Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

4.2 Landschaftsbildraum 2: Stadt und Hafen Hamburg

Charakteristisch ist hier die intensive Nutzung durch Industrie, Hafenumschlag und Lagerung sowie der starke visuelle Einfluß der angrenzenden Bebauung. Das Untersuchungsgebiet ist durch Kaimauern und Hochwasserschutzanlagen sehr eng begrenzt. Hier muß deshalb ein erweiterter Bereich (Zusatzbereich) betrachtet werden, um alle maßgeblichen visuellen Faktoren dieser Stadt- und Industrielandschaft zu erfassen. Die nordwestliche Grenze des Landschaftsbildraumes ist die Geestkante, so daß mit der Morphologie ein zusätzlicher Faktor berücksichtigt werden muß.

Der Landschaftsbildraum "Stadt und Hafen Hamburg" ist 5920 ha groß. Der Landschaftsbildraum ist in vier Landschaftsbildbereiche gegliedert. Bei allen vier Landschaftsbildbereichen wird ein Zusatzbereich (erweitertes Untersuchungsgebiet) mituntersucht.

Raumstruktur und Formenschatz

Die Landschaftsbildbereiche dieses Landschaftsbildraumes bieten gute bis sehr gute Voraussetzungen für das Erleben von Raumstruktur und Formenschatz. Charakteristisches, wenn auch in den Landschaftsbildbereichen unterschiedlich stark ausgeprägtes Merkmal ist die durchgehende Bebauung. Sie variiert von der kleinteilig gegliederten Wasserfront der Hamburger Innenstadt mit eng zusammenstehenden Gebäuden, Flutschutzmauern und der Hochbahntrasse über das von Hafenbecken, großdimensionierten Gebäuden für Umschlag, Lagerung, Schiffbau und Landverkehr geprägte Hafengebiet bis zu den wieder feingegliederten städtischen Bereichen Harburgs und Wilhelmsburgs.

Die Flächenwertstufe 1 ("Feine Kammerung") ergibt sich hauptsächlich aus der kleinteiligen Bebauung, die den Innenstadtbereich, die älteren Bereiche des Hafens, Wilhelmsburgs, Finkenwerders und Harburgs kennzeichnen. Die größer dimensionierte Hafen- und Industrielandschaft weist weitgehend die Flächenwertstufe 2 ("Grobe Kammerung") auf, "Große Weite" tritt in diesem Landschaftsbildraum nicht auf.

Am nördlichen Elbufer westlich der Landungsbrücken gewinnt mit der Geestkante die Geomorphologie an Bedeutung. Flußabwärts nimmt die Dichte der Bebauung ab, "Feine Kammerung" bleibt aufgrund der Baum- und Strauchvegetation in den Gärten und Parks sowie der Zertalung des Geesthanges jedoch erhalten.

Die Wirkung der baulichen Großobjekte (Abwertungsparameter) wurde in diesem Landschaftsbildraum nicht berücksichtigt, da ihre Wirkung in der Stadt- und Industrielandschaft nicht mit der in der freien Landschaft vergleichbar ist.

Sehr gute Voraussetzungen für das Erleben von Raumstruktur und Formenschatz bestehen in zwei der vier Landschaftsbildbereiche ("Hamburg Ost" (2.1), "Hamburg West" (2.2)), gute Voraussetzungen bieten die Landschaftsbildbereiche "Finkenwerder-Harburg (2.3) und "Wilhelmsburg" (2.4).

