Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

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A.1.11.1.2          Methodisches Vorgehen bei der vegetationskundlichen Erfolgskontrolle

Zeitlicher Umfang der vegetationskundlichen Untersuchung

Seit dem Jahr 2001 werden die Kompensationsmaßnahmen sukzessive umgesetzt. Es wäre wünschenswert gewesen, den Zustand der Flächen vor der Realisierung der Maßnahmen sowie die Entwicklung der Jahre 2001 bis 2004 zu dokumentieren. Zur Beurteilung der Entwicklung vor dem Jahr 2005 werden Daten aus der UVU und dem LBP zur letzten Fahrrinnenanpassung (Planungsgruppe Ökologie + Umwelt Nord, 1997, 1997a; Kurz, 1999, 2000) sowie Daten Dritter herangezogen. In den Maßnahmengebieten Hetlingen/Giesensand und Haseldorfer/Wedeler Marsch wurden im Jahr 2004 vegetationskundliche Untersuchungen durchgeführt (s. u.).

Als Referenzflächen werden benachbarte, intensiv bewirtschaftete Grünlandparzellen in die Erfolgskontrolle einbezogen. Näheres ist den Beschreibungen zu den einzelnen Maßnahmengebieten zu entnehmen.

Das erste mögliche Untersuchungsjahr für die Erfolgskontrolle in allen Maßnahmengebieten ist das Jahr 2005. Weiterer geplanter Untersuchungsschwerpunkt für die Vegetation ist das Jahr 2008 und evtl. 2011. Am Ende jedes Untersuchungsjahres soll anhand der bis dahin vorliegenden Ergebnisse über den Umfang der weiteren Untersuchungen in den Folgejahren entschieden werden. Die vegetationskundlichen Untersuchungen in einem Maßnahmengebiet oder in Teilen des Gebietes werden beendet, wenn die vegetationskundlichen Kompensationsziele erreicht wurden.

Über die Fortführung der Untersuchungen entscheidet ein Gremium aus Vertretern der beteiligten Bundesländer, der Bundesanstalt für Gewässerkunde und des TdV.

Für Erfolgskontrollen zur Grünlandextensivierung hat sich ein Untersuchungszeitraum von ca. 10 Jahren ab Beginn der Extensivierung bewährt (Handke et al., 1996). Diese Zeitspanne zur Untersuchung der Maßnahmen ist notwendig, da die im Textband in Kapitel V skizzierten Veränderungen in unterschiedlichen Zeitskalen ablaufen:

- Im Zuge der Extensivierung von Grünland oder der Zulassung der Sukzession auf Feuchtflächen stellen sich Veränderungen der strukturellen Parameter (Schichtung des Grünlands, Phytomasseverteilung) voraussichtlich bereits nach einer bis zwei Vegetationsperioden ein.

- Die Ausbreitung von Schilf und anderen Röhrichtarten, die Zunahme von Feuchte- und Nässezeigern im Grünland, Veränderungen im Mikrorelief oder die Zunahme von Erosions- und Sedimentationsflächen benötigen wahrscheinlich nur wenige Jahre.

- Einen Zeitraum von bis zu 10 Jahren und mehr benötigen naturschutzfachlich erwünschte Pflanzenarten im extensivierten Grünland zur Neueinwanderung oder Ausbreitung aus Restpopulationen. Auch die Reaktion der Vegetation auf verminderte Trittbelastung und geringeren Verbiss durch Weidetiere wird sich aller Voraussicht nach erst langfristig einstellen.

 

Methodik der vegetationskundlichen Erfolgskontrolle

(Sigmakartierung, Kartierung von Vegetationskomplexen)

Die erwarteten Veränderungen des Grünlands im Zuge der Extensivierung oder Nutzungsaufgabe werden mit Hilfe sigmasoziologischer Methoden untersucht (vgl. z. B. Schwabe, 1991). Die sigmasoziologische Methode wurde gewählt, weil mit ihr Veränderungen in der Struktur und der Artenzusammensetzung des Grünlands auf großen Flächen dokumentiert werden können. Detailkartierungen repräsentativer (Klein-) Flächen oder Parzellen wurden als ungeeignete Methode verworfen, da ein dort anzutreffendes Vegetationsmosaik nur mit hohem Aufwand kartographisch dargestellt werden kann.

