Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

2.4.2 Flächengenaue Bewertung des Kriteriums "Naturnähe"

Die Naturnähe ist für das Landschaftsbild auf zweierlei Weise von Bedeutung: Die naturnahe Ausprägung der Biotope stärkt die naturräumliche Eigenart ebenso wie die Erlebbarkeit großräumiger natürlicher Zusammenhänge wie der Jahreszeiten oder der Gezeiten.

Als Flächenparameter für die Bewertung der Naturnähe des Landschaftsbildes wird die Naturraumspezifität der Biotopobertypen angewendet. Für diesen Flächenparameter werden Flächenwertstufen definiert.

Die Beurteilung der Naturnähe der Biotope in den Landschaftsbildbereichen erfolgt in Anlehnung an das Kriterium "Naturraumspezifität" im Fachgutachten "Flora und Fauna" (MATERIALBAND VI), Datengrundlage ist die Karte "Zusammenfassende Darstellung der Biotoptypen" (UVS, Kap. 7.4). Für die Darstellung wird die Zusammenfassung der Biotoptypen zu Biotopobertypen zugrunde gelegt. In Abweichung von dieser Einstufung der Biotopobertypen nach der Naturraumspezifität enthält die niedrigste Flächenwertstufe ("Biotopobertypen starker anthropogener Prägung") nur die durch Bebauung geprägten Biotopobertypen. Die für das Landschaftsbild besonders wichtige Unterscheidung zwischen den durch Bebauung und durch Vegetation geprägten Flächen ist so in den Flächenwertstufen ablesbar. Die Wattflächen werden mitbetrachtet.

Jeder Biotopobertyp wird in einen vierstufigen Bewertungsrahmen eingeordnet (Optimum: 2, Pessimum: 5). Die Flächenwertstufen sind den Biotopobertypen folgendermaßen zugeordnet:

Beispiele für die Flächenwertstufen zeigen die Abbildungen 16 - 19.

Mittels dieser Bewertungsvorschrift ist die Qualität des Landschaftsbildes für das Kriterium "Naturnähe" flächengenau für das ganze Untersuchungsgebiet bewertbar. Gleichzeitig ist die Bewertungsvorschrift die Grundlage für die flächenaggregierte Bewertung der Naturnähe auf der Ebene der Landschaftsbildbereiche (2. Bewertungsschritt). Vor diesem Hintergrund sind die Wertigkeiten der Flächenwertstufen vergeben worden. Da im Kriterium "Naturnähe" - anders als in den beiden anderen Kriterien - ein Aufwertungsparameter in die aggregierte Bewertung (2. Bewertungsschritt) eingeht, wurde die Wertigkeit 1 bei den Flächenwertstufen nicht vergeben.

Tab. 3: Bewertungsvorschrift für die Flächenwertstufen des Flächenparameters "Naturraumspezifität der Biotopobertypen" des Kriteriums "Naturnähe"

Benennung der Flächenwertstufe Landschaftsbildelemente

Wertigkeit der Flächen-

wertstufe

Die Flächenwertstufe 1 wurde bei der flächengenauen Bewertung nicht vergeben
Naturraumtypische Biotopobertypen Auwald, Auengebüsch, Obere Salzwiese, Untere Salzwiese, Küstenwatt mit Vegetation, Brackwasserröhricht, Röhricht und Uferstaudenflur, Wattfläche ohne Vegetation, Naturnahe Fließgewässer, Dünenvegetation (teilweise angepflanzt). 2
Landschaftsraumtypische Biotopobertypen, geringer anthropogener Einfluß Sumpf, Nebenfluß, Stillgewässer, Grünland weniger intensiv, Ruderalflur, Anthropogene Sandflächen mit Dünenvegetation. 3
Biotopobertypen geringer Naturraumbindung und/oder deutlicher anthropogener Prägung Laubwald, Gebüsch, Magerrasen, Obstbau, Salzwiese der Ästuare, Naturferne Fließgewässer, Nadelwald, Intensivgrünland, Deichrasen, Acker. 4
Biotopobertypen starker anthropogener Prägung Siedlungsflächen, Industrie-/Gewerbegebiet, Verkehrsflächen, Uferbefestigung, Offenbodenbereich. 5

In der Kriteriumkarte "Naturnähe" (Maßstab 1: 50.000) sind die vier Flächenwertstufen dargestellt. Auf der Grundlage dieser Karte findet die flächenaggregierte Bewertung statt (vgl. Kap. 2.6). Aus diesem Grund ist in dieser Karte auch der Aufwertungsparameter "Bereich naturraumtypischer Zonierung" dargestellt, der für die Bewertung der Naturnähe des Landschaftsbildes auf der Ebene der Landschaftsbildbereiche berücksichtigt wird. (vgl Kap. 2.6.3).

Abb. 14: Ausschnitt der Kriteriumkarte "Naturnähe"

Abb. 15: Legende der Kriteriumkarte "Naturnähe"

Abb. 16: "Naturraumtypische Biotopobertypen" auf Twielenflether Sand

 

Abb. 17: "Landschaftsraumtypische Biotopobertypen" bei Drage

 

Abb. 18: "Biotopobertypen geringer Naturraumbindung" bei Kollmar

 

Abb. 19: "Biotopobertypen starker anthropogener Prägung", Hohe Schaar