Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

4.3 Landschaftsbildraum 3: Unterelbe an der Geest

Der Geesthang begrenzt diesen Landschaftsbildraum imNorden und unterscheidet seinen Charakter grundlegend von dem des westlich angrenzenden Landschaftsbildraumes 4. Die Breite der Wasserfläche im Mühlenberger Loch, der natürliche Eindruck der Insel Neßsand/Hanskalbsand, die Wattflächen und die geringere Dichte der Bebauung unterscheiden den Landschaftsbildraum von der Stadt- und Hafenlandschaft Hamburgs. Nicht zuletzt ist die von den Sportboothäfen Mühlenberg, Blankenese und Wedel - wenn auch nur temporär - ausgehende Nutzung der Wasserfläche zu erwähnen, die den Einfluß der Stadt noch spüren läßt. Es ist also ein Übergangsraum zwischen zwei sehr unterschiedlich ausgeprägten Landschaftsbildräumen.

Der Landschaftsbildraum 3 ist rund 697 ha groß. 148 ha entfallen auf die Breitenklasse schmaler als 200m. 299 ha entfallen auf die Breitenklasse 200-500m. Der Mündungsbereich der Wedeler Au wird hier aufgrund seiner geringen Größe mituntersucht. Der Landschaftsbildbereich 3.1 "Blankenese" ist mit einem Zusatzbereich ausgestattet (249 ha).

Raumstruktur und Formenschatz

Die Voraussetzungen für das Erleben von Raumstruktur und Formenschatz unterscheiden sich stark zwischen dem nördlichen und südlichen Teil dieses Landschaftsbildraumes. Bis auf die Wertstufe 3 wurden alle Wertstufen vergeben.

Der am Geesthang gelegene Landschaftsbildbereich "Blankenese" (3.1) weist größtenteils die Flächenwertstufe 1 ("Feine Kammerung") auf, die durch die Zertalung der Geestkante sowie durch Bebauung und Bewuchs mit Bäumen bedingt ist. Die Röhricht- und Gehölzbestände in den Landschaftsbildbereichen "Hanskalbsand" (3.6) und "Neßsand Ost" (3.4) bewirken die Flächenwertsufe 2 ("Grobe Kammerung"). Auf dem schmalen Mittelteil der Insel ("Neßsand West" (3.5)) läßt die geringe Breite eine Kammerung trotz der ansonsten gleichen Ausgangslage nicht zu. Dieser Landschaftsbildbereich bietet sehr schlechte, das ebenfalls sehr schmalen Vorland am Südufer ("Hahnöfer Sand" (3.3)) schlechte Voraussetzungen für das Erleben von Raumstruktur und Formenschatz.

Das bauliche Großobjekt "Kraftwerk Wedel" beeinträchtigt zwar das Raumerleben, jedoch ist der Wirkungsbereich im Verhältnis zum Landschaftsbildbereich zu klein, um dessen Bewertung zu beeinflussen.

Sehr gute Voraussetzungen für das Erleben von Raumstruktur und Formenschatz bestehen demnach in den Landschaftsbildbereichen "Blankenese" (3.1) und "Wedel" (3.2), gute Voraussetzungen bieten die Landschaftsbildbereiche "Neßsand Ost" (3.4) und "Hanskalbsand" (3.6).

Naturnähe

Auch im Kriterium "Naturnähe" unterscheidet sich das Nordufer des Landschaftsbildraumes deutlich von den Inseln und dem Südufer. Die Wertstufe 3 wurde nicht vergeben.

Während der Geesthang und der Bereich des Wedeler Yachthafens einen geringen Anteil an Biotopobertypen mit hoher Flächenwertstufe aufweisen, befinden sich in den Landschaftsbildbereichen "Neßsand Ost" (3.4), "Neßsand West" (3.5) und "Hanskalbsand" (3.6) großflächig "Naturraumtypische Biotopobertypen" (Flächenwertstufe 2) sowie "Bereiche naturraumtypischer Zonierung" (Aufwertungsparameter). Hierzu gehören die Süßwasserwatten im Mühlenberger Loch sowie die naturraumtypische Abfolge von Watt-, Röhricht- und Auengebüschbeständen, die sich trotz der geringen Breite des Deichvorlandes im Bereich der Estemündung ("Hahnöfer Sand" (3.3)) ausprägen konnte. Hier wird deutlich, daß das Kriterium "Naturnähe" in dieser Untersuchung die biotischen Vorgänge auf den einzelnen Flächen betont, während nicht berücksichtigt wird, ob die Fläche auf natürliche Weise entstanden ist. So sind Neßsand und Hanskalbsand Strombauwerke zur Unterbringung von Baggergut und zur Regulierung der Elbe und ein großer Teil der Wattflächen im Mühlenberger Loch entstand als Folgewirkung der Abdämmung der Alten Süderelbe.