Zur Ergänzung der sigmasoziologischen Erfassung werden Dauerflächen (s. u.) eingerichtet. Da die sigmasoziologisch erhobenen Daten keinen genauen Lagebezug haben, ist eine Ergänzung durch Untersuchungen auf fest markierten Flächen notwendig.

Weil die sigmasoziologische Methode nicht allgemein bekannt ist, wird an dieser Stelle eine kurze Einführung gegeben.

Bei der Sigmakartierung werden nicht einzelne Biotoptypen oder Pflanzengesellschaften kartiert, sondern Komplexe aus diesen Einheiten. Diese Komplexe zeichnen sich durch eine Kombination von miteinander vergesellschafteten Vegetationstypen aus. In einheitlichen Landschaftsausschnitten ist die Kombination verschiedener Vegetationstypen zu Vegetationskomplexen regelhaft. So wie sich eine Pflanzengesellschaft durch eine charakteristische Artenkombination auszeichnet, zeichnet sich ein Vegetationskomplex in einem bestimmten Landschaftsausschnitt durch eine charakteristische Kombination von Vegetationseinheiten aus.

So besteht beispielsweise eine (hypothetische) Grünlandparzelle mit Beet- und Grüppenstruktur aus den Einheiten:

- verarmte Weidelgras-Weißklee-Weide auf Beeten und Beetflanken, intensiv beweidet

- verarmte Weidelgras-Weißklee-Weide auf Beeten und Beetflanken, unterbeweidet

- Geilstellen im verarmter Weidelgras-Weißklee-Weide

- verarmte Weidelgras-Weißklee-Weide in Grüppen, intensiv beweidet

- Dominanzbestand mit Weißem Straußgras in Grüppen, intensiv beweidet

- Brennnesselherden auf Beetrücken

- Störstellen durch Maulwurfshügel mit einjährigen Ruderalarten

- vegetationsfreie bis -arme Trittstellen an Tränken oder Weidedurchlässen

- Trittstellen an Beetflanken

 

Zur Analyse der räumlichen Verteilung solcher Vegetationskomplexe werden die beteiligten Vegetationseinheiten als die "Bausteine" der Vegetationskomplexe charakterisiert, bevor man in einem zweiten Schritt die Vegetationskomplexe erarbeitet und kartiert.

Als Vegetationstypen werden pflanzensoziologisch definierte und ranglose Einheiten (Fragmentgesellschaften und Dominanzbestände) erfasst. Vegetationstypen der Grüppen und Beete sind grundsätzlich zu differenzieren, auch bei sehr ähnlicher Artenausstattung. Die Vegetation der Beetflanken wird dokumentiert, wenn sie Arten enthält, deren Deckung um wenigstens zwei Deckungsklassen von den Beetrücken verschieden ist. Strukturelle Unterschiede, z. B. im Schichtaufbau eines Vegetationstyps (z. B. Geilstellen und niedrige, überbeweidete Rasen mit gleicher Artenzusammensetzung) werden nicht über Vegetationsaufnahmen dokumentiert sondern verbal beschrieben.

Die Schätzung der Deckungsanteile und die Erstellung der Vegetationsaufnahme erfolgt nach der Methodik von Braun-Blanquet, Deckungsklasse 2 wird in 2a, 2b und 2m aufgeteilt. Details sind Dierßen (1990) zu entnehmen. Die Fläche der Vegetationsaufnahme ist so groß zu wählen, dass die charakteristische Artenzusammensetzung erfasst wird, im Grünland werden etwa 10 - 25 m² Aufnahmefläche empfohlen. Bei kleinflächig vorhandenen Sonderstrukturen können mehrere voneinander getrennte Teilflächen zu einer Aufnahmefläche vereinigt werden.

