Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

3 PROGNOSE DER ENTWICKLUNG TERRESTISCHER KULTURGÜTER OHNE VERWIRKLICHUNG DES VORHABENS (NULLVARIANTE)

Die dem normalen Tidegeschehen der Unter- und Außenelbe entzogenen terrestrischen Kulturgüter unterliegen lediglich den Einwirkungen durch die Zeit. Hierzu zählen alle Kulturgüter, die im Normalfall nicht (dauerhaft) mit dem Wasser der Elbe in Berührung kommen. Hochwässer können jedoch Bereiche, die nicht durch Sperrwerke und Deiche geschützt sind, überspülen. So befinden sich Kulturgüter im Vordeichland, die mehrmals jährlich im oder unter Wasser liegen.

Älteren Angaben zufolge ist mit einem Anstieg von 50-60 cm bis zum Ende des nächsten Jahrhunderts zu rechnen. Diese Werte sind noch mit großen Unsicherheiten behaftet.

Nach neuen Prognosen der Klima- und Meeresforschung (vgl. AMT STROM- UND HAFENBAU 1996) werden in Zukunft weltweit die Meereswasserstände weniger stark steigen, verursacht von der zunehmenden globalen Erwärmung, die auf dem Anstieg von Kohlendioxid und anderen "Treibhausgasen" in der Atmosphäre beruht. In den nächsten 10 Jahren (allgemeiner Zeitraum für die Betrachtung der Nullvariante) wird von rd. 1 cm Meeresspiegelanstieg auszugehen sein. Dies bedeutet bei einer Berücksichtigung der Entwicklung seit 1950 je nach Betrachtungszeitraum einen Anstieg des MThw um 2 bis 3 cm und des MTnw um 0 bis 7 cm.

Das Kartennull (KN; bezogen auf das mehrjährige mittlere Tideniedrigwasser) auf Höhe des Pegels St. Pauli mußte nach den zurückliegenden Ausbaumaßnahmen nach unten angepaßt werden. Durch diese erhebliche Absenkung liegen heute bei mittlerem Tideniedrigwasser bereits Teile einiger Kulturgüter frei, die sich bei deren Bau fast ständig unter Wasser befanden.

Die durch den Meeresspiegelanstieg bedingte, zu erwartende MTnw-Erhöhung und die durch die früheren Ausbaumaßnahmen bedingte MTnw-Absenkung werden sich teilweise aufheben.

Die Häufigkeit hoher Sturmfluten in Cuxhaven ist seit rd. 150 Jahren etwa konstant, die Anzahl mittelhoher Sturmfluten (1,5 bis 2,5 m über MThw) hat sich in den letzten Jahrzehnten erhöht. Mit einer geringfügig steigenden Anzahl mittelhoher Sturmfluten wird auch im nächsten Jahrzehnt ist zu rechnen sein (STROM UND HAFENBAU 1995a).

Häfen sind unterschiedlich stark durch ständige Sedimentation betroffen, wodurch sich die freie Wassertiefe und somit die Nutzungsfähigkeit verringert. Aus diesem Grund muß in wechselnden Zeitabständen Sediment aus diesen Häfen entnommen oder gespült werden.

Darüber hinaus läßt auch das in der Regel hohe Alter der Kulturgüter eine Zunahme der zum Erhalt der Objekte nötigen Arbeiten und Mittel erwarten.