausgewertet worden, da v. a. unter quantitativen Gesichtspunkten ein Zusammenführen der 1000 µm- und der 250 µm-Fraktion nicht sinnvoll möglich ist. Die Stechrohrauswertung fokussierte dabei auf die Oligochaetenfauna und Scolecida, während bei der Auswertung der van-Veen-Greifer die übrigen Makrozoobenthosgruppen berücksichtigt wurden.

Das Material wurde im Labor aufbereitet und anschließend taxonomisch bearbeitet; Muscheln (wenn vorhanden) wurden zusätzlich vermessen. Eine Belegsammlung wurde angelegt. Soweit möglich, wurden die einzelnen Individuen der erfassten Taxa in juvenile und adulte unterschieden. Folgende Kriterien lagen der Klassifizierung zugrunde: Muscheln galten bei Schalenlängen < 5 mm als juvenil, Polychaeten (hier Marenzelleria) wurden als juvenil bezeichnet, wenn das 7. Segment < 2 mm breit war. Gammariden wurden bei Größen von < 4 mm als juvenil bezeichnet. Für die Gattung Bathyporeia wurde auf eine Unterteilung verzichtet, da die Bestimmung der Arten dieser Gruppe ohnehin erst ab einer Größe von < 4 mm möglich ist. Zur Klassifizierung der Oligochaeten s. u.

Die Auswertung umfasst eine Darstellung im Hinblick auf abiotische Rahmenbedingungen, Artenspektrum, Artenzahl, Zusammensetzung der Fauna auf Phyla-Niveau sowie Individuendichte, Dominanz- und so weit möglich die Betrachtung der Altersstruktur. Anhand dieser Parameter erfolgt der räumliche (Eingriffsbereich-Referenz) sowie der zeitliche (Status quo ante 1998/99 - 2003) Vergleich der Makrozoobenthos-Besiedlung. Die Abundanzvergleiche wurden summarisch auf Basis der Gesamtabundanz und auch auf Phyla-Ebene, z. T. mittels Box-und-Whisker-Plots, durchgeführt.

 

 

A.7.1.2                Untersuchungen in der Fahrrinne der Unterelbe

Die Probennahme in der Unterelbe wurde vom 26.4. - 28.4.04 durchgeführt. Die Wassertemperatur betrug um etwa 14 °C. Die Terminfestlegung erfolgte auch in Abhängigkeit zur Wassertemperatur, da vorgesehen war, die Probennahme unter ähnlichen Frühjahrsbedingungen durchzuführen, wie bei der Status quo-ante Aufnahme Ende April 1999. Zum damaligen Zeitpunkt lagen die Wassertemperaturen zwischen 12,5 und 13,1°C. Bezüglich dieser Umweltvariablen ist von einer Vergleichbarkeit der Frühjahrsentwicklung des Makrozoobenthos auszugehen. Allgemeine Angaben zum Datum der Probennahme, der Position der Stationen (geographische Position), zur Entnahmetiefe des Greifers und dem Sedimentcharakter können dem Anhang entnommen werden.

 

Lage der Stationen

In diesem Untersuchungsabschnitt wurden insgesamt 20 Stationen in der Fahrrinne beprobt. Die Untersuchungsstationen im Bereich der Ausbaustrecke sind z. T. als Einzelstationen in der Fahrrinnenmitte (BL 18, 22, 28, 30), z. T. als Quertransekte in der Fahrrinne positioniert (BL 20 - 21, BL 25 - 27, BL 31 - 33). Die Referenzstationen in der Fahrrinne sind in ähnlicher Weise angeordnet. So repräsentieren RL 40 - 42 und RL 45 - 47 Quertransekte, während RL 48 als Einzelstation in der Fahrrinnenmitte positioniert wurde. Die Lage der Probennahmestationen ist der Abbildung A.7.2-1 zu entnehmen. Sie entsprechen denjenigen der Vorjahre.

Ausbaustrecke km 648,5 - 653

In diesem Bereich wurden insgesamt 13 Stationen in der Fahrrinne beprobt, die zum einen eine Längsschnitt- (von km 648,5 - km 653) und zum anderen eine Querschnittbetrachtung ermöglichen.

Referenz km 647 - 648

Zwischen km 647 und 648 wurden 7 Stationen beprobt, die als Referenzstandorte für die 13 Fahrrinnen-Stationen zwischen km 649 - 653 fungieren sollen. 6 der insgesamt 7 Referenzstationen sind als Querschnitte angeordnet.