Für jede Aufnahme sind Bearbeiter, Aufnahmenummer, Lokalität, Datum, Größe der Aufnahmefläche, Gesamtdeckung der Vegetation und Angaben zur Schichtung anzugeben. Die ungefähre Lage der Aufnahmeflächen wird in eine Karte eingetragen. Eine Vermarkung der Aufnahmeflächen im Gelände ist nicht notwendig.

Die Kartierung der Vegetationskomplexe wird im Maßstab 1:5.000 angelegt. Die Benennung der Komplexe erfolgt in Absprache mit allen Bearbeitern und der BfG. Die Benennung kann sich an der dominierenden Vegetationseinheit, also z. B. der flächenmäßig bedeutendsten Einheit auf den Beetrücken orientieren.

Die Vegetationskomplexe werden mit sigmasoziologischen Aufnahmen dokumentiert. Diese werden in einem Landschaftsausschnitt mit möglichst typischem Standortmosaik und einheitlicher Nutzung durchgeführt. In der sigmasoziologischen Aufnahme wird die Abundanz der beteiligten pflanzensoziologischen und ranglosen Vegetationstypen, ggf. differenziert nach strukturellen und standörtlichen Aspekten (Beet/Grüppe usw.) und von vegetationsfreien Flächen geschätzt. Die Aufnahmefläche wird so groß gewählt, dass das charakteristische Standort- und Vegetationsmosaik erfasst wird, was bei einer Fläche von etwa 1 bis 2 ha der Fall ist. Ein homogenes Vegetationsmosaik vorausgesetzt, kann eine Aufnahmefläche damit die Breite von 5 - 10 Beeten umfassen.

Die Schätzung der Abundanz der Vegetationstypen in der Aufnahmefläche erfolgt in Anlehnung an Schwabe (1991) mit folgender Skala:

r:            1 kleiner Bestand

+:           2 - 5 kleine Bestände, Deckung < 1 %

1:           6 - 50 kleine Bestände, Deckung < 1 % oder Deckung 1 - 5%

m:          > 50 kleine Bestände, Deckung < 1 %

2:           Deckung des Bestands 5 - 25 %, Anzahl der Bestände beliebig

3:           Deckung des Bestands ¼ bis ½ der Aufnahmefläche, Anzahl der Bestände beliebig

4:           Deckung des Bestands ½ bis ¾ der Aufnahmefläche, Anzahl der Bestände beliebig

5:           Deckung des Bestands mehr als ¾ der Aufnahmefläche, Anzahl der Bestände beliebig.

 

Eine Sigmaaufnahme der oben vorgestellten hypothetischen Grünlandfläche sieht so aus:

- Sigmaaufnahme Nr. 05

- Bearbeiter: Herr/ Frau Mustermann, 16.06.05

- Belumer Außendeich, binnendeichs, Intensivgrünland Lolio-Cynosuretum, 100 x 200 m:

verarmte Weidelgras-Weißklee-Weide auf Beeten und Beetflanken, intensiv beweidet 4
verarmte Weidelgras-Weißklee-Weide auf Beeten und Beetflanken, unterbeweidet 2
verarmte Weidelgras-Weißklee-Weide in Grüppen, intensiv beweidet 1
vegetationsfreie bis -arme Trittstellen an Tränken und Weidedurchlässen 1
Trittstellen entlang von Beetflanken m
Brennnesselherden auf Beetrücken 1
Geilstellen im verarmter Weidelgras-Weißklee-Weide m
Störstellen durch Maulwurfshügel mit einjährigen Ruderalarten m
Dominanzbestand mit Weißem Straußgras in Grüppen, intensiv beweidet +

 

Innerhalb eines Untersuchungsjahres erfolgen zwei Begehungen, die erste ab April vor dem Viehauftrieb, die zweite in der Zeit von Juli bis September.

Zwei Begehungstermine sind notwendig, um die unterschiedlichen Aspekte des Grünlands besser kennen zu lernen. Zudem arbeitet eine sigmasoziologische Kartierung auf zwei Abstraktionsebenen - der pflanzensoziologischen und der sigmasoziologischen - die beide im Zuge der Datenaufnahme sauber charakterisiert und kartiert werden müssen. Nachdem in der ersten Begehung ein Großteil der Datenaufnahme erfolgt ist und eine erste Vegetationskarte erstellt wurde, muss danach eine Zwischenauswertung der pflanzensoziologischen und sigmasoziologischen Daten erfolgen. Auf der Grundlage dieser Auswertung muss die Arbeitskarte überarbeitet werden.

