Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

7.4 Tiere und Pflanzen

Dem Schutzgut Tiere und Pflanzen kommt eine besondere Bedeutung für den Naturhaushalt zu. Tiere und Pflanzen erfüllen als Bestandteil des Naturhaushaltes eine Vielzahl von Umweltfunktionen und stehen in engen Wechselbeziehungen mit anderen Schutzgütern. So leisten Pflanzen und Tiere z.B. als Konsumenten, Produzenten und Destruenten einen entscheidenden Beitrag zur Aufrechterhaltung der natürlichen Stoff- und Energiekreisläufe, wirken als Ausgleichsmedium begünstigend auf Lokalklima und Wasserhaushalt, puffern Umweltbelastungen ab und üben sowohl ästhetische als auch Erlebnis- und Erholungswirkungen auf den betrachtenden Menschen aus (GASSNER; WINKELBRANDT 1990). Das Vorkommen oder Fehlen von Arten spiegelt in vielerlei Hinsicht das Wirkungsgefüge der einzelnen Naturgrundlagen, die spezifische Kombination von Einfluß- und Störgrößen, wider. Nach den §§ 1 und 2 BNatSchG sind wildlebende Tiere, Pflanzen und ihre Lebensstätten in ihrer natürlich und historisch gewachsenen Artenvielfalt daher nachhaltig zu sichern und zu schützen. Die Ausprägung des Schutzgutes Tiere und Pflanzen im Untersuchungsgebiet wird natürlicherweise durch die besonderen Gegebenheiten des Tideästuars bestimmt. Die wesentlichen prägenden Faktoren hierbei sind:

Tidedynamik,

Salzgehalt und

Relief. Diese Faktoren bedingen eine deutliche Gliederung der Lebensbedingungen im Untersuchungsgebiet, die wiederum zu einer Gliederung der Lebensgemeinschaften führt. Zum einen wird das Untersuchungsgebiet in Längsrichtung durch den in Richtung auf die Nordsee zunehmenden Salzgehalt (Salzgradient) in Bereiche verschiedener Halinität gegliedert, die sich mit der Tidedynamik permanent verlagern. Zum anderen führen die, bedingt durch die Tidedynamik, stark schwankenden Wasserstände (periodisch und aperiodisch) dazu, daß sich das Gebiet untergliedert in:

Bereiche aperiodischer Überflutungen (Überschwemmungsflächen),

Bereiche periodischer Überflutungen (Wattflächen) und

Bereiche permanenter Wasserbedeckung (Wasserflächen). Diese Gliederung verläuft quer zur Hauptachse der Elbe (und der Nebenflüsse). Die folgende Abbildung 7.4 - 1 zeigt in stark vereinfachter Form den Zusammenhang dieser Faktoren mit den zugehörigen natürlichen Lebensgemeinschaften und ihre relative Lage im Untersuchungsgebiet. Abb. 7.4 - 1: Räumliche Verteilung der natürlichen Lebensgemeinschaften des Untersuchungsgebietes in Abhängigkeit von wichtigen Standortfaktoren (schematisch)

Insgesamt ist das Untersuchungsgebiet ein System, das in seiner natürlichen Ausprägung durch eine starke Dynamik gekennzeichnet ist. Deshalb sind die Grenzen der oben skizzierten Gliederung aufgrund der großen dynamischen Variabilität der bestimmenden Faktoren fließend, exakte Abgrenzungen sind in der Realität nicht zu erkennen. Im weiteren wird das Schutzgut Tiere und Pflanzen entsprechend den durchgeführten Untersuchungen getrennt für die aquatischen und terrestrischen Lebensgemeinschaften dargestellt. Die aquatischen Lebensgemeinschaften umfassen dabei die im Wasserkörper und auf dem Gewässergrund lebenden Tiere und Pflanzen sowie die auf den Wattflächen lebenden Organismen mit Ausnahme der höheren Pflanzen. Die terrestrischen Lebensgemeinschaften umfassen die oberhalb der Uferlinie (MThw-Linie) lebenden Tiere und Pflanzen. Um eine zusammenhängende Betrachtung der Röhrichte zu ermöglichen, werden hierbei auch die mit höheren Pflanzen bestandenen Wattflächen betrachtet. Auf Grund der engen ökosystemaren Verknüpfungen der Lebensgemeinschaften kommt es dabei zwangsläufig zu Überschneidungen der Betrachtungsgegenstände insbesondere im Bereich der Wattflächen. Darüber hinaus werden in Kap. 7.4.3 die Schutzgebiete für Arten und Biotope im Untersuchungsgebiet dargestellt. 7.4.1. Aquatische Lebensgemeinschaften Die geplante Maßnahme soll direkt im Lebensraum der aquatischen Lebensgemeinschaften durchgeführt werden. Daher wurden vom Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft der Universität Hamburg (AG KAUSCH) umfangreiche Untersuchungen im aquatischen Teil des Untersuchungsgebietes vorgenommen sowie die in der Literatur dokumentierten vielfältigen Untersuchungen anderer Autoren ausgewertet (vgl. MATERIALBAND VII). Die folgenden Ausführungen basieren auf diesem Fachgutachten. Die Verteilung und Artenzusammensetzung der Lebensgemeinschaften in der Tideelbe wird in der Längsachse durch den Salzgehaltsgradienten bestimmt. Der Definition des Venice-Systems (CASPERS 1959) folgend wird die Tidelbe in vier Salzgehaltszonen eingeteilt:

Limnische Zone: Salzgehalt < 0,5 ‰

Oligohaline Zone: Salzgehalt 0,5 bis 5 ‰

Mesohaline Zone: Salzgehalt 5 bis 18 ‰

Poly-/Euhaline Zone: Salzgehalt > 18 ‰. Da die Position dieser Zonen in der Elbe in Abhängigkeit von Oberwasserzufluß, Tidegeschehen und Windeinfluß stark schwankt, müssen, um sie auf die Karte zu übertragen, Rahmenbedingungen festgelegt werden, die die Position der Halinitätszonen für bestimmte Situationen festlegen. Diese Rahmenbedingungen wurden so gewählt, daß sie den (aus ökologischer Sicht) "worst case", nämlich das sehr weite Vordringen der Brackwasserzone in die Tideelbe und damit eine sehr starke Einengung des limnischen Tidebereiches, beschreiben1) (vgl. Karte 7.4 - 1). Zur weiteren Beschreibung des aquatischen Lebensraumes werden in Karte 7.4 - 1 zusätzlich die Wattflächen und Flachwasserbereiche dargestellt. Das Flachwasser wird als der Bereich zwischen MTnw und MTnw minus 2m definiert (vgl. ARGE ELBE 1984) 7.4.1.1. Flora Die Flora (Primärproduzenten) besteht im aquatischen Teil des Untersuchungsgebietes aus planktischen und benthischen Algen sowie dem Röhricht (vgl. hierzu Kap. 7.4.2). Sie baut bei der Photosynthese aus anorganischen Nährstoffen und CO2 mit Hilfe von Licht und Chlorophyll organische Substanz auf. Während alle Organismen Sauerstoff veratmen, produzieren nur grüne Pflanzen bei ausreichenden Lichtverhältnissen Sauerstoff. Die aquatische Flora gliedert sich in die Lebensgemeinschaften:

Phytobenthos und

Phytoplankton, die im folgenden dargestellt werden. Phytobenthos Die Beschreibung der Lebensgemeinschaft Phytobenthos erfolgt anhand von Literaturauswertungen (vgl. MATERIALBAND VII). Das Phythobenthos umfaßt alle pflanzlichen Organismen, die am Gewässerboden leben. Hierbei handelt es sich sowohl um höhere Pflanzen, wie zum Beispiel verschiedene Röhrichtarten als auch primitivere Formen bis hin zu einzelligen Organismen. Im Rahmen der vorliegenden UVU werden jedoch die Röhrichtpflanzen, die als reine Uferformen den Übergangsbereich von aquatischer zu terrestrischer Flora charakterisieren, den terrestrischen Lebensgemeinschaften zugeordnet (vgl. Kap. 7.4.2). Wenn im folgenden von Phytobenthos gesprochen wird, handelt es sich um die benthischen Algen. Dabei stellen im Elbe-Ästuar die Kieselalgen (Diatomeen) den weitaus größten Teil dieser Lebensgemeinschaft (GÄTJE 1991). Daneben haben auch Blaualgen (Cyanophyceae) und autotrophe Flagellaten einige Bedeutung. Nach ihrer Lebensweise lassen sie sich in bewegliche (vagile) und festsitzende (sessile) Algen unterteilen. Das Phytobenthos ist in seiner Ausbreitung auf die ufernahen Bereiche (Watt und Flachwasser) beschränkt, da die Lichtversorgung in größerer Wassertiefe keine Photosynthese mehr ermöglicht. Es entwickelt seine Hauptaktivitäten bei Tideniedrigwasser und reichert dabei die Sedimentoberfläche mit Sauerstoff an (bei gleichzeitiger biologischer Stabilisierung der Sedimente). Während viele fädige Blaualgen festsitzen, kriechen andere Arten bei nachlassender Strömung und geringer Wasserüberdeckung aus dem Lückensystem der Wattenböden an die Oberfläche. Durch diese tideabhängige Vertikalwanderung nutzen sie einerseits das Licht aus und werden andererseits vor dem Verdriften geschützt. Die Vertikalwanderung wird bei Diatomeen durch Schleimbänder, bei Flagellaten durch Geißeln erreicht. Die Algen breiten sich auf der Sedimentoberfläche aus und betreiben so ihre Photosynthese bei voller Lichtintensität. Je nach Höhenlage der Watten ist diese Phase unterschiedlich lang. Bei auflaufender Tide ist der Vorgang des Wanderns reversibel. Das Phytobenthos ist also während der Zeit des Trockenfallens der Wattenflächen nicht lichtlimitiert und damit ein wesentlicher Sauerstofflieferant in diesen Bereichen. Als Primärproduzenten stehen die phytobenthischen Organismen am Anfang der Nahrungsketten und sind daher teilweise einem starken Fraßdruck von seiten unterschiedlicher Konsumenten ausgesetzt. Neben dem Lichtangebot, der Sedimentbeschaffenheit, den verfügbaren Nährstoffen und dem Salzgehalt wird die Ausprägung und Verteilung des Phytobenthos auch durch diesen Faktor bestimmt. Die von GÄTJE (1991) vom limnischen bis in den mesohalinen Bereich der Stromelbe durchgeführten Untersuchungen werden von SEEMANN (1993) durch Arbeiten im meso- bis polyhalinen Bereich ergänzt. Beide Arbeiten enthalten umfangreiche Artenlisten, in denen die Diatomeen (Kieselalgen) überwiegen. Nach KIES et al. (1992) sind in der Tideelbe bisher insgesamt 152 Taxa nachgewiesen worden, ebenfalls überwiegend Kieselalgen. SEEMANN (1993) hat auf einem Querprofil im Neufelder Watt 82 Diatomeen-Arten beobachtet, von denen 17 an allen Stationen aufgetreten sind. Neben dem Salzgehalt beeinflußt der Sedimentcharakter die Ausprägung der Lebensgemeinschaft. So wird das Sandwatt mehr von den weniger beweglichen Diatomeen der Gattungen Fragilaria und Achnanthes besiedelt. Die relativ geringe Eindringtiefe des Lichtes in den stark tonigen und schlickigen Bereichen erfordert eine stärkere Beweglichkeit der Algen, wie z.B. von Arten der Gattungen Navicula und Euglena. Nach bisherigen Untersuchungen ist die Produktion und Biomasse des Phytobenthos in der unteren limnischen Region und, im Gegensatz zum Phytoplankton, im Mesohalinikum besonders hoch. Das Phytobenthos gewinnt dadurch gegenüber dem Phytoplankton hinsichtlich der Primärproduktion für das Mesohalinikum an Bedeutung. In diesem Bereich sind daher die Wattflächen für die Primärproduktion von großer Bedeutung. Nach SEEMANN (1993) beeinträchtigt der schwankende Salzgehalt im Übergangsbereich vom oligo- zum mesohalinen Brackwasser das Phytobenthos besonders stark. Phytoplankton Die Beschreibung der Artenzusammensetzung des Phytoplanktons erfolgt anhand von Literaturauswertungen (vgl. MATERIALBAND VII). Zur Erfassung der Biomasse des Phytoplanktons im Ästuar sind darüber hinaus Chlorophyllbeprobungen auf einem Längsschnitt mit 16 Probenahmestellen in jeweils zwei Tiefen im Frühling, Sommer und Herbst 1993 sowie auf zwei Querschnitten (Lühesand und Pagensand) mit jeweils 4 Probenahmen monatlich (Mai - Dezember 1993) in zwei Tiefen durchgeführt worden (vgl. Karte 7.4 - 1). Das Phytoplankton ist die Lebensgemeinschaft der frei im Wasser schwebenden Algen. Sie sind gegenüber den Bewegungen des Wasserkörpers zu keinen nennenswerten Eigenbewegungen fähig. Als Pflanzen sind diese Organismen auf Licht angewiesen, um die für sie lebenswichtige Photosynthese betreiben zu können. In der Elbe mit ihrem hohen Trübstoffgehalt gliedert sich der Lebensraum des Phytoplanktons daher sehr deutlich in die zwei Teilbereiche der mit ausreichend Licht versorgten (euphotischen) obersten Gewässerschicht und den nicht bzw. nicht ausreichend durchlichteten (aphotischen) Bereich darunter. Für die Organismen des Phytoplanktons, die ständig mit den Bewegungen des Wasserkörpers verlagert werden, bedeutet dies, daß sie in hohem Maße davon abhängig sind, wie lange sie sich in der obersten durchlichteten Gewässerschicht befinden. Hier müssen durch Reproduktion ständig die Anteile der Population ersetzt werden, die durch Ausschwemmung in ungünstige oder ungeeignete Bereiche verloren gehen. Das Phytoplankton der Tideelbe ist sehr artenreich. SCHULZ (1961) beobachtete 1956-1958 in ca. 25 Längsschnitten zwischen Schnackenburg und Cuxhaven 390 Phytoplankton-Taxa. Dieser Artenreichtum der Elbe besteht auch heute noch (RIEDEL-LORJÉ et al. 1997). Je nach Jahreszeit besteht das Phytoplankton hauptsächlich aus Kiesel-, Grün- und Blaualgen (KIES et al. 1992). In schwebstoffreichen Gewässern wie der Elbe kommt es auch in Flocken aggregiert vor. Die Artenzusammensetzung, Biomasse und Produktion des Phytoplanktons ändert sich sowohl im Längsschnitt der Tideelbe als auch im Jahresverlauf. SCHULZ (1961) beschreibt ausführlich die jahreszeitlichen Aspekte. Vom Winter bis ins Frühjahr ist ein eher kälteliebendes Plankton anzutreffen. Typische Formen der kalten Jahreszeit bis in den Frühsommer sind die Kieselalgen. Das im Winter überwiegend spärliche Plankton vermehrt sich im Frühjahr bei steigender Lichtintensität stark, z.T. bis zum Jahresmaximum der Kieselalgen. Im Sommer dominieren im Süßwasser die Grünalgen, gefolgt von Blaualgen, besonders von Oscillatoria agardhii. Im Herbst verringert sich der Planktonbestand erheblich, wobei wieder vermehrt Kieselalgen vorkommen. Die Artenzusammensetzung des Planktons wird in der Tideelbe vom Salzgehalt geprägt, wie sich aus der Verteilung im Längsprofil ableiten läßt. Grünalgen (hauptsächlich koloniebildende Formen) beschränken sich weitgehend auf den limnischen Bereich, wobei sie eine geringe Erhöhung des Salzgehaltes ertragen. Sie stellen Indikatoren für Süßwassereinfluß dar. Die Kieselalge Actinocyclus normanii gilt als wichtigster Phytoplankter der unteren limnischen Zone des Ästuars. Sie stellt damit die Leitform dieser Region dar. Folgende Arten treten in bestimmten Halinitätszonen auf: Cyclotella striata (in der limnischen Zone unterhalb Hamburgs), Coscinodiscus lacustris und Stephanodiscus lucens (um die obere Brackwassergrenze), C. commutatus (in der mesohalinen Zone). Ihr Vorkommen verschiebt sich entsprechend dem oberwasserabhängigen Salzgradienten. Zu den wenigen Arten, die sowohl in verschiedenen Salzgehaltsregionen vorkommen als auch extreme Salzgehaltsschwankungen ertragen können, zählt die euryhaline Kieselalge Thalassiosira pseudonana (BÖHLING 1986). Bei Brackwasserschüben dringen marine euryhaline Arten wie Actinoptychus undulatus, Biddulphia (syn. Odontella) sinensis, Chaetoceros spp., Lithodesmium undulatum und Skeletonema costatum aus dem marinen Bereich in die meso- bis oligohaline Brackwasserzone ein. Im Rahmen von Monatslängsprofilmessungen der ARGE ELBE (1977-1994) werden seit 1980 regelmäßig Abundanzen von Plankton-Algen im Elbelängsschnitt einschließlich der Nebenelben zur Gütebewertung durchgeführt. Aus den Daten läßt sich u.a. der seewärtige Rückgang der Grünalgen ableiten. Es ergibt sich auch ein Verlust an Plankton-Biomasse, Chlorophyll, Seston und Zellzahlen bei der Passage des Hamburger Hafengebietes. So wurde z.B. 1993 ein Absinken des Jahresmittelwertes von 16.471 oberhalb Hamburgs (km 598,7 A) auf nur noch 6.246 Zellen pro ml unterhalb Hamburgs (km 628,8 A) gefunden. Die Artenzusammensetzung des Phytoplanktons kann anhand von Literaturauswertungen beschrieben werden (s.o.). Im Rahmen der UVU wurden darüber hinaus Chlorophyllmessungen durchgeführt, um die Biomasse des Phytoplanktons zu erfassen. Gegenwärtig ist die Biomasse des Phytoplanktons in der limnischen Zone des Ästuars oberhalb des Hamburger Hafens am höchsten, was durch das Chlorophyll-Maximum bestätigt wird. Hier herrschen also gute Bedingungen für die planktischen Algen. Im Hamburger Hafen kommt es zu einem erheblichen Verlust an Primärproduzenten durch Sedimentationsprozesse aus der euphotischen Zone. Hierbei wird ein erheblicher Anteil von ihnen irreversibel geschädigt. Im Hamburger Hafen und unterhalb von Hamburg findet ein hoher Chlorophyll-Abbau mit erhöhtem Sauerstoffverbrauch durch den Abbau von sedimentierten und resuspendierten Primärproduzenten statt. Im Bereich der maximalen Trübung werden die meisten toten Algenzellen und die niedrigsten Chlorophyllwerte gefunden. Erst im polyhalinen und marinen Bereich kann aufgrund eines günstigeren Lichtklimas wieder eine bessere Primärproduktion erfolgen, die aber nicht die Werte der oberen Tideelbe erreicht. Während vor der Wiedervereinigung Deutschlands das Sauerstoffdefizit unterhalb von Hamburg etwa zur Hälfte auf Nitrifikation beruhte, ist es in den neunziger Jahren auf die Aktivität von Bakterien zurückzuführen, die das zu einem Großteil aus Algendetritus bestehende organische Material abbauen. Das ist als Folge einer Sekundärverschmutzung durch abgestorbenes Plankton aus dem Hamburger Hafen zu werten. Im Vergleich zu älteren Planktonuntersuchungen hat sich gleichzeitig der wesentliche Einschnitt der Primärproduktions-Kurve im Elbelängsprofil, d.h. das Phytoplankton-Minimum, deutlich elbeaufwärts verlagert. Dabei hat die "Sedimentationskammer Hamburger Hafen" der "Brackwasser-Sinkstoffalle" im Bereich des Trübstoffmaximums im oberen Brackwassergebiet den "Rang abgelaufen". Bedeutung der Primärproduktion für die aquatischen Lebensgemeinschaften Betrachtet man die flächenbezogene Primärproduktion, so spielen Phytobenthos und Phytoplankton im Vergleich zu den Röhrichtpflanzen (Makrophyten) nur eine nachgeordnete Rolle. Da die Wattenflächen jedoch eine wesentlich größere Fläche im Ästuar einnehmen als die Röhrichtflächen, gewinnen die benthischen Mikroalgen, besonders die einzelligen Diatomeen im Schlickwatt, für die Primärproduktion erheblich an Bedeutung. Die in diesem Jahrhundert beobachtete Veränderung des Gewässer-Zustandes ist mit der Zunahme der mittleren Wassertiefe im Fahrwasser und der infolge anhaltender Baggertätigkeiten und Sedimentverklappungen lokal gestiegenen Trübung zu erklären. Da sowohl die erhöhten Trübstoffgehalte als auch die Vergrößerung der nicht durchlichteten (aphotischen) Zone eine Einschränkung der Primärproduktion bei gleichzeitig vermehrter Zehrung bewirken, sind die gut belichteten Flachwassergebiete vor und auf den Watten und in den Nebenelben für den Populationserhalt des Phytoplanktons besonders wichtig. Auf die Bedeutung der Flachwassergebiete sei noch einmal ausdrücklich hingewiesen. So deuten eine hohe Zooplanktonabundanz und ein hoher Fischreichtum in einigen Nebenelben auf eine starke Entwicklung des Phytoplanktons hin. Veränderungen des Schwebstoffgehaltes, der Wassertiefe und des Lichtklimas, d.h. eine Verringerung der durchlichteten (euphotischen) Zone, beeinflussen sowohl die planktischen als auch die benthischen Primärproduzenten. Im Bereich des Trübstoffmaximums gibt es nur in den oberen Zentimetern der Wassersäule ausreichend Licht. Bei Ebbe ist nur in den obersten Millimetern des Sedimentes eine Sauerstoffproduktion der Benthosalgen möglich. So müssen auch die mikrobenthische Primärproduktion und der Sauerstoffhaushalt im Zusammenhang mit der Fläche und Hydrographie der Watten betrachtet werden.   7.4.1.2. Fauna Die aquatische Fauna (Folgeproduktion) gliedert sich in die Lebensgemeinschaften