Abb. A.7.1.2-1:            Lage der Untersuchungsstationen im Bereich der Fahrrinne zwischen km 647 bis km 653

Vertiefungsbereich-Baggerstrecke: Rot umrandet, Referenz: blau umrandet.

 

Erfassungsmethodik

Um eine optimale Erfassung der Makrozoobenthos-Gemeinschaft v. a. die der Oligochaeta zu gewährleisten, sind unterschiedliche Methoden angewandt worden. So erfolgte eine getrennte Erfassung von größeren (van-Veen-Greifer, 1000 µm-Fraktion) und kleineren Organismen (Stechrohrunterproben, 250 µm-Fraktion). Die Bearbeitung der 250 µm-Fraktion fokussierte dabei auf die Oligochaeten-Fauna, während bei der Auswertung der 1000 µm-Fraktion die übrigen Makrozoobenthosgruppen berücksichtigt wurden. Die aus den unterschiedlichen Beprobungsmethoden resultierenden Daten sind jeweils als eigenständiger Datensatz ausgewertet worden, da v. a. unter quantitativen Gesichtspunkten ein Zusammenführen der 1000 µm- und der 250 µm-Fraktion nicht sinnvoll ist.

Van-Veen-Greifer (1000 µm-Fraktion)

An jeder der o. g. Stationen wurden 6 van-Veen-Greifer (Fläche = 0,1 m²) entnommen. Der Befüllungsgrad der verwerteten Greifer betrug mindestens 50 %. Greifer mit geringerer Füllung wurden verworfen. Der Greiferinhalt wurde in eine Wanne überführt und anschließend vor Ort unter vorsichtiger Spülung mit Elbewasser über 1000 µm Maschenweite gesiebt. Der Rückstand wurde in 70 %igem Alkohol zur taxonomischen Bestimmung fixiert.

Stechrohrprobe (250 µm-Fraktion)

Jedem Van-Veen-Greifer wurde mittels Stechrohr (Ø 4,5cm) eine Unterprobe entnommen und vor Ort in Formol (4 %) fixiert. Das Material der Stechrohr-Unterproben wurde im Labor mittels eines Elutrationsverfahrens gespült, wobei der Überstand über 250 µm Maschenweite aufkonzentriert wurde. Auf die konventionelle Siebung des Probenmaterials wurde verzichtet, da durch die mechanische Beanspruchung erfahrungsgemäß viele Oligochaeten beschädigt werden.

 

Aufarbeitung des Probenmaterials

Die Organismen (sowohl der 1000 µm- als auch der 250 µm-Fraktion) wurden im Labor aus den jeweiligen Siebrückständen aussortiert und anschließend taxonomisch bearbeitet. Von jeder identifizierten Art sind einige Exemplare in eine Belegsammlung überführt worden.

Soweit möglich, wurden die einzelnen Individuen der erfassten Taxa in "juvenil" und "adult" unterschieden. Folgende Kriterien lagen der Klassifizierung zugrunde: Muscheln galten bei Schalenlängen < 5 mm als juvenil, Polychaeten (hier Marenzelleria) wurden als juvenil bezeichnet, wenn das 7. Segment < 2 mm breit war. Gammariden wurden bei Größen von < 4 mm als juvenil eingestuft. Die Klassifizierung der Oligochaeta ist dem entsprechenden Kapitel zu entnehmen. Für die Gattung Bathyporeia wurde auf eine Unterteilung in "juvenil" und "adult" verzichtet, da die Bestimmung der Arten dieser Gruppe erst ab einer bestimmten Größe möglich ist. Zur Frage der Differenzierung des Altersstadiums bei den Organismen der 250 µm-Fraktion siehe Kapitel III.1.6.1.1.1 im Textband (Teil A).

 

Rahmenparameter

Als abiotische Parameter wurden erhoben: Datum, Uhrzeit, Koordinaten (Gauß-Krüger), Tidephase, Wassertiefe, Temperatur (an einigen Stationen), Sedimentzusammensetzung ('Fingerprobe'). Die Sedimente wurden wie folgt klassifiziert: Grobsand, Mittelsand, Feinsand, Schlick und Schill. Der Anteil einer jeweiligen Sedimentfraktion wurde vor Ort für jeden entnommenen Greifer geschätzt.

 

Auswertungsmethodik

Die auf der Grundlage der Ergebnisse der Faunenfraktionen '1000 µm' und '250 µm' generierten Datensätze wurden getrennt von einander mit z. T. unterschiedlichen methodischen Ansätzen ausgewertet. So war z. B. die Betrachtung der Alterstruktur bei der 1000 µm-Fraktion nur eingeschränkt sinnvoll, während dieser Aspekt bei den kleineren Organismen als Bewertungsparameter herangezogen wurde.