Beide Termine werden auch dazu genutzt, gefährdete und geschützte Pflanzenarten sowie nach internationalen und nationalen Richtlinien und Gesetzen geschützte Vegetationseinheiten zu dokumentieren.

Vegetationseinheiten, die für die Fragestellung nicht relevant sind, z. B. unbefestigte Wege, Wegränder, Deichgrünland, Gehölze, Ruderalfluren der Lagerplätze, Graben- und Ufervegetation werden nicht mit pflanzensoziologischen Aufnahmen dokumentiert. Um eine flächendeckende Kartierung zu ermöglichen, werden diese Einheiten auf der Ebene von Biotoptypen unter Verwendung der niedersächsischen Biotoptypenkartieranleitung (Drachenfels, 1994, 2003) erfasst.

 

Biotoptypenkartierung

Biotoptypenkartierungen werden im Maßnahmengebiet Pagensand (s. u.) durchgeführt. In den anderen Maßnahmengebieten werden Vegetationseinheiten außerhalb des Grünlands und der Sukzessionsflächen auf der Ebene von Biotoptypen erfasst.

Biotoptypenkartierungen werden im Maßstab 1:5.000 unter Verwendung des Biotoptypenschlüssels des Landes Niedersachsen (Drachenfels, 1994, 2003) durchgeführt. Je Biotoptyp ist mindestens eine repräsentative halbquantitative Artenliste zu erstellen, unter Schätzung der Abundanz nach der Skala von Braun-Blanquet. Die Deckungsklasse 2 braucht dabei nicht differenziert zu werden. Die Artenliste soll alle dominanten, charakteristischen, gefährdeten und geschützten Pflanzenarten enthalten. Je Biotoptyp und Maßnahmengebiet ist nur eine Artenliste notwendig.

Erfasst werden auch Fundorte gefährdeter und geschützter höherer Pflanzen sowie nach internationalen und nationalen Richtlinien und Gesetzen geschützte Vegetationseinheiten. Vom Untersuchungsgebiet wird je Untersuchungsjahr eine Liste der vorkommenden höheren Pflanzen erstellt.

Zur Biotoptypenkartierung wird je Untersuchungsjahr nur eine Begehung durchgeführt.

 

Dauerflächenuntersuchung

Dauerflächen im Grünland werden in zwei verschiedenen Designs angelegt, je nachdem, ob Grüppen vorhanden sind oder nicht. Auf ebenen Flächen ohne Grüppen wird die Dauerfläche quadratisch mit den Maßen 5 x 5 m angelegt. Auf Flächen mit Grüppen besteht eine Dauerfläche aus drei Teilflächen: Eine 5 x 5 m große Teilfläche liegt auf dem Beetrücken und zwei je 2,5 x 5 m großen Teilflächen werden entlang der beiden dem Beetrücken benachbarten Grüppen angelegt (Abbildung A.1.11.1.2-1). Die beiden 2,5 m breiten Teilflächen werden so platziert, dass die Grüppe in der Mitte der Fläche verläuft und damit auch der "Unterhang" der Beetflanke erfasst wird.

Abb. A.1.11.1.2-1:       Dauerfläche aus drei Teilflächen im Grünland mit Beet- und Grüppenstruktur

 

Die Dauerflächen bzw. Teilflächen werden mit DGPS eingemessen.

Die vollständige Artenzusammensetzung höherer Pflanzen der Dauerflächen wird nach der pflanzensoziologischen Methode mit der Deckungsskala nach Londo (1976) aufgenommen. Die Vegetation der Beetrücken und der Grüppen wird getrennt erfasst.

Die Daten aus den beiden Teilflächen der Grüppe werden bereits bei der Geländearbeit zu einem Datensatz zusammengefasst.

