Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

2.6.3 Fische

2.6.3.1 Gegenwärtiges Artenspektrum und historische Veränderungen

Aktuelle Angaben zur Fischfauna der Tideelbe machen PETERMEIER & SCHÖLL (1994), THIEL (1994a) und THIEL et al. (1995a). Danach kann von einem gegenwärtigen Arteninventar von 76 Fischarten ausgegangen werden, wenn man Einzelfänge verschiedener Störartiger einmal ausklammert, da die taxonomische Zuordnung bei den gemeldeten Fängen nicht zweifelsfrei ist (Tabelle 2.6.3.1). Unter den nachgewiesenen Fischarten befinden sich 31 Süßwasserarten, 35 Arten Meeresfische und zehn euryhaline Fischarten. 69 Arten gehören zu den autochthonen und sieben Arten zu den allochthonen Fischarten. Sehr häufig treten Stint, Kaulbarsch und Flunder in der Tideelbe auf. Die beiden letztgenannten Arten sind als charakteristische Leitarten zu betrachten, die namensgebend für diesen Flußabschnitt (Kaulbarsch - Flunder Region) sind. Die Vorkommen von Aal, Dreistachligem Stichling, Finte und Hering sind als häufig zu bezeichnen, während 20 weitere Fischarten regelmäßig in der Tideelbe anzutreffen sind. Für weitere 20 Fischarten betrugen die bisher ermittelten Fundhäufigkeiten unter fünf Prozent (THIEL, 1994a). Diese Arten sind deshalb eher als selten zu bezeichen. 29 Fischarten wurden als Einzelfunde bzw. in wenigen Exemplaren nachgewiesen. Einige Fischarten, die früher häufig bzw. regelmäßig in der Tideelbe auftraten, sind heute verschollen. Insgesamt beträgt der Fischartenverlust in der Tideelbe im Vergleich zum Arteninventar im vorigen Jahrhundert fünf Arten. Zu den verschollenen Arten gehören Stör, Maifisch, Zährte, Wels und auch der Nordseeschnäpel, sieht man von einem Einzelexemplar der letztgenannten Art ab, das im März 1995 bei Lühesand gefangen wurde (THIEL, unveröff.). Einschneidende Bestandsrückgänge müssen u.a. für Fischarten wie Lachs, Ukelei, Barbe und Quappe festgestellt werden (NELLEN, 1992).

In der Literatur ist als Ursache für das Verschwinden von Fischarten oft die hohe Schadstoffbelastung der Elbe angegeben worden, wobei es heute schwierig ist, Unterschiede in der Bedeutung damals wirkender Einflußgrößen zu ergründen (Riedel-LorjÉ & GAUMERT 1982; MÖLLER, 1991). Für den Arten- bzw. Bestandsrückgang der Fische gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren Flußregulierungsmaßnahmen eine wichtige Ursache (ALBRECHT, 1960).

Der Störbestand ist mit großer Wahrscheinlichkeit aufgrund von Überfischung erloschen (EHRENBAUM, 1916; SCHNAKENBECK, 1928).

Tab. 2.6.3.1: Artenzusammensetzung der Fischgemeinschaft in der Tideelbe; AUT: autochthone Arten, ALL: allochthone Arten, XXXXX: sehr häufig, XXXX: häufig, XXX: regelmäßig auftretend, XX: selten, X: Einzelfänge, O: verschollen. (nach Angaben von PETERMEIER & SCHÖLL, 1994; THIEL, 1994a; THIEL et al., 1995a)

Nr. FISCHARTEN Deutsche Bezeichnung AUT ALL
  Limnische Arten      
1 Gymnocephalus cernuus (L.) Kaulbarsch XXXXX  
2 Stizostedion lucioperca (L.) Zander XXX  
3 Abramis brama (L.) Brassen XXX  
4 Aspius aspius (L.) Rapfen XXX  
5 Rutilus rutilus (L.) Plötze XXX  
6 Blicca bjoerkna (L.) Güster XXX  
7 Perca fluviatilis L. Flußbarsch XXX  
8 Leuciscus idus (L.) Aland XXX  
9 Pungitius pungitius (L.) Neunstachl. Stichling XX  
10 Abramis ballerus (L.) Zope XX  
11 Lampetra planeri (Bloch) Bachneunauge X  
12 Scardinius erythrophthalmus (L.) Rotfeder X  
13 Tinca tinca (L.) Schleie X  
14 Esox lucius L. Hecht X  
15 Rhodeus sericeus amarus Bloch Bitterling X  
16 Carassius carassius (L.) Karausche X  
17 Leucaspius delineatus (Heckel) Moderlieschen X  
18 Leuciscus leuciscus (L.) Hasel X  
19 Leuciscus cephalus (L.) Döbel X  
20 Cobitis taenia L. Steinbeißer X  
21 Lota lota (L.) Quappe X  
22 Gobio gobio (L.) Gründling X  
23 Barbus barbus (L.) Barbe X  
24 Alburnus alburnus (L.) Ukelei X  
25 Misgurnus fossilis (L.) Schlammpeitzger X  
26 Cyprinus carpio L. Karpfen   XX
27 Carassius auratus gibelio (Bloch) Giebel   XX
28 Coregonus albula L. Kleine Maräne   X
29 Ictalurus nebulosus (Le Sueur) Zwergwels   X
30 Hypophthalmichthys molitrix (Val.) Silberkarpfen   X
31 Ctenopharyngodon idella (Cuvier) Graskarpfen   X
32 Vimba vimba (L.) Zährte O  
33 Silurus glanis L. Wels O  
  Euryhaline Arten      
34 Osmerus eperlanus L. Stint XXXXX  
35 Pleuronectes flesus (L.) Flunder XXXXX  
36 Anguilla anguilla (L.) Aal XXXX  
37 Gasterosteus aculeatus L. Dreistachl. Stichling XXXX  
38 Alosa fallax (Lacépède) Finte XXXX  
39 Lampetra fluviatilis (L.) Flußneunauge XXX  
40 Salmo trutta L. Meerforelle XXX  
41 Petromyzon marinus L. Meerneunauge XX  
42 Salmo salar L. Lachs XX  
43 Oncorhynchus mykiss (Walb.) Regenbogenforelle   XX
44 Acipenser sturio L. Stör O  
45 Alosa alosa (L.) Maifisch O  
46 Coregonus oxyrhynchus (L.) Nordseeschnäpel O  