Zoobenthos,

Zooplankton und

Fische, die im folgenden dargestellt werden. Der Umfang der durchgeführten Untersuchungen wird bei jeder der Lebensgemeinschaften kurz skizziert. Ausführliche Angaben finden sich in MATERIALBAND VII. Zoobenthos Die Lebensgemeinschaft des Zoobenthos besiedelt ebenso wie die des Phytobenthos den Gewässergrund. Als tierische Lebensformen sind diese Organismen jedoch nicht vom Licht abhängig und daher im Gegensatz zum Phytobenthos nicht auf den belichteten Teil des Gewässergrundes beschränkt, sondern besiedeln diesen vollständig bis in die tiefsten Bereiche. Als mehr oder weniger stationäre Lebensformen besteht für sie nicht in selbem Maße das Problem der Ausschwemmung in ungeeignete Lebensräume wie für das Plankton. Die bestimmenden Lebensraumfaktoren wie z.B. Sedimentart, Salzgehalt und Strömung erfordern jedoch von den einzelnen Arten Anpassungen an die jeweilige Ausprägung und Kombination von Faktoren. Dies führt zu differenzierten Besiedlungsmustern des Gewässergrundes durch das Zoobenthos. Der Schwerpunkt der hydrobiologischen Untersuchungen liegt in der Bearbeitung des Zoobenthos, da die geplante Maßnahme direkt in deren Lebensraum (Gewässerboden) eingreift und diese Organismengruppe durch ihre substratgebundene Lebensweise am besten geeignet sind, Veränderungen anzuzeigen. Hierfür sind umfangreiche Beprobungen vorgenommen worden (vgl. Karte 7.4 - 1):

Drei Querschnitte oberhalb Hamburgs mit Beprobungen im Frühjahr und Herbst 1993 an je drei bis vier Probestellen,

zwei Querschnitte (Lühesand, Pagensand) mit monatlichen Beprobungen (Mai- Dezember 1993) an je 10 Probestellen,

ein Längsschnitt (Ostemündung bis Scharhörn) mit Beprobungen im Frühjahr und Herbst 1993 an 15 Probestellen,

einmalige Beprobung von 16 Klappstellen an je bis zu 5 Probestellen zwischen 1993 und 1995,

Probenahmen in drei Fahrrinnenbereichen unterschiedlicher Baggerintensität mit je bis zu 5 Probestellen 1994 und

für 7 Nebenflüsse (Este, Lühe, Schwinge, Oste, Pinnau, Krückau, Stör) Längsschnittbeprobungen im Frühjahr und Herbst 1993 an je 5 Probestellen. Für die Ilmenau wurden entsprechende Untersuchungen 1996 durchgeführt. Die Angaben zu den Untersuchungsmethoden finden sich in MATERIALBAND VII. Außerdem wurde die verfügbare Literatur zu dieser Lebensgemeinschaft ausgewertet. Insgesamt können 110 Taxa aus der Gemeinschaft der wirbellosen Fauna des Gewässerbodens (Benthos) im Flachwasser- (Litoral) bis Tiefwasserbereich (Sublitoral)2) des Untersuchungsgebietes nachgewiesen werden. Davon kommen 51 Taxa in der Außenelbe (Untersuchungsabschnitt VII) und 74 Taxa in der Unterelbe (Untersuchungsabschnitte I-VI) vor. Von den echten Brackwasserarten, einschließlich des Neueinwanderers Marenzelleria viridis (vielborstiger Ringelwurm-Polychät), sind 1993-95 nur sieben Arten im Elbe-Ästuar gefunden worden, überwiegend Flohkrebse (Amphipoda). Ein weitgehend ungestörtes Brackwasserbiotop kann 16 authochthone Arten aufweisen. Die folgende Abbildung zeigt die Anteile der wichtigsten Taxagruppen an der Gesamtzahl nachgewiesener Taxa. Abb. 7.4 - 2: Relativer Anteil wichtiger Taxagruppen des Zoobenthos an der Gesamtzahl nachgewiesener Taxa

o Längsschnittbetrachtung Die unterschiedlichen hydrologischen Verhältnisse, insbesondere der Salzgehalt, führen zu einer deutlichen Längsdifferenzierung der aquatischen Lebensraumbedingungen und damit der Artenzusammensetzung. Im folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse für die einzelnen Untersuchungsabschnitte zusammengefaßt.

Die obere Tideelbe (Untersuchungsabschnitt I) liegt vollständig im limnischen Bereich des Untersuchungsgebietes. Die Gewässerbreite schwankt in der Regel zwischen 100 und 200 m. Watt- und Flachwasserbereiche sind nur an wenigen Stellen flächig ausgebildet und bilden sonst schmale Ufersäume. Der tiefste Punkt eines Querschnittes liegt in der Regel zwischen 4 und 6 m unter NN. Der MThb am Pegel Zollenspieker liegt bei 275 cm und in Bunthaus bei 336 cm. Die Ufer sind zu zwei Dritteln mit Steinschüttungen etc. verbaut. Durchgängig über 90% des Bestandes der Gewässersohle werden durch die Oligochäten Propappus volki und Enchytraeus sp. sowie Strudelwürmer (Turbellaria) gebildet. Auch Zuckmückenlarven (Chironomidae) sind hier von Bedeutung. In der Fahrrinne dominiert Propappus volki.

Für die Tideelbe in Untersuchungsabschnitt II sind das Hafengebiet und die Stromspaltung charakteristisch. Der überwiegende Teil des Abschnittes wird von der Hafennutzung dominiert. Flachwasserbereiche und Wattflächen fehlen weitgehend. Die einzige nennenswerte, zusammenhängende Wattfläche findet sich im Naturschutzgebiet Heuckenlock. Der Gewässerquerschnitt ist in der Regel vollständig der See- bzw. Binnenschiffahrt angepaßt. Der MThb liegt bei etwa 340 cm. Die Ufer werden überwiegend von Spundwänden oder massiven Uferbefestigungen geprägt. ORTEGA et al. (1994) bezeichnen die Artenvielfalt im Hafen als gering, die Besiedlungsdichte dagegen als sehr hoch. Bestandsbildend sind Oligochäten der Gattung Limnodrilus, insbesondere L. hoffmeisteri. Das Vorkommen von Potamothrix hammoniensis (Tubificidae) wird mit hohen Populationsdichten für die schlickigen Hafenbecken dokumentiert. Die Oligochäten der Gattung Chaetogaster und Stylaria lacustris (Naididae) erreichen hohe Populationen überall dort, wo ein dichter Aufwuchsrasen vorliegt (z.B. von Cordylophora caspia). Das können Spundwände, Steinschüttungen aber auch entsprechende Aufwuchsflächen im Sand oder Schlick sein. In der Süderelbe werden als dominante Arten /Taxa die Dreikantmuschel Dreissena polymorpha, der Oligochät Propappus volki und Zuckmückenlarven (Chironomidae) nachgewiesen (KRIEG; MAASER 1997). Die Dreikantmuschel ist ein wesentliches Besiedlungselement der Fahrrinne zwischen Kattwyk-Brücke und Altenwerder. In den Flachwasserbereichen hat darüber hinaus auch die Schnecke Bithynia tentaculata stärkere Bedeutung.

Der Untersuchungsabschnitt III ist überwiegend limnisch geprägt. Bei Situationen, die ein Vordringen des Salzeinflußes nach Oberstrom begünstigen (z.B. geringe Oberwasserabflüsse), verschiebt sich der oligohaline Bereich jedoch bis zur Lühemündung. Die Gewässerbreite liegt in der Regel bei etwa 1 km. Der Abschnitt wird geprägt durch die Inseln Neßsand-Hanskalbsand und Lühesand mit den zugehörigen Nebenelben. Der MThb liegt bei etwa 320 cm. Der Abschnitt weist etwa zur Hälfte verbaute Ufer auf. Der Abschnitt ist außerdem durch die beiden großen Süßwasserwatten Fährmannssand und Mühlenberger Loch geprägt. Während das Sediment im Mühlenberger Loch instabil ist, sind die Schichten auf dem Fährmannsand lagebeständig. Diese Unterschiede spiegeln sich in der Besiedlungsstruktur wider. PFANNKUCHE (1977) fand auf dem Fährmannssand eine sehr arten- und individuenreiche Oligochätenfauna. Im Mühlenberger Loch siedelt hingegen eine anspruchslose, reduzierte Artengemeinschaft, die sich vor allem aus Oligochäten der Gattungen Limnodrilus, Nais und Paranais zusammensetzt (POSEWANG-KONSTANTIN et al. 1992; ARGE ELBE 1993). Mollusken (Weichtiere) sind im Untersuchungsabschnitt III ebenfalls verbreitet. So siedeln die Schnecken Bithynia tentaculata und Potamopyrgus antipodarum im Eulitoral und Flachwasser, während die Dreikantmuschel Dreissena polymorpha bis auf die Gewässersohle vordringt. Als Weidegänger besiedeln die Schnecken Hart- und Weichsubstrate ebenso wie Sandflächen. D. polymorpha lebt von der Fahrrinne bis zum Grenzbereich der MTnw-Linie auf allen Sedimenttypen mit eingeschlossenen Hartsubstraten. Charakteristisch für die Fahrrinne im Querschnitt Lühesand ist eine Gemeinschaft, die sich im wesentlichen aus Turbellarien und Oligochäten der Familie Enchytraeidae und Propappus volki zusammensetzt. Darüber hinaus ist der Amphipode Bathyporeia pilosa in den sandigen Substraten stetig verbreitet.