Strukturparameter werden in den Dauerflächen des Grünlands in den 5 x 5 m großen Dauerflächen auf dem Beetrücken erhoben, nicht in den Grüppen oder in den Dauerflächen in Sandtrockenrasen des Vaaler Moor.

Als Strukturparameter werden die Gesamtdeckung, Deckung toter Phytomasse, Deckung offener Bodenstellen und anderer Sonderstrukturen sowie die Deckung einzelner Schichten nach der Londo-Skala geschätzt.

Zur besseren Übersicht bei der Deckungsschätzung wird die Dauerfläche zunächst in vier gleich große Teile geteilt und die Schätzungen getrennt für diese vier Teile vorge­nommen. Der Schichtaufbau wird in Anlehnung an van der Maarel (1970), s. a. Sundermeier in Traxler (1997) geschätzt. Als Schichteinteilung wird 0 - 5 cm, 5 ‑ 10 cm, 10 - 20 cm, 20 - 40 cm und über 40 cm verwendet. Durch Höhenmessung wird festgestellt, welche Teile welcher Pflanzen in welcher Schicht vorkommen, um sich eine Vorstellung vom genauen Schichtaufbau der Vegetation in der Fläche zu machen. Dann wird in Gedanken der Bestand in Strata der vorher festgelegten Höhenintervalle un­ter­teilt und die Deckung jeder Schicht als senkrechte horizontale Projektion auf den Boden geschätzt. Begonnen wird mit der obersten Schicht. Zur Eichung eignen sich Papp- oder Papierscheiben definierter Größe, die einen bestimmten Flächenanteil der zu schätzenden Fläche repräsentieren. So beträgt die Fläche eines DIN-A4-Blattes genau 1 % von einem Viertel einer 5 x 5 m großen Dauerfläche. Die strukturellen Daten der vier Teilflächen werden noch im Gelände zu einem einzigen Wert aggregiert und als Londo-Deckungsklasse dargestellt.

Um die Vergleichbarkeit der strukturellen Daten über die Jahre beurteilen zu können, ist der blühphänologische Zustand von 2 - 3 dominanten Arten in der Dauerfläche und deren Umgebung nach Dierschke (1994) zu erfassen.

Wird mit der Dauerfläche ein Standortmosaik erfasst, ist dieses Mosaik in einer Skizze festzuhalten und verbal zu beschreiben.

Die Dauerflächen werden zweimal je Untersuchungsjahr aufgesucht und dokumentiert, einmal ab April vor dem Viehauftrieb und einmal in der Zeit von Juli bis September, abgestimmt auf die Bewirtschaftungstermine.

Zwei Begehungstermine sind notwendig, um die Pflanzenartenzusammensetzung der Dauerfläche möglichst vollständig zu erfassen. Die pflanzensoziologischen Ergebnisse beider Begehungstermine eines Untersuchungsjahres werden zusammengefasst, eben­so werden die Ergebnisse der beiden Teilflächen in den Grüppen zusammengefasst. In der Zusammenfassung wird die jahreszeitlich bedingte höchste Deckung einer Art an­gegeben. Daten aus Grüppen und Beetrücken werden nicht zusammengefasst. Daten zur Struktur der Flächen werden für beide Begehungstermine getrennt vorgehalten und dargestellt.

 

 

A.1.11.1.3          Avifaunistische Untersuchungen

Ziele

Für die terrestrischen Gebiete bestehen die Ziele weitestgehend in der Verbesserung und Sicherung des Lebensraums für die Vogelwelt sowie z. T. in der Verbesserung und Sicherung des Lebensraumes als Vogelschutzgebiet und Feuchtgebiet internationaler Bedeutung.

 

Untersuchungen

Die Kompensationsmaßnahmen erfüllen die Ziele, wenn Verbesserungen der Lebensräume für Vögel erreicht sind. Dies kann über die bessere Akzeptanz der Lebensräume durch gebietstypische Arten belegt werden. Wenn diese Lebensräume besser besiedelt werden, ist damit die Zielerfüllung gegeben.