Fortsetzung Tab. 2.6.3.1

Nr. FISCHARTEN Deutsche Bezeichnung AUT ALL
  Marine Arten      
47 Clupea harengus L. Hering XXXX  
48 Pomatoschistus minutus (Pallas) Sandgrundel XXX  
49 Pomatoschistus microps (Kröyer) Strandgrundel XXX  
50 Sprattus sprattus (L.) Sprotte XXX  
51 Solea solea (L.) Seezunge XXX  
52 Syngnathus rostellatus Nilss. Kleine Seenadel XXX  
53 Gadus morhua (L.) Dorsch XXX  
54 Merlangius merlangius (L.) Wittling XXX  
55 Pleuronectes platessa (L.) Scholle XXX  
56 Liparis liparis (L.) Scheibenbauch XXX  
57 Chelon labrosus (Risso) Dicklipp. Meeräsche XXX  
58 Myoxocephalus scorpius (L.) Seeskorpion XXX  
59 Limanda limanda (L.) Kliesche XX  
60 Agonus cataphractus L. Steinpicker XX  
61 Trigla lucerna L. Roter Knurrhahn XX  
62 Belone belone (L.) Hornhecht XX  
63 Zoarces viviparus (L.) Aalmutter XX  
64 Ammodytes lancea Yar. Kleiner Sandaal XX  
65 Trisopterus minutus (L.) Zwergdorsch XX  
66 Ciliata mustela (L.) Fünfbärtel. Seequappe XX  
67 Cyclopterus lumpus L. Seehase XX  
68 Scophthalmus rhombus (L.) Glattbutt XX  
69 Psetta maxima (L.) Steinbutt XX  
70 Trisopterus luscus (L.) Franzosendorsch XX  
71 Roccus labrax (L.) Wolfsbarsch XX  
72 Scomber scombrus L. Makrele X  
73 Trachurus trachurus (L.) Stöcker X  
74 Gaidropsarus mediterraneus (L.) Mittelm.-Seequappe X  
75 Rhinonemus cimbrius (L.) Vierbärtel. Seequappe X  
76 Mullus surmuletus (L.) Streifenbarbe X  
77 Syngnathus acus (L.) Große Seenadel X  
78 Hyperoplus lanceolatus (Les.) Großer Sandaal X  
79 Pholis gunellus (L.) Butterfisch X  
80 Engraulis encrasicolus L. Sardelle X  
81 Gobius niger (L.) Schwarzgrundel X  
  Artenzahl   69 7

 

Nach NELLEN (1992) dürften gegenwärtig auch die Existenzbedingungen für Störeier auf den Laichplätzen aufgrund von Verschlammung kaum noch gegeben sein.

Der Nordseeschnäpel, dessen Eier sich am Boden entwickeln, starb wahrscheinlich aufgrund der Verödung seiner Laichplätze durch Schlickablagerungen auf dem Grund des Flusses aus (NELLEN & THIEL, 1994).

Als primäre Ursache für die sich bereits am Ende des 19. Jahrhunderts abzeichnende rückläufige Bestandsentwicklung des Lachses geben DIERCKING & WEHRMANN (1991) vermehrte wasserbauliche Eingriffe wie den Bau von Wehren, Schleusen und Abdämmungen an, die den Laichaufstieg behinderten. So stellten VOSTRADOVSKÝ & SVOBODOVÁ (1992) eine deutlich geringere Artendiversität in stagnierenden Abschnitten an Wehranlagen im tschechischen Elbabschnitt fest.

