Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

2 BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER DERZEITIGEN LUFTBELASTUNG

Im folgenden werden die Ergebnisse der Messungen der Immissionsüberwachung Schleswig-Holstein und des Luftmeßnetzes Hamburg für die drei Schwerpunkträume dargestellt und entsprechend dem im Kapitel 1.4 beschriebenen Verfahren bewertet.

2.1 Schwerpunktraum 1: Station Westerbüttel

Die Tabelle 7 gibt die Ergebnisse der kontinuierlichen Messungen des Meßnetzes Schleswig-Holstein für die Meßstation Westerbüttel und die entsprechende Wertstufe wieder, die sich nach Übertragung des arithmetischen Mittels der Meßergebnisse in die Bewertungsskala ergibt.

Die für Westerbüttel gemessenen NO2-Gehalte liegen beim Jahresmittel- und 98%-Wert im Bereich der Wertstufe 1, d.h. es besteht eine sehr geringe Belastung der Luft mit NO2, und bezogen auf diese Werte befindet sich die derzeitige Luftqualität im Optimum. Bei den maximalen Tagesmittelwerten rangieren die Meßergebnisse zwischen den Wertstufen 2 und 3, wobei das arithmetische Mittel der Jahre 1990 bis 1993 einer geringen Luftbelastung (Wertstufe 2) und somit dem Vorsorgestandard entspricht. Die maximalen Halbstundenwerte schwanken hingegen zwischen den Wertstufen 1 und 3 und sind bei Berücksichtigung des arithmetischen Mittels ebenfalls der Wertstufe 2 zuzuordnen.

Beim Schwefeldioxid (SO2) fallen die Unterschiede zwischen dem Jahresmittelwert und den Werten zur Ermittlung der kurzzeitigen Belastungsspitzen auf. Während im Jahresmittel eine sehr geringe Luftbelastung (Wertstufe 1) herrscht, weisen die maximalen Tagesmittel- und Halbstundenwerte an der Station Westerbüttel auf eine mittlere SO2-Belastung der Luft hin (Wertstufe 3). Die in dem Betrachtungszeitraum gemessenen 98%-Werte entsprechen wiederum einer geringen SO2-Belastung (Wertstufe 2).

Die derzeitigen Schwebstaub-Konzentrationen der Luft bewegen sich beim Jahresmittelwert im Bereich einer sehr geringen (Wertstufe 1) und bei den 98%- und 24-h-Werten im Bereich einer geringen (Wertstufe 2) Belastung der Luft.

2.2 Schwerpunktraum 2: Haseldorfer Marsch

Die Immissionssituation in der Haseldorfer Marsch läßt deutliche Parallelen zu den Verhältnissen in Westerbüttel erkennen (Tab. 7). So deutet der an der Station Altendeich gemessene 98%-Wert der NO2-Konzentration auf eine sehr geringe Belastung (Wertstufe 1) der Luft hin. Die Jahresmittelwerte liegen zwar im Grenzbereich zwischen der sehr geringen und der geringen Luftbelastung, aufgrund des arithmetischen Mittels erfolgt allerdings auch hier eine Einordnung in die Wertstufe 1. Die maximalen Halbstundenwerte variieren im Bereich einer geringen bis mittleren Belastung und können unter Berücksichtigung des arithmetischen Mittels der Wertstufe 2 zugerechnet werden. Die Tagesmittelwerte für NO2 in der Haseldorfer Marsch kennzeichnen abweichend von den Verhältnissen in Westerbüttel eine mittlere Belastung (Wertstufe 3). Allerdings unterscheiden sich die arithmetischen Mittelwerte der beiden Schwerpunkträume nur geringfügig.

Während die Jahresmittelwerte der SO2-Gehalte ebenfalls eine sehr geringe Belastung (Wertstufe 1) anzeigen, bewegen sich die 98%-Werte im Bereich einer geringen Belastung. Die maximalen Halbstundenwerte schwanken in dem betrachteteten Zeitraum von 1990 bis 1993 zwischen den Wertstufen 2 und 3, sind allerdings nach dem arithmetischen Mittelwert der Kategorie "mittlere Belastung" (Wertstufe 3) zuzuordnen. Wie in Westerbüttel herrscht in der Haseldorfer Marsch bezogen auf die maximalen Tagesmittelwerte eine mittlere SO2-Belastung der Luft (Wertstufe 3).

Die Belastung der Luft mit Schwebstaub in der Haseldorfer Marsch entspricht wiederum den Verhältnissen in Westerbüttel. So spiegeln die Jahresmittelwerte eine sehr geringe (Wertstufe 1) und die 98%- und 24-h-Werte eine geringe Luftbelastung (Wertstufe 2) wider.