Zeitlicher Umfang der Untersuchungen: Die Untersuchungen sollen in drei aufeinander folgenden Jahren, beginnend ab 2005, erfolgen und bilden die Basis für die Bewertung der Erfolgskontrolle. Nach den drei aufeinander folgenden Untersuchungsjahren ist - abhängig von der Zielerreichung der Kompensationsmaßnahmen - anhand der vorliegenden Ergebnisse der Brut- und Gastvogelerfassungen für jedes Maßnahmengebiet über eine Durchführung einer weiteren avifaunistischen Untersuchung sowie über das Jahr der Untersuchung abzustimmen (Vertreter der Bundesländer, TdV, BfG). Die vogelkundlichen Untersuchungen in einem Maßnahmengebiet/Teilflächen werden nach dem 3. Untersuchungsjahr beendet, sofern ein Erfolg der faunistischen Kompensationsziele zu verzeichnen ist.

Die Besiedlung/Akzeptanz von Lebensräumen durch die verschiedenen Vogelarten ist einer natürlichen Dynamik unterworfen und ist abhängig von einer Vielzahl an Faktoren. Werden die Kompensationsflächen trotz Verbesserungen der Lebensraumstrukturen von gebietstypischen Vogelarten nicht akzeptiert bzw. besser besiedelt, kann der Erfolg der faunistischen Kompensationsziele gleichwohl anhand der strukturellen Voraussetzungen für die Verbesserungen und Sicherungen des Lebensraumes für Vögel festgestellt werden.

Beendet werden die avifaunistischen Untersuchungen daher spätestens nach dem 4. Untersuchungsjahr.

Der Umfang der Untersuchungen zur Erfolgskontrolle orientiert sich eng an dem notwendigen Umfang zur Überprüfung der Ziele im LBP. So ist zum Beispiel der Zeitraum für eine 2. Brutperiode nicht prinzipiell erforderlich zur Erfassung der Arten, die brüten. Hier reicht der Zeitraum der Hauptbrutzeit.

Daten aus dem Artenerfassungsprogramm der Länder, ornithologischer Verbände und aus anderen umfassenden Bestandsaufnahmen sind heranzuziehen, sofern sie für die zu untersuchenden Flächen relevant sind.

Vorab ist zu prüfen, ob in den Maßnahmengebieten derzeit ornithologische Untersuchungen durchgeführt werden und ob diese im Rahmen der Erfolgskontrollen genutzt werden können. In diesem Fall sind die Untersuchungen im Rahmen der Erfolgskontrolle in die bereits bestehenden Untersuchungsprogramme ergänzend einzupassen.

Bei den ersten Bestandsaufnahmen sind für die vorkommenden Vogelarten besonders wichtige Teilbereiche und Biotopstrukturen der Kompensationsfläche zu benennen.

Weiterhin ist bei jeder Bestandsaufnahme der jeweilige Zustand der Fläche, die Nutzung durch Vögel der verschiedenen Bereiche als Habitat (Brut, Rast, Schlaf, Nahrung, usw.), die landwirtschaftliche Nutzung und auffällige Störungen zu dokumentieren. Die Ergebnisse sollen qualitativ bewertet werden. Für die Beurteilung soll das für die Bewertung von Vogellebensräumen in Niedersachsen entwickelte Bewertungsmodell des NLÖ (NLÖ, 1997) angewendet werden.

Typische Lebensraumstrukturen und wenn möglich wichtige wertbestimmende Tierarten sind fotografisch zu dokumentieren.

Untersuchungen der Brutvögel

Die Brutvogelerfassung erfolgt in Anlehnung an das Methoden-Handbuch der Staatl. Vogelschutzwarte Niedersachsen (BIOS, 2002). Die Untersuchung der Brutvögel soll mittels 8 Begehungen der Kompensationsflächen in dem Zeitraum vom 15.03 bis 15.08. (je nach Witterungsverlauf bzw. Beginn/Ende des Brutgeschehens) in etwa in 15-tägigem Abstand erfolgen. Als Methode ist die Revierkartierung anzuwenden. Die Bestandsaufnahmen sollen alle zu den Untersuchungsterminen erfassbaren Arten beinhalten, somit auch alle wertbestimmenden Arten.