Die Auswertung umfasst eine Darstellung der verschiedenen untersuchten Elbebereiche im Hinblick auf abiotische Rahmenbedingungen, Artenspektrum, Artenzahl, Zusammensetzung der Fauna auf Phyla-Niveau, Individuendichte und Dominanzstruktur. Der räumliche (Eingriffs-, Referenzbereich) sowie der zeitliche (vorliegende Daten mit Status quo ante 1999) Vergleich der Makrozoobenthos-Besiedlungen basiert auf den Kennwerten Artenzahl, Dominanzstruktur und Abundanzen. Die Abundanzvergleiche erfolgen sowohl summarisch auf Basis der Gesamtabundanz als auch auf Phyla-Ebene.

Die Prüfung möglicher quantitativer Besiedlungsunterschiede (Artenzahlen, Abundanzen) sowohl auf räumlicher als auch auf zeitlicher Ebene erfolgte nur ergänzend - wenn sinnvoll - mittels Varianzanalysen oder durch paarweise Vergleiche (Signifikanztests).

 

 

A.7.1.3                Untersuchungen in der Außenelbe

Die Probennahme in der Außenelbe wurde im Zeitraum vom 17.05. bis zum 19.05.2004 durchgeführt. Die Terminfestlegung erfolgte in Abhängigkeit von der Wassertemperatur, da vorgesehen war, die Probennahme unter ähnlichen Rahmenbedingungen wie bei der Status-quo-Aufnahme 1999 durchzuführen. Zum damaligen Untersuchungszeitpunkt (Mitte April) lagen die Wassertemperaturen in etwa 6 - 8 m Tiefe um 10°C. In 2001 lag die Wassertemperatur mit 8 - 10°C etwas niedriger, in 2002 - 2004 waren die Werte mit 12 - 13°C etwas höher. Die Temperaturamplitude ist allerdings nicht so groß, als dass die interannuelle Vergleichbarkeit der Frühjahrsentwicklung des Makrozoobenthos eingeschränkt wäre.

 

Untersuchungsbereiche

Die Lage der in 2004 untersuchten Probennahmestationen ist der Abbildung A.7.1.3-1 zu entnehmen. In der Fahrrinne wurde die Position von zwei Stationen gegenüber den Vorjahren verändert. Es handelt sich hierbei um die in der südlichen Referenz befindlichen Stationen M28 und M30. Beide Stationen wurden in 2003 sowie 2004 der nördlichen Referenz zugeordnet (rote Pfeile in der Abbildung). Diese Modifizierung wurde insofern als sinnvoll erachtet, da die südliche Referenz aus bislang unbekannten Gründen eine extrem verarmte Besiedlung aufwies und somit als Referenz im Sinne der Fragestellung nicht nutzbar war.

Klappstelle und Umgebung km 733 - 736,5: In diesem Untersuchungsbereich wurden insgesamt 23 Stationen beprobt: 5 Stationen entlang eines Längsschnittes auf der bis ca. 2000 genutzten Klappstellenfläche (Stationsbezeichnung MK), 8 Stationen (Stationsbezeichnung MKN) in der näheren und 10 in der weiteren Umgebung der Klappstelle (Stationsbezeichnung MKÄ). Die Untersuchungsstationen sind netzartig um die eigentliche Klappstelle herum positioniert. Eine Differenzierung in die von der Verklappung unterschiedlich beeinflussten Teilgebiete 'direkter Verklappungsbereich', 'Nahbereich' und 'äußerer Bereich' (Referenz) ermöglicht einen räumlichen Vergleich (zur Lage der Teilgebiete s. Abbildung A.7.1.3-1).

Fahrrinne km 732 - 740: In der Fahrrinne wurden 15 Stationen beprobt, die 1999-2002 aus je 5 Querschnitten à 3 Stationen gebildet werden. Drei Querschnitte wurden innerhalb einer Vertiefungsstrecke in der Fahrrinne (km 734,5 - 737,5) und je ein Querschnitt oberhalb (km 732) und unterhalb (km 740) der Baggerstrecke positioniert. Diese fungieren als räumliche Referenz. Ab 2003 erfolgte die o. g. Modifizierung der Positionierung zweier Referenzstationen (s. Abbildung A.7.1.3-1).