Obwohl einige Elbzuflüsse im Oberlauf gute Voraussetzungen für eine natürliche Vermehrung z.B. des Lachses aufweisen (NELLEN et al., 1994), wird der Aufstieg diadromer Arten im tschechischen Abschnitt der Elbe durch die zahlreichen Stauhaltungen behindert (VOSTRADOVSKÝ, 1994). Im deutschen Elbabschnitt stellte die Inbetriebnahme der Staustufe Geesthacht im Jahre 1959 eine entscheidende Behinderung für die Wanderungen diadromer und potamodromer Arten und ebenfalls für den üblichen Austausch innerhalb der Fischbestände dar (LÜHMANN & MANN, 1962; NELLEN, 1992) und führte zum Verschwinden anadromer Arten aus Mittelelbe (BRUNKEN & BRÜMMER, 1993; BRÜMMER, 1994) und Oberelbe (VOSTRADOVSKÝ, 1994). Die an der Staustufe Geesthacht errichteten Fischaufstiegshilfen ermöglichen gegenwärtig nur etwa 16 - 20 der anwesenden 26 Fischarten einen Aufstieg (Limnobios 1993 zit. in: VOSTRADOVSKÝ 1994).

2.6.3.2 Struktur der Fischgemeinschaft und strukturbeeinflussende Umweltparameter

Die im Rahmen der vorliegenden UVU getroffenen Aussagen beziehen sich vornehmlich auf Fangergebnisse aus der Hamenfischerei. Durch diese Fangmethode wurden sowohl im Vergleich zur Grundschleppnetzfischerei (KAFEMANN, 1992) als auch zur Baumkurrenfischerei (BRECKLING & NEUDECKER, 1994) deutlich mehr Fischarten gefangen. Selbst eine Reihe bodenlebender Arten wurden beim direkten Vergleich von Baumkurren- und Hamenfischerei nur in den Hamenfängen nachgewiesen. Zeitlich und räumlich vergleichbare Gesamtabundanzen und -biomassen der Fische in der Tideelbe, die mit Hamen- bzw. Grundschleppnetz ermittelt wurden, waren statistisch nicht voneinander zu unterscheiden. (THIEL et al., 1995b). Auch statistisch absicherbare größenselektive Fangunterschiede zwischen Hamen und Grundschleppnetz waren nicht nachweisbar (KAFEMANN, 1992).

Nur 7 Fischarten, darunter die euryhalinen Stinte, Finten, Flundern, Dreistachligen Stichlinge und Aale, sind bei quantitativer Betrachtung für die Struktur der Fischgemeinschaft der Tideelbe von Bedeutung (THIEL, 1994a). Die wichtigste Meeresfischart ist der Hering. Unter den Süßwasserfischen spielt der Kaulbarsch die größte Rolle. Die vier Arten Stint, Finte, Flunder und Hering repräsentieren zusammen im Durchschnitt 94 % der Abundanz und 82 % der Biomasse (Abb. 2.6.3.1). Der Dreistachlige Stichling hat nur hinsichtlich der Abundanzanteile, der Aal nur hinsichtlich der Biomasseanteile Bedeutung für die Struktur der Fischgemeinschaft.

Es gibt eine deutliche Veränderung der Artenzusammensetzung der Fischgemeinschaft im Längsverlauf der Tideelbe. Die Bedeutung des Stintes innerhalb der Fischgemeinschaftsstruktur nimmt stromaufwärts, die von Flunder und Hering stromabwärts zu. Finte und Kaulbarsch haben ihren Verbreitungsschwerpunkt etwa in der Mitte des Untersuchungsgebietes zwischen Stromkilometer (A) 660 und 680.

Die mittlere Fischbiomasse liegt im Hauptstrom bei 116 kg m-3 10-6 und in den Nebenelben bei 160 kg m-3 10-6 (THIEL et al., 1995a). Bei flächenbezogener Betrachtung kann man aufgrund der größeren Wassertiefe im Hauptstrom hier eine annähernd gleich große Fischbiomasse wie in den Nebenelben annehmen

Abb. 2.6.3.1: Mittlere Abundanzen und mittlere Biomassen sowie relative Anteile der Fischarten in der Tideelbe von 1989 bis 1992 nach THIEL (1994a); Anzahl der Hols = 489

 

Bei der Fischabundanz lassen sich im Längsverlauf keine signifikanten Unterschiede feststellen. Die Fischbiomasse steigt stromabwärts an und erreicht mit über 200 kg m-3 10-6 den höchsten Wert auf der am weitesten stromab gelegenen Station (Abb. 2.6.3.2).

Das Auftreten der Stinte der Altersgruppe 0 ab Juni in den Hamenfängen führt zu enormen Häufigkeiten in den Sommermonaten mit Spitzenwerten von Juni bis August. Im September fallen die Werte wieder ab. Für den Aal sind relativ hohe Abundanzen im Frühjahr und Sommer typisch. Im Oktober sinken die Aalmengen ab und sind von November bis März geringer als in der folgenden Zeitperiode. Das Hauptvorkommen der Dreistachligen Stichlinge beschränkt sich auf den Zeitraum zwischen Dezember und März, wenn sie im Zuge ihrer Laichwanderungen in die Tideelbe einwandern. Die Gesamtfischbiomasse zeigt eine größere Stabilität im saisonalen Verlauf als die Gesamtabundanz der Fische.