Der Untersuchungsabschnitt IV ist überwiegend zum Oligohalinikum mit Salzgehalten zwischen 0,5 und 5 ‰ zu rechnen. Der Hauptstrom weist hier Gewässerbreiten zwischen ein und zwei Kilometern auf. Der Abschnitt ist durch die Inseln Auberg/Drommel, Pagensand, Schwarztonnensand und Rhinplatte mit den dazugehörigen Nebenelben sehr stark strukturiert. In der erweiterten Flachwasserzone des Oligohalinikums dominieren euryhalin-limnische Oligochäten, überwiegend Arten aus der Gattung Limnodrilus sowie Potamothrix moldaviensis. Als typische Tiefwasserorganismen siedeln Propappus volki und diverse Enchytraeidae (Oligochäten) in der Fahrrinne. Weitere repräsentative Vertreter in diesem schwach wechselsalzigen Gebiet sind die genuinen Brackwasserarten Bathyporeia pilosa, Gammarus zaddachi (Flohkrebse) sowie der Keulenpolyp Cordylophora caspia (Nesseltier). Erstmalig konnte der Brackwasserpolychät Marenzelleria viridis (Neueinwanderer) auch in der Lühesander Süderelbe und 1993 auf dem Nordhang der Unterelbe bei Fährmannssand nachgewiesen werden.

Der Untersuchungsabschnitt V ist überwiegend zum Mesohalinikum mit Salzgehalten zwischen 5 und 18 ‰ zu rechnen. Der Abschnitt weist Gewässerbreiten von 2 km und mehr auf. Besonders am südlichen Ufer ziehen sich ausgedehnte Wattflächen mit vorgelagerten Flachwasserbereichen entlang. Besonders strukturreich ist der Bereich der Brammer Bank. Echte Brackwasserarten erreichen in diesem Abschnitt hohe Populationsdichten, und es treten vermehrt euryhalin-marine Arten in den Vordergrund. Das Arten- und Individuenminimum liegt auf Höhe der Rhinplatte in einem Gebiet häufiger und intensiver Unterhaltungsbaggerungen. Aspektbildend für die Brackwasserzone höheren Salzgehaltes im Sublitoral sind die euryhalin-marinen Polychäten Marenzelleria viridis, Capitella capitata, Polydora ciliata, Pygospio elegans und Eteone longa. Als genuine Brackwasserarten dominieren die Flohkrebse Bathyporeia pilosa, Corophium volutator, Gammarus salinus und Gammarus zaddachi. Unter den Hydrozoa (Nesseltiere) ist die Verbreitung der Polypengeneration von Obelia longissima und Laomedea calceolifera stromauf bis in den Untersuchungsabschnitt IV hinaus bemerkenswert.

In Untersuchungsabschnitt VI öffnet sich das Ästuar nach Norden hin zum Wattenmeer, während das Südufer noch den "Flußcharakter" der vorherigen Untersuchungsabschnitte aufweist. Der Abschnitt ist im Norden durch großflächige Sände, Watten und große Prielsysteme geprägt. Die Salzgehalte liegen hier vorwiegend zwischen 18 und 30 ‰. Die biozönotischen Strukturen sind vergleichbar mit denjenigen im Außenelbebereich. Es treten vermehrt Muscheln, wie Cerastoderma edule (Herzmuschel), Macoma balthica (Platt- oder Baltische Tellmuschel) und Mytilus edulis (Miesmuschel) auf. MARTENS (1992) beschreibt eine Miesmuschelbank, die am Südrand der Fahrrinne zwischen Cuxhaven und Altenbruch eine Fläche von ca. 114 ha einnimmt und sich bis in große Tiefe ausdehnt. Unter den Flohkrebsen ist das Vorkommen von Haustorius arenarius und verschiedener euryhalin-mariner Bathyporeia-Spezies bedeutsam. Häufig sind auch die Polychäten Marenzelleria viridis und Neanthes succinea sowie die Flohkrebse Gammarus zaddachi, G. salinus und Corophium lacustre. Außerdem treten die Brackwasseroligochäten Tubifex costatus und Paranais litoralis im Eulitoral auf. Im Poyhalinikum erreicht der omni-euryhaline Polychät Marenzelleria viridis ober- und unterhalb der MTnw-Linie hohe Bestandszahlen.

Der Untersuchungsabschnitt VII ist insgesamt dem Wattenmeer zuzurechnen. Ausgedehnte Wattflächen mit Prielsystemen und den Inseln Neuwerk, Scharhörn und Nigehörn prägen den Abschnitt. Die Salzgehalte liegen hier über 18 ‰. Entsprechend der hohen Salinität sind zahlreiche marine Polychätenarten verbreitet. Der Flohkrebs Haustorius arenarius ist im Watt ein typischer Vertreter des Grenzbereiches um die MTnw-Linie. Im Eulitoral wird er hauptsächlich im Neuwerker und Scharhörner Watt sowie auf dem Gelbsand nachgewiesen. In Untersuchungsabschnitt VI liegt seine maximale Verbreitung unterhalb MTnw vom oberen bis ins untere Sublitoral. Bevorzugt werden lageinstabile Sedimente (Fließsand). Der euryhalin-marine Oligochät Tubifex costatus gilt als Massenbesiedler von Weichböden der Watten. Besonders in schlickigem Substrat erreicht das Tier hohe Besiedlungsdichten. Der euryhalin-marine Oligochät Paranais litoralis zeigt keine speziellen Substratansprüche und ist grundsätzlich auf das Eulitoral begrenzt. Größere Muschelvorkommen (z.B. Herzmuscheln, Tellmuscheln, Klaffmuscheln und Miesmuscheln) sind auf den Watten und Sänden verbreitet. Knapp 80% der im Rahmen der durchgeführten Probenahmen festgestellten mittleren Individuenzahlen im sublitoralen Untersuchungsraum liegen zwischen 1.000 und 10.000 Ind./m2, wobei die höchsten Werte im limnischen Bereich oberhalb Hamburgs ermittelt werden (4 x 105 Ind./m2). Überdurchschnittlich hohe Abundanzen mit 1 x 105 bzw. 1 x 104 Ind./m2 werden einerseits bei Strom-km 723 A (zwischen Altenbruch und Cuxhaven) sowie andererseits im Bereich der oberen Brackwassergrenze bei Lühesand (Strom-km 648 A) festgestellt. Die Gesamtbiomasse3) (AFTG) der wirbellosen Bodenfauna differiert im Zusammenhang mit Besiedlungsdichte und -struktur im Längsschnitt erheblich. Von der Nordsee her stromauf nimmt der hohe Anteil der Polychäten an der Gesamtbiomasse ab, während umgekehrt vom Süßwasser aus stromab der hohe Anteil der Oligochäten abnimmt. Im Bereich Cuxhaven spielt der Biomasse-Anteil der Amphipoden eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Über 50% der mittleren Gesamtbiomassen sind kleiner als 100 mg/m2, über 40% liegen zwischen 100 bis 1.000 mg/m2. In der Tideelbe oberhalb Hamburgs werden mittlere Gesamtbiomassen über 500 mg/m2 erreicht. Zwischen Wedel und Brunsbüttel sind die Mittelwerte im allgemeinen kleiner als 100 mg/m2. Im Stromabschnitt Scheelenkuhlen (Strom-km 685 A) wird jedoch eine Gesamtbiomasse von knapp 1.000 mg/m2 ermittelt. In der Tendenz zeigt sich seewärts Strom-km 715 A ein Anstieg dieses Parameters bis auf maximal 7.000 mg/m2. o Querschnittbetrachtung Für zwei Querschnitte im Zentrum des Untersuchungsgebietes (vgl. Abb. 7.4 - 3) sind von Mai bis Dezember 1993 an jeweils 10 Stationen monatliche Benthosprobenahmen durchgeführt worden:

Querschnitt Lühesand (Untersuchungsabschnitt III). Die Probestellen L 1 bis L 4 (südlich Lühesand) liegen in der Lühesander Süderelbe, hauptsächlich im Flachwasserbereich (-2 m) oder in Tiefen von 2 bis 4 m bezogen auf MTnw (erweiterte Flachwasserzone). Die Stationen L 5 und L 10 umfassen den Flachwasser- bzw. oberen Hangbereich im Hauptstrom. Da die Scharkante an L 5 extrem steil abfällt, stammt ein Großteil der Proben allerdings aus tieferen Hanglagen bzw. im Einzelfall sogar von der Flußsohle. Die Substratentnahmen zwischen L 6 und L 9 sind im Tiefwasser innerhalb der Fahrrinnenbetonnung lokalisiert.

Querschnitt Pagensand (Untersuchungsabschnitt IV). Die Probestellen P 1 und P 2 (südlich Schwarztonnensand) liegen hauptsächlich im Flachwasserbereich (-2 m) oder in Tiefen von 2 bis 4 m bezogen auf MTnw. Die Stationen P 3 und P 7 umfassen den Flachwasser- bzw. oberen Hangbereich im Hauptstrom, während die Substratentnahmestellen P 4 bis P 6 im Tiefwasser zwischen den Fahrrinnenbetonnungen lokalisiert sind. Für die Probestellen in der Pagensander Nebenelbe sind die örtlichen morphologischen Verhältnisse vergleichbar. P 8 und P 10 liegen im Flachwasser bzw. am oberen Fahrrinnenrand, Station P 9 hingegen in der Fahrwassermitte. Abb. 7.4 - 3: Lage der Probenahmestellen der beiden Querschnitte (schematisch)

Die beiden Querschnitte wurden in Bereiche der Elbe gelegt, die z.B. durch Inseln und Nebenelben relativ gut strukturiert sind. Durch diese Untersuchungen sollten räumliche und saisonale Unterschiede möglichst weitgehend erfaßt werden. Auf beiden Querschnitten sind jeweils 38 Taxa identifiziert worden. Dominant sind auf den Querschnitten Arten aus der Ordnung der Oligochaeta (wenigborstige Würmer) überwiegend Propappidae, Enchytraeidae und Tubificidae. Aspektbildend erweisen sich in beiden Fällen außerdem verschiedene Flohkrebse der Gattungen Bathyporeia und Gammarus. Für den Querschnitt Pagensand trifft dieses auch auf Corophium zu. Auf beiden Querschnitten kommen Nematoda und Turbellaria grundsätzlich über den gesamten Querschnitt und in allen Tiefenstufen vor. Regelmäßig sind die Nematoda in den Flachwassergebieten der Nebenelben zu finden, während die Turbellaria gewöhnlich in den Tiefwasserproben gehäuft auftreten. Für die Tubificiden und Naididen ist eine deutliche Bevorzugung der Flachwasserzonen und oberen Hanglagen zu beobachten. Auffällig ist das Fehlen der Tubificiden Limnodrilus claparedeanus, L. hoffmeisteri und L. profundicola in der Fahrrinne des Hauptstromes. Propappus volki (Propappidae) und Enchytraeus sp. (Enchytraeidae) werden mit hoher Stetigkeit und Abundanz in der Fahrrinne beobachtet, regelmäßig aber auch an den übrigen Stationen der Querschnitte. Auf dem Querschnitt Pagensand hat auch Pachydrilus sp. seinen Verbreitungsschwerpunkt in der Fahrrinne. Gemäß seiner Präferenz für Meer- und Brackwasser spielt Pachydrilus sp. nur eine untergeordnete Rolle auf dem Lühesander Querschnitt. Sedimentbeschaffenheit, Salinität und Strömung dürften die Randbedingungen sein, die die Verbreitung primär beeinflussen. Die zeitliche und räumliche Dichte der auf den beiden Querschnitten durchgeführten Benthosprobenahmen ermöglicht detaillierte Aussagen z. B. auch zur saisonalen Variabilität der Benthoslebensgemeinschaften. Im folgenden werden für jeweils vier ausgewählte Stationen des Querschnittes die wichtigsten Ergebnisse zusammengefaßt (vgl. Abb. 7.4 - 3): - Querschnitt Lühesand An Station L 2 im Fahrwasser der Lühesander Süderelbe wird mit 16 Taxa das größte Artenspektrum nachgewiesen. Die höchste Vielfalt mit acht Taxa wird im Dezember erreicht, ebenso wie die maximale Individuendichte mit 2 x 104 Ind./m2. In den Monaten August und Oktober werden die niedrigsten Werte mit weniger als 1.000 Ind./m2 ermittelt. Aspektbildend sind die Oligochäten Propappus volki, Enchytraeus sp. und der Flohkrebs Bathyporeia pilosa. Insgesamt werden an Station L 4 in der Flachwasserzone der Lühesander Süderelbe 14 Taxa ermittelt. Das größte Artenspektrum mit zehn Taxa tritt im September auf. Die maximale Individuendichte wird im selben Monat mit 9.250 Ind./m2 erreicht, während im Mai/Juni mit weniger als 2.000 Ind./m2 die niedrigsten Werte errechnet werden. Durchschnittlich liegen die Gesamtabundanzen über 3 x 103 Ind./m2. Dominierend sind grundsätzlich die Tubificiden, die während der gesamten Beprobungszeit beobachtet werden. Daneben treten zeitweise Propappus volki, Marenzelleria viridis und Bathyporeia pilosa auf. Insgesamt werden an der Tiefwasserstation L 7 in Fahrrinnenmitte nur 9 Taxa ermittelt. Das größte Artenspektrum mit sieben Taxa tritt im November auf. Die maximale Individuendichte wird im Dezember mit 49.500 Ind./m2 erreicht, während im September mit nur 250 Ind./m2 ein auffallend niedriger Wert berechnet wird. Normalerweise liegt die Größenordnung im Bereich 103 bis 104 Ind./m2. Charakteristisch für diese Tiefwasserstation in der Fahrrinnenmitte ist die Gemeinschaft aus Enchytraeiden und Propappiden (Oligochäten). Zeitweise dominant sind auch die Turbellarien. An Station L 10 in der erweiterten nördlichen Flachwasserzone im Hauptstrom werden insgesamt 14 Taxa nachgewiesen. Die größte Artenvielfalt wird im September mit acht Arten erreicht. Die maximale Bestandszahl hingegen im Juli mit 33.750 Ind./m2, während im Mai und Juni ein Wert von weniger als 2.000 Ind./m2, bei gleichzeitiger Artenreduktion auf drei Taxa, notiert wird. An dieser Station sind die Tubificiden bis auf eine Ausnahme (August) stets häufig aber nicht grundsätzlich dominant. Entsprechend dem Sedimenttyp wechselt die Artenstruktur mit deutlichen Dominanzverschiebungen zugunsten von Propappus volki, Enchytraeus sp. und Turbellarien. Die Turbellarien erreichten nie die hohen Bestandszahlen der Fahrrinnenpopulationen. In sandigen Sedimenten ist Propappus volki regelmäßig mit auffällig hohen Individuenzahlen vertreten. - Querschnitt Pagensand Insgesamt werden an der Flachwasserstation P 2 13 Taxa nachgewiesen. Die größte Artenvielfalt mit 7 Taxa wird im August beobachtet. Die maximale Individuendichte wird von Juli bis August mit 9 x bzw. 7 x 103 Ind./m2 erreicht, während in den Monaten Mai und Juni mit weniger als 1 x 103 Ind./m2 die niedrigsten Werte ermittelt werden. Auffällig sind die durchgängig hohen Raten der Tubificiden am Gesamtbestand, ihr Anteil liegt generell über 75%. Als subdominante Arten sind noch Marenzelleria viridis sowie die Flohkrebse Bathyporeia pilosa und Corophium volutator erwähnenswert. In der erweiterten, südlichen Flachwasserzone im Hauptstrom der Station P 3 werden ebenfalls insgesamt 13 Taxa nachgewiesen. Die größte Artenvielfalt und maximale Individuendichte werden im November/Dezember mit sieben bis acht Arten und 4.500 Ind./m2 erreicht, während im Mai und August der Bestand auf 500 Ind./m2 abfällt, bei gleichzeitiger Artenreduktion auf zwei bis drei Taxa. Die Tubificiden sind meist häufig, aber nicht grundsätzlich dominant. Weitere bestandsbildende Arten sind M. viridis und Bathyporeia pilosa. Der Polychät M. viridis wird mit sehr schwankenden Abundanzen, aber in jeder Monatsprobe gezählt. Insgesamt werden an der Tiefwasserstation P 5 in Fahrrinnenmitte nur 10 Taxa ermittelt. Das größte Artenspektrum mit sechs Taxa tritt Mitte bis Ende des Sommers auf. Die maximale Individuendichte wird im November mit 19.750 Ind./m2 erreicht. Durchschnittlich liegen die Gesamtabundanzen über 3 x 103 Ind./m2. Charakteristisch für diese Station in Fahrrinnenmitte ist die Gemeinschaft der Enchytraeidae, Propappidae und Turbellaria. Ihr Anteil an der Gesamtpopulation schwankt im Extrem zwischen 30% (September) und 100% (Mai und Juli). Insgesamt wird an Station P 8 in der Pagensander Nebenelbe mit 18 Taxa das höchste Artenspektrum ermittelt. Die maximale Individuendichte wird im November mit 23.875 Ind./m2 erreicht, während in den Monaten Mai und Oktober mit 103 Ind./m2 die niedrigsten Werte ermittelt werden. Die größte Artenvielfalt wird im Spätsommer von August bis September mit neun bis elf Taxa beobachtet. Im Folgemonat kommt es zu einem deutlichen Abfall auf nur drei Taxa. Bis Dezember steigt die Anzahl allerdings wieder auf sieben Taxa an. Vergleichbar der Probestelle P 2 im Nebenstrom Schwarztonnensand dominieren auf dieser Station in der Pagensander Nebenelbe grundsätzlich die Tubificiden, die während der gesamten Beprobungszeit beobachtet werden. Daneben treten zeitweise Propappus volki, Bathyporeia pilosa, Corophium curvispinum und Corophium lacustre in Erscheinung. o Besonderheiten der Fahrrinne An dieser Stelle wird die Fahrrinne als der von der geplanten Maßnahme am intensivsten betroffene Bereich noch einmal speziell betrachtet. Die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen (Längs- und Querschnitte) belegen eine durchgängige Besiedlung der Fahrrinne mit Zoobenthosorganismen. Die wirbellose Bodenfauna in der Fahrrinne setzt sich aus Populationen zusammen, die den natürlichen, extremen Randbedingungen, wie beispielsweise Strömungsgeschwindigkeit und Lageunbeständigkeit des Sohlenmaterials, gut angepaßt sind. So sind die verbreiteten Arten Propappus volki (Oligochät) und Bathyporeia pilosa (Amphipode) Spezialisten, die in der Fahrrinne passende Sedimentstrukturen (Sande) vorfinden und freie Flächen als r-Strategen (hohe jährliche Reproduktion, Aufbau einer großen Population in kurzer Zeit) schnell besetzen können, zumal die Konkurrenz in diesem Lebensraum gering ist. Desweiteren besiedeln den Biotop zahlreiche raschwüchsige und vermehrungsfreudige Polychäten, wie Marenzelleria viridis, Nereis succinea, Polydora spp., Pygospio elegans u.a., aber auch einige Tubificiden-Arten und Muscheln, deren Vorkommen in der Fahrrinne ein Indiz für die Anpassung an eine opportunistische Lebensweise darstellt. Fast alle in der Fahrrinne nachgewiesenen Arten siedeln auch im Flachwasser und auf den Hanglagen, grundsätzlich allerdings mit höheren Populationsdichten in den flacheren Bereichen des Sublitorals. Die Verbreitung der Arten ist im Längsschnitt maßgeblich durch den Salzgradienten gesteuert. Die durchgeführten Untersuchungen haben gezeigt, daß die Propappiden und Enchytraeiden (Oligochäten-Familien) ein bestandsbildendes Element der benthischen Fahrrinnengemeinschaft im limnischen Bereich und im Oligohalinikum bilden. Dominante Art ist in der Regel Propappus volki. In der Süderelbe wird die Dreikantmuschel Dreissena als wesentliches Besiedlungselement der untersuchten Fahrrinne zwischen Kattwyk-Brücke und Altenwerder festgestellt (KRIEG; MAASER 1997). Aspektbildend für die Fahrrinne im Querschnitt Lühesand sind neben Turbellarien und Nematoden die Oligochäten Propappus volki und Enchytraeus sp. sowie der Flohkrebs Bathyporeia pilosa. Charakteristisch für die Fahrrinne im Querschnitt Pagensand ist die Gemeinschaft aus Enchytraeidae, Propappidae (Oligochäten) sowie Turbellarien und Nematoden. Mit steigendem Salzgehalt werden die Oligochäten zunehmend von den Polych 4"ten verdrängt. Im Bereich der von intensiven Unterhaltungsbaggerungen geprägten Rhinplatte dominiert z.B. der opportunistische Polychät Marenzelleria viridis bei Subdominanz des Flohkrebses Bathyporeia pilosa. Bathyporeia pilosa ist generell ein typischer Sand- und Fahrrinnenbewohner. Neben diesen beiden Arten ist z.B. der Gammaride Haustorius arenarius ein charkteristischer Fahrrinnenbewohner. Die Polychäten Polydora ciliata, Pygospio elegans kommen bei entsprechenden Substraten ebenfalls in der Fahrrinne vor. Auch die Miesmuschel tritt in der Fahrrinne häufig in Form von über der Sohle verdriftenden Aggregaten auf. Die Auswertung der Benthosprobenahmen auf den untersuchten Querschnitten Pagensand und Lühesand ergibt bemerkenswerterweise, daß die Nebenelben unter der MTnw-Linie nicht durch deutlich höhere Artenzahlen, Besiedlungsdichten oder Biomassen als die Fahrrinne gekennzeichnet sind. Dies zeigt die Bedeutung der Fahrrinne als Siedlungsraum für Opportunisten, aber auch Spezialisten, die sich durchsetzen können, da es an Konkurrenten fehlt. o Einfluß von Unterhaltungsbaggerungen auf die Benthosgemeinschaften der Fahrrinne Die Lebensgemeinschaften der Fahrrinnensohle sind in vielen Bereichen von häufigen Störungen durch die Unterhaltungsbaggerungen betroffen. Um eine Abschätzung zu ermöglichen, inwiefern sich die oben geschilderte Besiedlung der Fahrrinne mit zunehmender Baggertätigkeit verändert, sind einmalig in drei Bereichen unterschiedlicher Baggerintensität jeweils drei bis fünf Benthosproben in der Fahrrinne entnommen und ausgewertet worden:

Rhinplatte (Strom-km 670A - 676 A) (hohe Baggerintensität),

Juelssand (Strom-km 649 A - 655 A) (mittlere Baggerintensität)

Pagensand (Strom-km 663,5A - 664 A) (geringe Baggerintensität). Der Vergleich der entnommenen Sedimentmengen mit den korrespondierenden Individuen- und Artenzahlen zeigt in der Regel einen deutlichen Rückgang derselben bei intensiver Baggertätigkeit sowie höhere Individuen- und Taxazahlen in Gebieten niedriger Unterhaltungsbaggerei. Im Gebiet Rhinplatte, wo das Ausmaß der Unterhaltungsbaggerei seit Jahren am höchsten ist, liegt mit durchschnittlich fünf Taxa und 1 x 103 Individuen pro m2 das Arten- und Individuenminimum. Der Bereich Juelssand nimmt mit durchschnittlichen < 1 x 10 4 Individuen pro m2 und sieben Taxa sowohl hinsichtlich der Baggerintensität als auch der Benthosbesiedlung eine Mittelstellung ein. Auf dem untersuchten Pagensander Abschnitt, mit so gut wie keiner Baggertätigkeit, werden die höchsten Individuenzahlen mit durchschnittlich mehr als 3 x 104 Individuen pro m2 bei durchschnittlich sechs Taxa ermittelt. Es zeigt sich, daß die in der Regel intensive Besiedlung der Fahrrinne (s.o.) in Bereichen hoher Baggerintensität deutlich reduziert ist (arten- und individuenarme Benthoszönose). o Klappstellenbetrachtung Im folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse der Klappstellenbeprobungen erläutert. Je nach Größe der geplanten Baggergutverbringungsstellen werden eine bis max. fünf Einzelstationen beprobt. Ein Vergleich der mittleren Individuenzahlen dieser Stationen (gemittelt, wenn auf der Fläche mehr als eine Unterstation war) mit denen der Fahrwasserstationen ergibt grundsätzlich keine erkennbaren Unterschiede. Für die Artenvielfalt gilt entsprechendes. In qualitativer Hinsicht zeigt das Artenspektrum der geplanten Klappstellen und Ablagerungsstellen ausgesprochen opportunistische Merkmale. Opportunisten wie Capitella capitata, Marenzelleria viridis, Polydora ciliata, Hetromastus filiformis und Neanthes succinea sind aspektbildend. Auf den geplanten Ablagerungsstellen in UA III und IV dominierten entsprechend der vorherrschenden Sedimenttypen Propappus volki und verschiedene Oligochäten aus der Familie der Tubificiden sowie der Amphipode Bathyporeia pilosa. Während M. viridis und P. ciliata auf fast allen beprobten Klappstellen nachgewiesen werden, beschränkt sich das Vorkommen von N. succinea auf die Klappstellen im mesohalinen Bereich. C. capitata schließlich ist auf den Klappstellen im Meso- und Polyhalinikum verbreitet. o Zoobenthos der Nebenflüsse Durch eine zweimalige Beprobung (im Frühling und Herbst) ist ein Überblick über das vorkommende Arteninventar und die Abundanzen in den Nebenflüssen geschaffen worden. In allen acht untersuchten Nebenflüssen zusammen werden insgesamt 53 verschiedene Arten(gruppen) gefunden. Den Hauptanteil davon stellten die Oligochäten, die mit 21 Arten/Taxa vertreten sind. Die folgende Tabelle 7.4 - 1 zeigt zusammenfassend die wichtigsten Ergebnisse der Benthosprobenahmen in den untersuchten Nebenflüssen. Tab. 7.4 - 1: Gesamtindividuenzahl [/m2], Biomasse als AFTG [mg/m 2], Artenanzahl und wichtige Arten der acht Nebenflüsse
 

Fluß Ind./m2 AFTG [mg/m2] Artenzahl wichtige Arten
Este 1.000-19.000 267 17 Limnodrilus hoffmeisteri, L. claparedeanus, Potamothrix moldaviensis, Propappus volki
Lühe 600-36.000 3170 27 Limnodrilus hoffmeisteri, L. claparedeanus, L. profundicola, Potamothrix moldaviensis, Tubifex tubifex
Schwinge 100-52.000 1-216 13 Limnodrilus hoffmeisteri, L. claparedeanus, L. profundicola, Potamothrix moldaviensis
Oste 300-19.000 21-1.679 17 Limnodrilus hoffmeisteri, Potamothrix moldaviensis, Marenzelleria viridis, Capitella capitata
Pinnau 5.000-40.000 20-192 25 Limnodrilus hoffmeisteri, L. claparedeanus, Potamothrix moldaviensis, Tubifex tubifex
Krückau 300-198.000 2-821 19 Limnodrilus hoffmeisteri, L. claparedeanus, L. profundicola, Potamothrix moldaviensis, Potamothrix hammoniensis
Stör 100-32.000 1-81 20 Limnodrilus hoffmeisteri, L. profundicola, Potamothrix moldaviensis, Enchytraeus spp, Propappus volki, Bathyporeia pilosa, Nematoda
Ilmenau 6.000-769.000 26-1.783 29 Propappus volki, Oligochaeta indet., Turbellaria, Nematoda
Erläuterungen:AFTG = aschefreies Trockengewicht

  Zooplankton Das Zooplankton ist die Lebensgemeinschaft der frei im Wasser schwebenden Tiere, die gegenüber dem Wasserkörper nur zu eingeschränkter Eigenbewegung fähig sind. Die Tideelbe stellt durch ihre ästuartypisch ständig wechselnden hydrographischen Verhältnisse einen spezifischen Lebensraum für diese Organismen dar, da sie ungünstigen Lebensbedingungen nicht aktiv ausweichen können. Das frei im Wasser schwimmende Zooplankton muß sich diesen extremen Bedingungen anpassen, um überleben zu können. Die Verteilung des Zooplanktons wird neben den biologisch bedingten saisonalen Veränderungen (spezifische Reproduktionszeiten, sich änderndes Nahrungsangebot, Fraßdruck durch Räuber) durch periodische Gezeitenbewegungen und sich langfristig ändernde Oberwasserabflüsse gesteuert. Innerhalb des Zooplanktons sind zahlreiche Tierstämme vertreten. Die Körpergrößen der Organismen reichen von mikroskopisch kleinen Einzellern bis zu mehr als zwei Zentimeter großen Tieren (z.B. Fischlarven). Die Beschreibung der Lebensgemeinschaft Zooplankton erfolgt anhand von Literaturauswertungen (vgl. MATERAIALBAND VII). Aus neuerer Zeit liegen keine Studien vor, die ähnlich umfassend wären, wie die von SCHULZ (1961) und GIERE (1968). Nach deren Artenlisten beherbergt der limnische Bereich der Tideelbe 126 Arten, der oligohaline Bereich 77, der mesohaline 110 und der polyhaline Bereich 111 Arten. Die drei dominierenden Tiergruppen des Zooplanktons sind die Rädertiere (Rotatorien), die Blattfußkrebse (Cladoceren) und die Ruderfußkrebse (Copepoden). Das Artenspektrum verschiebt sich im Längsschnitt von einem rein marinen zu einem limnischen. Im Übergangsbereich dominieren Formen, die an die besonderen Verhältnisse im Brackwasser angepaßt sind. Im limnischen Abschnitt der Tideelbe dominieren die Rädertiere und Blattfußkrebse. In der oligohalinen und mesohalinen Zone entwickeln vor allem die Ruderfußkrebse hohe Abundanzen. Im Polyhalinikum werden neben den Polychätenlarven wieder die Rädertiere bestimmend. Dabei sind es heute die selben Arten, die auch in älteren Arbeiten als vorherrschend beschrieben werden (vgl. FIEDLER 1991; PEITSCH 1992; KAFEMANN et al. 1995). Ein Vergleich der Zooplanktongemeinschaft des Elbe-Ästuars mit anderen Ästuaren der nördlichen Hemisphäre zeigt außerdem, daß auch dort dieselben Gattungen (Bosmina, Eurytemora, Acartia) und z.T. sogar Arten in genau der selben Abfolge vom limnischen zum marinen Bereich das Arteninventar bestimmen (MILLER 1983). Die Zooplanktongemeinschaft der Tideelbe kann also qualitativ nicht als verarmt betrachtet werden, sie repräsentiert vielmehr eine stabile Lebensgemeinschaft mit speziellen Anpassungen an die besonderen Bedingungen eines Ästuars. Zooplanktonorganismen, die Fließgewässer besiedeln, können in ihrem Lebensraum nur unter bestimmten Bedingungen dauerhaft Populationen ausbilden. Grundvoraussetzung für ihr Überleben im Fluß ist, daß ihr Populationswachstum die Individuenverluste durch Mortalität und Ausschwemmung zumindest ausgleicht (MILLER 1983). In einem Ästuar ist der Individuenverlust einer Zooplanktonpopulation nicht nur vom Oberwasserabfluß, sondern auch vom Einfluß der Tide abhängig. Das Eindringen der Tide in das Flußsystem verlängert die Aufenthaltszeiten des Wasserkörpers und begünstigt somit die Ausbildung einer dauerhaften Population. Die Lebensgemeinschaft Zooplankton setzt sich im wesentlichen aus drei Tiergruppen mit sehr unterschiedlicher durchschnittlicher Reproduktionsdauer zusammen:

Rädertiere (Rotatorien) mit einer Generationsdauer von etwas mehr als einem Tag,

Blattfußkrebse (Cladoceren) mit einer Generationsdauer von etwas mehr als einer Woche und

Ruderfußkrebse (Copepoden) mit einer Generationszeit von etwa 24 Tagen. Faßt man die Ergebnisse der verwendeten Literatur zusammen, sind in der Tideelbe (ohne Berücksichtigung von Flagellaten, Ciliaten und Fischlarven) weit über 250 Zooplanktonarten vertreten. Dieser Artenreichtum ist typisch für Ästuare, die unter marinem Einfluß stehen (DAY et. al. 1989). Die wichtigsten Ergebnisse im einzelnen sind:

Maximale Abundanzen und Biomassen des Zooplanktons werden im limnischen Bereich der Elbe unterhalb Hamburgs beobachtet.