Tab. 7: Luftbelastung in den Schwerpunkträumen Westerbüttel und Haseldorfer Marsch (Station Altendeich)

Schwerpunktraum Westerbüttel Haseldorfer Marsch
    1990 1991 1992 1993 Ø WS 1990 1991 1992 1993 Ø WS
NO2

[µg/m3]

Jahresmittelwert 18 20 18 18 19 1 18 21 19 20 20 1
98%-Wert 58 65 56 65 61 1 59 67 55 64 61 1
24-h-Wert 60 84 61 78 71 2 63 84 75 90 78 3
0,5-h-Wert 96 159 96 125 119 2 108 155 111 157 133 2
SO2

[µg/m3]

Jahresmittelwert 8 13 9 11 10 1 8 15 10 12 11 1
98%-Wert 88 101 58 76 81 2 85 107 63 81 84 2
24-h-Wert 132 129 77 161 125 3 150 150 105 169 144 3
0,5-h-Wert 275 212 171 287 236 3 169 207 169 267 203 3
Schwebstaub

[µg/m3]

Jahresmittelwert 21 23 25 22 23 1 27 37 23 26 28 1
98%-Wert 87 84 89 84 86 2 106 113 79 92 98 2
24-h-Wert 108 113 145 103 117 2 129 132 178 139 145 2
0,5-h-Wert 199 239 325 158 230 - 226 271 265 182 236 -
Erläuterungen:
WS = Wertstufe
SO2 = Schwefeldioxid
NO2 = Stickstoffdioxid
µg/m3 = Mikrogramm pro Kubikmeter
Ø = arithmetisches Mittel (gerundete Werte)
Jahresmittelwert = arithmetischer Mittelwert aller Einzelwerte eines Jahres
98%-Wert = 98% der Summenverteilung aller Einzelwerte eines Jahres
24-h-Wert = maximalerTagesmittelwert
0,5-h-Wert = maximaler Halbstundenwert
* = Meßstation Hohe Schaar wurde 1993 aufgelöst (vgl. Tab.9)

2.3 Schwerpunktraum 3: Hamburg

Die Darstellung der Immissionssituation im Schwerpunktraum Hamburg umfaßt die Auswertung der 4 im Gebiet des Hamburger Hafens gelegenen Luftmeßstationen für den Zeitraum 1990 bis 1993 (vgl. Tab. 9). Da die Jahresberichte des Hamburger Luftmeßnetzes keine statistisch aufbereiteten Tagesmittel- und Halbstundenwerte enthalten, wurden darüber hinaus zur Abschätzung der kurzzeitig wirksamen Spitzenbelastungen der Luft die in den Monatsberichten des Jahres 1995 dokumentierten Daten der Stationen Steinwerder und Veddel ausgewertet (vgl. Tab. 8).

Während im Gebiet des Hamburger Hafens eine im Jahresdurchschnitt mittlere NO2-Belastung (Wertstufe 3) besteht, liegen die 98%-Werte im Bereich einer geringen Belastung der Luft (Wertstufe 2). Bei den Tagesmittel- und Halbstundenwerten des Jahres 1995 zeichnet sich die Station Steinwerder durch eine mittlere Belastung aus, wohingegen die an der Station Veddel gemessenen Tagesmittelwerte einer mittleren und die Halbstundenwerte einer sehr hohen Belastung entsprechen.

Die SO2-Gehalte sind im Jahresdurchschnitt an den Stationen Waltershof, Steinwerder und Veddel als gering (Wertstufe 2) und an der Station Hohe Schaar als sehr gering (Wertstufe 1) einzustufen. Die 98%-Werte bewegen sich dagegen an den Stationen Waltershof, Steinwerder und Hohe Schaar im Rahmen einer geringen (Wertstufe 2) und an der Station Veddel im Rahmen einer mittleren Belastung (Wertstufe 3). Während die Halbstundenwerte des Jahres 1995 an den Stationen Steinwerder und Veddel eine hohe Belastung widerspiegeln, entsprechen die Tagesmittelwerte einer mittleren bis hohen Belastung.

Die Luftbelastung durch Schwebstaub kann im Jahresdurchschnitt an allen Stationen als gering (Wertstufe 2) eingestuft werden, wohingegen der 98%-Wert sowie die maximalen Tagesmittelwerte an den Stationen Steinwerder und Veddel auf eine mittlere Belastung hinweisen.