Ein besonders stark von Jungfischen aufgesuchtes Gebiet ist das Mühlenberger Loch unmittelbar unterhalb von Hamburg. Zu vergleichbaren Zeitpunkten sind die Fischabundanzen im Mühlenberger Loch etwa 15 bis 20 mal und die Fischbiomassen 3 bis 4 mal höher als in den anderen Randbereichen und Nebenelben (THIEL et al., 1995a). Verglichen mit dem Hauptstrom sind hier sogar mehr als die hundertfachen Fischdichten anzutreffen (THIEL, 1994a; KAFEMANN et al. 1996).

Abb. 2.6.3.2: Verlauf der mittleren Fischabundanzen und -biomassen im Längsschnitt der Tideelbe während Ebbe und Flut nach THIEL et al. (1995a); N-Hamenhols = 402. Die Stationen 1 bis 5 sind Hauptstromstationen: Station 1: km (A) 714; Station 2: km (A) 692; Station 3: km (A) 674; Station 4: km (A) 665; Station 5: km (A) 651

Hinsichtlich der Artenzahl dominieren in der Tideelbe die marinen Arten (Tabelle 2.6.3.1). Ihr Vorkommen ist im wesentlichen auf den äußeren Ästuarbereich beschränkt. Arten wie Streifenbarbe und Sardelle treten in wärmeren Jahren verstärkt im Fang auf. Hering, Sprotte, Seezunge, die Kleine Seenadel und die Gobiiden der Gattung Pomatoschistus gehören zu den marinen Arten, die auch im inneren Ästuarbereich der Tideelbe anzutreffen sind. Während die euryhalinen Arten relativ gleichmäßig im Längsschnitt der Tideelbe verteilt sind, nimmt die Artenzahl der Süßwasserfische stromaufwärts zu.

Ursache hierfür ist der stromabwärts ansteigende Salzgehalt. Dieser führt zum verstärkten Auftreten zahlreicher mariner Fischarten im Fang. Als am weitesten stromaufwärts wandernde marine Fischart kommt der Hering noch in mehr als 50 % aller bei Salzgehalten zwischen 1 und 3 ‰ durchgeführten Hamenhols vor. Typische Süßwasserfische wie Plötze und Aland fehlen bei Salzgehalten > 15 ‰ (Abb. 2.6.3.3).

Strukturunterschiede der Fischgemeinschaft im Elbequerschnitt sind vor allem auf die in den Nebenstromgewässern im Vergleich zum Hauptstrom geringeren Strömungsgeschwindigkeiten zurückzuführen. Die Nebenstromgewässer werden von strömungsindifferenten bzw. limnophilen Arten wie Brassen, Zope und Güster in stärkerem Maße als Habitat genutzt als die Stromelbe, in der deutlich höhere Strömungsgeschwindigkeiten auftreten. Dagegen bevorzugen strömungsliebende, pelagische Arten wie Hering und Sprotte die Hauptstrombereiche mit ihren größeren Strömungsgeschwindigkeiten und Wassertiefen (THIEL et al., 1995a).

Veränderungen des Sauerstoffgehaltes führen zu Veränderungen der Fischbiomasse im Elbelängsschnitt. Auffällig ist ein direkter Zusammenhang zwischen Sauerstoffgehalt und Abundanz bzw. Biomasse von Stint und Flunder (Abb. 2.6.3.4).

Sauerstoffgehalte von weniger als 3 mg l-1 führen zu einem nahezu vollständigen Abwandern von Stinten und Flundern aus diesen Regionen. Dagegen werden Aale noch bei Sauerstoffgehalten von 1.5 mg l-1 gefangen. Der Aal hat eine höhere Toleranz gegenüber Sauerstoffdefiziten und konzentrierte sich im Mai 1989 und 1990 bei etwa 3 mg l-1 an den Rändern der sogenannten Sauerstofflöcher (Abb. 2.6.3.4; THIEL et al., 1995a).

Abb. 2.6.3.3: Verteilung ausgewählter Fischarten in der Tideelbe in Abhängigkeit vom Salzgehalt (N=212 Hols; nach THIEL & NELLEN, 1992)

 

Der Verlauf der Fischabundanz ist in erster Linie von der Wassertemperatur abhängig. Als Auslöser der Laichaktivitäten vieler Fischarten bewirkt sie letztendlich saisonale Abundanzveränderungen.