Die Haupttaxa innerhalb des Mesozooplanktons (200-2000 µm) der gesamten Tide-Elbe sind Ruderfußkrebse (Copepoden), Blattfußkrebse (Cladoceren) und Rädertiere (Rotatorien). Ruderfußkrebse und Blattfußkrebse sind prägend für das Mesozooplankton der Unterelbe. In der oberen Tideelbe und zeitweise auch im limnischen Bereich der Unterelbe erreichen auch die Rädertiere hohe Individuendichten.

Innerhalb des Krebstierplanktons und somit fast ganzjährig auch innerhalb des Gesamtzooplanktons stellt der Ruderfußkrebs Eurytemora affinis die dominierende Zooplanktonart der Unterelbe dar. Die in der Tideelbe bedeutendste Blattfußkrebsart ist Bosmina longirostris. Die Rädertiere sind im Plankton der Tideelbe vor allem durch die Gattungen Brachionus und Keratella vertreten.

Die Zooplanktonabundanzen weisen im Jahresverlauf ein Maximum im Frühjahr sowie ein kleineres Herbstmaximum auf. Das Frühjahrsmaximum des Zooplanktons wird von Ruderfußkrebsen bestimmt. Während der Sommermonate nimmt ihre Häufigkeit ab, gleichzeitig steigt die Anzahl der Rädertiere und Cladoceren, sie erreicht jedoch nicht das Ausmaß des Frühjahrsmaximums.

Der in der gesamten Unterelbe in hohen Individuenzahlen auftretende Ruderfußkrebs Eurytemora affinis stellt eine entscheidende Nahrungsgrundlage für die Elbfische dar. Zu Zeiten geringer Reproduktion (Winter) oder hoher Oberwasserabflüsse (Frühjahr) findet ein Netto-Austrag von Eurytemora affinis aus der Tide-Elbe in die angrenzende Nordsee statt. Vor allem die im limnischen Bereich des Ästuars gelegenen Flachwasserbereiche und Nebenelben gewährleisten allerdings extrem hohe Reproduktionsraten von Eurytemora affinis und tragen somit zum Ausgleich der Verluste und damit zum Erhalt der Population dieser Art bei. Der zum Makrozooplankton (2000 µm-2 cm) zählende Spaltfußkrebs Neomysis integer ist ebenfalls in der gesamten Unterelbe verbreitet und spielt eine entscheidende Rolle als Nahrungsgrundlage zahlreicher Fische. Auch für diese Art ist Eurytemora affinis eine wichtige Nahrungskomponente. Fische Die Lebensgemeinschaft der Fische ist von den aquatischen Lebensgemeinschaften diejenige mit der größten Mobilität der Arten bzw. Individuen im Untersuchungsgebiet. So führen einige Arten regelmäßig großräumige Wanderungen aus und nutzen das Untersuchungsgebiet als Teillebensraum z.B. zum Laichen, Heranwachsen der Jungtiere, als Nahrungsraum oder als Durchzugsgebiet. Viele Arten leben jedoch auch überwiegend oder ausschließlich im Untersuchungsgebiet. In bezug auf die übrigen aquatischen Lebensgemeinschaften stehen die Fische am Ende der Nahrungskette, d.h. sie sind in hohem Maße abhängig vom Zustand der übrigen aquatischen Lebensgemeinschaften. Die folgenden Ausführungen stützen sich auf eine Auswertung der umfangreichen vorliegenden Literatur (vgl. MATERIALBAND VII). Aktuelle Angaben zur Fischfauna der Tideelbe machen PETERMEIER et al. (1994), THIEL (1994a) und THIEL et al. (1995a). Danach kann von einem gegenwärtigen Arteninventar von 76 Fischarten ausgegangen werden, wenn man Einzelfänge verschiedener Störartiger einmal ausklammert, da die taxonomische Zuordnung bei den gemeldeten Fängen nicht zweifelsfrei ist. Unter den nachgewiesenen Fischarten befinden sich 31 Süßwasserarten, 35 Arten Meeresfische und zehn euryhaline Fischarten. 69 Arten gehören zu den autochthonen und sieben zu den allochthonen Fischarten (vgl. Tab. 7.4 - 2). Sehr häufig treten Stint, Kaulbarsch und Flunder in der Tideelbe auf. Die beiden letzten Arten sind charakteristische Leitarten, die namensgebend für den Unterlauf großer Flüsse (Kaulbarsch-Flunder-Region) sind. Die Vorkommen von Aal, Dreistachligem Stichling, Finte und Hering sind als häufig zu bezeichnen. 20 weitere Fischarten sind regelmäßig in der Tideelbe anzutreffen, während für weitere 20 Arten die Fundhäufigkeit unter fünf Prozent liegt (THIEL 1994a). Diese Arten sind deshalb eher als selten zu bezeichnen. 29 Fischarten wurden als Einzelfunde bzw. nur in wenigen Exemplaren nachgewiesen. Einige Fischarten, die früher häufig bzw. regelmäßig in der Tideelbe auftraten, sind heute verschollen. Insgesamt beträgt der Fischartenverlust in der Tideelbe im Vergleich zum Arteninventar im vorigen Jahrhundert fünf Arten. Zu den verschollenen Arten gehören Stör, Maifisch, Zährte, Wels und Nordseeschnäpel. Einschneidende Bestandsrückgänge müssen u.a. für Fischarten wie Lachs, Ukelei, Barbe und Quappe festgestellt werden (NELLEN 1992). Tab. 7.4 - 2: Artenzusammensetzung und Gefährdungsgrad der Fischgemeinschaft in der Tideelbe (nach Angaben von PETERMEIER et al. 1994; THIEL 1994a; THIEL et al. 1995a)
 

Marine ArtenGgLimnische ArtenGgEuryhaline ArtenGg

Hering

Sandgrundel Strandgrundel Sprotte Seezunge Kleine Seenadel Dorsch Wittling Scholle Scheibenbauch Dicklippige Meeräsche Seeskorpion Kliesche Steinpicker Roter Knurrhahn Hornhecht Aalmutter  Kleiner Sandaal Zwergdorsch Fünfbärtelige Seequappe Seehase Glattbutt Steinbutt Franzosendorsch Wolfsbarsch Makrele Stöcker Mittelmeer-Seequappe Vierbärtelige-Seequappe Streifenbarbe  Große Seenadel  Großer Sandaal  Butterfisch  Sardelle  Schwarzgrundel   

5

5 5 5 5 5 5 5 5 3 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 4 5 5 5 3 5 5 - 5 5 3 5 5 5 5

Kaulbarsch 

Zander  Brassen  Rapfen  Plötze  Güster  Flußbarsch  Aland  Neunstachliger Stichling Zope  Bachneunauge  Rotfeder  Schleie  Hecht  Bitterling  Karausche  Moderlieschen  Hasel  Döbel  Steinbeißer  Quappe  Gründling  Barbe  Ukelei  Schlammpeitzger  a - Karpfen  a - Giebel  a - Kleine Maräne  a - Zwergwels  a - Silberkarpfen  a - Graskarpfen  0 - Zährte  0 - Wels   

5

5 5 3 5 5 5 3 5 3 2 5 5 3 2 3 3 3 5 2 2 5 2 5 2 2 5 3 F F F 2 2

Stint 

Flunder Aal Dreistachliger Stichling  Finte  Flußneunauge  Meerforelle Meerneunauge  Lachs  a - Regenbogenforelle  0 - Stör  0 - Maifisch  0 - Nordseeschnäpel   

5

5 5 5 2 2 2 2 1 F 0 1 0

Erläuterungen:

0 = verschollen a = allochthone ArtGefährdungsgrad  (Gg) nach NOWAK et al. (1994):  0 = ausgestorben oder verschollen,  1 = vom Aussterben bedroht,  2 = stark gefährdet,  3 = gefährdet,  4 = potentiell gefährdet,  5 = nicht gefährdet bzw. nicht in der Roten Liste geführt,  F = kein autochthones Vorkommen,  - = keine Angaben

Nur 7 Fischarten, darunter die euryhalinen Arten Stint, Finte, Flunder, Dreistachliger Stichling und Aal, sind bei quantitativer Betrachtung für die Struktur der Fischgemeinschaft der Tideelbe von Bedeutung (THIEL 1994a). Die wichtigste Meeresfischart ist der Hering. Unter den Süßwasserfischen spielt der Kaulbarsch die größte Rolle. Die vier Arten Stint, Finte, Flunder und Hering repräsentieren zusammen im Durchschnitt 94% der Abundanz und 82% der Biomasse (vgl. folgende Abb.). Der Dreistachlige Stichling hat nur hinsichtlich der Abundanzanteile, der Aal nur hinsichtlich der Biomasseanteile Bedeutung für die Struktur der Fischgemeinschaft. Die mittlere Fischbiomasse liegt im Hauptstrom bei 116 kg/m3 106 und in den Nebenelben bei 160 kg/m3 106 (THIEL et al. 1995a). Die mittlere Abundanz ist in den Nebenelben mehr als fünfmal so hoch wie im Hauptstrom, da sich in den Randbereichen der Elbe im Schnitt kleinere Fische aufhalten als im Hauptstrom. Abb. 7.4 - 4: Relative Anteile der mittleren Abundanzen und mittleren Biomassen der Fischarten in der Tideelbe von 1989 bis 1992 nach THIEL (1994a; verändert)

Eine deutliche Veränderung der Artenzusammensetzung der Fischgemeinschaft gibt es im Längsverlauf der Tideelbe. Die Bedeutung des Stintes innerhalb der Fischgemeinschaftsstruktur nimmt stromaufwärts, die von Flunder und Hering stromabwärts zu. Finte und Kaulbarsch haben ihren Verbreitungsschwerpunkt etwa in der Mitte des Untersuchungsgebietes zwischen Strom-km 660 A und 680 A. Jungstinte des ersten Jahrganges treten ab Juni verstärkt in den Hamenfängen auf und erreichen enorme Häufigkeiten in den Sommermonaten mit Spitzenwerten von Juni bis August. Im September fallen die Werte wieder ab. Für den Aal sind relativ hohe Abundanzen im Frühjahr und Sommer typisch. Im Oktober sinken die Aalmengen ab und sind von November bis März geringer als in der folgenden Zeitperiode. Das Hauptvorkommen der Dreistachligen Stichlinge beschränkt sich auf den Zeitraum zwischen Dezember und März, wenn sie im Zuge ihrer Laichwanderungen in die Tideelbe einwandern. Die komplexe Wirkungsweise natürlicher Umweltparameter auf die Struktur der unterelbischen Fischgemeinschaft wird in Tabelle 7.4 - 3 zusammenfassend dargestellt. So wird die Fischbiomasse hauptsächlich durch den Salzgehalt und den Sauerstoffgehalt beeinflußt. Der Salzgehalt steuert auch in entscheidendem Maße die Artenzahl und -zusammensetzung. Jedoch spielt hierbei auch die Strömungsgeschwindigkeit eine Rolle. Die Strömung beeinflußt die Fischabundanz, die aber auch in Abhängigkeit von der Wassertemperatur variiert. Das Nahrungsangebot hat neben dem Einfluß auf die Fischabundanz auch eine Wirkung auf die Fischbiomasse. Salzgehalt, Sauerstoffgehalt und Nahrungsangebot wirken vor allem im Längsschnitt der Tideelbe. Die Strömung hat ihre Hauptwirkungsrichtung im Elbequerschnitt, und die Wirkung der Wassertemperatur ist saisonal abhängig. Tab. 7.4 - 3: Wirkungsweise natürlicher Umweltparameter auf die Struktur der unterelbischen Fischgemeinschaft - Ergebnisse schrittweiser multipler Regressionsanalysen - (vgl. THIEL et al. 1995a)
 

Umweltparameter HauptwirkungsrichtungHauptbeeinflussung
Salzgehaltim Elbelängsschnittvon Artenzahl und -zusammensetzung; Fischbiomasse
Strömungim Elbequerschnittvon Artenzahl und -zusammensetzung; Fischabundanz
Sauerstoffgehaltim Elbelängsschnittvon Fischbiomasse
Wassertemperatursaisonal abhängigvon Fischabundanz
Nahrungsangebotim Elbelängsschnittvon Fischabundanz und -biomasse

Seit 1989 ist eine Zunahme des Gesamtfischbestandes der Tideelbe festzustellen (THIEL et al. 1995a). Dies ist vor allem auf die starke Zunahme der Stintpopulation von durchschnittlich 13 Ind./m3 10-3 in 1989 auf 50 Ind./m3 10-3 in 1992 zurückzuführen. Die Stintpopulation bestimmt neben dem annuellen Verlauf der Fischbestandsentwicklung auch den saisonalen Verlauf der Gesamtabundanzen und -biomassen. Grund für den Anstieg der Stintpopulation ist ein höherer Reproduktionserfolg der Stinte in den letzten Jahren, sehr wahrscheinlich bedingt durch die seit 1990 verbesserten Sauerstoffbedingungen (REINCKE et al. 1992) in den Laich- und Aufwuchsgebieten der Stinte unmittelbar unterhalb Hamburgs. Während sich bei den Populationen der Flunder, des Dreistachligen Stichlings und des Herings zwischen 1989 und 1992 keine Veränderungen feststellen lassen, nimmt der Bestand der Kaulbarsche um den Faktor 14 zu (THIEL et al. 1995a). Beim Aal wird im gleichen Zeitraum eine Abnahme des Gesamtbestandes beobachtet. Flußästuare wie die Tideelbe haben eine wichtige Funktion als Laich- und Aufwuchsgebiete für viele limnische und euryhaline Fischarten (THIEL et al. 1995b) und sind aufgrund ihres relativ hohen Nahrungsangebotes auch als Aufwuchsgebiete für juvenile marine Fische von großer Bedeutung (ELLIOTT et al. 1990). Gegenwärtig befindet sich das Hauptlaichgebiet der Finte am Südufer der Tideelbe zwischen Strom-km 645 A und 660 A. Die Hauptlaich- und Aufwuchsgebiete des Stints liegen zwischen der Ilmenau- und Schwingemündung. Innerhalb dieser Region werden Flachwasserbereiche wie Mühlenberger Loch, Hahnöfer- und Lühesander Nebenelbe, der Bereich vor der Schwingemündung sowie die einmündenden Flüsse Este, Lühe und Schwinge von MÖLLER (1988) als wichtigste Laichgebiete des Stintes erwähnt. Untersuchungen von SEPÚLVEDA et al. (1993) ergaben, daß sich die Laichgebiete des Stintes gegenwärtig bis etwa zur Ilmenau erstrecken. Ein Großteil der abgelaichten Eier und später die Larven werden stromab bis in ihre Aufwuchsgebiete verdriftet. Die wichtigsten Aufwuchsgebiete der Stintlarven und juvenilen Stinte sind die Flachwasserbereiche unterhalb Hamburgs am Südufer der Elbe zwischen dem Mühlenberger Loch und der Schwingemündung (vgl. SEPÚLVEDA et al. 1993). Das Mühlenberger Loch und die Hahnöfer Nebenelbe sind außerdem wichtige Retentions- und Aufwuchsgebiete für Larven und Juvenile der Flunder. Hervorzuheben ist außerdem die Haseldorfer Binnenelbe, die für karpfenartige Stillwasserarten und auch für juvenile Flundern und Kaulbarsche ein attraktives Aufwuchsgebiet darstellt (KAFEMANN et al. 1996). Wichtige Aufwuchsgebiete von euryhalinen und marinen Fischarten (z.B. Hering) befinden sich in der Ostemündung (THIEL 1994b) und im Hauptstrom der unteren Tideelbe (OESMANN 1994). Insgesamt wurden bisher 62 verschiedene Nahrungskomponenten in der Nahrung von zehn dominanten Fischarten der Tideelbe nachgewiesen (THIEL et al. 1995b). Die höchsten Anzahlen von jeweils 34 verschiedenen Nahrungskomponenten können beim Hering und bei der Flunder festgestellt werden. Entwicklungsstadien von Eurytemora affinis, Copepodeneier, Neomysis integer, Gammarus zaddachi, Crangon crangon, Detritus und Larven sowie Juvenile verschiedener Fischarten (vor allem Stint) sind die wichtigsten Nahrungskomponenten der Fische in der Tideelbe unterhalb Hamburgs. o Fischfauna der Nebenflüsse In den untersuchten nördlichen Nebenflüssen wurden bisher 24 limnische und zehn euryhaline Fischarten nachgewiesen, wobei die Pinnau mit insgesamt 32 Arten die höchste Artenzahl aufweist. In den südlichen Nebenflüssen ist das Arteninventar mit insgesamt 33 limnischen und 10 euryhalinen Arten deutlich größer. Die Este weist mit 39 Arten das größte Fischarteninventar auf. Die meisten der in den Nebenflüssen festgestellten Arten werden auch in der Tideelbe nachgewiesen. In den untersuchten Nebenflüssen kommen jedoch vier autochthone Fischarten vor, die in der Tideelbe bisher nicht nachgewiesen wurden:

Bachforelle in Oste, Schwinge, Lühe und Este,

Äsche in Oste und Este,

Schmerle in der Oste sowie

Elritze in der Este. Die in der Tidelbe stark zurückgegangene Quappe findet sich noch in Pinnau, Este, Lühe, Schwinge und Oste 7.4.1.3 Bewertung der aquatischen Lebensgemeinschaften Die Bewertung der aquatischen Lebensgemeinschaften in der Tideelbe wird für jede der betrachteten fünf Lebensgemeinschaften (Phytobenthos, Phytoplankton, Zoobenthos, Zooplankton und Fische) einzeln durchgeführt. Da die Verbreitung der aquatischen Organismen maßgeblich vom Salzgehalt beeinflußt wird, erfolgt die Bewertung des Untersuchungsgebietes für die Kriteriengruppen "Artniveau" und "Ökologische Funktion" zunächst für die Salzgehaltszonen (vgl. Karte 7.4 - 1). Anschließend werden die Bewertungen dann soweit möglich den Untersuchungsabschnitten zugeordnet. Der hierbei zugrundegelegte Kriterienkatalog orientiert sich an dem Gutachten von ORTEGA et al. (1994). Der Kriterienkatalog gliedert sich in drei Kriterien-Gruppen:

o Unter dem Oberbegriff lebensraumtypische Faktoren werden abiotische und biotische Parameter bewertet, die den Lebensraum der aquatischen Organismen kennzeichnen. Die Bewertung des Untersuchungsgebietes erfolgt bezüglich dieser Kriteriengruppe zunächst unabhängig von den untersuchten Lebensgemeinschaften. Insgesamt werden 12 Bewertungskriterien (vgl. Tab. 7.4 - 5) zur Beurteilung herangezogen. In die Bewertung gehen überwiegend historische Daten ein, welche in den meisten Fällen eine Bewertung des heutigen Zustandes mittels "meßbarer" Daten auf einer Skala mit voneinander abgrenzbaren Wertstufen erlauben. Für die Bewertung der fünf Lebensgemeinschaften werden jeweils die relevanten Kriterien dieser Gruppe in die Bewertung einbezogen.

o Die Kriteriengruppe Artniveau bewertet die Artenzusammensetzung der jeweiligen Lebensgemeinschaft im Untersuchungsgebiet sowie das Vorkommen von Rote-Liste-Arten. In die Bewertung gehen, wo dieses möglich ist, historische Angaben über Artvorkommen und Verbreitung ein. Andernfalls wird die Bewertung, soweit machbar, aus den aktuellen Angaben abgeleitet.

o Die Kriteriengruppe Ökologische Funktion umfaßt fünf Bewertungskriterien: - Funktion als Reproduktionsgebiet - Funktion für die Ernährung der Biozönose - Funktion als Rückzugsgebiet (nur Fische) - Vernetzung - Wiederherstellbarkeit (Wiederbesiedlungspotential) Sie beschreiben die Verflechtungen der jeweiligen Lebensgemeinschaft mit ihrem Lebensraum. In die Bewertung geht vor allem die Einschätzung der ökologischen Bedeutung und Funktion des Lebensraumes für die Lebensgemeinschaft ein. Es werden jeweils nur die Kriterien herangezogen, die für die jeweilige Lebensgemeinschaft relevant und bewertbar sind. Die Bewertung wird anhand einer fünfstufigen Skala vorgenommen, deren Optimum die Wertstufe 1 (sehr hohe Wertigkeit) und deren Pessimum die Wertstufe 5 (sehr geringe Wertigkeit) bildet (vgl. Tab. 7.4 - 4 und Kap. 6). Tab. 7.4 - 4: Bewertungsrahmen
 

Optimum     Pessimum
Wertstufe 1 Wertstufe 2 Wertstufe 3 Wertstufe 4 Wertstufe 5
sehr hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit geringe Wertigkeit sehr geringe Wertigkeit

Für jede der betrachteten Lebensgemeinschaften wird anschließend eine zusammenfassende Bewertung der sieben Untersuchungsabschnitte (UA) für die Tideelbe vorgenommen. Die Herleitung der zusammenfassenden Bewertung wird entsprechend der Bedeutung der einzelnen Kriterien für die jeweilige Lebensgemeinschaft fachlich (verbal-argumentativ) begründet. Die Darstellung der hydrobiologischen Bewertung des Untersuchungsgebietes beschränkt sich hier auf die tabellarische Darstellung der Einzelkriterien und die zusammenfassende Bewertung für jede der fünf Lebensgemeinschaften. Das sehr komplexe und detaillierte Bewertungssystem kann im Rahmen dieser UVU nur in seinen Grundzügen beschrieben werden, so daß an dieser Stelle auf MATERIALBAND VII verwiesen sei. Die acht untersuchten Nebenflüsse werden nicht mit in die Bewertung einbezogen, da die erforderliche Aufstellung von individuellen Bewertungsrahmen für jeden einzelnen Nebenfluß einen extrem großen Zeit- und Untersuchungsbedarf erfordert hätte. Dies erscheint jedoch vor dem Hintergrund der zu erwartenden geringen Auswirkungen in den Nebenflüssen nicht gerechtfertigt. Bewertung der lebensraumtypischen Faktoren In der folgenden Tabelle 7.4 - 5 wird die Bewertung der sieben Untersuchungsabschnitte nach den lebensraumtypischen Faktoren zusammenfassend dargestellt (vgl. Kap 7.1.1 und MATERIALBAND VII). Diese Einstufung wird anschließend als Grundlage für die Bewertung der lebensraumtypischen Faktoren für jede der fünf Lebensgemeinschaften herangezogen. Dabei werden jeweils nur die für die jeweilige Lebensgemeinschaft relevanten Kriterien herangezogen. Tab. 7.4 - 5: Bewertung der sieben Untersuchungsabschnitte nach den lebensraumtypischen Faktoren
 

BewertungskriteriumUntersuchungsabschnitt
IIIIIIIVVVIVII
limnischoligohalinmesohal.polyhalin
 Hydrologische Faktoren
MTnw553221-
MThw333222-
Tidenhub553111-
Strömungsklima5533531
 Morphologische Faktoren
Vordeichfläche 4553411
Wattfläche3 11211
Flachwasserfläche  32132
Quotient Flachwasserfl./Wattfl.- 55342
Tiefstwasserfläche- 55441
Querschnittsausprägung454233-
Uferverbau4532333
Strukturvielfalt5533333
 Biologische Faktoren
Auenvegetation555353-
Erläuterungen: Zur Erläuterung der Wertstufen vgl. Tab. 7.4 - 4

Bewertung - Phytobenthos Die Bewertungskriterien der Kriteriengruppe lebensraumtypische Faktoren sind von unterschiedlicher Bedeutung für das Phytobenthos. Als maßgeblich müssen vor allem alle Parameter angesehen werden, welche die Größe und Funktion der Flachwassergebiete beschreiben. Die zugrundegelegten Faktoren sind:

Veränderung der Wattfläche,

Veränderung der Flachwasserfläche,

Veränderung des Quotienten aus Watt- und Flachwasserfläche,

Uferverbau und

Veränderung des Tidenhubes. Die Bewertung auf Artniveau orientiert sich für das Phytobenthos nicht an der Anzahl oder Diversität vorhandener Arten, da für einen solchen Ansatz ein Zielzustand für die Artenzusammensetzung definiert werden müßte, was aufgrund ungeeigneter historischer Daten nicht realisierbar ist. An Stelle dessen wird die Frage betrachtet, ob eine bestimmte Art ausschließlich in einem bestimmten Bereich der Elbe vorkommt, und damit bei ausbaubedingten Veränderungen besonders gefährdet ist. Eine Halinitätszone wird dann als besonders wertvoll eingestuft, wenn dort der Anteil solcher "exklusiver Arten" am Artenspektrum besonders hoch ist. Als zweites Bewertungskriterium auf dem Artniveau wird das Vorkommen von "Massenformen" im Phytobenthos herangezogen. Das Phytobenthos einer Halinitätszone gilt dann als weniger wertvoll, wenn der Anteil massenhaft vorkommender Arten besonders hoch ist. Bei der Bewertung der Ökologischen Funktionen für das Phytobenthos werden die Kriterien "Funktion als Reproduktionsgebiet" und "Funktion für die Ernährung " zusammen über die im folgenden aufgeführten Kriterien (Wattfläche, Flachwasser, Schwebstoff) abgehandelt, da bei Mikroorganismen Ernährung und Reproduktion nicht als von einander unabhängige Lebensprozesse zu betrachten sind. Der Anteil der "Wattfläche" am Untersuchungsabschnitt ist entscheidend für die Höhe der benthischen Primärproduktion in diesem Abschnitt. Je höher der prozentuale Anteil der Wattflächen an der Gesamtfläche des aquatischen Bereiches ist, desto höher wird der Untersuchungsabschnitt bewertet. Der Anteil des "Flachwassers" am Untersuchungsabschnitt wird ebenfalls als Bewertungskriterium herangezogen. Ein hoher Anteil an Flachwassergebieten im Untersuchungsabschnitt wird positiv bewertet. Als weiteres Kriterium ("Schwebstoff") wird der Schwebstoffgehalt herangezogen, der während der Überflutungszeit der Watten wirksam wird. Er beeinflußt die Eindringtiefe des Lichtes und damit die Dicke der euphotischen Zone, in der eine positive Primärproduktion möglich ist. Hohe Schwebstoffgehalte werden negativ bewertet. Die "Funktion als Rückzugsgebiet" wird nicht bewertet, da es sich nicht im eigentlichen Sinne um mobile Organismen handelt, welche (in den Dimensionen von Untersuchungsabschnitten) aktiv Orte mit günstigeren Lebensbedingungen aufsuchen können. Das Kriterium "Vernetzung" wird nicht in die Bewertung aufgenommen, da nach heutigem Stand des Wissens nicht beurteilt werden kann, ob sich das Phytobenthos der Tideelbe teilweise aus den Nebenflüssen rekrutiert. Das Kriterium "Wiederherstellbarkeit" geht nicht über eine Bewertungsskala in die Endnote ein, wird aber in den Erläuterungen zur zusammenfassenden Wertstufe berücksichtigt. Die folgende Tabelle stellt die Bewertung des Phytobenthos zusammenfassend dar. Tab. 7.4 - 6: Bewertung des Phytobenthos anhand der zugrundegelegten Einzelkriterien
 

Bewertungskriterium Untersuchungsabschnitt
  I II III IV V VI VII
  limnisch oligohalin mesohal. polyhalin
  Lebensraumtypische Faktoren
Einstufung für Phytobenthos geringe Wertigkeit sehr geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit
  Artniveau
Exklusive Arten sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit geringe Wertigkeit geringe Wertigkeit geringe Wertigkeit
Massenformen geringe Wertigkeit geringe Wertigkeit geringe Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit
  Ökologische Funktion - Reproduktion und Ernährung
Wattfläche mittlere Wertigkeit sehr geringe Wertigkeit hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit
Flachwasser mittlere Wertigkeit sehr geringe Wertigkeit hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit
Schwebstoff sehr hohe Wertigkeit - hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit geringe Wertigkeit hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit
Zusammenfassende Gesamtbewertung mittlere Wertigkeit sehr geringe Wertigkeit hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit

Abschließend werden die sieben Untersuchungsabschnitte mit ihren jeweiligen Besonderheiten und der daraus resultierenden Bewertung beschrieben:

Das Arteninventar in UA VII wird dominiert durch rein marine Arten. Der Anteil an Arten mit Massenvorkommen ist gemäßigt. Der Untersuchungsabschnitt weist ausgedehnte Wattgebiete auf (>40%), die Bedingungen für die benthische Primärproduktion sind gut. Aufgrund seiner Anbindung an den marinen Lebensraum ist dieser Untersuchungsabschnitt als sehr naturnah anzusehen. Es wird eine hohe Wertigkeit vergeben.

Arteninventar und Flächenverhältnisse in UA VI ähneln denen in UA VII, die Schwebstoffkonzentrationen sind jedoch leicht erhöht. Der Untersuchungsabschnitt erhält eine hohe Wertigkeit.

In UA V nimmt der Anteil mariner Formen im Arteninventar ab, es dominieren marin-euryhaline und limnisch-euryhaline Formen. Nur wenige Arten entwickeln Massenvorkommen. Der relative Anteil der Fläche von Watt und Flachwasser am aquatischen Lebensraum nimmt ab, die Wattgebiete sind auf die Uferbereiche beschränkt, es existieren keine Seitengewässer. Der Schwebstoffgehalt ist sehr hoch, und die Lichtbedingungen für die benthische Primärproduktion bei Wasserbedeckung sind verschlechtert. Aus diesen Erwägungen resultiert die Einstufung in eine mittlere Wertigkeit.

In UA IV nimmt der Anteil mariner Arten am Arteninventar stark ab, es überwiegen euryhaline Arten mit Brackwassertoleranz und limnische Arten, nur wenige Arten entwickeln Massenvorkommen. Der Anteil der Wattflächen ist niedriger (<30%) als in UA V, Seitengewässer und Inseln sind aber gut ausgeprägt. Der Schwebstoffgehalt ist weniger hoch als in UA V. Die Lichtbedingungen für die benthische Primärproduktion sind verbessert. Der Untersuchungsabschnitt erhält eine mittlere Wertigkeit.

In UA III ist der Anteil rein limnischer Arten hoch, es dominieren limnische und euryhaline Arten mit hoher Süßwassertoleranz. Viele Arten kommen ausschließlich in den limnischen Untersuchungsabschnitten vor. Der Anteil der Wattflächen ist hoch (>30%), Flachwasserbereiche nehmen zu. Es existieren Seitengewässer und Inseln. Der Schwebstoffgehalt in der Wassersäule ist niedriger, die Bedingungen für die benthische Primärproduktion sind gut. Aufgrund dieser Faktoren erhält der Untersuchungsabschnitt eine hohe Wertigkeit.

UA II nimmt eine Sonderstellung im Untersuchungsgebiet ein. Watt- und Flachwassergebiete sind kaum vorhanden. Obwohl der Schwebstoffgehalt gering ist und Nährstoffe nicht produktionslimitierend wirken, ist der Bereich für benthische Primärproduzenten praktisch wertlos, da ihnen fast keine Aufwuchsflächen zur Verfügung stehen. Der Untersuchungsabschnitt wird mit sehr geringer Wertigkeit eingestuft.