Die zeitliche Verteilung der Begehungen soll so gewählt werden, dass der Höhepunkt der Balzaktivität der verschiedenen Artengruppen registriert wird, die Mehrzahl der Paare brütet oder ein Revier besetzt. Dadurch kann die Erfassung von Durchzüglern oder von Paaren, die frühzeitig ihre Brut (außerhalb des Untersuchungsgebietes) abbrechen, eingeschränkt werden. Abweichend von der sonst üblichen Revierkartierung sollen zur Absicherung des Brutvogelstatus der einzelnen Arten (insbesondere der Singvögel und Wasservögel) nach Möglichkeit auch Brutnachweise durch das Füttern bzw. Führen von nichtflüggen Jungvögeln erfasst werden.

Zu Beginn der Arbeiten ist zu ermitteln, welche Untersuchungen in den jeweiligen Flächen bereits jetzt durch andere Institutionen durchgeführt werden. Hierzu sind ggf. vorhandene Bestandsdaten z. B. beim Niedersächsischen Landesamt für Ökologie, Staatliche Vogelschutzwarte bzw. beim schleswig-holsteinischen Landesamt für Natur und Umwelt nachzufragen. Diese Untersuchungen sollen auf die Verwendbarkeit für die vorliegende Fragestellung geprüft werden. Gegebenenfalls sind diese Untersuchungen einzubeziehen und die beauftragte Untersuchung ist entsprechend anzupassen.

Untersuchungen der Rast- und Gastvögel

Die Untersuchungen sollen 14 Begehungen der Kompensationsfläche in dem Zeitraum vom 01.09. bis 30.04. (Übergang zur Brutvogelerfassung) umfassen. Art und Anzahl der Rast- und Gastvögel sind zu ermitteln.

Die zeitliche Verteilung der Begehungen soll dabei so gewählt werden, dass die Höhepunkte der verschiedenen rastenden Zugvogel- und Wintergastarten möglichst gut registriert werden können. Mit einem ca. 15-tägigen Raster ist somit insgesamt ein Jahresgang abgedeckt. Ausgenommen sind dabei nur die Zeiten des Abschlusses der Aufzucht der Jungen und einer eventuelle 2. Brut. Die Abstände der Begehungen im etwa 15-tägigen Rhythmus sollen variabel an die jeweilige Entwicklung der Bestände angepasst werden.

Die Bestandsaufnahmen sollen alle zu den Untersuchungsterminen erfassbaren Arten beinhalten, somit auch alle wertbestimmenden Arten.

 

Bewertung der Untersuchungsergebnisse

Bei der Bewertung sind Gebiete lokaler, regionaler, landesweiter, nationaler und internationaler Bedeutung zu unterscheiden (NLÖ, 1997; Behm-Berkelmann et al., 2001). Als Bezug dafür soll die Bundesartenschutzverordnung, die aktuellen bundes- und landesweiten Roten Listen, für national bedeutende Brutgebiete die bundesdeutschen und für international bedeutende Brutgebiete die Kriterien für Anhang I-Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie verwendet werden. Zur Beurteilung der Kompensationsflächen als Vogellebensräume soll die NLÖ-Methode angewendet werden.

Als planungsbezogene Ergänzung der Bewertung ist die Bestandsentwicklung ästuartypischer Arten zu diskutieren.

Die Überprüfung der Ziele des LBP ist anhand der Daten aus dem Planfeststellungsverfahren, ausgewerteter bzw. aufbereiteter bereits vorhandener Daten und der im Rahmen der Untersuchungen der Erfolgskontrolle gesammelten fremden und eigens erhobener Daten durchzuführen. Zur Bewertung und Interpretation der Ergebnisse sind die unterschiedlichen Zeiträume seit Umsetzung der Kompensationsmaßnahmen sowie die Eintragungen aus dem Grünlandtagebuch der jeweiligen Teilflächen zu berücksichtigen.