Am Südufer der Elbe, im unmittelbar unterhalb von Hamburg gelegenen Mühlenberger Loch, befinden sich die Hauptaufwuchsgebiete dominanter Elbfischarten. Eine wesentliche Ursache hierfür ist im Nahrungsangebot zu suchen. Tatsächlich ist im Vergleich zu anderen Abschnitten der Tideelbe das Nahrungsangebot an calanoiden Copepoden der Art Eurytemora affinis im Mühlenberger Loch deutlich höher (KAFEMANN et al. 1996). Eine positive Beziehung zwischen den Abundanzen von Eurytemora und Stint stellten BERNÁT et al. (1994) in der Tideelbe fest.

Eine zusammenfassende Betrachtung macht die komplexe Wirkungsweise natürlicher Umweltparameter auf die Struktur der unterelbischen Fischgemeinschaft deutlich (Tabelle 2.6.3.2).

Tab. 2.6.3.2: Wirkungsweise natürlicher Umweltparameter auf die Struktur der unterelbischen Fischgemeinschaft - Ergebnisse schrittweiser multipler Regressionsanalysen - (vgl. THIEL et al., 1995a)

UMWELTPARAMETER Hauptwirkungs-richtung Hauptbeeinflussung
Salzgehalt im Elbelängsschnitt von Artenzahl und -zusammensetzung; Fischbiomasse
Strömung im Elbequerschnitt von Artenzahl und -zusammensetzung; Fischabundanz
Sauerstoffgehalt im Elbelängsschnitt der Fischbiomasse
Wassertemperatur saisonal abhängig der Fischabundanz
Nahrungsangebot im Elbelängsschnitt von Fischabundanz und -biomasse

So wird die Fischbiomasse hauptsächlich durch den Salzgehalt und den Sauerstoffgehalt beeinflußt. Der Salzgehalt steuert auch in entscheidendem Maße die Artenzahl und -zusammensetzung. Jedoch spielt hierbei auch die Strömungsgeschwindigkeit eine Rolle.

Abb. 2.6.3.4: Beziehungen zwischen dem Sauerstoffgehalt und den Abundanzen (A) und Biomassen (B) von Stint, Flunder und Aal im Hauptstrom der Tideelbe im Mai 1989 und 1990 (verändert nach THIEL et al., 1995a)

 

Die Strömung beeinflußt auch die Fischabundanz. Die Fischabundanz variiert aber auch in Abhängigkeit von der Wassertemperatur. Das Nahrungsangebot hat neben dem Einfluß auf die Fischabundanz auch eine Wirkung auf die Fischbiomasse.

Salzgehalt, Sauerstoffgehalt und Nahrungsangebot wirken vor allem im Längsschnitt der Tideelbe. Die Strömung hat ihre Hauptwirkungsrichtung im Elbequerschnitt, und die Wirkung der Wassertemperatur ist saisonal abhängig.

 

2.6.3.3 Aktuelle Bestandssituation und Reproduktion der dominanten Fischarten

Seit 1989 wuchs der Gesamtfischbestand in der Tideelbe (THIEL et al., 1995a). Das war vor allem auf die starke Zunahme der Stintpopulation von durchschnittlich 13 Ind m-3 10-3 in 1989 auf 50 Ind m-3 10-3 in 1992 zurückzuführen (Abb. 2.6.3.5). Die Stintpopulation bestimmte neben dem annuellen Verlauf der Fischbestandsentwicklung auch den saisonalen Verlauf der Gesamtabundanzen und -biomassen. Grund für den Anstieg der Stintpopulation ist ein höherer Reproduktionserfolg der Stinte in den letzten Jahren, sehr wahrscheinlich bedingt durch seit 1990 verbesserte Sauerstoffbedingungen (REINCKE et al., 1992) in den Laich- und Aufwuchsgebieten der Stinte unmittelbar unterhalb Hamburgs.

Während sich bei den Populationen der Flunder, des Dreistachligen Stichlings und des Herings zwischen 1989 und 1992 keine Veränderungen feststellen ließen, nahm der Bestand der Kaulbarsche um den Faktor 14 zu (THIEL et al., 1995a). Beim Aal wurde eine Abnahme des Gesamtbestandes im gleichen Zeitraum beobachtet.

Abb. 2.6.3.5: Bestandsentwicklung des Stintes in der Tideelbe seit 1989 nach THIEL (1994a); Säulen = Standardfehler

 

Während sich die Gesamtabundanzen und -biomassen der Finte im Zeitraum von 1984 bis 1990 nicht veränderten, verringerte sich der Gesamtbestand dieser Fischart von 1991 bis 1994 (THIEL et al., 1995b). Die Abnahme des Gesamtbestandes der Finte ist auf einen verringerten Reproduktionserfolg zurückführbar, weil sich ihr Laichgebiet aufgrund der verbesserten Wasserparameter stromauf in den Einzugsbereich des Kühlwassersystems des Kernkraftwerkes Stade verlagert hat, so daß von einer erhöhten Ei- und Larvenmortalität ausgegangen werden muß (THIEL et al., 1995b). MÖLLER (1993) stellte fest, daß durch die drei an der Tideelbe unterhalb Hamburgs gelegenen Kernkraftwerke jährlich etwa 250 - 400 Tonnen juvenile und adulte Fische und Millionen Fischlarven vernichtet werden. Ein Einfluß der Kühlwasserentnahme auf die Größe des Laicherbestands der Finte konnte bisher nicht festgestellt werden (Abb. 2.6.3.6).