Naturnähe

Die Biotopobertypen des Landschaftsbildraumes sind größtenteils von stark anthropogener Prägung, erhalten somit eine niedrige Bewertung. Die in der Biotoptypenkarte ausgewiesenen Flächen sind größtenteils Industrie-/Gewerbegebiete, daneben kommen Verkehrsflächen, Offenbodenbereiche (dabei handelt es sich um Baustellen oder aufgespülte ehemalige Hafenbecken) und Ruderalflur auf Hafenbrachen vor. Die nicht von der Biotopkartierung erfaßten Flächen der erweiterten Landschaftsbildbereiche sind durch ihre Bebauung anhand der Topographischen Karte (TK 25) deutlich als Flächen intensiver Nutzung zu erkennen. Ausnahme ist hier der Bereich Altenwerder (im Landschaftsbildbereich 2.3), dessen Biotopobertypen als landschaftsraumtypisch eingestuft werden können, sowie die ebenfalls in starkem Kontrast zu den Siedlungs-, Industrie- und Gewerbebiotopobertypen stehenden landwirtschaftlich genutzten Teile Finkenwerders. Die Grünflächen am Geesthang sind Park- und Gartenanlagen und gehören als Siedlungsbiotope ebenfalls in die Flächenwertstufe 5 ("Biotopobertypen starker anthropogener Prägung").

Der Aufwertungsparameter "Bereich naturraumtypischer Zonierung" kommt in diesem Landschaftsbildraum aufgrund der weitgehenden Befestigung der Ufer nicht vor.

Insgesamt ist dieser Landschaftsbildraum von sehr geringer Naturnähe, womit er sich deutlich vom übrigen Untersuchungsgebiet unterscheidet. Alle Landschaftsbildbereiche bieten sehr schlechte Voraussetzungen für das Erleben von Naturnähe.

Anthropogene Prägung

Die anthropogene Prägung des Landschaftsbildraumes "Stadt und Hafen Hamburg" besteht im wesentlichen aus ausgedehnten Siedlungs- und Hafenanlagen sowie den Hafenbecken. Der Bereich der Speicherstadt und Teile von Steinwerder sowie die Bereiche St. Pauli Landungsbrücken und der Altonaer Fischmarkt sowie die im erweiterten Untersuchungsgebiet liegenden Teile von Finkenwerder und Altenwerder sind als Kulturlandschaft, seit 1880 unverändert bewertet worden (Flächenwertstufe 1). Nach 1955 wurden großflächig Landflächen im Hafen verändert, namentlich im Bereich Finkenwerder und entlang des Köhlbrandes sowie in Billbrook (Flächenwertstufe 3). Der Anteil der nicht anthropogen genutzten Flächen (Flächenwertstufe 4) beträgt im gesamten Landschaftsbildraum weniger als 10%. In diesem Landschaftsbildraum werden lediglich Aufspülungen als Überprägungen bewertet. Deichvorverlegungen wurden in diesen überwiegend mit Flutschutzmauern ausgestatteten Landschaftsbildbereichen ebenso nicht bewertet wie bauliche Großobjekte (vgl. Kap. 2.4.3.).

Die beiden südlich der Norderelbe gelegenen Landschaftsbildbereiche "Finkenwerder-Harburg" (2.3) und "Wilhelmsburg" (2.4) wurden als "Landschaftsbildbereiche mit durchschnittlichen Voraussetzungen für das Erleben der Anthropogenen Prägung" bewertet. Im Landschaftsbildbereich "Hamburg West" (2.2) ist der Flächenanteil der Flächenwertstufe 1 "Historische Kulturlandschaft, unverändert seit 1880" und der Anteil der Flächen, die als "Kulturlandschaft, unverändert seit 1955" (Flächenwertstufe 2) bewertet wurden etwa gleich groß (Bebauung der Geestkante Altona und St. Pauli). Der Landschaftsbildbereich "Hamburg Ost" (2.1) besteht überwiegend aus Flächen, die der Flächenwertstufe 2 ("Kulturlandschaft, unverändert seit 1955") zuzuordnen sind. Teile dieses Landschaftsbildbereiches, die Hamburger Innenstadt und die Speicherstadt, wurden mit der Flächenwertstufe 1 ("Historische Kulturlandschaft, unverändert seit 1880") bewertet. Insgesamt bietet dieser Landschaftsbildbereich durchschnittliche Voraussetzungen für das Erleben der Anthropogenen Prägung. Alle vier Landschaftsbildbereiche wurden durch Aufspülungen um eine Wertstufe abgewertet.