 

Darstellung der Ergebnisse

Je Untersuchungsjahr ist ein Untersuchungsbericht als Teil des Beweissicherungsberichts zu erstellen. Darin sollen eine Beschreibung des Untersuchungsgebiets (Abgrenzung und Struktur, Einteilung in Habitate) und die Beschreibung der Erfassungs- sowie Bewertungsmethoden enthalten sein.

Es sind Aussagen über das Artenspektrum und Siedlungsdichten, die Artenzusammensetzung in Relation zu vergleichbaren Biotopen, das Vorkommen von Arten der BArtSchV, von Rote-Liste-Arten, die Nachweise seltener Arten oder regionalen Besonderheiten, die Überprüfung hinsichtlich Arten der Bonner Konvention und der EU-Vogelschutz-Richtlinie zu machen. Die erhobenen Daten sind mit Erhebungen aus vergleichbaren Lebensräumen bzw. Referenzflächen und mit früheren Untersuchungen aus den jeweiligen Gebieten/Flächen zu vergleichen. Die einzelnen Kompensationsflächen sind gemäß ihrem naturschutzfachlichen Wert von Vogellebensräumen in Gebiete mit lokaler, regionaler, nationaler und/oder internationaler Bedeutung einzustufen (NLÖ-Methode).

In den jeweiligen Untersuchungungsberichten soll ein Vergleich mit den Zielen des LBP und den Vor- bzw. Vergleichsuntersuchungen enthalten sein, sowie eine abschließende Bewertung des Entwicklungsstandes der jeweiligen Kompensationsfläche gegeben werden.

Eine ausführliche Zusammenfassung des Untersuchungsberichtes - inkl. der Aussagen zu den Einzelabschnitten - ist zu erstellen.

Der Untersuchungsbericht soll enthalten:

- Übersichtskarten mit Lage der Untersuchungsflächen

- Karten der Untersuchungsflächen mit Eintragungen der avifaunistischen Bestandsaufnahmen

- Feldprotokolle mit Eintragungen

- Fotodokumentation (mit Originaldatei bzw. Dia, Negativ)

Vorzulegen ist der Untersuchungsbericht incl. Datentabellen, Grafiken und Karten sowohl in gedruckter als auch digitaler Form (word, excel, shape-files).

 

 

A.1.11.2              Maßnahmen im aquatischen Bereich

Die einzige Maßnahme im aquatischen Bereich ist die Vertiefung/Baggerung einer Rinne im Bereich der Hahnöfer Nebenelbe/Mühlenberger Loch zur Herstellung bzw. längerfristigen Sicherung einer Flachwasserzone. Die Maßnahme wurde im Jahr 2003 ausgeführt.

Aus den allgemeinen Zielen - Absicherung des langfristigen Vorhandenseins von Flachwasserbereichen - lässt sich keine Erfordernis für faunistische Untersuchungen im Rahmen einer Erfolgskontrolle ableiten. Aus der UVU und den Folgeuntersuchungen liegen großräumig Daten zum Makrozoobenthos vor, die zu Vergleichszwecken herangezogen werden könnten. Vergleichsdaten zu Laichgebieten von Fischen (Finte, Stint und Nordseeschnäpel) liegen nicht vor. Anhand vorhandener Daten lässt sich nur eine Grobeinschätzung vornehmen. Daher ist es nicht möglich zu ermitteln, ob eine Verbesserung für bestimmte Fischarten eingetreten ist oder nicht. Eine Erfolgskontrolle wäre in diesem Zusammenhang somit nicht durchführbar.

Die Untersuchungen zum Makrozoobenthos der Beweissicherung auf Eingriffsflächen haben gezeigt, dass diese Flächen entsprechend dem Substrattyp und der ästuarinen Dynamik besiedelt werden. Eine Erfolgskontrolle ist somit nicht erforderlich, da eine Verbesserung des Status Quo nicht das Ziel ist.

Aus den allgemeinen Zielen für das Maßnahmengebiet, d. h. der Absicherung des langfristigen Vorhandenseins von Flachwasserbereichen, lassen sich außer der Kontrolle der morphologischen Entwicklung keine Erfordernisse für weitere Untersuchungen, z. B. Untersuchungen der Fauna, im Rahmen einer Erfolgskontrolle ableiten.