Abb. 2.6.3.6: Monatliche Veränderungen der Abundanz (a) und Biomasse (b) der Finte zwischen 1984 und 1994 bei Verwendung der Daten von MÖLLER (1988) für den Zeitraum von November 1984 bis Dezember 1986 (nach THIEL et al. 1995b)

Es ist denkbar, daß sich als Ergebnis einer weiteren Verringerung der Belastung des Elbwassers das Laichgebiet der europaweit stark gefährdeten Finte noch weiter stromauf verlagert und sich dann der Reproduktionserfolg dieser Fischart wieder erhöht. Gegenwärtig befindet sich das Hauptlaichgebiet der Finte am Südufer der Tideelbe zwischen Stromkilometer 645 und 660. Damit hat sich das Laichgebiet im Vergleich zu den Arbeiten von HASS (1968) und MÖLLER & DIECKWISCH (1991) um etwa 20 km stromauf verlagert. Jedoch erreicht die obere Grenze des Laichgebietes noch nicht den Mündungsbereich der Este (Stromkilometer 635). Eine derartige Situation wurde von EHRENBAUM (1894) und STERNER (1918) für die Jahrhundertwende beschrieben.

Als Hauptlaichregion des Stintes geben MÖLLER & DIECKWISCH (1991) das südliche Elbufer zwischen der Mündung der Este (Stromkilometer Km (A) 635) und der Schwinge (Km (A) 655) an. Innerhalb dieser Region werden Flachwasserbereiche wie Mühlenberger Loch, Hahnöfer Nebenelbe, Lühesander Nebenelbe und der Bereich vor der Schwingemündung und die einmündenden Flüsse Este, Lühe und Schwinge von MÖLLER (1988) als wichtigste Laichgebiete des Stintes erwähnt. Nach Angaben von EHRENBAUM (1894) und LILLELUND (1961) wurden große Mengen an Stinteiern im und oberhalb des Hamburger Hafens gefangen. LILLELUND (1961) gibt das Gebiet von Drage (Km (A) 592) bis Pagensand (Km (A) 660) als Laichregion der Stinte an. Entgegen den Ansichten von MÖLLER & DIECKWISCH (1991) ermittelte LILLELUND (1961) die wichtigsten Laichgebiete weiter stromauf, nämlich bei Fliegenberg (Km (A) 602), Bunthausspitze (Km (A) 609) und im Köhlbrand (Km (A) 626). Eigene Untersuchungen (SEPÚLVEDA et al., 1993) ergaben, daß sich die Laichgebiete des Stintes gegenwärtig bis etwa zur Ilmenau (Km (A) 600) erstrecken. Ein Großteil der abgelaichten Eier und später die Larven werden stromab bis in ihre Aufwuchsgebiete verdriftet. Die wichtigsten Aufwuchsgebiete der Stintlarven und juvenilen Stinte sind die Flachwasserbereiche unterhalb Hamburgs am Südufer der Elbe zwischen dem Mühlenberger Loch und der Schwingemündung (vgl. SEPÚLVEDA et al., 1993). Das Mühlenberger Loch und die Hahnöfer Nebenelbe sind außerdem wichtige Retentions- und Aufwuchsgebiete für Larven und Juvenile der Flunder (THIEL, unveröff.). Bisher konnte nicht geklärt werden, wie und in welcher Zeit die Flunderlarven aus ihren Laichgebieten in der südlichen Nordsee bis hierher gelangen (NELLEN & THIEL, 1994) oder ob es einen Flunderbestand gibt, der sogar in der Tideelbe laicht (MÖLLER & DIECKWISCH, 1991). Um nicht schon als Larven aus ihrem Retentionsgebiet unterhalb Hamburgs in Richtung Nordsee verdriftet zu werden, verfügen die Larven von Stint und Flunder über bestimmte Retentionsmechanismen. So wandern beispielsweise Stintlarven während der ersten Flutphase aktiv aus mittleren und bodennahen Wasserschichten an die Wasseroberfläche, um die hohen Strömungsgeschwindigkeiten für einen Stromauftransport auszunutzen. Während der Ebbe haben diese kleinskaligen Wanderungen entgegengesetzte Gradienten (SEPÚLVEDA et al., 1993).