Tab. 8: Kurzzeitwerte an den Stationen Steinwerder und Veddel 1995

  Steinwerder Veddel
maximale
Konzentration
Wertstufe maximale
Konzentration
Wertstufe
NO2
[µg/m3]
24-h-Wert 94 3 88 3
0,5-h-Wert 172 3 252 5
SO2
[µg/m3]
24-h-Wert 115 3 159 4
0,5-h-Wert 590 4 588 4
Schwebstaub*
[
µg/m3]
24-h-Wert 181 3 160 3
0,5-h-Wert - - - -
Erläuterungen:
* In Hamburg werden bei Schwebstaubmessungen keine Halbstundenwerte ermittelt.
Weitere Erläuterungen vgl. Tab. 7.

 

Tab. 9: Luftbelastung im Schwerpunktraum Hamburg

Station Waltershof Steinwerder
    1990 1991 1992 1993 Ø WS 1990 1991 1992 1993 Ø WS
NO2
[µg/m3]
Jahresmittelwert 33 33 34 32 33 3 43 49 43 40 44 3
98%-Wert 99 92 85 88 91 2 94 102 91 84 93 2
SO2
[µg/m3]
Jahresmittelwert 23 30 22 23 25 2 37 40 31 34 36 2
98%-Wert 148 164 107 119 135 2 136 142 107 128 128 2
Schwebstaub
[µg/m
3]
Jahresmittelwert 52 50 46 45 48 2 46 50 46 46 47 2
98%-Wert 184 153 149 151 159 3 161 150 153 149 153 3
Station Veddel Hohe Schaar*
    1990 1991 1992 1993 Ø WS 1990 1991 1992 1993 Ø WS
NO2
[µg/m3]
Jahresmittelwert 41 50 47 43 45 3 37 37 31 - 35 3
98%-Wert 93 103 96 92 96 2 98 93 77 - 89 2
SO2
[µg/m3]
Jahresmittelwert 35 41 30 29 34 2 21 22 16 - 20 1
98%-Wert 198 248 139 133 180 3 116 112 74 - 101 2
Schwebstaub
[µg/m
3]
Jahresmittelwert 48 56 51 53 52 2 44 42 43 - 43 2
98%-Wert 164 172 165 158 165 3 170 138 154 - 154 3
Erläuterungen: vgl. Tab. 7

 

2.4 Zusammenfassende Beurteilung der derzeitigen Immissionsituation

Zwischen der Immissionssituation der industrienah gelegenen Meßstation in Westerbüttel und der im ländlich geprägten Raum der Haseldorfer Marsch gelegenen Station Altendeich bestehen keine signifikanten Unterschiede. Während die Jahresmittelwerte und 98%-Werte bei allen Parametern für die Schwerpunkträume Westerbüttel und Haseldorfer Marsch eine sehr geringe bis geringe Belastung der Luft anzeigen, liegen die zur Kennzeichnung von kurzzeitigen Spitzenbelastungen wichtigen maximalen Tagesmittel- und Halbstundenwerte überwiegend im Bereich einer mittleren Belastung.

Wie zu vermuten, erweist sich der Ballungsraum Hamburg als höher belastetes Gebiet. Mit Ausnahme des Jahresmittelwertes für SO2 an der Station Hohe Schaar, der auf eine sehr geringe Belastung (Wertstufe 1) hindeutet, kennzeichnen die übrigen Langzeitwerte den Schwerpunktraum Hamburg als ein Gebiet geringer bis mittlerer Belastung. Die Luftqualität ist hier im Jahresdurchschnitt und hinsichtlich der 98%-Werte um eine Wertstufe schlechter einzustufen als in den Schwerpunkträumen Westerbüttel und Haseldorfer Marsch. Dieser Trend läßt sich im wesentlichen auch bei den Kurzzeitwerten beobachten, die einer mittleren bis hohen Belastung der Luft entsprechen. Der im Bereich einer sehr hohen Belastung liegende Halbstundenwert für NO2 geht vermutlich hauptsächlich auf Emissionen des Straßenverkehrs zurück. Insgesamt spiegeln die Werte das in Großstädten aufgrund der größeren Anzahl von Emissionsquellen (Verkehr, Industrie, Kraftwerke, Hausbrand usw.) erhöhte Schadstoffniveau wider.

Abb. 3: Bewertung der aktuellen Immissionssituation

Hamburg, im März 1997

Planungsgruppe Ökologie + Umwelt Nord

 

Im Auftrag Dipl.-Ing. Baumann

Bearbeiter Dipl.-Geogr. Stroebel