Abb. A.7.1.3-1:            Lage der Untersuchungsgebiete und Position der Probennahmestationen

Orange gestrichelt: Untersuchungsbereich Klappstelle (Teilbereiche Klappstelle: gelb; Nahbereich: grau; Äußerer Bereich (Referenz): blau). Rot umrandet: Baggerstrecke Fahrrinne, blaue Rechtecke Referenzen Fahrrinne. M37 - M1: Transektstationen. Rote Pfeile: Verlegung der südlichen Referenz-Stationen M28 und M30 zur nördlichen Referenz.

 

Transekt km 736-Zehnerloch: Das hier bezeichnete 'Transekt km 736-Zehnerloch' entspricht demjenigen, welches im Planfeststellungsbeschluss als 'Transekt km 733' benannt ist. Es besteht aus 11 Stationen, die vom linksseitigen Fahrrinnenbereich bei km 736 über die Fahrrinne im Bereich der Baggerstrecke nördlich an der Klappstelle (km 733) vorbei bis zum Zehnerloch positioniert wurden. 6 der Stationen haben eine Doppelfunktion, da sie gleichzeitig auch für die Klappstellen- bzw. Fahrrinnenbetrachtung berücksichtigt werden.

 

Methodik

An jeder der o. g. Stationen wurden 6 Van-Veen-Greifer à 0,1 m² entnommen. Der Befüllungsgrad der verwerteten Greifer betrug mindestens 75 %; Greifer mit geringerer Füllung wurden verworfen. In der Außenelbe wurde in 2004 wie auch schon in den Vorjahren im Gegensatz zu der Beprobung 1999 auf die gezielte Beprobung der Oligochaetenfauna mittels Stechrohrproben und Siebung über 250 µm verzichtet, weil die Ergebnisse aus 1999 gezeigt haben, dass in diesem Elbebereich kein zusätzlicher Erkenntnisgewinn erreicht wurde (BIOCONSULT, 1999; BfG, 2000). In der limnischen Unterelbe, deren Makrozoobenthosbesiedlung durch Oligochaeta dominiert wird, ist dagegen die Anwendung von Stechrohrunterproben bzw. die Siebung über feinen Siebmaschenweiten sinnvoll und wurde auch fortgeführt (s. BIOCONSULT, 2005a, b). Nach der Probennahme wurde der Greiferinhalt in eine Wanne überführt und anschließend über ein 1 mm Sieb vorsichtig gesiebt. Der Rückstand wurde in 70 %igem Alkohol zur taxonomischen Bestimmung fixiert.

Die taxonomische Bearbeitung erfolgte im Labor; Muscheln wurden vermessen (auf den unteren zehntel Millimeter genau). Soweit möglich, wurden die einzelnen Individuen der erfassten Taxa in "Juvenil" und "Adult" unterschieden. Folgende Kriterien lagen der Klassifizierung zugrunde: Muscheln (hier fast ausschließlich Macoma balthica) galten bei Schalenlängen < 5 mm als juvenil, Polychaeten wurden als juvenil bezeichnet, wenn das 7. Segment < 2 mm breit war. Gammariden wurden bei Größen von < 4 mm als juvenil bezeichnet. Für die Gattung Bathyporeia wurde auf eine Unterteilung verzichtet, da die Bestimmung der Arten dieser Gruppe erst ab einer bestimmten Größe (4 mm, entsprechend der Ergebnisse eines in 1999 durchgeführten Workshops des BLMP) möglich ist.

An begleitenden Parametern wurden erhoben: Datum, Uhrzeit, Koordinaten (Gauß-Krüger), Tidephase, Wassertiefe, Temperatur (an einigen Stationen) und Sedimentzusammensetzung (Fingerprobe). Die Sedimente wurden wie folgt klassifiziert: Grobsand, Mittelsand, Feinsand, Schlick und Schill. Der Anteil einer jeweiligen Sedimentfraktion wurde vor Ort für jeden entnommenen Greifer geschätzt. Die Dokumentation ist im Anhang I des Berichts beigefügt.

Für die quantitativen Analysen (Abundanzbetrachtung, multivariate Verfahren) wurden solche Arten ausgeschlossen, die dem Hyperbenthos (sehr mobile Arten, deren Lebensraum auch das Freiwasser ist) zugeordnet werden. Die Erfassung des Hyperbenthos mit der Greifermethode ist durch eine hohe Zufälligkeit bestimmt, da es sich um mehr oder weniger mobile, wenig standorttreue Arten handelt. Für die Beantwortung der Fragestellung sind sie daher als ungeeignet anzusehen. Hydrozoa und Bryozoa blieben bei der quantitativen Auswertung ebenfalls unberücksichtigt, da z. T. nur Bruchstücke solcher Arten in den Proben vorhanden waren. Die o. g. Taxa wurden bei der Betrachtung der Taxazahlen aber berücksichtigt.