Während die Larven mariner Arten wie Hering, Sprotte, Sand- und Strandgrundel entweder im Ästuar unterhalb der Ostemündung schlüpfen oder bis dorthin aus dem Wattenmeer verdriftet werden, wurden Larven von Süßwasserfischen in relativ geringen Häufigkeiten im Hauptstrom, in den Nebenelben und in den Nebenflüssen zwischen Hamburg und Glückstadt gefangen (MÖLLER, 1988). Wichtige Aufwuchsgebiete von euryhalinen und marinen Fischarten befinden sich in der Ostemündung (THIEL, 1994b) und im Hauptstrom der unteren Tideelbe (OESMANN, 1994). Die wichtigsten Laich- und Aufwuchsgebiete der Süßwasserfische liegen wahrscheinlich im Bereich des Hamburger Hafens, wobei Gewässern vom Typ der Alten Süderelbe eine besondere Bedeutung zukommt (THIEL & SEPÚLVEDA, 1994).

2.6.3.4 Wachstum

Die Längenhäufigkeitsverteilungen der wirtschaftlich wichtigen Arten Stint, Flunder und Aal sind in den Tabellen A 2.6.3.1, A 2.6.3.2 und A 2.6.3.3 (siehe Anhang) angegeben (diese Längenhäufigkeitsverteilungen wurden für das fischereiwirtschaftliche Gutachten von M. Voigt zur Verfügung gestellt und sind auch dort interpretiert).

Die auf der Grundlage der Längenhäufigkeitsverteilungen berechneten mittleren Totallängen der Altersgruppe 0 (alle Fische des ersten Jahrganges) im November der einzelnen Untersuchungsjahre verdeutlichen die jährlichen und artspezifischen Unterschiede im Längenwachstum (Tabelle 2.6.3.3).

Tab. 2.6.3.3: Mittlere Totallängen (in cm) der Altersgruppe 0 dominanter Elbfische im November der Jahre 1989 bis 1993 mit Angabe der Standardabweichung nach THIEL (1994a)

Jahr Finte Flunder Kaulbarsch Stint
1989 7,92 ± 0,86 9,50 ± 1,68 9,00 ± 0,00 8,42 ± 1,11
1990 8,58 ± 0,60 9,58 ± 1,74 keine Angabe 8,36 ± 0,98
1991 10,5 ± 0,50 8,61 ± 1,69 8,30 ± 1,05 6,02 ± 0,84
1992 9,90 ± 0,80 7,76 ± 1,18 7,45 ± 1,08 5,36 ± 1,02
1993 9,00 ± 0,00 8,52 ± 1,93 7,07 ± 0,94 6,39 ± 1,02
Mittelwert 9,18 ± 0,84 8,79 ± 0,62 7,96 ± 0,75 6,91 ± 1,14

Innerhalb der Altersgruppe 0 erreichte die Finte mit mehr als 9 cm die größten Totallängen am Ende der Wachstumsperiode. Flunder und Kaulbarsch lagen mit 8,8 bzw. 8 cm darunter. Die Wachstumsleistung des Stintes war mit durchschnittlich nur 6,9 cm im ersten Lebensjahr geringer als bei Flunder und Kaulbarsch.

Das Längenwachstum der Finte des Jahrgangs 1992 wurde mit Hilfe einer saisonalen Wachstumsfunktion analysiert (THIEL et al., 1995b). Danach erreichte die Altersgruppe 0 eine mittlere Totallänge von fast 10 cm am Ende der ersten Wachstumsperiode. Am Ende des zweiten Lebensjahres waren die Finten bereits 20 cm lang (Abb. 2.6.3.7).

Abb. 2.6.3.7: Längenwachstumsfunktion der Finte des Jahrgangs 1992 für den Zeitraum von Juni 1992 bis Oktober 1993 nach THIEL et al. (1995b). Die Kurve stellt die Anpassung der Daten an die saisonale Wachstumsfunk-tion, Lt=L¥ {1-exp(-K(t-t0)-[KC/2p (sin(2p (t-ts))-sin(2p (t0-ts)))]}, dar
(Säulen = Standardabweichung)

Die ermittelten Längen-Gewichts-Beziehungen für vier dominante Arten reflektieren Unterschiede im Gewichtswachstum (Abb. 2.6.3.8). Dabei fällt auf, daß die stärker bodenorientierten Flundern und Kaulbarsche mit mäßiger Schwimmaktivität in der Tideelbe einen deutlich höheren Gewichtszuwachs pro Zunahme an Längeneinheit haben als die typischen pelagischen Arten Finte und Stint, die sich schwimmaktiver verhalten.

Abb. 2.6.3.8: Längen (L) - Gewichts (G) - Beziehung dominanter Fische in der Tideelbe im Zeitraum von 1991 bis 1993

 

Im Ergebnis der Längenrückberechnungen am Zander der Tideelbe wird deutlich, daß der Zander nach 6 Jahren Totallängen von mehr als 66 cm erreicht. Im Vergleich mit Wachstumsangaben des Zanders in anderen Gewässern muß das Wachstum des Elbzanders als gut eingeschätzt werden. Die ermittelten Werte liegen im oberen Bereich der aus anderen Gewässern bekannten Wachstumsangaben (Tabelle 2.6.3.4).