Der Anteil von Watt- und Flachwasserbereichen in UA I ist geringer (<30%) als in UA III, es existieren keine Seitengewässer oder Inseln, der Schwebstoffgehalt ist niedrig. Die absolute Fläche des für eine benthische Primärproduktion geeigneten Gebietes ist aber klein (ca. 270 ha). In diesem Untersuchungsabschnitt endet der limnische Abschnitt der Tideelbe am Wehr Geesthacht. Diese künstliche Barriere verschlechtert den Artenaustausch zwischen der oberen Tideelbe und dem restlichen limnischen Bereich des Stromes. Ein Individuentransport über das Wehr in die Tideelbe hinein ist nur möglich, wenn die Algen bei ausreichend hohen Strömungsgeschwindigkeiten den Kontakt zum Sediment verlieren und ins Freiwasser gelangen. Eine (theoretisch) geschädigte limnische Artengemeinschaft könnte sich also nur über das "Artenreservoir" der Nebenflüsse regenerieren. Für den Untersuchungsabschnitt wird eine mittlere Wertigkeit vergeben. Bewertung - Phytoplankton In die Bewertung der lebensraumtypischen Faktoren werden für das Phytoplankton insbesondere folgende Kriterien einbezogen:

Veränderung der Flachwasserfläche,

Veränderung der Tiefstwassergebiete,

Veränderung der Wattflächen,

Veränderung des Quotienten aus Flachwasser- und Wattgebieten sowie

Strömungsklima. Für die Bewertung auf dem Artniveau wird eine pauschale Einstufung des "Arteninventars" in eine hohe Wertigkeit für alle Untersuchungsabschnitte vorgenommen, da die Tideelbe ein artenreiches Phytoplankton aufweist, das im wesentlichen mit den historischen Artenlisten übereinstimmt und deutliche Übereinstimmungen mit anderen europäischen Ästuaren aufweist. Bei der Bewertung der Ökologischen Funktionen für das Phytoplankton werden die Kriterien "Funktion als Reproduktionsgebiet" und "Funktion für die Ernährung" zusammen über die im folgenden aufgeführten Kriterien bewertet, da bei Mikroorganismen Ernährung und Reproduktion nicht als von einander unabhängige Lebensprozesse zu betrachten sind. Die "Aufenthaltszeiten" des Wasserkörpers in einem Untersuchungsabschnitt beeinflußt die Nettoproduktion des Phytoplanktons. Längere Aufenthaltszeiten werden positiv bewertet, da sie den Erhalt der Population begünstigen, indem sie die Verluste durch Ausschwemmung vermindern. Der "Anteil der Flachwassergebiete am aquatischen Lebensraum" eines Untersuchungsabschnittes bestimmt die Höhe der planktischen Primärproduktion, da dort das Verhältnis von euphotischer Zone zur Tiefe der durchmischten Wassersäule günstiger ist als in den künstlich vertieften Hauptstromgebieten. Wattgebiete haben zumindest im Zeitraum ihrer Wasserbedeckung eine ähnliche Bedeutung, so daß als weiteres Kriterium der "Anteil der Wattfläche am aquatischen Lebensraum" herangezogen wird. Hohe "Schwebstoffgehalte über Flachwassser und Watt" werden ebenfalls negativ bewertet, da sie über die Eindringtiefe des Lichts ebenfalls die Primärproduktion beeinflussen. Als letztes Kriterium zur Bewertung der Untersuchungsabschnitte für die ökologischen Funktionen Reproduktion und Ernährung wird die "Jahres-Netto-Primärproduktion" herangezogen. Die "Funktion als Rückzugsgebiet" wird nicht bewertet, da Phytoplankter zu keinen wesentlichen Eigenbewegungen fähig sind und daher nicht in der Lage sind, aktiv Gebiete mit besseren Lebensbedingungen aufzusuchen. Das Kriterium "Vernetzung" wird nicht in die Bewertung aufgenommen, da nach heutigem Stand des Wissens nicht beurteilt werden kann, ob bzw. in welchem Umfang sich das Phytoplankton der Tideelbe teilweise aus den Nebenflüssen und Nebenelben rekrutiert. Die "Wiederherstellbarkeit" geht ebenfalls nicht mit in die Bewertung ein, da die Lebensgemeinschaft des Phytoplanktons sich in der Regel kurzfristig regenerieren kann. Die folgende Tabelle stellt die Bewertung des Phytoplanktons zusammenfassend dar. Tab. 7.4 - 7: Bewertung des Phytoplanktons anhand der zugrundegelegten Einzelkriterien
 

Bewertungskriterium Untersuchungsabschnitt
  I II III IV V VI VII
 limnischoligohalinmesohal.polyhalin
 Lebensraumtypische Faktoren
Einstufung für Phytoplanktonmittlere Wertigkeit

sehr 

geringe Wertigkeit

geringe Wertigkeitgeringe Wertigkeitmittlere Wertigkeitmittlere Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

 Artniveau
Arteninventar

hohe 

Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

 Ökologische Funktion - Reproduktion und Ernährung
Aufenthaltszeiten

sehr 

geringe Wertigkeit

geringe Wertigkeitmittlere Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

-
Anteil der Flachwassergebiete am aquatischen Lebensraummittlere Wertigkeitsehr geringe Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

mittlere Wertigkeitgeringe Wertigkeitmittlere Wertigkeitmittlere Wertigkeit
Anteil der Wattfläche am aquatischen Lebensraummittlere Wertigkeit 

hohe 

Wertigkeit

mittlere Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

sehr hohe Wertigkeitsehr hohe Wertigkeit
Schwebstoffgehalt über Flachwasser und Wattsehr hohe Wertigkeitsehr hohe Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

mittlere Wertigkeitgeringe Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

sehr hohe Wertigkeit
Jahres-Netto-Primärproduktion--

hohe 

Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

geringe Wertigkeit--
Zusammenfassende Gesamtbewertungmittlere Wertigkeitgeringe Wertigkeitmittlere Wertigkeitmittlere Wertigkeitgeringe Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

hohe 

Wertigkeit

Abschließend werden die sieben Untersuchungsabschnitte mit ihren jeweiligen Besonderheiten und der daraus resultierenden Bewertung beschrieben:

UA VII wird eine hohe Wertigkeit zugeschrieben. Er ist von allen Abschnitten am ehesten als naturnah anzusehen. Die Veränderungen der Flachwasser-, Tiefstwasser- und Wattgebiete sind im Vergleich zum historischen Referenzzustand gering, daraus ergibt sich die hohe Wertigkeit der lebensraumtypischen Faktoren. Flachwasser- und Wattgebiete sind vorhanden, und der Schwebstoffgehalt ist relativ gering.

Ähnliches gilt für den UA VI. Die mittlere Wertigkeit der lebensraumtypischen Faktoren zeigt, daß die oben genannten Veränderungen hier etwas größer sind, auch der Schwebstoffgehalt ist leicht erhöht. Der Abschnitt erhält ebenfalls eine hohe Wertigkeit.

In UA V ist der Schwebstoffgehalt sehr hoch und der Anteil der Flachwassergebiete am aquatischen Bereich am geringsten. Er erhält daher eine geringe Wertigkeit.

UA IV erhält aufgrund seines Schwebstoffgehaltes, des Anteils an Flachwasser- und Wattgebieten eine mittlere Wertigkeit.

Im UA III stellen die Flachwasserbereiche den größten prozentualen Anteil im Untersuchungsgebiet. Der Schwebstoffgehalt ist niedriger als in den Untersuchungsabschnitten IV und V. Die Bedingungen für das Phytoplankton sind somit eigentlich gut. Aufgrund der geringen Wertigkeit der lebensraumtypischen Faktoren ergibt sich jedoch nur eine mittlere Wertigkeit.

UA II weist kaum Flachwasser- und Wattgebiete auf. Aufgrund der Bewertung der lebensraumtypischen Faktoren und der geringen Anteile der Flachwasser- und Wattgebiete wird er mit geringer Wertigkeit eingestuft.

UA I weist die geringsten Schwebstoffkonzentrationen auf. Der relativ geringe Anteil der Flachwassergebiete und die Bewertung der lebensraumtypischen Faktoren bewirken jedoch nur eine Einstufung in die mittlere Wertigkeit. Bewertung - Zoobenthos In die Bewertung der lebensraumtypischen Faktoren werden für das Zoobenthos insbesondere folgende Kriterien einbezogen:

Strömungsklima,

Veränderung der Wattfläche,

Veränderungen der Flachwasserfläche,

Querschnittsausprägung und

Morphologische Strukturvielfalt. Für die Bewertung auf dem Artniveau wurde für das Zoobenthos eine Liste mit elbtypischen Leitbildarten (Charakter- und Begleitarten) erstellt, die den potentiell natürlichen Zustand (Zielsystem) repräsentieren (vgl. MATERIALBAND VII). Für die vier Halinitätszonen wurde jeweils ein Bewertungsraster auf Artniveau entwickelt. Die Bewertung des "Arteninventars" wird anhand eines Vergleiches der heute vorkommenden Arten mit der Liste der Leitbildarten durchgeführt, wobei eine hohe Übereinstimmung positiv bewertet wird. Das Vorkommen von "Rote Liste-Arten" in dem jeweiligen Untersuchungsabschnitt wird durch eine hohe bzw. sehr hohe Wertung berücksichtigt. Bei der Bewertung der Ökologischen Funktionen für das Zoobenthos wird das Kriterium "Funktion als Reproduktionsgebiet" über die Reproduktionsdauer der vorkommenden Arten bewertet. Eine kurze Reproduktionsdauer wird höher bewertet als beispielsweise eine weitgehend kontinuierliche Reproduktion über das ganze Jahr, da die Population um so anfälliger gegen Störungen ist, je kürzer die Reproduktionsperiode ist. Die Vitalfunktion "Ernährung" wird indirekt über den Ernährungstyp bzw. die Ernährungsweise, insbesondere über die Relation von Substrat- zu Suspensionsfressern bewertet. Ein hoher Anteil von Suspensionsfressern (Filtrierer und Strudler) wird positiv bewertet, da dieser Ernährungstyp einerseits durch die Vorbelastung wesentlich reduziert ist und andererseits ein vielfältiger Artenbestand von Filtrieren und Strudlern ein Indiz für eine noch intakte Fließgewässerbiozönose ist. Die extremen sehr hohen bzw. niedrigen Wertungen werden nicht vergeben, da dies eine Genauigkeit vortäuschen würde, die so nicht gegeben ist. Die "Wiederherstellbarkeit" (Wiederbesiedlungspotential) einer gestörten Zoobenthosgemeinschaft ist abhängig von ihrem Regenerationspotential, andererseits aber auch von der Möglichkeit, sich aus benachbarten Populationen zu rekrutieren. Bewertet werden die Mobilität der juvenilen und/oder adulten Tiere (vagil, hemi-sessil oder sessil) sowie ihre Larvalentwicklung (direkt oder mit planktischer Larvenphase). Diese beiden Faktoren werden als Dispersionsfähigkeit einer Art bezeichnet. Außerdem geht die Reproduktionsdauer in die Bewertung ein. Die Kriterien "Funktion als Rückzugsgebiet" und "Vernetzung" werden nicht bewertet, da sie für das Zoobenthos von untergeordneter Bedeutung sind. Die folgende Tabelle stellt die Bewertung des Zoobenthos zusammenfassend dar. Tab. 7.4 - 8: Bewertung des Zoobenthos anhand der zugrundegelegten Einzelkriterien
 

Bewertungskriterium Untersuchungsabschnitt
I II III IV V VI VII
limnisch oligohalin mesohal. polyhalin
  Lebensraumtypische Faktoren
Einstufung für Zoobenthos geringe Wertigkeit sehr geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit
  Artniveau
Arteninventar mittlere Wertigkeit geringe Wertigkeit geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit
Rote-Listen-Arten sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit - hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit
  Ökologische Funktion
Reproduktion mittlere Wertigkeit geringe Wertigkeit geringe Wertigkeit geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit
Ernährung hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit
Wiederherstellbarkeit geringe Wertigkeit geringe Wertigkeit geringe Wertigkeit sehr geringe Wertigkeit geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit
Zusammenfassende Gesamtbewertung mittlere Wertigkeit geringe Wertigkeit geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit

Abschließend werden die sieben Untersuchungsabschnitte mit ihren jeweiligen Besonderheiten und der daraus resultierenden Bewertung beschrieben:

Das Äußere Ästuar sowie die Strecke elbaufwärts bis etwa zur Störmündung erfüllen knapp die Bedingungen für eine hohe (UA VII und VI) bzw. mittlere Wertigkeit (UA V). In den drei Untersuchungsabschnitten sind die Ernährungs- und Reproduktionsbedingungen zwar in eine mittlere bis hohe Wertigkeit eingestuft, Wiederherstellbarkeit und Arteninventar erhalten jedoch nur eine niedrige bis mittlere Wertigkeit. Die hydrologischen und morphologischen Faktoren sind durchgängig mit mittlerer Wertigkeit und besser bewertet worden. Zwischen den lebensraumtypischen Kriterien und i.w.S. biologischen Befunden besteht kein Widerspruch. Rote-Liste-Arten waren durchgängig vorhanden, aber entsprechend selten.

Für Untersuchungsabschnitt IV läßt sich hingegen aus der grundsätzlich hohen Wertigkeit der lebensraumtypischen Faktoren keine entsprechend hohe Qualität der biologisch-ökologischen Kriterien ableiten. Letztere waren in der Summe vielmehr gering zu bewerten. Die Mehrzahl der Arten lebt mehr oder weniger opportunistisch. Außer dem Flohkrebs Corophium lacustre ist in UA IV keine weitere Rote-Liste-Art nachgewiesen worden. Insgesamt ergibt sich eine mittlere Wertigkeit.

Von Lühesand bis Bunthaus ist die Tideelbe in eine geringe Wertigkeit eingestuft worden. Während UA III von den lebensraumtypischen Funktionen noch in eine mittlere Wertigkeit eingestuft ist (relativ große Wattgebiete), wird UA II anhand dieser Kriterien als sehr geringwertig beurteilt (bestimmender Faktor ist die Hafenregion). Bezeichnenderweise siedeln in beiden Bereichen sehr unempfindliche Arten mit einem hohen Reproduktionspotential (Oligochäten und Amphipoden). Einerseits sind sie den hydrodynamischen Randbedingungen gut angepaßt, andererseits fehlt es an langlebiger Konkurrenz. Als überwiegende r-Strategen können sie sich den jeweiligen Lebensbedingungen opportunistisch anpassen. Kennzeichnend sind für diese Abschnitte sehr stark schwankende Populationsdichten, wie sie für Opportunistengemeinschaften typisch sind. Rote-Liste-Arten sind in Untersuchungsabschnitt II dokumentiert, in UA III (Lühesand bis Mühlenberger Loch) jedoch nicht.

