Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

5.2.3 Schutzgut Boden

Der Beschreibung und Bewertung der bodenkundlichen Verhältnisse liegen umfangreiche Untersuchungen an insgesamt 12 Flächen zugrunde. Durchgeführt wurden Kartierungen, Probenahmen, Laboranalysen sowie Untersuchungen zum Bodenwasserhaushalt in der Zeit von Herbst 1994 bis Herbst 1995. Die untersuchten Bereiche auf den 9 Vordeichflächen reichten jeweils vom Deich bis zur Wattgrenze. Drei weitere Bereiche queren jeweils eine Elbinsel. Des weiteren wurde auf die Bodenkarten der Länder Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg sowie auf die im Rahmen der UVU erstellten Karten der Biotoptypen und Uferbeschaffenheit zurückgegriffen. Die Böden des Untersuchungsgebietes können somit flächendeckend dargestellt werden (vgl. beispielhaft Abb. 18).

5.2.3.1 Ist-Zustand

Die natürlichen Bodenbildungen im Untersuchungsgebiet sind geprägt durch die Tide mit ihren regelmäßigen Wasserstandsschwankungen. Der ständige Wechsel von Überflutung und Trockenfallen der durch die Tide beeinflußten Flächen zwischen dem mittlerem Tidehoch- und mittlerem Tideniedrigwasser begünstigt die Ablagerung der unterschiedlichsten Sedimente. Im Bereich zwischen mittlerem Tidehochwasser und mittlerem Tideniedrigwasser entstehen zunächst Wattböden, die stark vom Wasser beeinflußt sind. Die dauernde Ablagerung von Sedimenten führt zu einer Erhöhung der Flächen. Mit der seltener werdenden Überflutung nimmt der Wassereinfluß ab, und es entstehen Marschböden.

Sehr hochwertige Böden nehmen rd. 1/5 der Gesamtfläche des Untersuchungsgebietes ein. Hierbei handelt es sich um naturnahe, weder durch landwirtschaftliche Kulturmaßnahmen noch durch anderweitige Überformungen beeinträchtigte Böden. Diese naturnahen und/oder seltenen Böden blieben vor allem in direkter Nähe des Flußufers, in tiefliegenden und damit schwer nutzbaren Bereichen des Vordeichlandes und in den Wattgebieten der Außenelbe erhalten.

Rd. 1/10 des Untersuchungsgebietes weisen Böden hoher Wertigkeit auf. Hierzu zählen Böden mit besonderen Eigenschaften (schadstoff- und nährstoffarme trockene Böden der hochaufgespülten Sande) oder Böden, die nur geringfügig durch menschliche Aktivitäten geprägt sind.

Böden mittlerer Wertigkeit haben mit rd. 2/5 den größten Flächenanteil im Untersuchungsgebiet. Es handelt sich hierbei im wesentlichen um Böden unter Grünland, die über offene Dränung entwässert und in unterschiedlichem Maße gedüngt werden.

Zu den Böden geringer Wertigkeit, die auf knapp 1/5 der Flächen vorkommen, gehören überwiegend die Auftragsböden grüner Deiche, als Acker oder für den Obstbau genutzte Flächen und die Böden der Siedlungen.

Auf rd. 1/10 der Untersuchungsgebietsfläche sind Böden sehr geringer Wertigkeit vorhanden. Hierbei handelt es sich um stark überformte Böden (Uferverbauungen, Deiche, Industrie-, Gewerbe- und Verkehrsflächen) oder in geringem Umfang um Abgrabungsflächen. Zu den als sehr geringwertig eingestuften Böden gehören auch die Böden aus Schlick bzw. aus Schlick und Klei einiger Bereiche, die zwar naturnah, aber sehr hoch mit Schadstoffen belastet sind.

Abb. 18: Teilausschnitt der flächendeckenden Darstellung der Böden

 

5.2.3.2 Prognose der ökologischen Auswirkung der Fahrrinnenanpassung

Die erheblichen und nachhaltigen Beeinträchtigungen des Boden durch die geplante Fahrrinnenanpassung ergeben sich im wesentlichen aus dem Anstieg des mittleren Tidehochwassers.

Durch den Anstieg des mittleren Tidehochwassers kommt es zu Beeinträchtigungen der auf Wasserstandsänderungen empfindlich reagierenden Biotope. Mit der Vegetationsschädigung erhöht sich die Erosionsgefährdung der Böden im Uferbereich. Darüber hinaus sind auch in Bereichen ohne empfindliche Vegetation Bodenverluste durch Erosion zu erwarten. Zusammengenommen führt dies zum Verlust von rd. 116 ha ufernaher Böden.

Ebenfalls erheblich ist der, mit der Verschiebung der Brackwasserzone einhergehende Verlust von ca. 10 ha süßwasserbeeinflußten Vordeichböden und Watten durch den erhöhten Salzeintrag.

Schließlich stellt die Aufspülung von Baggergut auf Pagensand und die damit verbundene Überdeckung von sehr hochwertigen Vordeichböden auf einer Fläche von 32 ha einen Eingriff im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes dar. Der Eintrag von Schadstoffen durch die aus dem Spülfeld austretenden Sickerwässer führt darüber hinaus zu erheblichen Beeinträchtigungen von ca. 2 ha der angrenzenden sehr hochwertigen Marschenböden.

Risiken des Bodenverlustes durch Erosion und Überdeckung können aufgrund erhöhten Wellenganges bei nicht angepaßten Schiffsgeschwindigkeiten sowie dem eventuell notwendigen Verbau von Ufern durch Deckwerke im Rahmen von Ufersicherungsmaßnahmen entstehen.

Ein zusätzlicher Eintrag von Nähr- und Schadstoffen in Böden kann durch den Anstieg des mittleren Tidehochwassers eintreten. Aufgrund der nur geringfügigen Verlängerung der Überflutungsdauer und der insgesamt verbesserten Belastungssituation des Elbwassers und der Sedimente seit der Wiedervereinigung sind keine erheblichen Auswirkungen auf die betroffenen Böden zu erwarten.

In bereits heute salzbeeinflußten Vordeichsböden wirkt sich die Erhöhung der Salzgehalte auf Bodeneigenschaften wie z. B. die Mobilität bestimmter Schwermetalle aus. Erhebliche Beeinträchtigungen sind damit voraussichtlich nicht verbunden.

5.2.3.3 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung, Ausgleich und Ersatz

Im Bereich der Aufspülungen lassen sich Minderungen durch einen geringen Flächenverbrauch bei den Baustelleneinrichtungen, durch die Inanspruchnahme landwirtschaftlich genutzter Flächen für Aufspülungen, und die Reinigung des austretenden Sickerwassers und Maßnahmen gegen Sandverwehungen erzielen.

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen können in der Wiederanbindung von Flächen an das Tidegeschehen, der Rückdeichung von Haupt- oder Sommerdeichen, der Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung und der Entwicklung naturnaher Uferstrukturen bestehen.