Eine sehr gute Übereinstimmung besteht mit den Werten von WIKTOR (1957) für die Stettiner Bucht und WINKLER (1980) für den Greifswalder Bodden. Diese Autoren geben Totallängen von etwa 65 cm für Zander der Altersgruppe 6 an. Dagegen liegen die von MOHR (1916) bei Untersuchungen an Zandern der Tideelbe für diese Altersgruppe ermittelten 30 cm Totallänge weit unter den aktuell bestimmten Wachstumswerten. Deshalb muß davon ausgegangen werden, daß es sich bei den Angaben von MOHR (1916) um Fehlbestimmungen handelt.

Tab. 2.6.3.4: Längenwachstum des Zanders der Altersgruppen 1 bis 6 in der Tideelbe (rückberechnete Totallängen in cm) im Vergleich mit anderen Gewässern

Gewässer Altersgruppe Autor
  1 2 3 4 5 6  
Tideelbe 12,0 - 23,0 26,0 28,0 30,0 MOHR (1916)
Kurisches Haff 12,9 25,8 39,2 - 53,3 60,9 Marre (1933)
Oderhaff 14,9 30,8 47,2 55,8 64,2 68,2 Neuhaus (1934)
Weichselbucht 12,2 23,7 36,7 46,8 57,5 59,1 Filuk (1955)
Stettiner Bucht 16,9 30,0 40,5 51,0 61,0 64,5 WIKTOR (1957)
24 norddt. Seen 13,0 24,0 34,0 43,0 49,0 55,0 Bauch (1963)
Balaton 20,4 28,9 35,8 42,3 48,2 53,5 Biro (1970)
Ijssel 15,0 30,0 42,0 50,0 57,0 63,0 Willemsen (1977)
Greifswalder Bodden 16,9 30,8 43,7 53,8 61,0 66,4 WINKLER (1980)
Stör 11,4 15,7 19,8 41,0 - - ARZBACH (1987)
Tideelbe 15,1 31,5 43,0 53,3 61,1 66,4 THIEL (unveröff.)

 

2.6.3.5 Konsumtion und Produktion

Die täglichen Konsumtionsraten (Tagesration) der Fische in der Tideelbe variieren in Abhängigkeit von der Fischart, vom Alter und von der Jahreszeit.

Die höchste Tagesration von 64 % des individuellen Körpergewichtes bestimmten THIEL et al. (1995c) für die Stinte der Altersgruppe 0 im Zeitraum von April bis Mai 1992 (Abb. 2.6.3.9 a). Die geringste Tagesration wurde für die Altersgruppe 1 der Flunder (0.1 %) zwischen Oktober und November 1992 ermittelt (Abb. 2.6.3.9 b). Die mittleren Tagesrationen der Stinte der Altersgruppe 0 waren zwischen 1.4 und 2.5 mal höher als die Werte aller anderen Arten (THIEL et al., 1995c).

Abb. 2.6.3.9: Saisonale Veränderungen der Tagesrationen (%) von 7 dominanten Fischarten in der Tideelbe in 1992 nach THIEL et al. (1995c); (a) = Altersgruppe 0, (b) = Altersgruppe 1

Die höchsten Konsumtionswerte in 1992 wurden im Zeitraum von Mai bis Juni beobachtet. Die geringsten Konsumtionswerte waren im Winter zu verzeichnen.

Insgesamt betrug die Jahreskonsumtion der Jung- und Kleinfische der Altersgruppen 0 und 1 in 1992 in der Tideelbe 760 kg ha-1 bzw. 7.7 gC m-2 (Abb. 87). Die Altersgruppe 0 war mit 92 % an der Jahreskonsumtion beteiligt. Etwa 98 % der Jahreskonsumtion entfielen allein auf den Stint. Mit Anteilen von 0.9 bzw. 0.4 % hatten Kaulbarsch und Flunder nur geringe Anteile an der gesamten Jahreskonsumtion der Fische (THIEL et al., 1995c).

Aufgrund seiner hohen Biomasse dominiert der Stint nicht nur die Konsumtions-, sondern auch die Produktionsprozesse des unterelbischen Fischbestandes. Der Anteil des Stintes an der Jahresproduktion aller Fische betrug 96 % in 1992. Der Anteil der Altersgruppe 0 machte 89 % aus. In den südlichen Randbereichen der Tideelbe ist die Fischproduktion besonders hoch. Für den Bereich "Elbe-Süd" (Mühlenberger Loch, Hahnöfer Nebenelbe, Lühesander Nebenelbe) wurde für 1992 eine Jahresproduktion von mehr als 200 kg ha-1 bestimmt (Abb. 2.6.3.10). In allen anderen Elbebereichen lag die Jahresproduktion deutlich unter diesem Wert. Unter Berücksichtigung aller Stationen ergibt sich ein Mittelwert für die Jahresproduktion der Fische der Altersgruppen 0 und 1 von 71 kg ha-1.

Abb. 2.6.3.10: Jahreskonsumtion und -produktion der Jung- und Kleinfische der Altersgruppen 0 und 1 in der Tideelbe in 1992 (nach THIEL et al., 1995c)