Das Arteninventar des Zoobenthos in UA I (obere Tideelbe) wurde in die mittlere Wertigkeit eingeordnet. Im Vergleich mit den anderen Untersuchungsabschnitten war der Anteil gefährdeter Arten der "Roten Liste" (sieben Arten, überwiegend Schnecken) hoch. Der quantitative Nachweis beschränkte sich aber auf einzelne bis seltene Funde. Das Kriterium Regeneration wurde mit geringer Wertigkeit klassifiziert, da die Biozönose nach den Merkmalen kurzfristig wiederherstellbar ist (hoher Anteil Oligochäten). Wie in UA III ergibt die Bewertung anhand der lebensraumtypischen Faktoren eine geringe Wertigkeit. Insgesamt erhält der Untersuchungsabschnitt aber noch eine mittlere Wertigkeit. Bewertung - Zooplankton Entscheidende Faktoren, welche die Ausprägung der Zooplanktongemeinschaft eines Fließgewässers bestimmen, sind das Strömungsregime und die Ernährungsbedingungen. Als maßgebliche Bewertungskriterien der Kriteriengruppe lebensraumtypische Faktoren werden daher folgende Parameter herangezogen:

Strömungsklima,

Veränderung der Flachwasserfläche,

Veränderung der Wattfläche und

Morphologische Strukturvielfalt. Auf Artniveau wird für das gesamte Untersuchungsgebiet pauschal eine hohe Wertigkeit für das "Arteninventar" vergeben. Diese Einstufung trägt der Tatsache Rechnung, daß das Arteninventar des Zooplanktons in seiner Ausprägung ästuartypisch ist und ein historischer Vergleich (wenn auch mit gewissen Unsicherheiten behaftet) keine eindeutigen Anzeichen von Artenrückgang erkennen läßt. Bei der Bewertung der Ökologischen Funktionen für das Zooplankton wird das Kriterium "Funktion als Reproduktionsgebiet" über das Kriterium "Aufenthaltszeiten" bewertet. Ein Untersuchungsabschnitt erhält eine sehr hohe Wertigkeit, wenn die Aufenthaltszeiten des Wasserkörpers länger oder gleich der Generationszeiten der jeweiligen Tiergruppe sind, da dieser Faktor eine wichtige Grundvoraussetzung für die Ausbildung einer dauerhaften Population darstellt. Die Größe von "Flachwasser" und "Wattfläche" ist ein maßgeblicher Faktor für die "Funktion als Reproduktionsgebiet" und die "Funktion für die Ernährung", da diese Gewässerbereiche oft ein günstigeres Strömungsklima aufweisen, das Verhältnis von euphotischer Zone zu Gesamtiefe des Wasserkörpers hier deutlich günstiger ist und die z.T. höheren Temperaturen ein schnelleres Wachstum ermöglichen. Die "Funktion für die Ernährung" wird über den "Nahrungsquotienten" (Quotient aus Chlorophyll a-Gehalt im Wasser und dem Schwebstoffgehalt) bewertet, da die Ernährungsbedingungen um so besser sind, je höher der Anteil an Phytoplankton im Wasser ist. Die ökologische Funktion "Vernetzung" wurde anhand der vorliegenden Literatur abgeschätzt. Bei der Bewertung wurde, je nach Ausprägung der Nebengewässer eine hohe, mittlere oder geringe Wertigkeit vergeben. Für das Kriterium "Wiederherstellbarkeit" der Zooplanktongemeinschaft wird für die limnischen Untersuchungsabschnitte aufgrund ihrer isolierten Stellung im System eine hohe Wertigkeit vergeben. Für die übrigen Untersuchungsabschnitte wird pauschal eine mittlere Wertigkeit vergeben, da hier das Verbreitungsgebiet der meisten Zooplankter so groß ist, daß die Arten bei einer lokalen Störung der Lebensgemeinschaft aus benachbarten Bereichen schnell wieder einwandern können. Die "Funktion als Rückzugsgebiet" wird für das Zooplankton nicht bewertet, da diese Organismen nicht in der Lage sind, aktiv Gebiete aufzusuchen, die Schutz vor negativen Umwelteinflüssen bieten. Die folgende Tabelle stellt die Bewertung des Zooplanktons zusammenfassend dar. Tab. 7.4 - 9: Bewertung des Zooplanktons anhand der zugrundegelegten Einzelkriterien
 

Bewertungskriterium Untersuchungsabschnitt
I II III IV V VI VII
limnisch oligohalin mesohal. polyhalin
  Lebensraumtypische Faktoren
Einstufung für Zooplankton geringe Wertigkeit sehr geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit
  Artniveau
Arteninventar hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit
  Ökologische Funktion - Reproduktion und Ernährung
Aufenthaltszeiten geringe Wertigkeit hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit
Flachwasser mittlere Wertigkeit sehr geringe Wertigkeit hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit
Wattfläche mittlere Wertigkeit sehr geringe Wertigkeit hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit
Nahrungsquotient sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr geringe Wertigkeit - - hohe Wertigkeit
  Ökologische Funktion - Vernetzung und Wiederherstellbarkeit
Vernetzung geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit geringe Wertigkeit geringe Wertigkeit -
Wiederherstellbarkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit
Zusammenfassende Gesamtbewertung mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit

Aus der obigen Bewertungstabelle wird deutlich, daß die Tideelbe als Lebensraum für das Zooplankton relativ positiv zu bewerten ist:

Die polyhalinen Untersuchungsabschnitte VI und VII stehen stark unter marinem Einfluß und sind in ihrer Funktion für das Zooplankton als naturnah zu bezeichnen. Aufgrund niedriger Phytoplanktonbiomasse sind hier die Ernährungsbedingungen wachstumslimitierend. Es wird eine hohe Wertigkeit vergeben.

In UA V sind die Flachwasserbereiche stark reduziert, und man muß (obwohl hier keine Bewertung des Nahrungskoeffizienten vorgenommen werden konnte) davon ausgehen, daß die Ernährung des Zooplanktons bei ohnehin niedriger Phytoplanktonbiomasse zusätzlich durch deutlich erhöhte Schwebstoffgehalte beeinträchtigt ist. Es wird eine mittlere Wertigkeit vergeben.

Der negative Effekt hoher Schwebstoffgehalte auf die Ernährung des Zooplanktons wird vor allem in UA IV deutlich. Es wird eine mittlere Wertigkeit vergeben.

Eine Sonderstellung hat UA III, der aufgrund seiner hohen Anteile an Flachwasser- und Wattgebieten, guter Ernährungsbedingungen in diesen Bereichen (z.B. Hahnöfer Nebenelbe) und seiner guten Vernetzungsfunktion eine hohe Bedeutung für das Zooplankton des limnischen aber auch des oligohalinen Bereichs der Tideelbe hat. Negativ wirken nur die kurzen Aufenthaltszeiten auf das Zooplankton, wobei aber angenommen werden kann, daß diese in den zahlreich vorhandenen Flachwasserbereichen und Nebenarmen länger sind, als die von BERGEMANN et al. (1996) für den Hauptstrom beschriebenen. Es wird eine hohe Wertigkeit vergeben.

UA II ist geprägt durch den Hamburger Hafen. Flachwasser- und Wattgebiete fehlen fast vollständig. Dennoch bietet er dem Zooplankton vor allem aufgrund verlängerter Aufenthaltszeiten in den Hafenbecken (ORTEGA et al. 1994) und der Funktion dieser Becken für die Vernetzung relativ gute Lebensbedingungen. Es wird eine mittlere Wertigkeit vergeben.

UA I bietet zwar gute Bedingungen für die Ernährung der Zooplankter, muß aber dennoch als Untersuchungsabschnitt mit etlichen negativen Aspekten für das Zooplankton angesehen werden. Hohe Strömungsgeschwindigkeiten, damit verbunden verkürzte Aufenthaltszeiten sowie das völlige Fehlen von Vernetzungsfunktionen (z.B. Seitenarmen) führen zu einer relativ ungünstigen Einstufung. Es wird eine mittlere Wertigkeit vergeben. Bewertung - Fische In die Bewertung der lebensraumtypischen Faktoren für die Fische werden insbesondere folgende Kriterien einbezogen:

Veränderung der Flachwasserfläche,

Veränderung der Vordeichfläche,

Uferverbau,

Auenvegetation,

Morphologische Strukturvielfalt und

Strömungsklima. Für die Bewertung auf dem Artniveau wird für die Fische eine Liste mit charakteristischen Leitbildarten erstellt, die den potentiell natürlichen Zustand (Zielsystem) repräsentieren (vgl. MATERIALBAND VII). Die Bewertung des Arteninventars wird anhand eines Vergleiches der heute vorkommenden Arten mit der Liste der Leitbildarten durchgeführt, wobei eine hohe Übereinstimmung positiv bewertet wird ("Gesamtartenzahl aktuell im Vergleich zur historischen Artenzahl"). Außerdem wird in diesem Zusammenhang die "aktuelle Artenzahl historisch häufiger Arten" und der "Verlust historischer Wanderfischarten" bewertet. Für das Kriterium "Rote-Liste-Arten" wird in allen Untersuchungsabschnitten eine sehr hohe Wertigkeit vergeben, da in jedem Abschnitt Rote-Liste-Arten starker Gefährdung vorkommen. Bei der Bewertung der Ökologischen Funktionen für die Fische wird für das Kriterium "Funktion für die Reproduktion" berücksichtigt, wie viele als Laich- und Aufwuchsgebiete bekannte Gebiete der betreffende Untersuchungsabschnitt aufweist. Für das Kriterium "Funktion für die Ernährung" wird eine Einschätzung der Nahrungsbedingungen für den jeweiligen Untersuchungsabschnitt vorgenommen und bewertet. Für das Kriterium "Funktion als Rückzugsgebiet" wird das Vorhandensein von Flachwasserbereichen, strömungsberuhigten Bereichen, Nebenelben und Nebenflüssen bewertet. Die ökologische Funktion "Vernetzung" wird über das Vorhandensein von Nebenflüssen oder Nebenelben bewertet, deren Bedeutung vor allem im Erhalt von Restpopulationen heute gefährdeter Arten liegen, da sie für einige Arten bessere Fortpflanzungsmöglichkeiten bieten als die Elbe selbst. Es werden nur sehr hohe, mittlere und sehr geringe Wertigkeiten vergeben, da eine Differenzierung in fünf Wertstufen nicht sinnvoll erscheint. Die "Wiederherstellbarkeit" der Biozönose geht nicht in die Bewertung ein. Die folgende Tabelle stellt die Bewertung für die Fische zusammenfassend dar. Tab. 7.4 - 10: Bewertung für die Fische anhand der zugrundegelegten Einzelkriterien
 

Bewertungskriterium Untersuchungsabschnitt
I II III IV V VI VII
limnisch oligohalin mesohal. polyhalin
  Lebensraumtypische Faktoren
Einstufung für Fische sehr geringe Wertigkeit sehr geringe Wertigkeit geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit -
  Artniveau
Gesamtartenzahl aktuell im Vergleich zur historischen Artenzahl mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit -

Aktuelle Anzahl 

historisch häufiger Arten

mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit -
Verlust historischer Wanderfischarten geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit -
Vorkommen schutzbedürftiger Arten sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit -
  Ökologische Funktion - Reproduktion, Ernährung, Rückzugsgebiet und Vernetzung
Reproduktion mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit -
Ernährung mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit -
Rückzugsgebiet geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit -
Vernetzung sehr geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit sehr hohe Wertigkeit mittlere Wertigkeit mittlere Wertigkeit -
Zusammenfassende Gesamtbewertung geringe Wertigkeit mittlere Wertigkeit hohe Wertigkeit hohe Wertigkeit geringe Wertigkeit hohe Wertigkeit -
Erläuterung: Untersuchungsabschnitt VII wurde aufgrund einer unzureichenden Datenbasis nicht bewertet.

Abschließend werden die sieben Untersuchungsabschnitte mit ihren Besonderheiten und der daraus resultierenden Bewertung beschrieben:

Für UA VII liegen keine ausreichenden Angaben über die historische Verbreitung von Arten und die Funktion als Reproduktionsgebiet vor, so daß für diesen Untersuchungsabschnitt eine Bewertung unterbleiben mußte.

UA VI erhält zusammenfassend eine hohe Wertigkeit. Die lebensraumtypischen Faktoren weisen hier die geringsten Veränderungen gegenFCber dem historischen Referenzzustand auf. Die Gesamtartenzahl ist hoch, es sind noch 60 Prozent der früher häufigen Arten vorhanden. Der Verlust von Wanderfischarten ist mit am geringsten.

UA V erhält aufgrund der schlechten Bewertung der lebensraumtypischen Faktoren, des hohen Verlustes von Wanderfischarten, seiner schlechten Funktion als Reproduktionsgebiet und des Fehlens von Rückzugsgebieten eine geringe Wertigkeit.

Am besten werden die UA IV und UA III bewertet. Sie erhalten eine hohe Wertigkeit. Diese Einstufung ist im wesentlichen durch die gute Bewertung der ökologischen Funktionen, die in diesen Abschnitten ausschließlich sehr hohe und hohe Wertigkeiten aufweisen, begründet. Berücksichtigt man die lebensraumtypischen Faktoren und das Artniveau, so wird deutlich, daß diese Untersuchungsabschnitte eine Tendenz zu mittlerer Wertigkeit haben.

UA II erhält aufgrund der mittleren Bewertung für die meisten Einzelkriterien eine mittlere Wertigkeit. Es muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß es sich bei diesem Abschnitt um einen zum größten Teil anthropogen gestalteten Bereich der Elbe (Hamburger Hafen) handelt, der von dem ursprünglichen Zustand eines Flusses weit entfernt ist, was sich auch in der Bewertung der lebensraumtypischen Faktoren (sehr geringe Wertigkeit) widerspiegelt. Daraus folgt, daß der Untersuchungsabschnitt eine deutliche Tendenz hin zur geringen Wertigkeit hat.

Für UA I wurde eine geringe Wertigkeit vergeben. Verantwortlich für diese Einstufung ist die Bewertung der lebensraumtypischen Faktoren sowie die geringe Zahl von Rückzugsgebieten und Vernetzungen dieses Elbabschnittes. Der Verlust der Wanderfischarten ist mit 50 Prozent der höchste aller Untersuchungsabschnitte. Der Abschnitt wird durch das Wehr Geesthacht, das trotz Fischtreppe für die meisten Fische eine unpassierbare Grenze bildet, künstlich begrenzt, und der Fluß wird ökologisch zerteilt. Tabelle 7.4 - 11 und Abbildung 7.4 - 5 zeigen die Ergebnisse der zusammenfassenden Gesamtbewertungen der aquatischen Lebensgemeinschaften in der Übersicht. Tab. 7.4 - 11: Tabellarische Übersicht der Gesamteinstufungen für die aquatischen Lebensgemeinschaften
 

Aquatische Lebensgemeinschaft Untersuchungsabschnitt
  I II III IV V VI VII
 limnischoligohalinmesohal.polyhalin
Phytobenthosmittlere Wertigkeit

sehr 

geringe Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

mittlere Wertigkeitmittlere Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

Phytoplanktonmittlere Wertigkeitgeringe Wertigkeitmittlere Wertigkeitmittlere Wertigkeitgeringe Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

Zoobenthosmittlere Wertgkeitgeringe Wertigkeitgeringe Wertigkeitmittlere Wertigkeitmittlere Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

Zooplanktonmittlere Wertigkeitmittlere Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

mittlere Wertigkeitmittlere Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

Fischegeringe Wertigkeitmittlere Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

geringe Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

-

(vgl. Text)

Bereiche besonderer ökologischer Bedeutung Als Ergänzung zu der untersuchungsabschnittsweisen Bewertung der fünf Lebensgemeinschaften werden in Abbildung 7.4 - 6 zusätzlich die Bereiche des Untersuchungsgebiets dargestellt, die von besonderer Bedeutung für die aquatischen Lebensgemeinschaften sind. In Abstimmung mit den Gutachtern des hydrobiologischen Gutachtens wurden anhand diesbezüglicher Aussagen des Gutachtens (vgl. MATERIALBAND VII) soweit möglich entsprechende Bereiche des Untersuchungsgebietes abgegrenzt. Berücksichtigt werden dabei Laich-, Aufwuchs-, Nahrungs- und Rückzugsgebiete sowie Bereiche hoher Primärproduktion, die für einzelne Lebensgemeinschaften bzw. für die aquatischen Lebensgemeinschaften insgesamt von herausragender Bedeutung sind. Die Abbildung erhebt weder den Anspruch auf flächengenaue Abgrenzung noch auf Vollständigkeit der dargestellten Bereiche, sie soll vielmehr in Form einer Übersichtsdarstellung die Bereiche herausstellen, denen nach heutigem Stand des Wissens eine besondere Bedeutung für die aquatischen Lebensgemeinschaften zukommt. Diese Bereiche sind aufgrund ihrer besonderen Funktionen für die aquatischen Lebensgemeinschaften besonders empfindlich gegenüber Störungen. Abb. 7.4 - 5: Bewertung der aquatischen Lebensgemeinschaften

Abb. 7.4 - 6: Bereiche besonderer ökologischer Bedeutung für die aquatischen Lebensgemeinschaften