Gute bis sehr gute Voraussetzungen für das Erleben von Naturnähe bieten dementsprechend die Landschaftsbildbereiche des Südufers ("Hahnöfer Sand" (3.3)) und der Insel ("Neßsand Ost" (3.4), "Neßsand West" (3.5) und "Hanskalbsand" (3.6)).

Anthropogene Prägung

Große Teile des Landschaftsbildraumes, besonders die Insel Neßsand/Schweine-sand/Hanskalbsand sowie der schmale Vordeichsbereich des südlichen Elbufers, sind nicht anthropogen genutzt. Es handelt sich im wesentlichen um Schilf- und Auwaldbereiche. Hinzu kommen die Wälder an der Geestkante in Wedel. Nach 1955 veränderte Nutzung (Flächenwertstufe 3) findet sich auf der Insel Neßsand/Schweinesand/Hanskalbsand und im Bereich des Wedeler Hafens. Seit 1880 unverändert (Flächenwertstufe 1) sind Teile des Siedlungsbereiches Blankenese. Überprägungen sind durch die Aufspülung Hanskalbsand/Schweinesand und die Deichvorverlegung Hahnöfersand/Alte Süderelbe vorhanden. Am Nordufer ist mit dem Kraftwerk Wedel ein bauliches Großobjekt vorhanden, dessen Einflußbereich jedoch nicht zur Abwertung eines Landschaftsbildbereiches führt.

In diesem Landschaftsbildraum wurde lediglich im Landschaftsbildbereich "Blankenese" (3.1) ein erheblicher Teil der Fläche mit der Flächenwertstufe 1 ("Historische Kulturlandschaft, unverändert seit 1880") bewertet. In allen anderen Landschaftsbildbereichen ist der Anteil der Flächen mit dieser Flächenwertstufe zu gering, um sich in der Bewertung des jeweiligen Landschaftsbildbereiches niederzuschlagen. Charakteristisch für diesen Landschaftsbildraum ist der hohe Flächenanteil der Flächenwertstufe "Nicht anthropogen genutzt" (Flächenwertstufe 4), der vor allem in den Landschaftsbildbereichen der Inseln (3.4, 3.5 und 3.6) mehr als die Hälfte des Flächenanteils ausmacht. Seit 1955 wurden vor allem die Bereiche "Hahnöfer Sand" (3.3) und "Wedel" (3.2) großflächig verändert (Flächenwertstufe 3). Bei letzterem wirkte sich besonders der Bau des Yachthafens aus.

Die Landschaftsbildbereiche "Neßsand Ost" (3.4), "Neßsand West" (3.5) und "Hanskalbsand" (3.6) erhielten aufgrund des hohen Anteils der Flächenwertstufe 4 und der vorhandenen Überprägungen die schlechteste Gesamtbewertung, sie sind also Landschaftsbildbereiche mit sehr schlechten Voraussetzungen für das Erleben der Anthropogenen Prägung. "Wedel" (3.2) erhielt mit der Bewertung Landschaftsbildbereich mit durchschnittlichen Voraussetzungen für das Erleben der Anthropogenen Prägung die höchste Gesamtbewertung in diesem Landschaftsbildraum. In diesem Landschaftsbildraum gibt es keinen Landschaftsbildbereich mit sehr guten oder guten Voraussetzungen für das Erleben der Anthropogenen Prägung.

Alle sechs Landschaftsbildbereiche werden aufgrund von Überprägungen abgewertet. Der Landschaftsbildbereich "Neßsand West" (3.5) ist sowohl durch bauliche Großobjekte als auch durch Aufspülung insgesamt zweifach abgewertet worden. Die Fläche der Aufspülung beträgt - mit Ausnahme des Landschaftsbildbereiches "Hahnöfer Sand" (3.3) - bei allen Landschaftsbildbereichen über 50% der Gesamtfläche und führt zur Abwertung. Bei der Bewertung des Landschaftsbildbereiches "Hahnöfer Sand" (3.3) wirkt sich die Deichvorverlegung negativ aus.