Die Auswertung umfasst eine Darstellung der verschiedenen Untersuchungsbereiche bzw. des Transekts im Hinblick auf abiotische Rahmenbedingungen, Artenspektrum, Artenzahl, Zusammensetzung der Fauna auf Großgruppenebene, Individuendichte und Dominanzstruktur. Der räumliche (Eingriffsbereich-Referenz) sowie der zeitliche Vergleich der Makrozoobenthosbesiedlung basiert auf den Kennwerten Artenzahl, Dominanzstruktur und Abundanzen. Für den Vergleich der Dominanzstrukturen wurde z. T. die Dominanzidentität (Renkonensche Zahl) errechnet. Die Renkonensche Zahl ist eine Maßzahl für die Übereinstimmung in den Dominanzverhältnissen von zwei Tiergemeinschaften, wobei die jeweils niedrigeren Dominanzgrade der vorkommenden Arten summiert werden. Die Dominanzidentität gibt dabei keine unmittelbaren Hinweise auf die qualitative Übereinstimmung der Gemeinschaften. Die Abundanzvergleiche erfolgen sowohl summarisch auf Basis der Gesamtabundanz der Makrozoobenthosgemeinschaft, als auch differenziert nach den Organismengroßgruppen. Die Prüfung möglicher quantitativer Besiedlungs-Unterschiede (Artenzahlen, Abundanzen) erfolgte sowohl auf räumlicher als auch auf zeitlicher Ebene - soweit sinnvoll - durch paarweise Vergleiche mittels parameterfreier Verfahren wie dem Wilcoxon-Test. Dieser wurde angewendet, wenn die Ergebnisse vom gleichen Ort aber unterschiedlicher Zeitpunkte miteinander verglichen wurden. Die ebenfalls parameterfreien U- und Median-Tests wurden zum Vergleich der Ergebnisse unterschiedlicher Standorten verwandt. In einigen Fällen sind die Ergebnisse einer einfachen Varianzanalyse (H-Test, F-Test) mit anschließendem post-hoc-Test (Nemenyi, Tukey) unterzogen worden. Wenn die Vorraussetzungen (gleiche Verteilungsform der Stichproben) für den H-Test nicht erfüllt waren, wurde stattdessen der Erweiterte Median-Test angewandt. Es sei jedoch an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Teilgebiete durch sehr unterschiedliche Probenumfänge gekennzeichnet sind, so dass die Aussagekraft der Tests ohnehin eingeschränkt ist. Des Weiteren wurde, so weit ausreichende Daten vorlagen, auch die Besiedlungsstruktur (hier: Verhältnis juvenil-adult) der einzelnen Bereiche sowohl auf der zeitlichen als auch auf der räumlichen Ebene verglichen. Zusätzlich zu den o. g. Auswertungen sind exemplarisch Gradientenanalysen (Kanonische Gradientenanalyse) für das Untersuchungsgebiet K733 durchgeführt worden. Die Kanonische Korrespondenzanalyse (CCA) ist eine Abschätzung, in welchem Maß bestimmte Umweltparameter die Variationsbreite der Benthosdaten erklären. Dabei werden Kombinationen von Umweltparametern berechnet und daraus die Ordinationsachsen aufgespannt. Die Analyse stellt eine multivariate Form der Regression dar, bei der die Arten-Abundanz-Daten als Funktion der vorgegebenen Umweltparameter modelliert werden.

Für die Transektbetrachtung wurde eine Redundancy-Analysis (RDA, vgl. ter BRAAK & SMILAUER, 1998) angewandt. Für die RDA wurden transformierte Abundanzdaten sowie bekannte Umweltvariablen berücksichtigt (s. u.). Die RDA geht von einem linearen Zusammenhang zwischen den erfassten Parametern aus und ist dann zur Erfassung von Unterschieden in einem Datensatz gut geeignet, wenn die Verbreitungsoptima der erfassten Arten tatsächlich innerhalb des vorliegenden Datensatzes liegen (ter BRAAK, 1996).

Um den Zusammenhang zwischen den Umweltvariablen 'Sedimentbeschaffenheit' sowie 'Baggerintensität' und den Individuendichten der regelmäßig auftretenden Arten zu überprüfen, wurde für das Untersuchungsgebiet Fahrrinne eine Korrelationsanalyse (Sperman-Rangkorrelation) durchgeführt.